Plattenspielerumbau auf Directdrive
#1
Hallo zusammen,

meinen alten, riemengetriebenen Plattenspieler von Renkforce GS461 wollte ich mit dem Directdrive-Modul Dual EDS910 von Pollin ausstatten, weil mich schon länger die ständigen Drehzahl-Drifts störten. Das Pollin-Modul alleine hilft einem noch nicht weiter, musste ich feststellen. Denn das Modul beinhaltet eigentlich nur den bürstenlosen Rotor und Stator des Motors sowie seiner Leistungselektronik. Den Regelungsteil für eine konstante Drehzahl muss man selbst entwerfen.

Ich habe mich dabei für eine Mikrocontroller-Einheit entschieden, denn diese ist flexibler als eine reine Hardware-Steuerung. Mit dem PIC12F683 ist eine Regelung machbar, sein PWM-Ausgang dient der Erzeugung der Steuerspannung für den Dual-Motor, und ein Eingang erhält die Inkrementalimpulse, woraus der PIC dann die tatsächliche Drehzahl errechnet und ggf. die PWM nachstellt.

Das Gerät arbeitete als Halbautomat, diese Funktion wollte ich erhalten. Die komplette ursprüngliche Platine wurde entfernt, ebenfalls natürlich der Motor. Neu eingebaut wurden:

(A) Entzerrer-Vorverstärker (diesen hatte ich bereits lange zuvor ergänzt, denn der Original-Plattenspieler lieferte nur das direkte Tonabnehmersignal).

(B) Mikrocontroller-Steuerteil mit LCD auf der Oberseite (LCD-Kontakte über dünne Bohrungen direkt von oben eingeführt und in Steckkontakte der Platine eingeführt).

© Start- u. Abschaltautomatik (enthält Gleichrichtung, Glättung u. Spannungsregelung sowie Selbsthalteschaltung bei Betätigung des Start-Tasters und Löschung durch LDR-Lichtschranke G).

(D) Motorplatte (Träger aus doppelseitig kaschiertem Epoxymaterial) zur Aufnahme des Dual-Motormoduls.

(E) Trafo.

(F) Ersatz der Originalschalter durch Taster (Start und Auswahl der Drehzahl).

(G) Lichtschranke zur Auslösung der Selbsthalteschaltung und somit Abschaltung bei Plattenende.


Mit der neuen Steuereinheit sind nun auch die selteneren Drehzahlen 16 2/3 und 78 einstellbar. Auch 0 lässt sich anwählen. Die Einregelung der Drehzahlen arbeitet recht zügig, es sind nur wenige Sekunden nötig (außer von 78 auf 33, da benötigt er etwas länger, weil der Motor ja nicht gebremst wird). Die Stroboskop-Spur am Rande des Plattentellers zeigt nur geringe Abweichung vom Soll und keine nennenswerten Schwankungen ohne Belastung.

Während des Betriebs zeigt das LCD die laufende Drehzahl an, bei Drücken des Tasters kommt man in ein Menü zum Ändern der Geschwindigkeit.


Dieter

[Bild: Turntable_unten.jpg]

[Bild: Turntable_oben.jpg]

[Bild: Steuer.png]

[Bild: Controller.png]
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#2
Zitat:WOW postete
meinen alten, riemengetriebenen Plattenspieler von Renkforce GS461
Der wurde übrigens von Unitra in Polen gebaut und heißt mit bürgerlichem Namen Fonica GS-461:

http://www.swistak.pl/aukcje/2358242,Oka...S-461.html
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#3
Timo,

dachte mir schon, dass Renkforce nur eine OEM-Markenbezeichnung ist (Hausmarke vom ehemaligen Versandhaus Völkner?). Deswegen (und wegen der schlechten Eigenschaften) habe ich ihn auch total umgebaut. Bei "Klassikern" würde ich derartige irreversible Umbauten nie durchführen.

Gruß

Dieter
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#4
Zitat:WOW postete
dachte mir schon, dass Renkforce nur eine OEM-Markenbezeichnung ist (Hausmarke vom ehemaligen Versandhaus Völkner?).
Genau, anfangs von Völkner, später von Conrad (die Völkner übernommen haben).

Neben polnischen Produkten von Unitra (Plattenspieler und einige Kofferradios und Radiorekorder) und Tonsil (Lautsprecher) gab es unter dem Namen auch vieles von Wangine aus Taiwan (Verstärker, Tuner und Kassettendecks) zu kaufen.

Edit: Hier ein Renkforce-Verstärker und hier das Wangine-Original.
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#5
Hier beide übereinander; oben der (deutsche?) RENKFORCE in einem (unschönen?) Braunton, darunter das ORIGINAL
[Bild: CONCERT300PA_CONCERT300W_e.jpg]
Ich weiss, ist OFFTOPIC, aber in wenigen Tagen sind beide Bilder weg; und mich (und andere auch?) interessiert WANGINE immer noch.
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#6
Hallo Dieter,
tolle Arbeit. Kannst Du uns/mich über den PIC aufklären?
Mit welchem Programm hast Du die Schaltbilder gezeichnet?
Ich denke dabei nur über meine A77 nach; wie kann ich die dazu bringen,
des nachts, wenn das Band nach der Aufnahme durchgelaufen ist (und ich schlafe), a)TONMOTOR b) oder wahlweise die MASCHINE komplett auszuschalten?
Hast Du dafür eine bis mehrere Ideen?

Viele Gruesse
H A N N S - D.

KÖNNTE/Sollte ein neuer Thread in der Bastelecke werden? Thema: Modifikationen an der A77.
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#7
Hallo Hanns-D.,

ohne Eingriff in die Maschine selbst böte sich doch der Einsatz einer Schaltuhr ein - einfach, preiswert und effizient.

@ Dieter (WOW):

Schöne Arbeit und sauber Aáusgeführt! Kompliment!

Gruß,
Klaus
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#8
Hallo Klaus,
da ich in etwa anderthalb Meter Entfernung von den Geräten schlafe, wünsche ich mir eine stille und durchaus komplexe Lösung "IN" der Maschine. Nach beendeter Aufnahme sollte sich die Maschine auch "leise" schlafen legen, das heisst alles (die Maschine) ist komplett stromlos und ohne Energieverbrauch. Meine alten Akai-Grosspuler können das, wenn auch etwas unelegant über einen Microschalter. Um das Ganze etwas weiter zu spinnen, der erfolgte Aufnahmevorgang auf dem Tonband gibt ein Triggersignal, das die gesamte "Aufnahmeapparatur" (Tuner, Vorverstärker, Endstufe, Bandmaschine) beim Bandende vom Netz her stromlos macht.
Grüsse
H A N N S -D.
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#9
Hallo Hanns-D.,

danke für das Lob, das war auch ziemlich Arbeit. Der PIC ist wie genannt ein 12F683, das Programm habe ich in C (Compiler CCS) geschrieben, der Schaltplaneditor ist BSch3V (Freeware).

Die Abschaltung Deiner A77 würde ich möglicherweise anders gestalten: Ein Relais in Selbsthalteschaltung, welches irgendwo aktiviert wird und durch die Lichtschranke bei Bandende wieder deaktiviert wird. Wenn Du mehrere Geräte auf diese Art abschalten möchtest, sollte das Relais bzw. Schütz außerhalb sein, nur das Lichtschrankensignal für den Relais-Release vom A77 nach außen führen. Müsste mir den Plan der A77 mal genauer betrachten...habe ja selber eine.

Gruß

Dieter
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#10
Hallo Dieter,
der Hitoshi bei suigyod.com scheint ein Spassvogel zu sein (oh, da habe ich doch das letzte o vergessen - ist mein Spass), denn wer die Bauteile-Bibliothek mit ThisHasSomeErrors bezeichnet, hat der noch alle Sakeschalen im Kopf? Vielleicht konfiguriere ich einen oder mehrere Pics für altes ORCAD 1.0?
Ich wurschtel mich mal durch; oder vielleicht schickst Du mir als Weihnachtsgeschenk Dein "Record-Player-Drive-Shematic" als RPDS.CE3 File??? oder wie hast Du es genannt?

Eigentlich sind die Voraussetzungen für alle gleich; bin gespannt wer bis zum EXE-File kommt.

Weihnachtliche Bastelgrüsse
H A N N S -D.
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#11
Hallo Hanns-D.,

werde ich machen, aber erst von zu Hause heute Abend.

Was meintest Du mit EXE-File?

Gruß

Dieter
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#12
Hallo Dieter,

wenn es sich um NULLEN und EINSEN handelt, dann schau ich immer
genau hin, welche Dateibezeichnungen und welche Extensionen gewählt
wurden.
[Bild: pic_NL3W.exe.jpg]

Viele Grüsse
H A N N S -D.
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#13
Zitat:hanns-d.pizonka postete
wenn es sich um NULLEN und EINSEN handelt, dann schau ich immer
genau hin, welche Dateibezeichnungen und welche Extensionen gewählt
wurden.
Was eine EXE-Datei ist, war mir schon bekannt, aber den Zusammenhang zur PIC-Programmierung habe ich auch nicht so ganz verstanden. :-)
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#14
Zitat:timo postete

...... aber den Zusammenhang zur PIC-Programmierung habe ich auch nicht so ganz verstanden..... :-)
War mein Fehler, ohne Nachdenken habe ich den Editor (als Elektronik-Zeichenprogramm) für ein Simulationsprogramm gehalten, hier ein interessantes Beispiel
http://www.20sim.com/

Wäre auch zu schön, ein brauchbares Elektronik-Simulations-Programm als Freeware zu finden.
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#15
Zitat:hanns-d.pizonka postete
Wäre auch zu schön, ein brauchbares Elektronik-Simulations-Programm als Freeware zu finden.
Dazu hatten wir ja schon einen Thread, wenn auch das "Ei des Kolumbus" für jeden einzelnen noch nicht dabei war.
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#16
Hallo zusammen,

das Schaltbild Plattenspieler-Controller hat leider einen kleinen Fehler -- es sind zwei der Controller-Pins falsch angeschlossen. Es handelt sich um die Pins 3 und 4, sie sind zu vertauschen. Nur so passt es auch zur Firmware. Siehe unten stehendes Bild.

Gruß

Dieter

[Bild: Plattenspieler_Controller.png]
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#17
Zitat:hanns-d.pizonka postete
...wünsche ich mir eine stille... Lösung "IN" der Maschine. ...
Das Abfallen des Magneten der Andruckrolle dürfte in jedem Fall das lauteste Geräusch sein, und darum kommt man nicht herum.

Es macht ganz einfach "Klack". Ruhe trotzdem sanft.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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