Hifi-Mops Grundig TK35
#1
Zum Urlaubsende möchte ich noch kurz mein Grundig-Lieblingstonband
vorstellen, nämlich das TK35.

Mein Vater hatte es sich 1958 vom Munde abgespart und es wurde zunächst als
Gesangs- und Gitarrenverstärker in seiner Band verwendet. Als der "dicke" Dynacord KV6 dazukam und diesen Part übernahm, baute Vater das Gerät mittels zweitem Tonkopf als Tonband-Echo um. Technik war damals eben noch knapp und teuer. Lange stand das Gerät dann unbeachtet herum, bis ich Nachwuchs es erspähte. Kinderlieder durfte ich draufsingen, ansonsten: Finger weg! Ich habe solange gequengelt, bis Vater es schließlich herausgerückt hat.
Ein Fehler, ruck zuck war es zerlegt und vollkommen zerschunden, meine ersten Tonbandbastelversuche eben. Viel später, so um 1979 wollte ich es wiederhaben, eine Zeitungsannonce wurde aufgegeben und ich erwarb das hier abgebildete Gerät, immer schön gepflegt, heute noch funktionsfähig. Mit 19cm/s und BASF DP26 ist der Klang immer noch super (geht laut Datenblatt bis 20.000 Hz immerhin), der eingebaute große Lautsprecher klingt im Verbund mit dem toll verarbeiteten Gehäuse hervorragend, es rummst ordentlich, das Ding! Dank Papstmotor läuft es schön ruhig und aufgrund des speziellen Schwungscheibenantriebs auch gleichmäßig. Kaputt war selten etwas, nur die Riemen mal und einige Kondensatoren mussten ersetzt
werden. So etwas darf aber sein, schließlich ist das TK35 Baujahr 1958.
Empfindlich sind auch die elenden Kontakte, wehe, man muss hier mal "bei".
Die Elektrik ist die reinste Schlangengrube, ich bedauere die armen Damen, die damals so einen Elektroknäuel zusammenlöten mussten. Ansonsten sind alle Materialien hochwertig und das Teil ist eigentlich fast unkaputtbar, um es auf Neudeutsch auszudrücken.

Gutbürgerliches Design anno 1958, passend zu Gummibaum und Nierentisch
[Bild: tk35-1.jpg]

Ohne Abdeckung, ein erster Blick hinein
[Bild: tk35-2.jpg]

Wie immer interessiert mich der Antrieb, graben wir ihn mal aus
[Bild: tk35-3.jpg]

Da ist sie, die Schwungscheibe. Der äußere Ring ist aus massivem Blei!
Der dicke Papstmotor treibt die untere Scheibe an, die Gummipuffer geben der Schwungscheibe den Anschub und im Betrieb übertragen die Federn die Kraft, sehr schön. So werden Gleichlaufschwankungen im Keim erstickt. Spätere Grundig-Konstruktionen waren mechanisch nicht so aufwändig.
[Bild: tk35-4.jpg]

Jetzt mal eben das Chassis ausgebaut, das geht sehr einfach mit 4 Muttern und einem Stecker (!) für den Lautsprecher
[Bild: tk35-5.jpg]

Ansicht von unten, hier geht der Verbautheitsgrad noch
[Bild: tk35-6.jpg]

Die Elektrik hinter dem Abschirmblech ist reichlich verknubbelt, an die Kontakte ist kaum heranzukommen
[Bild: tk35-7.jpg]

Mit minimalinvasivem Eingriff ist auch bei den Kontakten des Tastensatzes nichts zu machen
[Bild: tk35-8.jpg]

Schnell wieder zurück ins Körbchen. Feine Holzarbeit und guter Resonanzkörper, das Körbchen!
[Bild: tk35-9.jpg]

Gute Kiste, auch Röhrenfeinde sollten sie sich mal anhören...
(Anmerkung: Ich bin sowohl für Röhrentechnik als auch für Transitortechnik und beteilige mich an keinem Glaubenskrieg deswegen ;-) )

Gruß
Peter S.
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#2
Hallo Peter

das Ganze macht ja für sein doch schon beachtliches Alter einen guten Eindruck. Der elektrische Aufbau (Verdrahtung) war halt so für dieses Baujahr.
Nur denke ich das da sicher noch einige Kondis baldigst ihr arbeitsreiches Leben beenden werden und ersetzt werden müssen.
VG
Wolfgang
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