Umgang mit herausgeschnittenem Material
#1
Noch eine Schneidefrage:

Wenn editiert wird, gleich ob Interview oder Musik, so wird "überschüssiges" Material herausgeschnitten. Damit kann auf zwei Weisen umgegangen werden: aufheben oder wegwerfen.

Unter welchen Umständen wird in Originalbändern herumgeschnitten und wann in Umschnitten?

Von wiederveröffentlichten Material kenne ich es, dass Stücke "erstmals ungekürzt" veröffentlicht werden, also müssen die ehemals herausgetrennten Stücke wieder nachgewachsen sein. Wurden seinerzeit die Schnittstücke aufgehoben und archiviert und jetzt wieder eingefügt oder wurde damals umgeschnitten?

Taktgenaues Schneiden durch Umkopieren wird wohl nicht möglich gewesen sein, oder?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#2
Eine vorläufige, vermutlich noch zu präzisierende Antwort:

- Rundfunkanstalten (soweit ich sie kenne) haben fehlerhafte Aufnahmeteile herausgeschnitten und entfernt; wenn das Material für wenigstens so um die 5 Minuten Spielzeit war, konnte man es für die "aktuelle Berichterstattung" aufheben;

- Schallplattenfirmen haben die Originalaufnahmen ungeschnitten archiviert und für die weiteren Produktionsschritte weitere Kopien(-generationen) eingesetzt. Es wäre also keine Hexerei, eine ungekürzte Aufnahme herauszugeben, was zudem den Vorteil hätte, dass man (heutzutage) das Original digitalisiert, nicht aber eine Kopie.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#3
Zitat:Friedrich Engel postete
...
- Rundfunkanstalten (soweit ich sie kenne) haben fehlerhafte Aufnahmeteile herausgeschnitten und entfernt; wenn das Material für wenigstens so um die 5 Minuten Spielzeit war, konnte man es für die "aktuelle Berichterstattung" aufheben; ...
Im IG RFM-FORUM bin ich auf zwei Cutter-Maschinen von "Sander & Janzen" eingegangen, die im frühen DDR-Rundfunk zum Einsatz kamen:

Die [color="#0000FF']SJ 105 (R 34)[/color] mit einem extra Aufwickelteller für das herausgeschnittene Band,
und die [color="#0000FF']SJ 110 (R 35)[/color] für schnittlose Tonmontage.

Viele Grüße aus Athen
Hajo
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#4
Danke euch beiden.

Mein Fokus liegt in diesem Fall jedoch nicht auf der Neuverwertung herausgeschnittenen Bandes sondern auf der möglichen Archivierung, für den Fall, dass aus irgendeinem Grund "rückgebaut" werden soll.

Wie es an anderer Stelle schonmal anklang, bin ich dabei eine Sendung für unser Lokalradio zu entwerfen und aus purem Trotz und nähe zum Thema (75 Jahre Tonband, 70 Jahre HF-VM) möchte ich weitgehend analog arbeiten (schon allein damit Björns M15As wenigstens einmal zweckgemäß eingesetzt werden Wink ).

Wenn ich, um konkret zu werden, eine Hörszene aufzeichne und diese anschließend bearbeite, wären die herausgeschnittenen Teile früher bei Rundfunks weggeworfen oder zumindest zum Teil aufgehoben worden oder wäre in diesem Fall nicht das Urband geschnitten worden?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#5
Also, ich hatte ja noch so eben das Glück, in meiner Schulzeit aus Interessensgründen beim Lokalradio reinzuschnuppern, als gerade so noch alles mit Band gemacht wurde.

Die Wortbeiträge wurden auf 38 cm aufgezeichnet, dann am Original geschnitten, rausgeschnittene Teile weggeworfen.

Dann wurden die 38 er Wortbeiträge zusammen mit der Musik, die damals leider schon komplett von CD kam, auf das Sendeband überspielt. Das Sendeband war immer 19 cm. Gleichzeitig wurden auch die Moderationen per Mikro auf das Sendeband aufgesprochen. Kam es hierbei zu einem Fehler, wurde das Sendeband nach der fertigen Aufnahme noch geschnitten. Zum Schluß noch Vorlaufband und Endband dran, sowie das Trennband für die Werbung nach Minute 16:30, um die Maschine nach der Werbung wieder richtig einstarten zu können. Die Stelle des Trennbandes mußte natürlich bei der Aufnahme berücksichtigt werden. Ist klar.

Von dem Band wurde dann gesendet.

Danach kam das Band links oben ins große Archivregal und für die nächste Sendung wurde dann ein altes Sendeband rechts unten aus dem Regal geholt und gelöscht.

So wanderten dann innerhalb weniger Wochen die Bänder von links nach rechts durchs Regal. Somit wurde auch kein Sendeband aufgehoben.

Vier der fünf Sendebänder, wo meine Beiträge drauf waren, konnte ich allerdings retten. Nur das letzte nicht mehr. Die vier stehen heute bei mir rum.

In dem Studio, wo ich immer an den Maschinen saß, hatten wir als Zuspieler zwei Tascam 32 und als Mastermaschine eine Fostex E2. Ziemlich ungewöhnlich, ich weiß. Klingt komisch, iss aba so. Mischpult war Studer, die beiden CD Player Tascam. Kassettendeck auch Tascam. Schön war, daß die beiden Tascam Maschinen Fernstart hatten. Regler am Pult hoch, zack, ging es los.

Großes Erstaunen war immer, wenn ich ne komplette Sendung vorproduzierte. Ich hatte immer während der Arbeit das größte Chaos im Studio, war aber mit meiner Sendung immer am schnellsten fertig.

Sendemaschinen waren alles Revox PR 99 Mk III.

Leider habe ich kein einziges Foto damals gemacht. Ich hatte halt immer gedacht, daß das ewig so weitergeht.........

Gruß
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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