Open-Reel versus Closed-Reel
#1
Ich habe eines bislang nicht verstanden: warum sind die Kassettendecks ab ca. 1980 alle SO GUT gewesen? Vielleicht mangelte es an Dynamik, vielleicht musste man das Rauschen kompensieren, aber es gab eigentlich selten Probleme mit den hohen Frequenzen.

Mir ist keine Bandmaschine bekannt, die bei 4,75 cm/s derart gut ist! Dabei hat die Bandmaschine doch alle erdenklichen Vorteile. Liegt das wirklich 'nur' daran, dass die Bandmaschine nicht auf 4,75 eingemessen wurde? Wenn dem so wäre, hätten -die Deutschen allen anderen voran- die Hersteller längst die Geräte mit den 3 Geschwindigkeiten 2,4 / 4,75 / 9,5 ausgestattet.

Wenn denn nun die Technik der Kassettendecks sehr viel weiter fortgeschritten sein sollte, warum konnte man das nicht für die Bandmaschinen adaptieren? Oder ist das eine religiöse Frage, nach dem Motto "Bandmaschinen haben den lupenreinen Klang ohne dafür elektronische Spielereien zu benötigen - und das soll auch so bleiben!" ???
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#2
Ich fürchte, das liegt einfach zum größten Teil am Bandmaterial. Man verwendet bei Tonbandgeräten immer noch Fe Band. Auch wenn es mit Rückseitenbeschichtung versehen wurde wie das LPR 35, es ist immer noch Fe.

Jetzt nimm mal ein gutes TapeDeck und eine normale Fe Cassette. Dann sieht das Ergebnis schon wesentlich anders aus.

Eine EE fähige Bandmaschine, die mit 4,75 läuft hat es meines Wissens nicht gegeben.

Vielleicht hätte man auch mit Reineisen noch beim Tonband arbeiten können, aber was hätte dann ein Band gekostet?

Leider wurde beim Entwickeln von Tonbandmaschinen nicht so viel versucht wie bei den Tape Decks.
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#3
Wie du bereits geschrieben hast:
Man hat in die "praktischen" Cassettendecks eben viel mehr Entwicklungsarbeit hineingesteckt als in die "umständlichen" Maschinen, sowohl band- als auch geräteseitig.

Den Dinosaurier Bandmaschine hielt man wohl für langfristig nicht mehr verkaufbar, also wurde nicht entwickelt. Zudem hat das Cassettenband einige Vorteile gegenüber dem Schnürsenkel: Es ist dünner, schmiegt sich besser an die Köpfe und was mit "Open Reels" nicht funktionieren würde klappt im geschlossenen Gehäuse. Auch leichte Schrägstellung von Köpfen ist bei den extrem schmalen Spuren nicht so relevant wie bei breiten Spuren.

Alles in allem wurde viel erreicht - nur: Wenn ich mich heute durch Cassetten höre, die z. T. auf extrem teuren Decks gemacht wurden, so nervt die z. T. schlechte Klangqualität. Die Aufnahmen haben gelitten, die z. T. nicht 100%ig kompatiblen Noise-Reduction-Systeme tun ein übriges um den Spaß zu vergällen und last not least lebt auch eine Cassettenmechanik nicht ewig.

Ich gebe zu: Als das REVOX B215 auf den Markt kam, musste ich das Teil haben. Immerhin wollte ich meine B77 in Rente schicken, zumindest in den Teilzeit-Ruhestand. Die Aunahmen wurden auch toll - gar keine Frage. Nur war das Band immer einen Tick zu kurz oder lang. Also versuchte ich zu kleben. Das hat im Grunde auch funktioniert, nur bekommt man einen Vogel dabei.

Also hab ich es gelassen. Das hat den Vorteil, daß ich ein sehr gut erhaltenes B215 besitze, in dem noch keine 20 Cassetten gelaufen sind....

- Michael -
Michael(F)
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#4
Ja, es wird wohl am Bandmaterial liegen, aber auch an den Köpfen, bzw. den Spaltbreiten der Köpfe.

Auch die Entwicklung ging von den Spulengeräten weg auf die Kassetten. Eine meiner Lieblingsspinnerereien ist die Überlegung, was wäre wenn ein richtiges TB mit gleichem Entwicklungsaufand, vergleichbarem Bandmaterial und so weiter gebaut würde? Das käme sicher gut.....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5
Allein die Einmeßcompis der Cassettenteile hätten einem Bandgerät schon gut zu gesicht gestanden! Genau, sowas in einer Bandmaschine mit allem was die Cassettendecks so zu bieten hatten das wäre sicher interessant!!
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#6
Die Technik von Kassettengeräten ist nicht so ohne weiteres auf "richtige" Bandmaschinen übertragbar. Es sind in allererster Linie wohl eine Unmenge konstruktiver Details in der Mechanik welche nunmal trotz aller elektronischen Helferchen unumgänglich ist. Eine Bandmaschine muß mit 8-er Spulen genauso funktionieren wie mit 18-er oder gar 26-er und das tut sie auch! Eine Kassette ist immer gleich groß oder besser gesagt klein und ihre beweglichen Teile sind konstant leicht und somit von sehr geringer Masseträgheit. Es treten im Betrieb gleichbleibend niedrige, durch Reibungswiderstände verursachte Bremskräfte auf. Somit ist die gesamte Antriebseinheit klein, leicht und billig herstellbar. Das letzte Prädikat ist das entscheidende! Ich möchte sogar soweit gehen zu behaupten, daß es nicht möglich ist eine wirklich einfache Halbspurmaschine ohne viel Schnickschnack dran billiger zu produzieren als ein Spitzen-Kassettendeck. Und weil das nunmal eine, wie ich meine unumstößliche Tatsache ist wird kein Mensch auch nur einen Pfennig in die technologische Weiterentwicklung unserer Dinos investieren. Ich denke, es wird eher dahin gehen daß in einigen Jahren irgendwer auf die Idee kommt "Tonbandgeräte" herzustellen. Die haben dann zwei 30cm große und innenbeleuchtete Spulen, eine Unmenge buntflackernder LED´s und ein supergeiles kitschiges Display, keinen einzigen Tonkopf aber an der Seite einen schmalen Schlitz ;-) Wetten daß es so kommt!

Ja und was das Bandmaterial betrifft: Ich bin schon ziemlich satt wenn es mal gilt 25-er Zeug zu cuttern. So was mit 18-er zu veranstalten übersteigt meine Vorstellungskraft. Mal ein neues Kennband und ne Schaltfolie verpassen ist da schon das Äußerste was ich mir antue. Und ich hab gern und viel geschnipselt - aber mit "handfesten" Schnürsenkeln die auch freiwillig dort liegenbleiben wo man sie hintut!
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#7
Zitat:MGW51 postete
Eine Bandmaschine muß mit 8-er Spulen genauso funktionieren wie mit 18-er oder gar 26-er und das tut sie auch! Eine Kassette ist immer gleich groß oder besser gesagt klein und ihre beweglichen Teile sind konstant leicht und somit von sehr geringer Masseträgheit.
Das stimmt m.E. so nicht. Es gab mind. C30, C45, C60, C90 und C120 Kassetten, wobei es in den 70ern die billigen Decks nicht schafften, mit den C120ern klarzukommen. Auch die C90 setzte sich erst in den 80ern durch. Für das Kassettendeck war das offenbar schon ein großer Unterschied... Merkt man bei einem modernen Spitzendeck davon nichts, zeigt dies nur, daß man das Problem jetzt im Griff hat.
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#8
Die Cassettenwickel waren immer gleich groß, zumindest annähernd. Gewichte, Durchmesser und damit Hebelarme und -kräfte waren bei verschiedenen Cassettentypen sehr ähnlich. Lediglich das Band war unterschiedlich dick, besser gesagt, es war unterschiedlich dünn und wollte feinfühlig behandelt werden. Das schafften Spitzendecks. Aber selbst bei denen wurde in der BDA mitunter von den C120 abgeraten. TDK hat wohl deshalb versucht, mit der C100 zu punkten.
Michael(F)
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#9
.
Hatte nicht auch TDK versucht, eine c180 zu lancieren? Das muß ja fat durchsichtiges Bandmaterial gewesen sein.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#10
Ja, 180er gab es von TDK zumindest in Qualität "D" (also besseres Fe-Band), etwa um 1985/ 86 bei einem Händler in Haltern am See gesehen. War allerdings für mich als Schüler praktisch unbezahlbar (habe einen Preis von über 10 DM in Erinnerung, gegenüber etwa 3,50 DM für eine D-90), weshalb sie auch im Regal geblieben ist. War wohl auch besser so... das ruppige Cassettenteil in meiner damaligen Philips-Toplader-Kompaktanlage hatte zu dem Zeitpunkt schon so manche 120er-Cassette auf dem Gewissen. :-)
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