Mikrofon-Frage
#1
Moin,
Hin und wieder findet man auf Flohmärkten ja mal Bänder, auf denen Familienväter irgendwelche Festlichkeiten im Wohnzimmer aufgenommen haben. Manche sind total verrauscht und dadurch eher weniger hörenswert, zumal man auch wenig von dem Gesprochenen versteht, aber Andere wiederum sind vom Klang her so rauscharm und deutlich und laut, dass man denkt, sie wären erst gestern aufgenommen worden, dabei sind sie schon fast 50 Jahre alt und dazu auch nur Duplikate der Original-Bänder!

Jetzt stellt sich mir die Frage, was damals für Mikrofone benutzt wurden, die so wenig Rauschen erzeugten und eben einen kompletten Raum aufnehmen konnten, ohne das Signal hoch auszusteuern?
Vielleicht weiss jemand einige Typ-Bezeichnungen (vielleicht mit Bild?) und kann darüberhinaus noch sagen, ob man mit denselben Mikros heute noch ähnliche Erfolge hätte...
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#2
Es gibt bei Mikrofonen verschiedene "Charakteristiken", also z.B. Nierencharakteristik oder Kugelcharakteristik. Demzufolge erfolgte die Aufnahme innerhalb eines definierten Aufnahmebereichs. Dazu wirst Du aber auch noch weitergehende Antworten erhalten. Mit Sicherheit.

Gruß Jens
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#3
Hallo,
dieses Phänomen kann die unterschiedlichsten Ursachen haben.
Je nach Bedienung (Positionierung) oder Art der eingesetzten Vorverstärkung.
Die Mikros spielen natürlich auch eine Rolle. Die ist aber eher gering.

Wenn Du die Dir Beatles in ihren Anfängen im Hamburger "Star-Club" ansiehst, dann wirst Du feststellen, daß die mit den gleichen dynamischen Sennheiser MD421 arbeiten, mit denen die Reporter heute noch um die Häuser schleichen.
Auch bei den Kondensatormikros hatte man damals schon einen sehr hohen Stand. Die schwächste Stelle in der Qualitätskette lag immer außerhalb der Fähigkeiten der zeitgenössischen Mikrofonkapseln.

Natürlich gabs auch Neuerungen in den letzten Jahrzehnten.
Von einigen, für den Privatmann fast unbezahlbaren, Studioausführungen (Sennheiser MKH-Reihe oder Neumann) mal abgesehen, hauptsächlich Entwicklungen der Peripherie.
z.B. drahtlose Übermittlung; rauschärmere Vorverstärker und digitale Ausgabe via USB-Anschluß.
Die Kapsel als solche ist nicht revolutioniert worden.

Ich arbeite selbst mit der Sennheiser K3 und K6-Reihe, wobei die letzte es auch sicher schon weit über dreißig Jahre zu kaufen gibt. Bis heute unverändert.

Bert
Bert
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#4
Die Qalität dieser alten Mikrofonaufnahmen hängt wohl weniger vom verwendeten Mikrofontyp als von den Fähigkeiten des aufnehmenden "Toningeneurs" ab (Aussteuerung; Anpassung).
Für den Heimgebrauch war und ist das Tauchspulenmikrofon gängig.
Die Ausführungen reichen hier von billig bis hochwertig.
Das Tauchspulenmikrofon ist der meistverbreiteste Typ und ist sogar in der professionellen Szene zu finden. Mit ihm lassen sich gute bis sehr gute Raumaufnahmen machen.

In den Anfangsjahren war manchen Heimgeräten auch ein relativ unempfindliches Kristallmikrofon beigepackt, es eignete sich aber mehr zur Nahbesprechung als zur Raumaufnahme.
Dieser Mikrofontyp ist relativ früh wieder vom Markt verschwunden.

Wenn die Eingangsfrage nicht so konkret wäre, könnte man ein Buch über Mikrofontypen und ihre Eigenschaften sowie Anwendungen schreiben.
Das wurde z.T. hier im Forum wohl schon getan.

Bernd
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#5
Die sonstigen Geräteschaften spielen auch eine Rolle. Zwischen Tonbandgerät und Tonbandgerät und deren Mikrofonverstärken gibt es deutliche Unterschiede.
Zudem gibt es akustisch günstigere und ungünstigere Räume. In einem bedämpften Raum wird die Sprachverständlichkeit besser sein als in einem stark hallendem zum Beispiel.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#6
...das wäre wie wenn jemand fragen würde:
"Welche Fernseh-Antenne erzeugt am wenigsten Bildrauschen..."

Das Mikrofon erzeugt weder Rauschen, noch "steuert es aus". Diese Dinge vollbringt das Tonbandgerät.

Aus der Fragestellung leite ich ab, daß es hier um Heimtonbandgeräte geht mit den dazu passenden, entweder bereits im Lieferumfang enthaltenen, oder als Zubehör erhältlichen Mikrofonen für Heimtonbandgeräte. Welches Mikrofon zu welchem Gerät paßt, kann man aus der jeweiligen Bedienungsanleitung entnehmen. Solange sowohl Tonbandgerät als auch Mikrofon heute im Jahr 2009 immer noch technisch einwandfrei sind, funktionieren beide noch genau so wie damals, d.h. sie harmonieren sehr gut miteinander und es sind qualitativ ausgezeichnete Aufnahmen damit möglich.

Schlechte Tonqualität bei alten Aufnahmen liegt nicht am verwendeten Mikrofon, sondern ist schlicht und ergreifend das Ergebnis falscher Bedienung des Aufzeichnungsgerätes verschuldet vom Vorbesitzer. Was auch häufig zu beobachten ist: Ein über die gesamte Aufnahmedauer hinweg zu hörender 50-Hz-Brummton, manchmal verursacht durch Kabelbrüche oder ungünstige Aufstellung des Mikrofons in der Nähe von Störquellen.

Wie man gute Mikrofonaufnahmen macht, über dieses Thema gab es in den Fünfziger, Sechziger und Siebziger Jahren eine Fülle von Ratgebern in Buchform, die man auch heute noch meist für 1 Euro in diversen Auktionshäusern abgreifen kann. Das Wichtigste steht aber bereits in den Bedienungsanleitungen der jeweiligen Tonbandgeräte zu lesen.

Vielleicht eine Randnotiz:
Bei Röhrengeräten mußte man beachten, daß das Mikrofonkabel nicht zu lange ist, sonst gab es hörbare Qualitätseinbußen. Solange der Anwender keine Verlängerungsschnur benutzt, sondern das Mikrofonkabel einfach ganz normal direkt mit der dafür vorgesehenen Mikrofonbuchse verbindet, sollte es diesbezüglich keine Probleme geben.
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#7
Hallo,

bei solchen Aufnahmen wird einmal mehr deutlich, dass Mikrofonaufnahmen
(besonders Sprache) fast schon die Königsdisziplin eines Tonbandamateurs
darstellen.

Neben den zuvor genannten Parametern werden ja auch oft bei der richtigen
Aussteuerung Fehler gemacht. Das ist aber auch, wenn man nur ein Mikrofon
zur Verfügung hat, nicht ganz einfach (meiner Ansicht nach fast unmöglich).
Weiter entfernte Stimmen wollen eingefangen werden andererseits werden
dann im Nahfeld befindliche Stimmen u.U. gnadenlos übersteuert
aufgenommen. Fährt man indes den Pegel für den Nahbereich runter, hört
man bei den "schwachen Fernstimmen" eben viel Rauschen und die
Einflüsse des Raumes treten deutlicher hervor.
Sicher - der Aufnehmende wird (hoffentlich) bei Einsatz eines
einzelnen Mirkofones dieses in die "Mitte" gestellt haben und seine
"Mitspieler" haben (hoffentlich) im Halbkreis drum herum gestanden.
Soweit die Theorie! In der Praxis hatten eben doch nicht alle den gleichen
Abstand zum Mikro, weil "Klein Fritzchen" zwei Köpfe kleiner ist, als sein
grosser Bruder und dieser auch immerzu herum hampelt (und damit seine
Kopfposition ständig ändert) oder weil die Mama immer viel lauter
singt, als der Rest der Familie usw. usw. ....

Für wirkl. gute Resultate braucht´s also doch mehrere Mikrofone - vielleicht
ist genau das bei den guten Aufnahmen gemacht worden und bei den
schlechten eben nicht.

Gruss

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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