Wo gehört dieser Kopf hin?
#1
Moin,

kurze Frage: von diesen Uher-Original-Ersatzteilen (aus Bw-Bestand) sind mir kürzlich drei Stück zugelaufen. Es handelt sich um einen Kopf mit einem Halbspursystem (ca. 2mm Spalthöhe). Es kann sich aber nicht um einen "normalen" Aufnahme-, Wiedergabe- oder Kombikopf von Uher handeln, da man zu diesen Zwecken ja nur die bekannten Köpfe von Woelke, Bogen und später fernöstlicher Herkunft verbaut hat.
Auf dem Kopfträger Z-324 meiner RdL sitzt ein Dia-Impulskopf, der von der Bauform her gleich ist, aber nur ein Viertelspursystem besitzt.
Wozu gehört dieses Teil? Gab es auch irgendwo Impulsköpfe, die eine Bandhälfte bestrichen haben?
[Bild: P1010808kl.JPG]
[Bild: P1010807kl.JPG]
[Bild: P1010811kl.JPG]
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#2
´
Bei dem Stichwort "Bundeswehr" kommt mir der Gedanke, dass es sich um auf die Anforderungen des Militärs zugeschnittene Geräte handeln könnte. Da dürften dann durchaus nicht handelsübliche Teile verwendet worden sein.

Telefunken hat für die BW ein Gerät gebaut, das auch beim Einsatz in Panzern und Flugzeugen den dort auftretenden Erschütterungen und Beschleunigkräften keine Gleichlaufstörungen haben durfte. Das war ein Zweispurgerät, das auf einer Spur Signale aufzeichnete, auf der anderen Spur Kommentare des Benutzers oder ein Zeitsignal.

Eventuell gab es für den ortsfesten Einsatz solche Geräte auch von UHER.

Eine RdL mit Tarnfleckenoptik .....
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Hallo Frank,

du meinst sicher das Magnetophon 36. So eins hatte ich schon mal. Für 80 Mark incl. Servicemappe vom Surplus-Händler. Später, als ich mal Geld brauchte (als wenn das nicht IMMER der Fall wäre :lachenSmile, wurde es in der Bucht für 500 Euro verkauft. Die prozentual größte Gewinnspanne meines Lebens!

Was deine Vermutungen betrifft, weiß ich nicht so recht... Die anderen Teile, die da angeboten wurden und teilweise immer noch werden, sind eindeutig dem Uher Report zuzuordnen. Und bekanntlich gab es das in einer BW-Version in Mono-Halbspur und nato-oliv, aber außer der Pegelautomatik sonst nicht verändert gegenüber dem 4000 IC.

Gruß Holgi
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#4
Hallo Ihr Ahnenforscher,

um die Spekulationen zu begrenzen und Euch vom Glatteis zu holen, habe ich kurz beim BND angerufen und nach den Bundeswehrköpfen gefragt.
Antwort:
Diese Spezialköpfe sind nicht für die Bundeswehr, sondern vom und für den damaligen Klassenfeind produziert worden.
Die Geheimköpfe tragen die verdeckte Aufschrift "WN3T" und wurden in den 70ern von QUALITON in Ungarn produziert.
Habe zum Vergleich extra mal in meiner Schrottkiste gewühlt:

[Bild: Tonkopf.Qualiton%20018.1.jpg]
[Bild: Tonkopf.Qualiton%20017.1.jpg]

...und so sahen die Teile komplett für das Qualiton "M20" aus:
Es handelt sich um ganz normale A/W-Kombiköpfe.

[Bild: Tonkopf.Qualiton%20019.2.jpg]
[Bild: Tonkopf.Qualiton%20020.1.jpg]

Gruß

Bernd
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#5
Sehr interessant, Bernd! Die Frage ist nur, wo hat Uher diese Köppe verbaut? Und hat die Bundeswehr wohl gewusst, was sie da für Teile hat:teufel:?

Holgi
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#6
Kann es sein, dass der hier abgebildete Halbspurkopf sein Magnetsystem genau in der Mitte hat ? In diesem Fall könnte das Band ja nur in einer Richtung bespielt bzw. abgehört werden, oder ?

Wozu wäre ein solches System gut ? Damit die Aufnahme sicher angebracht werden kann und keine welligen Bandkanten das Tondokument zerstören können ?

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#7
Zitat:grundig tk 240 postete
Kann es sein, dass der hier abgebildete Halbspurkopf sein Magnetsystem genau in der Mitte hat ?
Thomas,

das hast Du richtig erkannt, der Eisenkern befindet sich in der geometrischen Mitte des Kopfes.
Diese Bauweise wurde von den ersten Vollspurköpfen auch auf die Halbspurköpfe übernommen, da sich so eine einfache und praktikable Konstruktion ergab.
Die obere und untere Hälfte des Kopfes konnte aus gleichen Teilen hergestellt werden.
Um die aktive Spur auf die untere Bandhälfte zu bekommen, versetzte man den Kopf am Gerät entsprechend nach unten.
Die Kopfspiegelfläche war ja genügend hoch, so daß das Band über seine gesamte Breite geführt wurde.

Außergewöhnlich an diesem Kopf ist allerdings das der sichtbare Eisenkern am Kopfspiegel nur sehr schmal ist (~1mm), was auf einen geringen Kernquerschnitt schließen lässt.
Man ist bei der Konstruktion dieses Kopfes vom üblichen Standard des geblechten und geteilten Kernpaketes abgewichen.
Es handelt sich um einen sog. Spitzkeilkopf.
Der Kern besteht hier aber nur aus einem einzigen etwa 0,5mm dicken und etwa 3mm hohen Blech, welches hochkant angeordnet ist.
Dieser Monoblechkern ist in drei Teile aufgeteilt.
Zwei Teile (Schenkel) auf denen jeweils eine Spule sitzt und die nach vorne abgewinkelt spitz zulaufen, um sich am Kopfspiegel zu treffen, wo sie entsprechend geschliffen, den Arbeitsspalt bilden.
Ein Teil (Jochblech) befindet sich hinter den Spulen und bildet die magnetische Querverbindung, damit ist der magnetische Kreis geschlossen.
Diese Bauweise ist mir bisher noch von keiner Firma begegnet und für mich außergewöhnlich.
Die Genialität einer Konstruktion liegt schließlich in ihrer Einfachheit!

Gruß

Bernd
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#8
Ich habe bei Ebay schon lange einen Verkäufer im Auge, der offenbar "hunderte" Uher-Tonköpfe hat, die ich nicht unterbringen kann. Es sind offenbar die Einsätze von Viertelspurköpfen, die ich in dieser Form ebenfalls noch nie gesehen habe:

http://cgi.ebay.de/Neuer-Tonkopf-Fa-UHER...1|294%3A50

Weiß jemand, was das für Teile sind? Hersteller scheint identisch mit den oben gezeigten Köpfen zu sein, also Qualiton.

Gruß Holgi
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#9
Hallo Holgi,

ist der Kopf für Wiedergabe (??? Spaltbreite keine Angabe)
oder auch (mit Kompromissen?) für Aufnahme. Was sagen die
UHER-Unterlagen zu der Nummer 70155?
[Bild: UHER_70155_b.jpg]
Gruss
H A N N S -D.
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#10
Moin,

den sozialistischen Kopf vom Anfang habe ich mal mit einer Tonkopfhalterung für das Uher Report verglichen, die im Original einen Bogen-A/W-Kopf getragen hat, und siehe da: Das Gussteil hat zwei Bohrungen, die genau mit den Gewindebohrungen des ominösen Kopfes fluchten und beim Bogen-Kopf unbenutzt bleiben!
Versuch macht kluch: Mittels etwas längerer M1-Schrauben passt der neue Kopf genau und der Kopfspiegel ist auch am geografisch selben Ort wie der andere - es scheint also doch von vornherein dafür vorgesehen gewesen zu sein, ggf. diese Qualiton-Köpfe zu montieren!

[Bild: P1010824.JPG]
[Bild: kopf1.JPG]

Hat nicht einer von euch so'n Bundeswehr-Report und kann mal nachsehen, ob da dieses Teil verbaut ist?

Gruß Holgi
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#11
Da könnte ich vielleicht aushelfen:

Von Rudolf Grabau gibt es einen Aufsatz in der FunkGeschichte 27 (2004), S. 74-78 über die bei der Bunzwehr gängigen Bandgeräte:
"Tonaufzeichnungsgeräte in der Funkaufklärung der Bundeswehr", in der er auch ein eigenes größeres Werk anspricht, das ich aber weder kenne noch habe:
Rudolf Grabau, Der materielle Aufbau der Fernmeldetruppe EloKa des Heeres 1956 bis 1975, Bonn 1994 (Geschichte der Fernmeldetruppe EloKa des Heeres 1956 bis 1990, Band 2).

Im Aufsatz kommt er recht summarisch auf die Produkte der Firma Uher und ihr Abkindern in die Bunzwehr zu sprechen, schließt dann aber einen Hinweis an, den ich wörtlich zitieren möchte, weil er nicht unkuriose Schlaglichter auf die obige Tonkopfaffäre wirft. Der letzte Satz hat's dann in sich:

"Mit dem 2-Spur-Tonbandgerät 4000 report der Firma Uher (mit vier Bandgeschwindigkeiten: 2,4 - 19 cm/s und 13 cm Spulendurchmesser) kam ein kleines und leichtes Gerät zu einem akzeptablen Preis auf den Markt, das 1963 erstmals von der Bundeswehr beschafft wurde. Das Gerät ist seinerzeit bewusst ohne Materialgrundlagen (TDv) und Ersatzteilbevorratung in jeweils handelsüblicher Ausführung und mit gängigem Zubehör gekauft worden, weil Vorbereitung und Aufrechterhaltung der logistischen Versorgung mehr Kosten verursacht hätte als die Beschaffung selbst. Anweisungen an die Truppe, Geräte auch bei leichten Defekten sofort auszusondern und neue aus dem vorhandenen Depotbestand anzufordern, scheiterten jedoch an der Einstellung der Truppe, anvertraute Geräte stets gut zu pflegen und instand zu halten. Aufgrund dieser Erfahrungen wurde bei anderen, später beschafften Geräten ein derartiges logistisches Konzept nicht wieder realisiert, sondern bei Bedarf auf die Baugruppenebene verlagert. Erste Beschaffungsaufträge für diesen Standardtonschreiber der Bundeswehr beinhalteten stets das komplette Zubehör, sodass sich bei den EloKa-Verbänden große Mengen von Mikrofonen, Akkumulatoren, Netzgeräten usw. ansammelten, die nicht gebraucht wurden. Daher ist die Truppe dann von diesen Teilen entlastet und ab 1978 nur noch eine im Lieferumfang reduzierte Version beschafft worden. Übrigens wurde dieses Tonbandgerät auch in den Funkaufklärungsstellen der Nationalen Volksarmee der DDR und der Stasi eingesetzt."

Übrigens tauchen auch die Kopfbauarten von Woelke-Ihle-Lösche als exakte Ableger der Marktschorgaster Originale (entweder von dort stammend oder exakt, nicht nur als Spitzkeiltypen allgemein nachgebaut) im Staate der Dichter und Bauern auf, was sich in Anbetracht der regelmäßigen Besuche des weiland NSDAP-Mitgliedes Max Ihle (die Entnazifizierung ordnete ihm einen Aufpasser bei; da war also mehr) in der DDR durchaus merkwürdig ansieht, weil bei Dichters und Bauers ja dem Vernehmen nach ehemalige NS-Kader nominell nicht eingelassen wurden.

Die Beziehungen des Wirtschaftsraumes der DDR zum Klassenfeind et vice versa wies eine Reihe von merkwürdigsten Merkwürdigkeiten auf, die jenseits von IKEA und Co. so gar nicht zu dem passen wollen, was die Regierung Adenauer den BRDlern erzählte.

Hans-Joachim
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#12
Hallo,

ich musste den Fred nochmal nach oben schieben, weil das "Rätsel" des sozialistischen Tonkopfes gelöst ist!
Genau einen solchen Kopf fand ich zu meinem Erstaunen vor, als ich kürzlich das schon lange in meinem Besitz befindliche Report L hervorholte. Nachdem ich die Kopfabdeckung zu Reinigungszwecken entfernt hatte, bot sich mir folgendes Bild (der Bundeswehr-Ersatzteilkopf auf entsprechender Basis als Vergleich):

[Bild: report-l-kopf.jpg]

Da kann man mal sehen, wie genau man seine Geräte kennt. Ich hätte schwören können, meine Uhers enthielten nur Woelke- und Bogen-Köpfe :grins:!

Gruß Holgi
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#13
Nur eine winzige Ergaenzung: die Köpfe wurden von BRG (Budapesti Radiotechnikai Gyár) hergestellt - das Unternehmen lief unter dem Namen Vörös Szikra=Roter Funke und wurde in 1949 gegründet - zwecks Tonbandgeraeteherstellung: in diesem Jahr wurden die ersten und auch letzten Ampex-Geraete nach Budapest gebracht, da der kalte Krieg zu diesem Zeitpunkt dort angelangt war, das westliche technische/elektronische Geraete in die sowjetische Zone nicht mehr verkauft wurden; demzufolge wurde - wie auch anderorts - die Eigenproduktion angeschoben.
Im erstem Schub entstand eine Studio-Tonband-entwicklung bei dem Ungarischem Rundfunk, das dann unter dem Namen MechLabor fungierte, und die Modellserie STM (300,600) herstellte, bzw. die obenerwaente Vörös Szikra, vorrangig für Militaer/Abwehr-Aufgaben Elektronik herstellen sollte, und dann - nach 1956 - Konsumelektronik herstellte:
Die M-Serie (7-8-9-10-11-20-40) die dann unter den Namen Qualiton verkauft wurde, aber davor noch Mambo (in Lizenz) baute - bzw. Cassettengeraete wurden auch produziert, die MK-Serie...
Dann aber kam die RGW-Not: ein Tauschhandel intern im sozialistischem Lager - es wurde 5-Jahr-Planmaessig vorgegeben, welches Land wieviele Trabis/Tonköpfe/Teslas im Kliringrubel-Aussenhandel dem anderem zu verkaufen hatte...in diesem Zuge wurden dann auch DDR-Bandmaschinen BRG-Köpfe verpasst, und MechLabor hatte die Aufgabe, die TFK-Köpfe nachzubauen, die dann - siehe Wunder -in den 70-ern denn weg zu Uher und TFK fanden...Die Uher waren bei der Stasi und auch bei der Armee beliebt, und baldigst mussten die, wegen dem Abhör-Eifer abgenützte Köpfe, ersetzt werden: dann schon lieber vom Sozialistischem Bruder anfordern wie vom westlichem Klassenfeind kaufen... Smile
Mehr: http://www.radiomuseum.org/dsp_herstelle...ny_id=7642 und
http://www.magnomuzeum.hu/index.php?inf=fotoalbum
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