Uher SG561 einmessen, aber wie???
#1
Ich habe eine gut erhaltene 2-Spur SG561 geschenkt bekommen, die jetzt auch wider sehr gut läuft, nachdem ich die Andruckrolle und das Laufrad mit denen aus einer defekten RdL getauscht hatte, die im Gegenteil zu denen aus der SG561 noch vollkommen in Ordnung waren.
Ich bin von den Umlenkrollen ziemlich angetan, da ich der Meinung bin, dass die Bänder im Gegensatz zu meiner anderen RdL (ja, ich habe insgesammt drei) ruhiger durchlaufen und besser aufgespult werden.

Ich habe mir jetzt die Serviceunterlagen besorgt, aber die sind nur für die RdL bis zur SG560, kann ich die auch für die SG561 anweden? Leider steht auch nirgendwo ein angegebener Bandfluß, außerdem wundert mich doch sehr die Vorgehensweise, den Widergabepegel über die Aufnahme zu definieren, also völlig ohne Bezug zur Außenwelt (oder)?
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#2
Wenn du sonst nix genaues weist gleiche den Wiedergabepegel aufeinander gleichlich ab.
Aufnahmeseitig kannst du bei ca. -20db und 1kHz auf Pegelmaximum abgleichen. Ist immer besser als nix.
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#3
Den Wiedergabepegel wirst auch du, lieber Florian, ebensowenig wie Uher übrigens, durch den Aufnahmepegel einstellen können. Uher wählt lediglich den Weg über den Klirrfaktor der Aufzeichnung (man lässt soweit ich sehe zumeist 3 % zu) für den Wiedergabepegel, um eine in Anbetracht des Bandes maximale Aussteuerung aus dem verwendeten Band herauszudrücken und auf diesem Wege einen maximalen Geräuschspannungsabstand zu gewährleisten. Diesem 3-%-Pegel ordnet man dann den Nennausgangspegel des Gerätes zu.

Es ist aber definitiv die Frage, ob man diesen Weg wirklich wählen will.

Du könntest den Revoxweg wählen (der auch derjenige der professionellen Welt war und offenbar auch dir vorschwebt) und 0 VU einem Wert zwischen 250 und 320 nWb/m bei 1 kHz zuordnen. Wenn du überwiegend mit 9,5 cm/s und gegebenfalls gar noch manchmal darunter aufnehmen möchtest, solltest du aber in jedem Falle eher zu den 250 nWb/m bei 0 VU greifen als zu 320, weil sonst der Klirrfaktor bei Vollaussteuerung (bei zudem niedrigeren Geschwindigkeiten und dünneren Bändern obendrein...) doch unerträglich zu werden droht. Denn wenn wir einen VU-Meter-Vorlauf von 6 dB voraussetzen, wird bei 250 nWb/m (0VU) ja grosso modo bis 500, bei 320 nWb/m (0 VU) bis 640 nWb/m ausgesteuert, was für Doppelspielbänder schon eine Grenze markiert.

Auch für 9.5 und 19 cm/s sowie Langspielband würde ich zu 250 bzw. 257 nWb/m für 0 VU tendieren. Diese 250 bzw. 257 nWb/ rufen am Ausgang dann die halbe Nennspannung der Uher-Daten hervor.
Wenn du mir mit der Schaltung der 560 (oder notfalls mehr) dienst, kann ich mit weiteren Hinweisen aufwarten. Ob und inwieweit das dann mit deiner 561 korreliert, wird man sehen müssen. Uhers Denkarten sind zwischen Royal Stereo und Report Monitor aber ähnlich konstant wie diejenigen bei Studer, weshalb man zumindest die Schussrichtung einer Einmessung festlegen kann.

Ansonsten lässt sich praktisch jedes Bezugsband für eine Pegeljustage heranziehen. Man muss im schlimmsten Falle allein die Pegel umrechnen.

Hans-Joachim
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#4
pegel umrechnen ist kein problem für mich, ich hab schließlich ne ausbildung als tontechniker. deshalb frage ich auch, warum man, zumindest laut service-anleitung, die wiedergabe nicht auf einen definierten bandfluß pegelt und danach die aufnahme einstellt, so wie man das, eigentlich, bei allen 3-kopf-maschinen sehr angenehm machen kann. da weiß ich von was ich rede, ich habe eine fostex g16s und da ist das einmessen mit nur zwei köpfen und ohne einmesscomputer eine ziemliche tortur, obwohl ich die maschine ansonsten heiß und innig liebe!

inzwischen habe ich auch eine service-anleitung für die 561 gefunden, die einzustellenden spannungen unterscheiden sich teilweise sehr von <= 560.
ein kurzer überblick:
1. meter auf eingangssignal abgleichen
2. bias über max. off-tape pegel einstellen
3. frequenzgang messen (aber keine einstellung/änderung vornehmen)
4. wiedergabepegel auf den eingangspegel abgleichen
5. meter bei wiedergabe abgleichen.

diese vorgehensweise sagt mir also nicht, falls ich nicht etwas total falsch verstanden habe, welcher pegel wirklich auf meinem band drauf ist.
ich würde es aber sehr praktisch finden, wenn ich auf dem 19cm/s 2-spur band 320nWb/m drauf hätte.
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#5
Lieber Florian,

niemand versagt dir, dich für eine VA von 320 nWb/m zu entscheiden, wobei ich lediglich darauf hinweisen möchte, dass dann die Daten der 561 vermutlich nicht ganz erreicht werden, denn Uher hat sicher mit allen Konsequenzen bis mindestens 514 nWb/m ausgesteuert.
Wie du zu deiner Einstellung kommst, kann dir Uher auch nicht befehlen. Wenn du den professionellen Weg wählen möchtest, warum nicht. Ich empfehle das sogar grundsätzlich, und sei es unter systematischer Missachtung der Uher-Vorgaben. Nur müssen wir dann gewisse Entscheidungen treffen.

Ich meine mich daran erinnern zu können, dass wir hier im Forum schon einmal eine einschlägige Diskussion zum Thema Uher-VA-Pegel hatten, die letztlich durch gemeinsame Deutung mehrerer Uher-Aussagen in den Schaltungsunterlagen ergab, dass Uher sogar den 0-VU-Pegel auf 320 nWb/m legte, also wenigstens 6 dB weiter aussteuerte, was man ja auch bei den abweichenden US-Magnetisierungen (370 nWb/m) japanischer 'Boliden' kennenlernen kann, die bei Amateurband(!) bis zu 740 nWb/m für VA gehen.
Einen Sonderfall stellen lediglich die Aussteuerungsverhältnisse der Report-Monitor-Geräte dar, weil man bei ihren Aussteuerungsmessern Integrationszeiten vorsah, die mit 30-50 ms (gottlob) weit unterhalb der VU-Norm liegen.

In deinem Falle musst du deine Entscheidung von deinen Anforderungen an den Klirrfaktor über Band und der Aussteuerbarkeit des Ausganges deiner 561 abhängig machen, um dein Bandgerät mit dem meist verwendeten Band (Lang- oder Doppelspielband) sinnvoll, also ausreichend hoch (Geräuschspannungsabstand), aber nicht zu hoch (Klirrfaktor) auszusteuern.

Woher hast du dein 561-Material bezogen? Besteht eine Downloadmöglichkeit im Net? Wenn ja (oder wenn du mir wenigstens die Schaltung zugänglich machst), sage ich dir, wie ich mich an deiner Stelle aus der Affäre ziehen würde.

Warum Uher den von dir oben kritisch angesprochenen Weg wählt, liegt ja auf der Hand und wurde von mir oben bereits beschrieben: Uher ist ein Pionier der niedrigen Bandgeschwindigkeiten gewesen, womit sich die Verhältnisse der analogen Tonaufzeichnung aber drastisch verschärfen, wenn man die Wiedergabequalität nicht versumpfen lassen will. Das wussten nicht nur bereits Braunmühl (+1980) & Weber (+1944), sondern auch der Studer Willi (+1996) und der Baron Hornstein (+????).

Also: Schicke mir die Schaltung des 561, nenne mir deinen bevorzugten Bandtyp, und ich sage dir, was sinnvoll sein sollte, liefere übedies ein Abgleichprocedere, das allerdings das Vorhandensein von Tongenerator, Oszilloskop und Millivoltmeter voraussetzt.
Verfügst du eigentlich über ein mehr oder minder intaktes Bezugsband, ersatzweise einen Bandabschnitt mit einem definierten Magnetisierungspegel bei 1 kHz?

Hans-Joachim
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#6
die service unterlagen habe ich hier gefunden: http://alphaserver.homelinux.net/unterla..._royal.pdf, auf dem selben server gibt's auch noch für viele andere maschinen.
generator, oszi und millivoltmeter habe ich, so wie auch ein neues messband mit 320nWb/m. meisstens benutze ich ampex 456/457 oder auch LPR 35.

schonmal im vorraus danke für deine ausführlichen antworten!
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#7
Lieber Florian,

herzlichen Dank für die Blumen und den Link. Du hörst in der Sache auf dieser Grundlage von mir.

Zum Band: Standardband wie das 456 ist, so erfreulich die leichten Reserven und die handwerkliche Stabilität beim Schnitt einem auch erscheinen mögen vielleicht zweite Wahl für ein Uher-Gerät, das ja mit sehr feinfühligem Bandzug arbeitet. Sollten beim 561 auch noch Maßnahmen zum Andruck des Bandes an die Köpfe getroffen sein (ich weiß das leider nicht...), hat auch LPR35 mit seiner sehr wirksamen Rückseitenmattierung gewisse Eignungsgrenzen, die du vielleicht für den Fall im Hinterkopf bewahren solltest, dass dir irgendwann einmal Bandlaufprobleme begegnen. Im Augenblick scheint das nicht so zu sein, weshalb wir lieber keine Pferde kopfscheu machen wollen.

Insoweit und in der Einmessfrage: News to come.

Hans-Joachim
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#8
Lieber Florian,

zunächst sollten wir uns Rechenschaft darüber ablegen, wo deine 561 ab Werk bzw. Vorbesitzer steht. Bist du dir sicher, dass der Vorbesitzer im Gerät nicht herumgekurbelt hat, oder steht aufgrund seiner psychosozialen Struktur zu erwarten, dass doch....?

Verfügst du über eine Bedienungsanleitung zur 561, aus der der Nennausgangspegel hervorgeht? In den nun auch mir zugänglichen Unterlagen zum 561 steht dazu nicht viel brauchbares drin. Die technischen Daten der 560 -ihre Schaltung entspricht ansonsten übrigens bis ins Detail derjenigen der 561- weisen für die beiden Versionen der 560 (560 ud 560C) 700 und 500 mV aus, weshalb ich mit nachfolgenden 'Erstmaßnahmen am Unfallort' hoffe, den Intentionen Uhers bei deinem Gerät auf die Schliche zu kommen.

Ich nehme an, dass dein Gerät Halbspur und dein Bezugsband Vollspur ist. Stimmt das? Bist du dir wirklich sicher, dass dein Bezugsband eine Magnetisierung von 'sowas' 320 nWb/m aufweist? Enthält dein Bezugsband auch eine 10- oder 6,3-kHz-Sektion für die Spaltsenkrechtstellung?

Zum werterhaltenden Umgang mit Bezugsbändern (Entmagnetisierung des kompletten Bandlaufes bei abgeschaltetem Bandgerät und abseits liegendem Bezugsband), weißt du aufgrund deiner fachlichen Vorpolung Bescheid.

Schließe dein Nf-Millivoltmeter bitte an die Kontakte 3 (li) und Masse der Line-Ausgangsbuchse der 561 an, also nicht der Zusatzgerätebuchse wie in Uhers Vorlage, lege den VA-Pegelteil deines Bezugsbandes auf (1 oder 0,315 kHz, 320 nWb/m) und starte die Wiedergabe. Welcher Pegel (in mV) wird dir angezeigt, wo steht das VU-Meter des entsprechend aktivierten Kanals?

Dieselbe Arie solltest du auch noch mit dem anderen Ausgangskanal (also Ausgangspin 5 und Masse) gegenprüfend vornehmen und dabei in etwa dasselbe Ergebnis erhalten. Bitte teile mir beide Ergebnisse mit. Ich habe natürlich gewisse Vemutungen, die ich aber jetzt noch nicht zu Protokoll gebe. Wir diskutieren das dann, wenn die Werte auf dem Forentisch liegen.

Dass man Messungen immer mit Überlegung, Ruhe und Gelassenheit durchführen sollte, weißt du ja als Mann vom Fach, man wird zwischen Türklingel und Telefonwecker sonst noch wahnsinniger als ohnehin schon... Den Herzinfarkt sparen wir uns lieber für die späteren Jahre (die ich indes schon erreicht habe).

Hans-Joachim
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#9
Lieber Florian,

nachdem von dir noch nichts da ist bzw. da sein kann, von mir nochmals ein Einwurf zu den Uher 56X-Bandgeräten, die als Dreikopfanlagen offenbar noch nicht völlig mit der Kombikopfgeneration gebrochen haben. Aufgrund der internen Anage der 56Xen, bei der -von mir auf die Kombikopfgeräte zurückgeführt- kein interner Standardpegel besteht enthalten diese Geräte zwei Stereomessverstärkerpärchen, einen für die Aufnahme und einen für die Wiedergabe. Dies führt zu nicht gerade übersichtssteigernden Aktivitäten namentlich bei der recht anonymen, weitgehend ohne Bezugsachsen auskommenden Einmessung gemäß Verfahren Uher, bei dem einmal von einem 750mV-Pegel, ein andermal und ein andermal von 2 V die Rede ist. Da muss man etwas aufpassen, um nicht an STellen zu kurbeln, wo aktuell kein Bedarf besteht.

Weiter:
Nachdem im 561 ein einstellbares Aufnahmehöhenequalizing nicht vorgesehen ist, kann man guten Gewissens gegen die uhertypische Einstellung des (Aufnahme-)Frequenzganges in alleiniger Abhängigkeit vom Vormagnetisierungsstrom nichts negatives sagen. Auch die konkurrierende Revox-Palette wies bis zur G36 einschließlich nicht nur kein aufnahmeseitig justables Höhenequalizing auf, sondern verzichtete gar auf die interne Einstellbarkeit der Aufnahme- und Wiedergabepegel, so dass die abweichende Höhenempfindlichkeit moderner Bänder mit der Vormagnetisierung kompensiert werden musste (sowie bei Wartungen stillschweigend und ohne Auftrag die Entzerrung minimal verändert wurde). Interne Trimmer tauchen daher in einer G36 nur in sehr beschränkter Anzahl auf.

Hans-Joachim
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