Mikrophone, was braucht man?
#1
Hallo Ihr,

früher hatten ja die meisten tragbaren Geräte an der Mikrophonbuchse ja nur Tonanderspeisung für Electretkapseln. Daher war es auch das sinnigste eben solche Mikrophone zu verwenden und die Resultate waren ja garnicht so schlecht, für den recht geringen Aufwand.
Mehrere der heutigen Speicherkartenrecorder haben allerdings richtige symentrische Mikrophonanschlüsse mit Phantomspeisung.
Nun drängelt sich natürlich die Frage auf welche Mikrophone man nimmt, da man ja viel mehr Auswahl hat.

Früher sagte man das der Amateur an sich dynamische Mikrophone benutzt, obwohl das Kondensatormikrophon das bessere technische Prinzip ist, weil die Membranmasse geringer ist und somit die Schallwellen originalgetreuer aufgezeichnet werden.

Das hatte aber auch damit zu tun das 1. die Geräte keine Phantomspeisung hatten und 2. ein Kondensatormikrophon noch teurer war als ein auch schon recht teures dynamisches Mikrophon.

Heute bietet aber der Versandhandel schon eine gewaltige Vielfalt an Kondensatormikrophonen für weit unter 100 EUR an. Hinzu kommt die besagte einfachere Verfügbarkeit von Phantomspeisung.

Angenommen man hätte einen Recorder mit 2 Mikrophoneingängen mit Phantomspeisung, welche 2 Mikrophone sollte man kaufen um das meiste an praktisch vorkommenden Situationen zu erschlagen?

Sind dynamische Mikrophone noch zeitgemäss?
Welche Sorte Mikrophone nimmt man?
- Kleinmembran Kondensator?
- Grossmembran Kondensator?
- Electretmodelle mit Phantomspeisung (die ab 20 EUR angeboten werden)?
- Dynamische Mikrophone?

Welche Richtcharakteristik ist für die meisten Situationen sinnvoll?
- Kugel?
- Niere?
Das war ja das was meistens angeboten wird.
Dynamische Mikrophone haben noch den Nachteil der niedriegeren Ausgangsspannung.
Die Ausgangsspannung des Kondensatormikrophons ist höher weshalb der Verstärker nicht ganz so empfindlich sein muss.

Was machen die anwesenden Praktiker die keinen Goldesel im Keller haben?
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#2
Hallo Matthias,
wer hat schon einen Goldesel?

Alle Mikrofontypen haben ihre Daseinsberechtigung für den jeweiligen Einsatzzweck.
Deshalb kann ich Dir die Frage danach auch nicht ersparen.
Töne aufnehmen kann man mit allen irgendwie.
Wenn Du ein Interview draußen machst, ist das schon was anderes als im Studio.
Vom Mikrofontyp als auch von der Charakteristik Kugel/Niere her.

Ich selbst bin ein wenig sennheiserlastig.
Das hat damit zu tun, daß ich die Firma aus meiner Jugend noch kenne, die Leute mir noch bekannte und international eingesetzte Typen bauen und letztendlich (die hochwertigere Ware) noch in Deutschland produzieren.
Und weil man bei Sennheiser z.B. sehr gut die unterschiedlichen Einsatzzwecke der einzelnen Typen zueinander erkennen kann und sich beim Kauf nicht verzettelt.

Andere Firmen wie AKG oder Beyerdynamic sind da aber sicher nicht grundsätzlich schlechter.
Gut, aber preiswert, soll die Firma Rode sein. Über die habe ich im gehobenen Amateurbereich schon viel Gutes gehört, aber selbst keine eigenen Erfahrungen.

Ein gutes Allroundmikro ist das Sennheiser MD421, das extrem robust ist und von Gesangsaufnahmen der Beatles bis zu heutigen Reportagen (fast) unverändert Anwendung findet.
Das Manke sehe ich da im dynamischen Prinzip mit seinem geringen Ausgangspegel, wenn Du da wirklich nur mit dem Klein-Recorder aufnehmen willst.
Die gängigen Handheld-Recorder haben auch in höheren Preisklassen sehr mäßige Preamps, die es lustig rauschen lassen, wenn Du dann den Gain bis zum Anschlag auffahren mußt.
Im Studio (oder auch eigenen Wohnzimmer), wo Dir vielleicht ein gutes Mischpult mit hochwertigen Preams zur Verfügung steht, wäre das 421 dann wieder o.K.





Erzähl doch mal, was Du so machen willst.
Bert
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#3
Die dynamischen Sennheiser Mikrophone sind natürlich absolute Klassiker.
Das 421 und das 441 werden ja auch noch nach Jahrzehnten hergestellt.
Allerdings ist das preislich in keinster Weise bezahlbar.
Ich wäre an der Klasse unter 100EUR interessiert.
Die Frage ist was man häufiger braucht. Niere oder Kugel?
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#4
Was ich machen will weiss ich auch nicht so genau.
Letztendlich geht es um gelegentliche Sprach und Musikaufnahmen wobei ausschlieslich 2 Mikrophone verwendet werden sollen. Draussen wird eher nix gemacht werden.
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#5
´
Für viele Zwecke sind Kleinkapsel- Kondensatormikros mit Nierencharakteristik gut geeignet, für Amateure m. M. die empfehlenswerteste Kombination.

Sie haben ein gewisse Richtwirkung, indem sie bevorzugt den frontal einfallenden Schall aufnehmen und von hinten und teilweise seitlich auftreffende Geräusche weniger stark registrieren. Kleinkapseln nehmen auch fast den ganzen Frequenzbereich innerhalb ihres Aufnahmebereichs ziemlich gleichmäßig auf. Du wirst ja vermutlich mit X/Y oder ORTF arbeiten wollen / müssen, dann kommt schon eine gutes Ergebnis bei heraus. X/Y- Mikrofone gibt es auch fertig mit zwei Kapseln in einem Gehäuse. Das spart Platz, aber ich finde 2 separate Mikes universeller.

Großkapseln mit Nierencharakteristik sehen zwar imposanter aus, sind aber eher für nahe am Mikro befindliche Schallquellen geeignet. Sie haben eine frequenzabhängige Richtwirkung, zu den Seiten hin werden speziell höhere Töne schwächer aufgenommen, umgekehrt wie etwa ein konischer Lautsprecher abstrahlt.

Kugeln nehmen den Schall aus allen Richtungen gleichmäßig auf. Wenn Du nur vorhast, mit 2 Mikros zu arbeiten, sind Kugeln für die meisten Situationen nicht ideal. Bei groß- A/B hat Du nicht viel in der Mitte (oder mußt auf Kosten des Stereoeffekts zupannen bzw. ein Stützmikro für die Mitte verwenden) und falls frontal vor der Schallquelle positioniert wird, auch noch evtl. Störgeräusche vom Publikum. Vorteil ist, grade bei Klassik & Co., dass ein sehr schöner Raumeindruck mit aufgenommen wird.

Es ist übrigens ein gerne kolportiertes Gerücht, dass Großkapseln bessere Qualität im Baßbereich liefern. Das ist schon deshalb Unfug, weil die Membran so stramm gespannt ist, das ihre Eigenresonanz oberhalb des Hörbereichs liegt.

Schön ist auch ein Kugel- und ein Achtermikro für Aufnahmen nach dem M/S Verfahren zu verwenden. Dazu bedarf es aber einer Matrix. Dafür kann man über den Pegel der Acht die Stereobasis verändern (wenn man eine gute Abhöre hat)

Die vielen verschiednen Mikrofone haben alle ihre Daseinsberechtigung, da je nach Aufnahmesituation, Aufnahmeort, Musikrichtung und auch Zielsetzung bzw. Arbeitsweise des Tonmeisters unterschiedliche Mikrofontypen zum Einsatz kommen.

Sehr schön ausführlich ist das Thema Mikrofone im Dickreiter abgehandelt, auch Johannes Webers Handbuch der Tonstudiotechnik ist informativ. Womöglich kannst Du diese Bücher in der Stadtbücherei ausleihen, da Du ja mangels Goldesel sicher sparsam bist und nicht ziemlich teure Bücher für einmaligen Gebrauch kaufen willst. Fast umsonst sind die lehrreichen Mikrofonaufsätze von Jörg Wuttke auf den Seiten von Schoeps, die braucht man sich nur ausdrucken.

Aber wie gesagt, für die meisten Aufnahmesituationen bist Du mit Kleinkapsel- Nieren gut bedient. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit diesem Modell gemacht, weshalb es zu einem meiner Favoriten geworden ist:

http://www.akg.com/site/products/powersl...ge,DE.html

Grade gestern habe ich mit zweien dieser AKG´s ein kubanisches Quartett aufgenommen, sehr schön differenziert, klare Trennung der drei Gesangsstimmen, kurzum, sehr natürlich.

Editiert: Verständnisfehler beseitigt
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#6
Wenn das so ist
,dann schau Dich doch mal in der Bucht nach der Sennheiser K6 oder K3-Reihe um.

Die gibts mit Speise-Griffstück und Mikromodul oft für unter 100,- EUR.
Da hast Du den Vorteil, das Du die Köpfe (Kleinkondenser) austauschen kannst und es alle Charakteristiken (Kugel/Niere/Superniere/Keule) einzeln (und gebraucht oft als Schnäppchen) zu kaufen gibt.
Die Kombi K3u/ME88 benutze ich selbst für geangelte Aufnahmen im Zeppelin.
Die Geräte (die K6, die noch im Programm sind, noch mehr als die ältere K3-Reihe) spielen schon ziemlich weit oben in der Liga und haben einen knackigen Ausgangspegel.

Allerdings sind die nicht so gut gegen Griffgeräusche gedämpft wie z.B. das 421.



Bert
Bert
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#7
Zitat:Matze postete
.
Ich wäre an der Klasse unter 100EUR interessiert.
Bedenke: Was nicht viel kostet, taugt meist nicht viel.


Kennst Du den Spruch "Ich bin viel zu arm, mir etwas billiges leisten zu können"? Oft merkt man nach einiger Zeit, dass ein vermeintliches Schnäppchen Mängel hat. Dann kauft man doch etwas Besseres.

Es muß ja nicht gleich von Neumann kommen...
Frank


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#8
Zitat:Huubat postete
...geangelte Aufnahmen im Zeppelin.
Bert, mit Zeppelin meinst Du sicher kein Luftschiff?
Frank


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#9
So selten wie ich die Dinger brauche lohnt sich was anderes garnicht.
Und wenn es ein matched pair ist klingen beide gleich schlecht und es fällt nicht so auf.
Das Handbuch der Tonstudiotechnik habe ich hier. Wenn ihr sagt das man Nieren am meisten braucht, dann werde ich mir ggfs. sowas besorgen.
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#10
[Bild: zeppelin.jpg]

Für den einen ist es Duplo; für den anderen die größte Praline der Welt. Big Grin
Ich kenn das Ding nur unter dem Namen.
Bert
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#11
Was ist das denn?
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#12
´
Vermutlich der Zeppelin, mit dem Bert angelt...

Ein Windschutz für Mikros, der Geräusche durch Luftbewegungen verhindert. Gibt es auch als Hund.... sieht man mitunter, wenn Tonleute mit so einem Fellknäuel herumlaufen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/co...shield.jpg
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#13
Ja, ich dachte, der Begriff wäre geläufig.

Das Ding sieht man selten im Fernsehen, obwohl es bei jedem Dreh immer dabei ist.
Man kann damit außerhalb des Blickwinkels der Kamera den Ton mit einem darin eingebauten Richtmikro "angeln".

Bekannt im deutschen Fersehen ist er eigentlich durch einen der größten Franzosen geworden:


[Bild: alfonsA.JPG]


Der "Hund" ist eigentlich ein optionaler Fellwindschutz für starken Wind und heißt dann aber "tote Katze" ("deadcat")
Bert
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#14
... auf Grund der Bauform sollte sich der Zeppelin auch für Rohr- Richtmikros eignen, oder sehe ich das falsch?

Wäre sicher lustig, mit einer Lammfellrolle auf dem Besenstiel in der Fußgängerzone Passanten zu inter- wiefen....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#15
Zitat:Frank postete
... auf Grund der Bauform sollte sich der Zeppelin auch für Rohr- Richtmikros eignen, oder sehe ich das falsch?
Ich kenne eigentlich auch nur diesen Verwendungszweck.
Die K3u/ME88 Kombination ist ja ein Mikro, daß ohne Windschutz wie ein Batteriegriffstück mit Stiel einer Martinslaterne aussieht. Auch so lang und dünn.
Das kommt dann in den Käfig.

Und bei stärkerem Wind dann eben noch der Pelzmantel drüber.
Bert
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#16
´
Hier mehr von dem Franzosen:

http://www.youtube.com/watch?v=rIqZwn0jB...r_embedded

Ist im Bergischen aber nicht anders---
Frank


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