His Master´s Voice: Hündchen bellt auf Knopfdruck
#1
Hallo Freunde vergessener Schätzchen!

"Wer mit Hunden schlafen geht, wacht mit Flöhen auf" weis der Volksmund
zu berichten.
Kann man daraus den Umkehrschluss ziehen, dass man von einem
Flohmarkt zwangsläufig mit einem Hund zurückkommt? (Obwohl das allemal
besser ist, als auf den selben zu kommen).

Mir erging es zumindest ansatzweise so. Das "Hündchen"
hört auf den Namen "Nipper" und kommt in Gestalt dieses
kleinen Röhren-Reibrad-Rumplers daher.

Da so ein Kistchen ja allenfalls das Sammlerherz erfreut, hier
nur eine Kurzvorstellung (sprich: alles, was ich über dieses Gerät
bisher weis):

Technische Daten: absolut unbekannt!
Soweit ich es ausmachen kann, darf das Gerät kann am
Bundesrepublikanischen Netz betrieben werden, hat ein 1-Motorenlaufwerk
mit den üblichen Zwischenrädern, zwei Geschwindigkeiten 9.5 und 4.75,
max. 15 cm Spulendurchm., 4 Spur Mono, 1 AW-Kopf, einen eingebauten
Verstärker mit Lautsprecher, 3 Röhren (wobei Nr.3 das magische Auge ist)
und sonst eigentl. nichts weiter. Die "gefühlte" Bauperiode schätze ich auf
die frühen 60er.

Instandzusetzen ist an dem Gerät fast nichts - es läuft, spult in beide
Richtungen und spielt ab. (Das ist mehr als manche 26,5er Bastelbude aus
der Bucht kann!)
Eine Grundreinigung täte zwar gut aber wer den Geruch dieser alten Kisten
kennt, kann vielleicht verstehen, dass ich mich schwer damit tue. So ein
altes Teil hat näml. einen ganz eigenen Odem - und damit meine ich nicht
den Modergeruch vom Keller sondern den wirklich alten Geruch von Holz u.
Leder, ganz so, wie ihn Antiquitäten manchmal ausströmen. Den mag ich
gar nicht zerstören.
Darüberhinaus würde eine beherzte Reinigung die Reste der arg anfälligen
Beschriftung ablösen - aussehen tut diese ohnehin, als sei sie mit Abreibe-
buchstaben erstellt. An ein "Fake" glaube ich dennoch nicht - "Nipper" gab´s
sicher nicht als Abreibesymbol.

Bei diesem Gerät drängt sich mir eigentl. nur eine Frage auf, die ich mit Hilfe
dieses Forums zu beantworten hoffe:

Sind diese (bzw. ist dieses) Geräte tatsächlich von der damaligen
Grammophon-Gesellschaft gebaut worden? Ein gut verstecktes
Typenschildchen weist zumindest auf Thorn hin. Die Thorn Electrical
Industries, Limited
ist mir aber eher als Glühlampenfabrik geläufig und
die Thorn EMI auf deren Produkten das kleine Hündchen "Nipper"
erschien, gibt es laut Netz-Quellen erst seit 1979.
Also war es vielleicht doch noch die Grammophone Company,
die für die Produktion dieser Geräte verantwortlich zeigte?

Wer weis ein bischen mehr darüber?

Hier noch ein paar auf die Schnelle geschossene Aufnahmen von der kleinen Kiste:

[Bild: HMV_topview_800.JPG]

***

[Bild: HMV_with_cover_800.JPG]


***

[Bild: HMV_inside_top_800p.JPG]

Erstaunlich der gute Zustand der Reibräder. Die Andruckrolle ist indes aus
einem "steinernen" Material, das unmöglich einmal Gummi gewesen sein
kann. Da sie weder deformiert noch wellig ist, vermute ich, dass die Rolle
schon immer nahezu hart und glatt war. Zumindest ist sie in der Lage das
Band zu transportieren - den Gleichlauf schauen wir uns mal besser nicht an.


[Bild: HMV_inside_bottom_800p.JPG]


Von Innen sieht das Ganze dann so aus... ...nichts Spektakuläres.

[Bild: HMV_micro_800p.JPG]

Und ein kleines putziges Mikrofon ist auch noch dabei sodass man mit Hilfe
des Tragegriffes und geschützt durch den Kofferdeckel das Gerät leicht
auf Stimmenfang mitnehmen konnte.

Wer also einiges zur Geschichte dieser H.M.V. Geräte beitragen kann, möge
dies bitte hier tun.

Gruss

Peter


edit: Nipper hat mir gerade zugeflüstert, meine Bilder seien zu gross, also
habe ich sie verkleinert.

[Bild: nipper_modern.JPG]

"Wuff !" ...recht hast Du, guter Hund.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#2
Zitat:PeZett postete
Die [b]Thorn Electrical
Industries, Limited[b] ist mir aber eher als Glühlampenfabrik geläufig
Also, Fernseher von Thorn sind in England recht verbreitet, und zumindest die älteren sind wohl tatsächlich Eigenproduktionen. Ganz auszuschließen ist es also nicht, daß die auch Tonbandgeräte gebaut haben.

Allerdings ist die Maschine scheinbar mit dieser Shaftesbury und dieser Neckermann verwandt, von denen auch keiner so recht weiß, wer sie hergestellt hat.
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#3
Hallo Timo,

in der Tat: das Gerätelayout der Neckermann ist nahezu identisch.
Danke f.d. Info. Vielleicht bekommen wir den Kreis noch geschlossen.

Gruss
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#4
Noch mehr englische Verwandtschaft, eine Ferguson 3224:

http://www.saturn-sound.com/images%20-%2...203224.jpg
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#5
Hallo Peter,

mein erstes Tonbandgerät war diese Neckermann. Ich meine mich zu erinnern das der Hersteller aus Deutschland war. Sollte mir der Ordner mit meinen alten Bedienungsanleitungen mal in die Hände fallen, melde ich mich wieder.

Gruß
Friedhelm
der ab Januar 2009 zur A77Hs , 3x 4400 Report Monitor und TK46 sowie Tk47 noch eine M15a in sein Pflegeprogramm aufgenommen hat. Nicht zu vergessen 2 Uher CR1600, 1 Uher CR1600TC und die 2 Thorens TD 124 II :-)
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#6
Das mit der harten Andruckrolle gab es in der DDR auch. Bei dem kleinen Batterie-Tonbandgerät "Bändi" bestand sie nur aus einem Kugellager, welches mit seinem äußeren Umfang das Band gegen die Tonwelle drückte. Nix Gummi, blank auf blank und es ging. Von Gleichlauf kann natürlich auch hier keine Rede sein.
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#7
Hallo Peter,

ob mit oder ohne Hund, wer hat es hergestellt??? und wo???
Die "dicken" Kondensatoren, zeigen sie eine Aufschrift (das Netzteil?? der Trafo???), von wem sind die Röhren??? welche??? und vieles mehr. Mehr detektivische Klein-"ARBEIT" und grössere Fotos hätte ich gemacht.
Das "Zeugs" steht bei mir im Dutzend rum, deswegen bewundere ich Deine Arbeit.
Artikel im Netz gehen nicht ohne das "richtige" Equipment.
Such weiter.
Vieleicht weiss unser englische Forenkollege (man sieht nichts mehr von ihm) mehr???

Mit vielen lieben Grüssen aus Essen
H A N N S -D.

Aufgehellt gehts besser
[Bild: THORN_xx.jpg]
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#8
Hallo Peter,
Dies ist die gleiche wie meine "Ferguson" Maschine.
Hier sind einige Bilder von meiner Maschine.

[Bild: ferga.jpg]
[Bild: fergb.jpg]
[Bild: fergc.jpg]
[Bild: fergd.jpg]
[Bild: ferge.jpg]
[Bild: fergf.jpg]
[Bild: fergh.jpg]
[Bild: fergi.jpg]

Dies ist der Schaltplan. (Für die Halb-spur Modell)

[Bild: fergg.jpg]

Gruß
Peter.
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#9
Ein Marconiphone? Gab es vielleicht auch sogar Stille- oder Blattner-Band-Phone?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
niels,

Sorry Fehler - es ist ein Marconiphone - nicht Ferguson! Diese Maschine hatte viele Namen.
Ultra, HMV, Ferguson, Baird - und - Marconiphone!

Peter.
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#11
Interessant ist, daß Highlander mal von der viel neueren Neckermann Studio 7244 (Markteinführung war m.W. 1976) geschrieben hat, sie habe ein Laufwerk, welches auch in einer Ferguson-Maschine verbaut wurde. Und diese Maschine hat wiederum auffallende Familienähnlichkeit mit einem Modell des belgischen Herstellers Carad, welcher seit Mitte der 1970er Jahre zur Thorn-Gruppe gehört. So schließt sich der Kreis.

Allerdings hörte ich auch mal aus einer glaubhaften Quelle, die Neckermann 7244 sei von Gorenje in Slowenien gefertigt worden.

Und spätere "Marconiphone"-Modelle von Pathe-Marconi aus Frankreich (deren hauseigenes Plattenlabel wiederum mit der Thorn-Tochter EMI verbändelt war) waren baugleich mit der polnischen Unitra ZK-246.
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#12
Zitat:hanns-d.pizonka postete
....
Die "dicken" Kondensatoren, zeigen sie eine Aufschrift (das Netzteil?? der Trafo???), von wem sind die Röhren??? welche??? und vieles mehr. Mehr detektivische Klein-"ARBEIT" und grössere Fotos hätte ich gemacht.
...
Hallo Hanns-D.,

ja natürlich... ...aber Du weist doch: die "DNA-Sequenz" einer "zu identifi-
zierenden Leiche" stelle ich erst ein, wenn die Betrachtung der Portrait-Fotos
keine Ergebnisse zeigt.Wink Sprich: ...aus dem Verhau mal eben "auf die
Schnelle" die Bauteile so herauspflücken, dass man sie auf einem Bild
auch erkennen kann, war mir zur fortgeschrittenen Stunde mal wieder
nicht möglich (irgendwann bin sogar ich mal müde... ...ich konnte gerade
noch mit letzter Kraft den Auslöser drücken.) Aber zur weiteren Recherche
komme ich u.U. nicht drum herum.

@Alle

Danke für die zahlreichen Hinweise und für den Schaltplan
(von Peter.H) ... ...nun wissen wir schonmal,
dass diese Gerätetype so eine Art "Universal" gewesen ist, die
unter vielen Flaggen segelte. Neckermann hat sie nicht gebaut (das
darf man annehmen), H.M.V. in der Form wohl auch nicht, Ferguson
vielleicht oder gar Carrad?

Es darf weiter geknobelt werden...
(Mich interessiert einfach, wer "dahinter" steckte.)

Viele Grüsse

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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