NAB........wozu?
#1
Heute mal wieder was Neues aus der Reihe: "Ich weiß nix!"

Für Euch sind diese NAB-Adapter/Spulen wahrscheinlich schon so selbstverständlich, daß Ihr nicht mehr darüber nachdenken müsst.
Für mich noch nicht.
Deswegen sei die Frage gestattet, welchen tieferen Sinn diese Norm hat.
Schön aussehen tun sie ja. Vor allem in Alu.

Ist es ein vergessener Studiostandard, den man an Consumergeräten (gibts dafür eigentlich kein deutsches Wort?) weitergeführt hat, um Professionalität zu suggerieren?
Da ich nun mittlerweile auch massenhaft 26er Spulen mit Dreizack gesehen habe, können es rein technische Gründe kaum gewesen sein. Das Tonbandeln funktioniert nachweisbar auch mit Letzteren.

Welchen Vorteil haben die NAB´s überhaupt im Betrieb?


Helft einem Ratlosen! Smile


Bert
Bert
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#2
Hallo,


wie der Name schon andeutet (National Association of Broadcasters)
dürften diese Adapter wohl aus den Studios und Rundfunk-/TV-Anstalten
kommen - die 1/2" und 1"-Spulen haben ja die gleiche Innenform.
Die Heimanwendung (Consumer) auf 1/4" wird wohl erst später eingeführt
worden sein. Das war dann für die Bandhersteller einfach billiger, die
Aluscheiben für die schmalen Bänder mit zu verwenden und nur die
Kunststoffkern-Scheibe zu tauschen.
So jedenfalls mein Wissensstand - Historiker unter uns wissen sicher
mehr.

Vorteile: wer viel schneidet und "queued", weis das leichtere Greifen
und Drehen der Spule zu schätzen - deshalb auch der Alukelch.
Desweiteren wird einem gut konstruierten Adapter eine sicherere Klemmung
attestiert (...was aber bei einigen "Spar"-Adaptern definitiv nicht der Fall
ist). Der Rest ist m.E. Optik - sieht halt nett aus.
Aber wie Du schon schreibst - es geht auch ohne.


Gruss

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
Zitat:Huubat postete
Ist es ein vergessener Studiostandard,
Vergessen nicht. Im englischsprachigen Raum ist es der Studiostandard.
Mit AEG Kernen hantieren die da angeblich nicht viel, wobei andererseits NAB im Profibereich hier nicht so bekannt ist. Ein Mitarbeiter eines Rundfunksenders hat mir mal OVP Bänder verkauft die auf einem, wie er sagte, ihm völlig unbekannten Kern aufgewickelt waren. Das waren dann NAB Wickel.
Zitat:... Consumergeräten (gibts dafür eigentlich kein deutsches Wort?)
Heimtonbandgerät. Klingt aber nicht so gut. Das muss Home- irgendwas heissen damit es modern klingt... Wink
Zitat:... um Professionalität zu suggerieren?
Naja, es gibt Länder da wissen selbst Profis nicht das "richtige" Geräte AEG Kerne verwenden. Einfach deshalb weil es da icht verwendet wird.
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#4
Ich brachte mal vor Jahren ein von mir erstelltes Sendeband zu einem Rundfunksender hier im schönen Kohlenpott. Ich kam mit einer Dreizackspule wegen nicht rückseitenbeschichtetem Band. Die meinten, die Spule passe garnicht auf ihre Maschine. So habe ich dann die AEG-Wickelteller abgenommen und die Spule aufgesetzt. Selten so ein blödes Gesicht gesehen! ;-)

Liebe Grüße
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#5
Moin.

Consumer = Endverbraucher. Also Endverbrauchergeräte (/Ware).

Hört sich halt final an, wenn einem die Muttersprache peinlich ist.
In Sachen modern würde es aber gerade auf die "modernen" Geräte gut passen.

Zu den NABs. Der Umgang ist irgendwie angenehmer bzw. praktischer.
Bei mit war es auch wegen der Optik. Man hatte das Gefühl, etwas maschinenmäßiges vor sich zu haben. Weg vom Senkel-Gefummel mit geknitterten Vorlaufbändern. Im Alter von 22 Jahren mußte das alles "mächtig" aussehen, was mir gefiel. Marketingopfer? Bin nur froh, daß ich mit der AKAI 646 damals trotzdem ein gutes Gerät gekauft habe. Spielt immer noch bei mir im Topzustand. Die NABs zu drehen und die Spule bajonettartig aufzupflanzen, begeistert mich jedesmal wieder. Bin aber auch Spielkind geblieben.

With holyfuckingshitty greetings (toll,wa?), Arnulf.
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#6
Schon der hausgemachte amerikanische Studio-Magnetbandgeräte-Erstling, Ampex Model 200 (1/4-Zoll-Band, also 6,3 mm), hatte Spulenaufnahmen nach dem späteren NAB-Standard. Natürlich konnte das 3-Zoll-"Loch" (Innen-Durchmesseer also 76,2 mm) mit seinen drei Nasen größere Kräfte übertragen als der AEG-Kern - und darum sind praktisch alle Bänder ab 1/2 Zoll Breite auf NAB-Spulen gewickelt (der sehr seltene AEG-Kern für 1 Zoll-Band sieht schon etwas dünnblechig aus).

Ganz zu schweigen vom günstigeren Verhältnis Innen- zu Außendurchmesser des Bandwickels (wg. konstanten Bandzugs): da hatten die AEG-Kerne mit ihren ursprünglich nur 70 mm im Durchmesser deutliche Nachteile - der Außen-Durchmesser des NAB-Kerns liegt bei 11,43 cm.

Und was die 14-Zoll-Spulen für 2-Zoll-Magnetband angeht - Gewicht voll bewickelt so um die 9 kg - da konnte der NAB-Kern sein Potential voll entfalten.

Ich vermute, dass der NAB-Kern um 1947/1948 bei Ampex "erfunden" wurde - aber wenn man genügend tief gräbt, findet sich sicher noch ein Vorgänger oder Vorbild.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Zitat:Friedrich Engel postete
Ich vermute, dass der NAB-Kern um 1947/1948 bei Ampex "erfunden" wurde - aber wenn man genügend tief gräbt, findet sich sicher noch ein Vorgänger oder Vorbild.
F.E.
Also wurde es von anfang an eingesetzt, aber es ist nicht absolut sicher wer warum es genau so gemacht hat. Wo gibt is denn noch Bedarf für so eine Technik?
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#8
Zitat:Zelluloid postete
... So habe ich dann die AEG-Wickelteller abgenommen und die Spule aufgesetzt. Selten so ein blödes Gesicht gesehen! ;-)

...
Hallo,

eine nette Anekdote - das waren wohl auch die Käferfahrer, die
vorne nach dem Motor gesucht haben...

OT-Ende

Gruss


P.
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#9
Oh,
ich dachte schon, meine Frage wär lächerlich gewesen.
Aber ganz so klar scheint das dann ja doch nicht zu sein.

Wenn aber NAB-Adapter auf (und mittels) der Dreizack-Aufnahme befestigt werden, kann das Passform und Rundlauf im Gegensatz zu einer direkten Befestigung einer Dreizackspule auf dem Dreizack doch eigentlich nur negativ beeinflussen?
Gleiches gilt dann ja wohl sinngemäß auch für die aufgesteckten AEG-Wickelteller.

Wobei ich bei Letzteren noch den Sinn in einer gewünschten Kompatibilität auch mit anderen Spulenformaten sehe.

Bei einem "Heimtonbandgerät" (Big Grin) scheint das dann aber nur noch Schau zu sein?
Bert
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#10
Hallo in die Runde,

mir als reinem 18er Spuler "bleiben die NABs erspart". ;-) Aber im Ernst, rein von der Physik denke ich auch, dass ein Adapter von Dreizack auf NAB eher "Nachteile" bzw. nichts (etwa Drehmoment o.ä) bringen könnte. Aber ich will mich dazu nicht "aus dem Fenster" lehnen, schließlich habe ich ja keine Maschine und die entsprechende Erfahrung. Was ich eigentlich sagen wollte, ist der Hinweis auf die Zeit, als die verschiedenen Befestigungssysteme entstanden sind. Da war es noch möglich eine Norm regional zu etablieren. Heute wäre das so nicht mehr möglich und es gäbe sicher einheitliche Befestigungen NAB oder AEG. Damals ist man eben nicht so einfach über den großen Teich gehoppelt und wollte seine "Infrastruktur" auch dort wieder finden.

Allerdings wäre der Dreizack auch noch verbesserungswürdig.

VG
Michael
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#11
Zitat:Huubat postete
Oh,
ich dachte schon, meine Frage wär lächerlich gewesen.
...

Wenn aber NAB-Adapter auf (und mittels) der Dreizack-Aufnahme befestigt werden, kann das Passform und Rundlauf im Gegensatz zu einer direkten Befestigung einer Dreizackspule auf dem Dreizack doch eigentlich nur negativ beeinflussen?
...
Hallo Bert,

dumme Fragen gibt es doch nicht (so lernte ich das mal...).

Die "Befestigungsgüte" einer Spule mittels eines guten Adapters,
wie zB von TEAC, Revox oder Akai ist schon in Ordnung. Der Rundlauf ansich
resultiert meines Erachtes ohnehin eher aus der Spule selbst. Viele ältere
Spulen sind verzogen (sowohl Alu als auch Kunststoff) oder "schief"
zusammengeschraubt (Alu) und eiern deshalb. Das gibt´s bei 18cm
grundsätzl. auch.


Zitat:GXNet postete
Damals ist man eben nicht so einfach über den großen Teich gehoppelt und wollte seine "Infrastruktur" auch dort wieder finden.
Hallo Michael,

...zumal sich die "Entwickler-Nationen" zu der Zeit ohnehin nicht
so "grün" waren, dass an einen regen Export zu denken gewesen
wäre.
Vergessen wir bitte auch nicht, dass der breite Einzug der 26,5er Spulen
in den Heimtonbandbereich gegen Mitte/Ende der 60er begann - Europa
war da sicher ein "Mini-Markt" gegen den US-Amerikanischen und
Kanadischen Markt. Allein die Unzahl von Fernseh- und Radiostationen
in der "neuen" Welt erklärt für mich deutlich, warum der NAB-Adapter
der weit verbreitete Adapter ist. Der "Rest" ist da dann wohl nur noch
diesem Strom gefolgt... ...die Geräte-Hersteller haben sich dann angepasst.
Wie man bei vielen Geräteherstellern sehen kann, ist diese Anpassung
ohnehin mehr ein Provisorium denn ein gut durchdachter Adapter.
Tandbergs Adapter z.B. sind eigentlich ein Witz und in der Handhabung
alles andere als ergonomisch.

Über die Qualität der Adapter gibt es übrigens hier im Forum viel zu
lesen - und über die Meinungen zu "Sinn und Unsinn" auch. Insofern
ist jeder zum Stöbern eingeladen - es lohnt sich.


Gruss

Peter
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#12
´
Bei manchen Studiomaschinen werden die den einzelnen Normen entsprechenden Aufnahmen der Spulen komplett getauscht, d. h. über mehr oder weniger geniale Konstruktionen direkt mit dem Bandteller auf dem Motor verbunden, z. B. der AEG- Knebel komplett abgeschraubt und an seiner Stelle eine Dreizack- oder NAB- Aufnahme montiert.

Ich habe aber auch schon Bilder im Werksprospekt von Ampex 200 gesehen, wo die treu- deutschen Wickelteller verwendet wurden. Man nicht genau erkennen, ob es AEG- oder NAB- Kerne waren.

Seht hier:
http://analogrules.com/Gallery/Ampex-200/200A_6

Hineinklicken vergößert die Ansicht.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#13
Wer sich für für das Dokument über dieses Thema aus dem Jahre 1965 interessiert:

http://www.richardhess.com/tape/history/...chable.pdf

Und zu den Tandberg Adaptern: Ich finde die Klasse und unkaputtbar sind die auch. Keine bröselnden Gummis... Weniger ist mehr!

Marcus
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#14
Leider hab ich so ein Adapter ja noch nie aus der Nähe gesehen und demzufolge auch noch nicht damit hantiert.
Wird sich aber bald ändern. Ich habe vorgestern einen entsprechenden Wickler gekauft. Das ist dann aber auch definitiv der letzte. Smile

Sind die NAB-Spulen denn von der Aufnahme her genormt?
Oder gibts da auch wieder unterschiedliche Durchmesser o.ä.?

Die Dinger sehen auf den Bilder im Web höchst unterschiedlich aus.


Bert
Bert
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#15
Zitat:Huubat postete
...
Sind die NAB-Spulen denn von der Aufnahme her genormt?
Oder gibts da auch wieder unterschiedliche Durchmesser o.ä.?

...
Die Spulen sind genormt - die Adapter theoretisch auch. Praktisch
muss man allerdings bei einigen Maschinen Spacer benutzen
(= Gummidistanzscheiben: das gab´s bei Technics und Dokorder).
Und bei Akai muss man den Adapter auf spezielle Weise auf den
Teller setzen (Vertiefungen).

Zitat:apple1984 postete
...Und zu den Tandberg Adaptern: Ich finde die Klasse und unkaputtbar sind die auch. Keine bröselnden Gummis... Weniger ist mehr!
...
So kann man´s natürlich auch sehen... ...mal ehrlich - ich benutze
die Dinger an meiner Tandberg auch aber das ist wirklich ein
Distanzstück, mehr nicht. Erst in die Bandspule einlegen und
dann festhalten und mitsamt Bandspule auf den Dreizack, also
"praktisch" geht anders.
Und was so schlimm an den Gummiringen bei den Revox-Adaptern
sein soll, weis ich nicht - die tauscht man einmal aus und hat
für die nä. 20 Jahre Ruhe. Egal ... ...wie vieles Ansichtssache.

Gruss

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#16
Ja, Peter, ist nur ein Distanzstück und das Aufsetzen
einer Spule ist schon fummelig. Ich dachte, bevor die Revoxe
kamen, alle NAB Adapter würden so funktionieren, da ich, wie Bert,
noch keine anderen gesehen hatte. Deshalb ist mir der erste
Revox Adapter, den ich aufgesetzt habe, einfach durch die Spule
gefallen. Man war das ein Schreck. Ich dachte: Mist, kaputt.
Aber dann kam die Erleuchtung...

VG der Marcus
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