Wer Röhren nachmacht oder verfälscht ...
#1
Weihnachtszeit war auch wieder Bastelzeit. Ich hatte ein Tesla Sonet Duo geöffnet, das bei Wiedergabe in Zimmerlautstärke korrekt arbeitete, jedoch verzerrte Aufnahmen lieferte, wenn nach Magischem Auge korrekt ausgesteuert wurde.

Ich hatte dabei auch die Röhren ausgebaut und mir näher angesehen. Die ECC 83 kam mir etwas seltsam vor, die beiden Triodensysteme schienen mir merkwürdig klein. Ein Vergleich mit anderen ECC 83 brachte Gewißheit: das war keine ECC 83, sondern eine ECC 81, die als ECC 83 gestempelt war. Ein Versehen?

Das nachfolgende Bild zeigt den Unterschied. Links eine ECC 81 von Valvo, rechts eine ECC 83 von RTC (La Radiotechnique-Compelec, schon seit den 30er Jahren zu Philips gehörend). Die Röhrensysteme der rechten Röhre sind größer als die der linken. Die Vermessung mehrerer Röhren ergab, daß der Abstand zwischen oberem und unterem Glimmerplättchen bei der ECC 83 14-15 mm beträgt, bei der ECC 81 11-12 mm. Die Röhre aus dem Tesla, in der Bildmitte zu sehen, entspricht geometrisch eindeutig der ECC 81. Wenn ich das richtig sehe, stammt sie vom Funkwerk Erfurt.

[Bild: ECC83a.jpg]

Bezüglich Pinbelegung sind beide Typen identisch. Wer also versehentlich die eine statt der anderen einsetzt muß nicht unbedingt schwerwiegenden Folgen befürchten. Bezüglich elektrischer Eigenschaften bestehen allerdings Unterschiede. Die ECC 81 ist eine Hf-Röhre für Frequenzen bis 300 MHz. Sie wurde ursprünglich für den Einsatz in Fernseh-VHF-Tunern entwickelt, wurde aber auch in etlichen frühen UKW-Tunern verwendet. Die ECC 83 ist eine Nf-Röhre. Natürlich kann eine Hf-Röhre auch Nf verstärken. Allerdings ist die ECC 81 deutlich steiler und man betreibt sie mit höheren Anodenströmen im Arbeitspunkt als die ECC 83. In einer für die ECC 83 ausgelegten Schaltung stellen sich daher an einer ECC 81 für sie ungünstige Betriebsspannungen ein, vor allem eine geringere Anodenspannung, was bei größeren Amplituden zu Verzerrungen führen kann.

Ich habe die „ECC 83“ aus dem Tesla probehalber in den UKW-Tuner eines mit ECC 81 bestückten Empfängers eingesetzt, der damit auch funktionierte. Mit einer echten ECC 83 arbeitet er nicht.

Neugierig geworden habe ich mir die ECC 83 aus einem Smaragd angesehen. Sie stammt ebenfalls vom Funkwerk Erfurt und ist im Bild unten rechts neben einer weiteren Erfurter ECC 83 aus meinem Teilelager zu sehen. Links noch einmal die Röhre aus dem Tesla. Die Bauhöhen aller Trioden sind identisch. Auch die beiden anderen Erfurter Röhren funktionieren problemlos im UKW-Tuner, sind also keine ECC 83, sondern ECC 81.

[Bild: ECC83b.jpg]

Haben die Erfurter also über einen längeren Zeitraum hinweg (oder gar ausschließlich?) ECC81 als ECC83 gelabelt und verkauft? Wie sah das bei den anderen DDR-Herstellern aus?

In das Tesla habe ich jetzt eine echte ECC83 von Tungsram eingesetzt, womit das Problem der verzerrten Aufnahme beseitigt war.

Gruß
TSF
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