Aufnehmen noch mit alten Tonköpfen?
#1
Hi, kann mir jemand bitte einen kleinen Tipp zu folgendem Sachverhalt geben:
Ich möchte gern mit meiner B77 (4-Spur) Bänder herstellen, auf die ich das beste aus meiner CD/LP-Sammlung kombiniert mit meinen Downloads aus dem Internet aufnehmen möchte. Ich habe mir von manchen Interpreten noch einzelne Titel gesaugt, die zu bestimmten CDs/LPs passen, auf denen wiederum teilweise Sachen sind die mich nicht so interessieren. Es hat sich da vieles angesammelt. Erste Frage wäre, mit welcher Geschwindigkeit soll ich aufnehmen, wenn meinetwegen von einem Künstler erst 5 Original-Titel von CD kommen, dann noch 2 von LP und danach 4 mp3 aus dem Internet. Ich tendiere trotzdem zu 19 cm/sec. oder seht Ihr das anders?
Die wichtigere Frage ist aber diese: Die Köpfe meiner B77 sind nicht mehr so dolle, daher habe ich mir aus zuverlässiger Quelle 2 neue besorgt. Soll ich nun mit der Aufnehmerei warten, bis die neuen Köpfe eigebaut sind, oder kann ich ruhig mit den alten Köpfen loslegen??? Vielen Dank für Euren Rat!!
Supremo

PS Ich habe einen Aufnahme - und einen Wiedergabekopf neu gekauft.
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#2
Also wenn die Köpfe wirklich runter sind was spricht dagegen sie als aller erstes zu wechseln? Ich würde es tun Wink Wobei ich noch nie Köpfe gewechselt habe...also kann ich beileibe nicht sagen welcher Aufwand da auf einen zukommt aber das neu justieren könnte schon etwas Zeitaufwendig werden.

Wegen der Geschwindigkeit....also ich halte es so wenn ich ein Band nur so zum "dudeln" aufnehme dann mit der 9,5er Geschwindigkeit da kommt je nachdem was man für ein Gerät hat genug Qualität rüber wenn man dann noch nen DBX Schaltkreis hat ist das Glück perfekt. Ich besitze zwar keine Revox aber ich denke die 9,5er Geschwindigkeit dürfte reichen besonders wenn man bedenkt das man die doppelte Laufzeit hat Smile
Wenn du natürlich die Musik unter Kopfhörer mit voller Lautstärke geniesen willst nun da würd ich die 19ner empfehlen Wink......

bis denne Hans-Georg
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#3
=> supremo

Grundsätzliches:
Wenn Du neue Köpfe einbauen (lassen) willst, so brauchst Du Kenntnisse und Geräte. Entweder bei Dir oder bei dem, der es machen soll. Ist dies nicht der Fall, so wird mit großer Wahrscheinlichkeit die Maschine mit neuen Köpfen schlechter klingen als mit den alten. Wie sind hier Deine Voraussetzungen?

Wenn die Vorraussetzungen gegeben sind, so kann zuerst auch der Zustand Deiner Maschine beurteilt werden. Dies nicht durch akustische Schätzungen sondern durch Messungen. Dieses Urteil würde ich mir holen, bevor Du voreilig und auf Verdacht mal so eben die Köpfe tauschen lässt.

a) Was heisst "nicht mehr so dolle" in mm-Kopfspiegelbreite? Wie aus anderen Diskussionen ersichtlich, sollte man nicht panisch beim erkennen eines Kopfspiegels die Köpfe wechseln. Wie breit ist der Spiegel? Ist der Abschliff parallel (Rechteck) oder Trapezförmig? Bei einer Maschine, die viel läuft, wird man viellicht sagen: Das Einmessen lohnt nicht mehr für die paar Tage, die der Kopf nicht hält, also raus damit. Du bist Amateur, fährst niedrige Geschwindigkeiten, hast glatte Bänder und weniger Bandzug wie bei einer Studiomaschine. Deine Köpfe halten also etwas länger. Aus eigener Erfahrung: Ich hätte früher einen Kopf mit 3mm Spiegelbreite als "verschlissen" angesehen, heute beunruhigen mich auch 5 mm noch nicht.

b) Beurteile auch die Qualität Deiner Maschine, in dem Du die Tracks, die Du als klanglich am besten empfindest, aufnimmst und mit dem Original vergleichst. Das machst Du per Hinterbandkontrolle oder auch wiederholt durch paralleles abspielen von Original und Kopie. Spiele mit den beiden Geschwindigkeiten herum, wähle die, die Deinen Bedürfnissen genügt. Lass Dir dazu ein paar Tage Zeit, wiederhole das immer wieder - es ist eine langfristige Entscheidung.

c) Du wirst bei 19 die bessere Qualität haben, aber, wg. 4-Spur, die Gegenspur etwas durchhören (tiefe Töne).

d) Wenn Du diese Zusammenstellungen nebenher hören willst, so spricht, guten Zustand Deiner Maschine vorausgesetzt, nichts gegen 9,5. Das reicht meiner Erfahrung nach durchaus zum genussvollen Musikhören. Vor allem: Die Originale schmeisst du ja nicht weg, die Aufnahmen sind wiederholbar, wenn Dir irgendwann die Qualität nicht mehr genügen sollte. Du wirst sehr schnell merken, ob Du mit 9,5 zufrieden bist. Wenn nicht, dann eben 19.

e) Ein Problem könnte werden, daß die Köpfe evtl. innerhalb der Maschine zueinander stimmen, aber nicht zu einer korrekt justierten Maschine. Willst Du die Bänder auf andere Geräte portieren? Dann wäre das zu prüfen. Wenn Du dann doch mal neue Köpfe bekommst, müsstest Du die neuen wieder genauso falsch einbauen wie die alten - dies würde mir widerstreben.

Fazit:
Lasse die Maschine prüfen, ggf. die Köpfe justieren und die Maschine einmessen auf ein hochwertiges Band Deiner Wahl. Dann hast Du auch mit gebrauchten Köpfen gute, austauschbare Ergebnisse. Tausche die Köpfe erst dann, wenn es wirklich notwendig ist. Wenn Die Maschine im Moment Deinen Bedürfnissen genügt und Du auf Kompatibilität keinen Wert legst, so mache gar nichts. Ob die Maschine kompatibel ist, merkst Du zum Beispiel durch Teilnahme an einem Rundband Wink Laß Dir von mehreren Personen, die behaupten, gut justierte Maschinen zu haben, Aufnahmen machen und beurteile sie. Das ist dann wenigstens eine grobe Schätzung. Diese kann eine fundierte Messung durch einen Fachmann nicht ersetzen.

Langer Rede kurzer Sinn:
Wenn Deine Maschine top in Ordung ist, wird sie auch dann gute Aufnahmen machen, wenn der Kopfverschleiss deutlichst zu erkennen ist. Ob die Maschine top in Ordnung ist und wie sie in diesen Zustand gesetzt werden kann, erkennt der Fachmann durch Messungen.
Michael(F)
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#4
@Michael (F) Tausend Dank für diese ausführlichen Informationen. Ich habe zu keiner Sekunde daran gedacht, die Köpfe selber zu tauschen. Ich kenne mich technisch soweit aus, daß "ich weiß, daß ich nichts weiß".
Irgendwo gibt es hier im Forum ein Bild von ziemlich abgenudelten Revox-Köpfen, soweit sind die meinigen davon nicht weg...
Ich werde also bevor ich die Köpfe wechseln lasse, eine Prüfung vornehmen
lassen und dann die Bänder doch mit 19 cm/sec aufnehmen. Supremo
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#5
Es gab hier mal einen Link zum Revox-Forum. Dort ging es um Köpfe der B77 mit einen Abschliff von ca. 5 mm. Es wurde glaubhaft dargestellt, daß die Maschine noch einen einwandfreien Frequenzgang lieferte. Dies deckt sich auch mit Aussagen aus diesem Forum.

Als ich vor vielen Jahren meine A77 zum Service gab, habe ich vorsorglich auch die Köpfe tauschen lassen. Damals waren die auch noch billiger und leichter zu haben. Der Transport nach Löffingen kostete Geld, ebenso die Arbeitszeit. Da lag es nahe, Nägel mit Köpfen zu machen, denn nach kurzer Zeit wäre vielleicht der gleiche Aufwand wieder fällig gewesen.

Heute sehe ich das anders. Regelmäßige Überprüfung der Maschine, die man dauernd nutzt gibt Auskunft über den Zustand. Ausgehend von diesen Erkenntnissen wird entschieden.

Bei einer guten B77 wirst Du bie speed 19 beim Vor-Hinterbandvergleich kaum einen Unterschied hören. Damit bist Du, sofern es um Musikaufzeichnungen von Konserve geht, auf der sicherern Seite.
Michael(F)
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#6
Es hängt vom Kopf ab, wie lange er brauchbar ist. Wie breit der Einschliff werden darf, hängt auch mit der Kopfform zusammen. Die Sony TC-366, die ich schon als Kind (sic!) verwendet habe, nimmt schon seit 20 Jahren aufgrund von runtergeschliffenem Aufnahmekopf nicht mehr auf. Der Kopfspalt (!) ist bestimmt schon einen halben mm breit, damit ist nix mehr zu machen. Sogar die Tonwelle ist eingeschliffen.
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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