Frage an die Historiker
#1
Als ich hier im Forum eine Diskussion über Musik las, kam ich über ein paar Ecken zu Stücken in denen ein sog. Mellotron verwendet wird. Ein Tasteninstrument das Tonbänder spielt. Wenn man nun mehr über dieses Ding erfahren will kommt man per Internetsuche auf die Seite mellotron.com
Unter history fiel mir im besonderen der 2. Absatz auf:
http://www.mellotron.com/history.htm
Zitat:In 1946, a clever man named Harry Chamberlin saw a solution to this problem. One day, while playing his home organ, Harry got out a portable tape recorder to record his playing for some friends.
Hier ist die Rede davon das 1946 (!) der Erfinder dieser Geräte sein Orgelspiel mit einem tragbaren Tonbandgerät aufnahm. Nun drängelt sich mir folgende Frage auf:
Wie kommt es, das es in den USA (der Typ war Amerikaner) schon 1946 (!) Heimtonbandgeräte gab, die noch dazu tragbar gewesen sein sollen, wo doch Ampex erst 1948 sein Model 200 vorstellte. Ich dachte immer dass das Ampex 200 das erste in den USA verfügbare Tonbandgerät gewesen wäre und wirklich tragbar war das ja auch nicht.
Wer hätte ausser Ampex noch Tonbandgeräte herstellen sollen? Noch dazu 1946, wo dort wo man zumindest noch gewusst hätte wie es geht alles in Schutt und Asche lag.
Ich werde da nicht recht schlau draus. Wer weiss bescheid?
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#2
Ohne es zu wissen, vermute ich mal, daß "portable" hier nicht im Sinne einer Uher Report verwendet wird, sondern eher bedeutet, daß das Gerät nicht in einem Schrank eingebaut war und somit bei Bedard von zwei oder mehr Personen transportiert werden konnte.

Und das Gerät kann ja ein Import aus Europa gewesen sein. Die Ampex war vielleicht das erste Gerät, das in den USA hergestellt und offiziell angeboten wurde, aber so mancher interessierte Amerikaner wird sich schon vorher eines aus Übersee besorgt haben.

Im deutschen Wikipedia-Artikel zum Mellotron steht übrigens etws zu der verwendeten Bandtechnik: http://de.wikipedia.org/wiki/Mellotron
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#3
Zitat:timo postete
aber so mancher interessierte Amerikaner wird sich schon vorher eines aus Übersee besorgt haben.
Angesichts der Jahreszahl könnte es ja sogar sein, daß einige Geräte aus Deutschland als Reparationsleistung über den Atlantik gingen. Keine Ahnung, ob es sowas bei den Amerikanern (die ja zumindest im eigenen Land keinen Kriegsschaden hatten) auch gab.
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#4
Timo, 1945 kostete eine AEG K4, das erste in Serie gefertigte Tonbandgerät, das Jahresgehalt eines Akademikers. Und die K4 war kein Heimgerät. Das erste Studiogerät (!) in den USA kam erst 1948. Ich bezweifle das es 1946 überhaupt irgendein "Heimtonbandgerät" in dem Sinne gegeben hat, unabhängig davon wie gross es gewesen sein mag. Ich behaupte mal vor mitte der 50er war das Magnetophon eine reine Studioapparatur die für den Normalbürger garnicht erschwinglich war. Angeblich war das Interesse am Tonband in Übersee an Anfang eher gering. Und 1946 würde ich schon noch zur Anfangszeit rechnen.
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#5
Jetzt fällt mir wieder ein warum das Tonband in Übersee erst nicht so gut ankam.
Man hatte Stahldrahtgeräte die die Anforderungen damals erfüllten. Wenn überhaupt kann es also nur so ein Stahldrahrecorder gewesen sein. Die waren auch nicht so gross.
Aber warum steht das dann nicht da? Ein Tonbandgerät kann es nicht gewesen sein.
Überleg mal. Wir reden von einem Gerät das
- Nach der K4 entstanden sein muss.
- Für den Heimbedarf konstruiert gewesen sein muss.
- noch vor dem Ampex 200 auf den Markt gekommen sein muss. (Also Entstehungszeitraum 1945 - 48)
Diese Kombination halte ich für unmöglich bis mir jemand dieses Gerät präsentiert.
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#6
Ich tippe auf den "Brush Soundmirror", und zwar das 1/4-Zoll Spulentonbandgerät, das mit 19 cm/s arbeitete, von der Brush Co. gebaut wurde (Konstrukteur: Dr. Semi Joseph Begun), Band von 3M - sorry, ich bin unter Zeitdruck, kann daher nichts Präziseres angeben.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Und der kam schon so früh?
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#8
Ich meine mich zu erinnern, dass der gute Harry Chamberlin seine Mellotron-Idee erst Anfang der Fünfziger gehabt haben soll.

Als Liebhaber Mellotron-verseuchter Musikstücke habe ich mich da vor einigen vielen Jahren mal näher mit der Historie des Instrumentes befasst und von daher kommt auch mein (Halb)-Wissen. Das war aber noch lange vor Internet....und sind heute nur noch Erinnerungen.

Eines weiß ich aber auch heute noch ganz gewiss: Ist ein tolles Instrument, das Mellotron !

Rick Wakeman von YES sah das anscheinend anders, er hat während eines Auftrittes dieses schwere Ding einfach von der Bühne gekippt....und damit die sowieso schon magere Stückzahl gebauter Mellotrone um ein weiteres reduziert.

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#9
... und King Crimson sind eine zeitlang mit drei Mellotrönen durch die Welt gereist.

Das Thema wurde sconmal angerissen:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...readid=840

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
Zum Brush Soundmirror, in aller Kürze:

http://www.radiomuseum.org/dsp_herstelle...ny_id=2092

(nur, dass Begun nicht in "Hungary", sondern in Danzig geboren ist, aber das ist aus einer gewissen Entfernung ja auch nicht mehr so wichtig).

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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