07.03.2009, 18:46
Nachdem in der Vergangenheit schon einiges an Beiträgen zur ReVox A77 verfasst wurde, möchte ich heute mit meinem Beitrag eine ausführliche Dokumentation über die Überholung einer mehr als 30jahre alten ReVox A77MkIII beisteuern. Hergestellt im Mai 1974!
Zur Geschichte dieser A77 MkIII ist nur bekannt, dass Sie schon mehrere Vorbesitzer hatte, wobei einer dieser Vorbesitzer wahrscheinlich gerne selbst Hand an die Technik legt, ohne jedoch über ausreichende Kenntnisse der Tonbandtechnik zu verfügen.
Es war also unter den Vorbesitzern jemand, der ein großer Freund von Sprühmitteln ist und diese auch gerne anwendet um damit quasi alternatives Handauflegen die Wiederbelebung von defekter Technik mittels Sprühror zu provozieren.
Aus meiner Erfahrung in Sachen Tonbandtechnik kann ich hiervon nur abraten. Die Blüten dieses Handeln werden hier mit den folgenden Abbildungen hoffentlich anschaulich dargestellt.
Wenn solch eine Spitzenmaschine der Heimtonbandgeräte nach mehr als dreizig Jahren defekt ist, so ist dies nicht ungewöhnlich und nicht auf nachlässige Konstruktion zurückzuführen. Vielmehr ist sind hier einzelne Bauelemente der Elektrotechnik verantwortlich und nicht die Konstruktion der ReVox als solche, die hier durchaus ihres gleichen sucht. Insbesondere in Sachen Wartung und Einstellmöglichkeit fast Konkurrenzlos vorbildlich auf ihren Sektor.
Wunden ergeben sich nach dieser Zeit zumindest an folgenden Stellen:
- alle Trimmer
- fast alle Frako-Elektrolytkondensatoren
- Teilweise Tantal-Elektrolytkondensatoren
- Teilweise Rfia-Mini-Print 0,47µF Kondensatoren
- Teilweise Motor-Phasenschieberkondensatoren
- fast immer der offene Audio-Schalter des Inter-Connection-Boards
Diese Defekte rühren alle auf vorzeitige Alterung der betroffenen Bauteile, welche der Hersteller dieser Bauelemente verantwortet.
Folgende arbeiten habe ich an der ReVox A77MkIII ausgeführt:
- Alle Elektrolytkondensatoren (einschließlich der Tantals) erneuert.
Kommentar: Die Tantal-Kondensatoren wurden zum Teil gegen gleichwertige Folienkondensatoren ersetzt.
- Alle Rifa-Mini-Print Kondensatoren gegen entsprechende Folienkondensatoren ausgetauscht.
- Alle Trimmer gegen gekapselte Trimmer ausgetauscht.
- Gleichrichter gegen Leistungsstärkere Typen ersetzt, da die Pufferkapazitäten der Ersatzkondensatoren von mir größer ausgelegt wurden.
- Ausgangspegel-Stereo-Potentiometer ( war schlicht defekt gesprüht worden )
- Alle Audioschaltkontakte zerlegt, gereinigt und zusammengesetzt.
Das durch einem der Vorbesitzer verwendete Sprühmittel war im Inneren der A77 MkIII üppig versprüht worden und die Maschine damit völlig überflutet.
Daher war eine deutlich aufwendigere Zerlegung der Maschine erforderlich um die Suppe abzutragen, als dies sonst der Fall gewesen wäre. Gereinigt und trockengelegt wurde mittels geeigneten flüchtigen Reinigungsmittel (Kontakt 601 und WL), Küchentuch, Glasradierer und 600er Schleifpapier.
Wie alles begann folgt nun hier:
Abbildung der A77MKIII (Front mit Gehäuse)
Die A77 ist mit einem äußerst robusten Drei-Motoren-Aludruckgusslaufwerk
ausgestattet, welches seines gleichen sucht. Die Motore sind durchweg als Asynchron-Außenläufer konstruiert. Die Tonköpfe sind getrennt für Aufnahme und Wiedergabe vorhanden und umgeben von einem Schirmgehäuse. Die Tonwelle ist vorgealtert und mattiert ausgeführt um einen möglichst geringen Schlupf des Antriebes zu gewährleisten.
Jede Funktionseinheit befindet sich auf einer eigenständigen Platine, so sind Netzteil, Tonmotorregelung und Laufwerksteuerung auf eigenständigen Leiterplatten untergebracht.
Die NF-Technik bzw. Audiotechnik liegt direkt hinter dem Bedienfeld, so dass die Verbindungen zu den Einstellorganen möglichst kurz und Störunabhängig ausgeführt sind. Hinter dem Bedienfeld befindet sich eine große Verbindungsleiterplatte, welche alle Verbindungen zu den einzelnen kanalgetrennt aufgebauten Verstärkersteckkarten herstellt, dazu zählt u.a. auch der Löschgenerator.
Abbildung hinteres Innern der A77MKIII
Wie zu erkennen befinden sich unter dem linken Wickelmotor zwei optional eingesetzte Leiterplatten an der Netzeilplatine. diese beiden Leiterplatten sind zwei NF-Leistungsverstärker die es ermöglichen, an der A77 von außen angeschlossene Lautsprecher mit DIN-Anschluss zu betreiben.
Die Leistungsverstärker werden direkt vom Netztrafo mit Wechselspannung versorgt und haben kanalgetrennte Gleichrichter mit Siebung direkt auf ihrer Leiterplatte integriert, so dass das interne A77 Netzteil möglichst wenig durch die Endstufen beeinträchtigt wird.
Damit solch eine Präzisionsmaschine wieder so aussieht wie oben abgebildet, ist einiges an Arbeit erforderlich, die mit den folgenden Abbildungen dokumentiert habe.
Auf der Unterseite der Maschine hat sich ein Teil der Sprüh-Suppe gesammelt und ist ins Etikett eingedrungen. Wie zu erkennen fand die letzte Wartung im Jahr 1979 statt.
An den Audioprints ließ sich gut erkennen wo sich all die Suppe gesammelt hatte, so auch an den Steckverbindungen hier:
Nicht nur an den Leiterplatten selbst stand die Suppe über, nein auch an jeglichen Stellorganen, wie z.B. hier an einem der Potentiometer:
Der grüne Glibber trat durch die eingeleiteten chemischen Reaktionen schon aus dem Gehäuse aus.
Auch auf der gesamten Oberfläche der Leiterplatten hat sich die Sprühflüssigkeit großzügig verteilt, seht selbst anhand der folgenden Abbildung:
Die im folgenden Bild dargestellten Trimmer und FRAKO-Kondensatoren (Goldgelb) neigen zu ausfällen. Die Trimmer verrotten durch Korrosion, der zum Verlust der Andruckspannung des Schleifers auf die Widerstandsbahn führt oder sogar zum Abbruch des Schleifers selbst.
Die Frako-Kondensatoren neigen zu Undichtigkeit und damit zum Verlust ihrer spezifizierten Parameter.
Auch die Funkenlöschkondensatoren der Laufwerksteuerung und auch die Type in der Tonmotorregelung neigen zu Rissen an der Vergussmasse des Kondensatorgehäuses. Ein Austausch sollte also im Rahmen der Wartung auch von diesen Bauteilen erfolgen.
Diese Einstellung an der A77 sollte man unbedingt meiden!
Denn die richtige Einstellung ist weiterhin 220V auch wenn inzwischen 230V Nennspannung vom Energieversorger geliefert werden. Bei der Einstellung 240V erhalten gerade an der A77 die Wickelmotoren zu wenig Spannung um ausreichendes Moment zu entwickeln und dies führt dann unweigerlich zur Schlaufenbildung während des Anlaufs beim Start der Maschine.
Der Start der Instandsetzung beginnt also mit einer großzügigen Zerlegung der Maschine mit den unteren bereich der Audioelektronik.
Auch die Wahlschalter schwammen in der Suppe und bedurften der Reinigung, das Inneren der Schalter ist wie folgt:
Im weiteren Verlauf der Überholung schaut es dann doch etwas chaotisch aus, doch keine Sorge, es ist seitens ReVox alles gut dokumentiert, so dass auch dieser Zwischenzustand reversibel ist.
Wenn dann im Anschluss alles wieder zusammengebaut ist, hat man mindestens einen solchen Haufen an Altbauteilen herumliegen.
Gruß
Thomas
Zur Geschichte dieser A77 MkIII ist nur bekannt, dass Sie schon mehrere Vorbesitzer hatte, wobei einer dieser Vorbesitzer wahrscheinlich gerne selbst Hand an die Technik legt, ohne jedoch über ausreichende Kenntnisse der Tonbandtechnik zu verfügen.
Es war also unter den Vorbesitzern jemand, der ein großer Freund von Sprühmitteln ist und diese auch gerne anwendet um damit quasi alternatives Handauflegen die Wiederbelebung von defekter Technik mittels Sprühror zu provozieren.
Aus meiner Erfahrung in Sachen Tonbandtechnik kann ich hiervon nur abraten. Die Blüten dieses Handeln werden hier mit den folgenden Abbildungen hoffentlich anschaulich dargestellt.
Wenn solch eine Spitzenmaschine der Heimtonbandgeräte nach mehr als dreizig Jahren defekt ist, so ist dies nicht ungewöhnlich und nicht auf nachlässige Konstruktion zurückzuführen. Vielmehr ist sind hier einzelne Bauelemente der Elektrotechnik verantwortlich und nicht die Konstruktion der ReVox als solche, die hier durchaus ihres gleichen sucht. Insbesondere in Sachen Wartung und Einstellmöglichkeit fast Konkurrenzlos vorbildlich auf ihren Sektor.
Wunden ergeben sich nach dieser Zeit zumindest an folgenden Stellen:
- alle Trimmer
- fast alle Frako-Elektrolytkondensatoren
- Teilweise Tantal-Elektrolytkondensatoren
- Teilweise Rfia-Mini-Print 0,47µF Kondensatoren
- Teilweise Motor-Phasenschieberkondensatoren
- fast immer der offene Audio-Schalter des Inter-Connection-Boards
Diese Defekte rühren alle auf vorzeitige Alterung der betroffenen Bauteile, welche der Hersteller dieser Bauelemente verantwortet.
Folgende arbeiten habe ich an der ReVox A77MkIII ausgeführt:
- Alle Elektrolytkondensatoren (einschließlich der Tantals) erneuert.
Kommentar: Die Tantal-Kondensatoren wurden zum Teil gegen gleichwertige Folienkondensatoren ersetzt.
- Alle Rifa-Mini-Print Kondensatoren gegen entsprechende Folienkondensatoren ausgetauscht.
- Alle Trimmer gegen gekapselte Trimmer ausgetauscht.
- Gleichrichter gegen Leistungsstärkere Typen ersetzt, da die Pufferkapazitäten der Ersatzkondensatoren von mir größer ausgelegt wurden.
- Ausgangspegel-Stereo-Potentiometer ( war schlicht defekt gesprüht worden )
- Alle Audioschaltkontakte zerlegt, gereinigt und zusammengesetzt.
Das durch einem der Vorbesitzer verwendete Sprühmittel war im Inneren der A77 MkIII üppig versprüht worden und die Maschine damit völlig überflutet.
Daher war eine deutlich aufwendigere Zerlegung der Maschine erforderlich um die Suppe abzutragen, als dies sonst der Fall gewesen wäre. Gereinigt und trockengelegt wurde mittels geeigneten flüchtigen Reinigungsmittel (Kontakt 601 und WL), Küchentuch, Glasradierer und 600er Schleifpapier.
Wie alles begann folgt nun hier:
Abbildung der A77MKIII (Front mit Gehäuse)
Die A77 ist mit einem äußerst robusten Drei-Motoren-Aludruckgusslaufwerk
ausgestattet, welches seines gleichen sucht. Die Motore sind durchweg als Asynchron-Außenläufer konstruiert. Die Tonköpfe sind getrennt für Aufnahme und Wiedergabe vorhanden und umgeben von einem Schirmgehäuse. Die Tonwelle ist vorgealtert und mattiert ausgeführt um einen möglichst geringen Schlupf des Antriebes zu gewährleisten.
Jede Funktionseinheit befindet sich auf einer eigenständigen Platine, so sind Netzteil, Tonmotorregelung und Laufwerksteuerung auf eigenständigen Leiterplatten untergebracht.
Die NF-Technik bzw. Audiotechnik liegt direkt hinter dem Bedienfeld, so dass die Verbindungen zu den Einstellorganen möglichst kurz und Störunabhängig ausgeführt sind. Hinter dem Bedienfeld befindet sich eine große Verbindungsleiterplatte, welche alle Verbindungen zu den einzelnen kanalgetrennt aufgebauten Verstärkersteckkarten herstellt, dazu zählt u.a. auch der Löschgenerator.
Abbildung hinteres Innern der A77MKIII
Wie zu erkennen befinden sich unter dem linken Wickelmotor zwei optional eingesetzte Leiterplatten an der Netzeilplatine. diese beiden Leiterplatten sind zwei NF-Leistungsverstärker die es ermöglichen, an der A77 von außen angeschlossene Lautsprecher mit DIN-Anschluss zu betreiben.
Die Leistungsverstärker werden direkt vom Netztrafo mit Wechselspannung versorgt und haben kanalgetrennte Gleichrichter mit Siebung direkt auf ihrer Leiterplatte integriert, so dass das interne A77 Netzteil möglichst wenig durch die Endstufen beeinträchtigt wird.
Damit solch eine Präzisionsmaschine wieder so aussieht wie oben abgebildet, ist einiges an Arbeit erforderlich, die mit den folgenden Abbildungen dokumentiert habe.
Auf der Unterseite der Maschine hat sich ein Teil der Sprüh-Suppe gesammelt und ist ins Etikett eingedrungen. Wie zu erkennen fand die letzte Wartung im Jahr 1979 statt.
An den Audioprints ließ sich gut erkennen wo sich all die Suppe gesammelt hatte, so auch an den Steckverbindungen hier:
Nicht nur an den Leiterplatten selbst stand die Suppe über, nein auch an jeglichen Stellorganen, wie z.B. hier an einem der Potentiometer:
Der grüne Glibber trat durch die eingeleiteten chemischen Reaktionen schon aus dem Gehäuse aus.
Auch auf der gesamten Oberfläche der Leiterplatten hat sich die Sprühflüssigkeit großzügig verteilt, seht selbst anhand der folgenden Abbildung:
Die im folgenden Bild dargestellten Trimmer und FRAKO-Kondensatoren (Goldgelb) neigen zu ausfällen. Die Trimmer verrotten durch Korrosion, der zum Verlust der Andruckspannung des Schleifers auf die Widerstandsbahn führt oder sogar zum Abbruch des Schleifers selbst.
Die Frako-Kondensatoren neigen zu Undichtigkeit und damit zum Verlust ihrer spezifizierten Parameter.
Auch die Funkenlöschkondensatoren der Laufwerksteuerung und auch die Type in der Tonmotorregelung neigen zu Rissen an der Vergussmasse des Kondensatorgehäuses. Ein Austausch sollte also im Rahmen der Wartung auch von diesen Bauteilen erfolgen.
Diese Einstellung an der A77 sollte man unbedingt meiden!
Denn die richtige Einstellung ist weiterhin 220V auch wenn inzwischen 230V Nennspannung vom Energieversorger geliefert werden. Bei der Einstellung 240V erhalten gerade an der A77 die Wickelmotoren zu wenig Spannung um ausreichendes Moment zu entwickeln und dies führt dann unweigerlich zur Schlaufenbildung während des Anlaufs beim Start der Maschine.
Der Start der Instandsetzung beginnt also mit einer großzügigen Zerlegung der Maschine mit den unteren bereich der Audioelektronik.
Auch die Wahlschalter schwammen in der Suppe und bedurften der Reinigung, das Inneren der Schalter ist wie folgt:
Im weiteren Verlauf der Überholung schaut es dann doch etwas chaotisch aus, doch keine Sorge, es ist seitens ReVox alles gut dokumentiert, so dass auch dieser Zwischenzustand reversibel ist.
Wenn dann im Anschluss alles wieder zusammengebaut ist, hat man mindestens einen solchen Haufen an Altbauteilen herumliegen.
Gruß
Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!
Noa and Mira Awad
NOA Keren Or
reVox B251 Revision und Modifikationsliste!
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