Frage zu Scotch 150-Bändern
#1
Moin!
Ich habe heute bei einem Trödler in der Nachbarstadt, der heute ausnahmsweise mal auf hatte, 7 18cm-Bänder der Marke Scotch 150 und 200 für 5 Euro erstanden, was mir sehr preiswert erschien. Nun hätte ich gerne gewusst, wann diese Bänder produziert wurden und was sie so wert sein könnten (es sind die mit den klaren Kunststoffspulen). Sie sind übrigens in einem hervorragendem Zustand, auch wenn sie schonmal bespielt wurden.
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#2
Mahlzeit,

die Bänder sind betagt, zeigen aber als solche, was in den USA ging, und: So dramatisch waren die Unterschiede zu den hiesigen Usancen nicht.

Scotch 150 ist ein rotbraunes Langspielband ohne Rückseitenbeschichtung und wurde 1954 gefertigt.
Scotch 200 -ebenfalls rotbraun und ohne Rückseitenmattierung- weist ungefähr die Stärke eines Doppelspielbandes auf und erblickte 1957 das Licht der Welt. Der technische Status beider Bänder liegt beim Agfa PE31, das zwischen 1958 und 1968 gefertigt wurde.

Nachdem jene Bändertypen hierzulande nicht primär üblich waren, wäre nicht uninteressant zu erfahren, was sich auf den Bändern befindet. Sie nämlich dürften entweder aus der Hand von Besatzungssoldaten stammen oder aber vom amerikanischen Geheimdienst, auf den sicher auch so manches merkwürdige Bandgerät (z. B. Magnemites mit 2,4 cm/s in den 1950ern!) zurückzuführen ist, das hier in Europa noch heute aus den Tagen des Kalten Krieges über den Markt schwirrt. Sollten Telefongespräche drauf sein, na ja....

Hans-Joachim
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#3
Zitat:a.empire postete
Moin!
Sie sind übrigens in einem hervorragendem Zustand, auch wenn sie schonmal bespielt wurden.
Hallo empirisches A,

welchen Zustand bezeichnest Du als "hervorragend" ?
Den technischen oder den optischen ?

Über den technischen Zustand machst Du Dir am besten selbst ein Bild, indem Du eines der Bänder mal durch die Maschine jagst....dann weisst Du auch, ob der Preis gerechtfertigt war.

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#4
Oh oh oh nein!
Soo alt sind die Bänder nicht und interessantes Material befindet sich auch nicht annähernd darauf (alles 80er Schlager und Disco, ist auch cool, aber mit Euren Vermutungen natürlich nicht zu vergleichen!).
Dann werden die Kartons nicht original sein, obwohl die nach äußerer Erscheinung höchstens 20 Jahre aufm Buckel haben. Es sind Kartons mit den typischen Schotten-Karo-Mustern darauf, die findet man übrigens auch auf den Markierungsbändern wieder, welche weiss sind und dann eben mit den Musterunterbrechungen. Darüberhinaus (ich weiss nicht, wie die Verhältnisse damalsd waren) ist es eine 3M-Co-Produktion, auf jeden Fall steht der Name noch mit drauf. Und die Spulen sind aus klarem Kunsstoff, in dem die Namen Scotch und 3M eingelassen sind, sehen auch eher nach Spät-80er aus.
Das Band, ich bin noch nicht so bewandert, ist so dünn, dass es mindestens Doppelspielband ist und es ist dunkelbraun...
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#5
Außerdem habe ich die Bänder aus Glücksburg nahe Flensburg und da wir ja englische Zone waren, wäre es vielleicht schwierig, hier amerikanisches Bandmaterial aufzufischenSmile
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#6
Zum Nachschlagen der Basisdaten aller 3M-Bänder siehe
http://www.aes.org/aeshc/3mtapedoc.html

dito Agfa und BASF:
http://www.aes.org/aeshc/docs/basftape/basftapes.html

allerdings alles in englischer Sprache; übigens: 1 mil = 25,4 µm, in den USA wird üblicherweise die Grundfoliendicke genannt, NICHT die Gesamtdicke!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Zitat:Friedrich Engel postete
übigens: 1 mil = 25,4 µm, in den USA wird üblicherweise die Grundfoliendicke genannt, NICHT die Gesamtdicke!

F.E.
Danke Friedrich, ich habe mich seit 20 Jahren darüber gewundert, warum Sony-Langspielbänder mit 25 µm aufwarten. Hatten diese Japaner wohl amerikanische Gewohnheiten - im Unterschied zu maxell.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#8
Zitat:niels postete
im Unterschied zu maxell.
Maxell waren ja keine 100prozentigen Japaner, denn bis Mitte der Neunziger Jahre teilweise sogar noch Made in England. Sitz war in Telford, Provinz Shropshire.
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#9
... und 1990 / 1991 machte Maxell allerhand Anstalten, das Münchner Agfa-Magnetbandwerk zu übernehmen ... schließlich landete es doch bei (bzw. in) der BASF Magnetic GmbH. Wie gut, dass man sich heute nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen muss, was da hätte werden können ...

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#10
Also, falls es sich um solche Bänder handelt...

[Bild: Scotch_150-18_1.jpg]

...dann sind die eher aus der zweiten Hälfte der 60er Jahre. Und sie wurden nicht nur in Europa verkauft, sondern auch produziert. Meine sind Made in Italy. Davon habe ich schon einige in Schweden gefunden, mehr als BASF und Agfa. Wie weit diese Verteilung heute allerdings noch repräsentativ ist, ist schwer zu sagen.

Das Bandmaterial ist fast schwarz...

[Bild: Scotch_150-18_2.jpg]

...was denn auch extra auf einem Beipackzettel kommentiert wird:

[Bild: Scotch_150-18_3.jpg]

Mit freundlichen Grüßen von der italienischen Qualitätskontrolle:

[Bild: Scotch_150-18_4.jpg]

Ein Doppelspielband Scotch 200:

[Bild: Scotch_200-15_1.jpg]

Hier ist das Bandmaterial noch braun. Die Vorspannbänder sind tatsächlich so codiert, daß Langspielband grün und Doppelspielband blau angezeigt wird:

[Bild: Scotch_200-15_2.jpg]

Beide Sorten, 150 und 200, sind schmier-, klebe- und geruchstechnisch unbedenklich. Auf modernes Bandmaterial eingemessene Maschinen produzieren darauf allerdings einen dumpfen Klang, deshalb nutze ich diese Bänder nicht für ernsthafte Neuaufnahmen.

Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre dürften Scotch-Tonbänder folgendermaßen ausgesehen haben, wenn man unterstellt, daß die Designserien von Cassetten und Spulenbändern zeitlich zusammenfallen. Hier ein (fürchterlich riechendes, aber voll funktionstüchtiges) Master, ebenfalls aus italienische Produktion:

[Bild: Scotch_Master-18_1.jpg]

Solche Spulen gab es auch in weiß. Diese hier ist nicht ganz schwarz, sondern leicht transparent:

[Bild: Scotch_Master-18_2.jpg]

Ein wenig jünger kommt mir das folgende 207 vor - es kann allerdings auch gleichzeitig mit dem Master auf dem Markt gewesen sein. Dieses 207 kommt aus US-Produktion, stinkt nicht und funktioniert ebenfalls prima:

[Bild: Scotch_207-18_1.jpg]

Diese Spulen wiederum gab es auch mit den Scotch Classic-Bändern aus den 70er Jahren. Das Vorspannband ist jetzt weiß, auch wenn man's auf dem Bild nicht sieht:

[Bild: Scotch_207-18_2.jpg]

Viele Grüße,
Martin.
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#11
Die Spulen, wie die vom Scotch-Master gab es nicht nur in schwarz und weiß, sondern auch in transparent.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#12
Hallo,

haben 207 Bänder ein Vorlaufband in Weiß und eins in Gelb (Nachlaufband?)? Ist die Rückseitebeschichtung Schwarz? Ich habe ein paar solche Bänder hier stehen und unter den verschieden Schachteln sind einige für Scotch 207 dabei.

Gruß

Nelson
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#13
Rückseitenbeschichtet kenne ich von Scotch nur das Classic. Das war zu seinen Produktionszeiten ein Spitzen-Band - das rauschärmste, das ich je bei 9,5 cm/s hatte. Leider waren/sind diese Bänder i.d.R. aber nicht langzeitstabil. Ich hatte vor ca. 10 Jahren noch zwei original versiegelte Bänder hier (die ich seinerzeit persönlich im Personaleinkauf von 3M erworben hatte). Beide Bänder klebten fürchterlich und strotzten vor Bandabrieb ... Trotz sachgerechter Lagerung musste ich alle meine Scotch Classic Bänder entsorgen.
Gruß
Klaus
Kleinspuler-Fan 8)
AKAI: GX 77, GX 210D; UHER: Royal 561, Report Monitor 4400. 4400IC und 6000; ASC: 5004, 5002; TEAC X300R

Kassettenrecorder Wink
Kenwood KX-5050 und UHER CR 240

Vinyl-Dreher thumbsup
DUAL: 714Q, 505-4
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