kleine und große Irrtümer
#1
Moin, moin,

vor ein paar Tagen habe ich eine kleine Geschichte erlebt, die mich doch sehr verwundert hat, und die ich Euch nicht vorenthalten will.

Ich bin also unterwegs, ein paar alte Geräte abzuschleppen, dabei auch ein Bandgerät.
Wenn man ein zum Verkauf stehendes Bandgerät sieht, fragt man natürlich immer, wo die dazu passenden Bänder sind, ob sie bleiben sollen, oder ob sie gehen dürfen.

Sie durften gehen. Als der Verkäufer das Kistchen mit den Bändern abstellte, bemerkte er in einem Nebensatz, das sei der Rest.
Wenn ich sowas höre kann ich nicht an mich halten und fragte nach, was er mit "Rest" meint. Erschreckenderweise antwortete er, das Gros seiner Bänder habe er bereits weg geschmissen, nur die Unbenutzten aufbewahrt.

Eigentlich eine (leider) ganz normale, bandtägliche Geschichte. Abgesehen von der Entscheidung, gebrauchte Bänder wegzuwerfen und unbenutzte zu bewahren.
Ihr könnt Euch denken: Ich fragte nach.

Die Antwort hat mich dann doch etwas verblüfft: Die gebrauchten Bänder hatten "dumpf" geklungen, hätten wohl "Magnetisierung verloren", seien damit nicht mehr verwendbar gewesen.

Aha.
Wenn ein Band "dumpf" klingt, kann man es also nicht mehr verwenden? Wenn ein Band "Magnetisierung verliert" verliert es dann Metallteilchen, die danach also weg sind?

Es gibt Zeitgenossen, bei denen man akzeptiert, wenn sie solch Vermutungen aufstellen.
In diesem Falle hatte es sich um selbst gemachte Live-Aufnahmen aus der Hamburger Club-Szene gehandelt. Und es hat nicht wirklich jeder Spuli-Besitzer die Möglichkeit, in Hamburger Clubs eine Philips N4504 aufzustellen und Live-Mitschnitte zu machen. Aber wahrscheinlich hat nicht jeder Philips-Besitzer mit guten Beziehungen zu Musikern, Veranstaltern oder Clubbesitzern auch rudimentäre Beziehungen zur Tonband-Technik.

Ich habe es vorgezogen, den guten Mann nicht aufzuklären. Was weg ist, ist weg, und die Rest-Bänder und die Philips ist er jetzt ja auch los. Immerhin ist sie gut gepflegt.

Trotzdem frage ich mich seitdem: Wie kommt man zu solchen Erklärungen, wenn man schon den Begriff "Magnetisierung" kennt?
Hat es da im Hamburger Handel einen Mangetophon-Terroristen gegeben, der sich einen Spaß gemacht und den Käufern Blödsinn erzählt hat?

Ich bin sicher, Ihr kennt ähnliche Begebenheiten. Erzählt!

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Hallo Matthias,
ich meine,das ist das Verhalten eines "ganz normalen" Users eines technischen Verfahrens oder Artikels,hier der Magnetton-Aufzeichnung oder eines Tonbandgerätes, der zwar dieses Gerät bedienen kann,wie es geht steht ja in der BDA geschrieben, der aber aufgrund eines geringen Kenntnisstandes über technische Details im Fehlerfall auf Vermutungen angewiesen ist. Dann wird eben aus aufgeschnappten technischen Begriffen ein falsches
Fehlerbild konstruiert. Das wird jedem ,mich selbst nicht ausgeschlossen,passieren wenn er sich in irgend einer Materie nicht voll auskennt.
Zurück zu dem von Dir geschilderten Fall:Es ist natürlich ein tragischer Fall,wenn einer solche seltenen Aufnahmen in den Müll schmeißt.Aber ich behaupte mal,daß die eigentliche Tragik darin liegt daß er wohl den Wert dieser Mitschnitte nicht erkannt hat,sonst hätte er sicher nicht so reagiert unabhängig vom technischen Erklärungsnotstand.

Einen schönen Abend noch

Gruß
Reinhard
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#3
Vor vielen Jahren kam ich auf eine Kleinanzeige hin zu einem jungen Mann (Student. Naturwissenschaftler. Höheres Semester).

Zum Verkauf stand ein Tonbandgerät, Telefunken M85, defekt, zum Ausschlachten. Zu haben für ein paar Mark. So der Text der Anzeige.

Vor Ort stellt sich heraus, dass das Gerät, damals etwa 20 Jahre alt, noch wie neu aussieht und mechanisch tadellos funktioniert. Auf die Frage, worin denn der Defekt bestünde, hiess es, das Gerät gebe nur noch ganz dumpf wieder.

Ein Blick durch den Bandschlitz zeigte sofort, woran das lag: alles braun.

Ich erinnere mich heute nicht mehr, was aus seinen Bändern geworden war. Zum Verkauf standen sie jedenfalls nicht. Möglicherweise hat er sie mit Hilfe eines anderen Tonbandbesitzers auf Kassette kopiert. Jedenfalls schien er sich komplett von der Tonbandtechnik zu verabschieden, denn er bot auch noch Zubehör wie Mikrophone, Überspielkabel und ein zweites Gerät an (das allerdings wirklich schrottreif war).

Ich war so gemein, ihn nicht über sein M85 aufzuklären, gab ihm die paar Märker, verbrauchte zu Hause ein paar Wattestäbchen und hatte (und habe immer noch) ein tadellos funktionierendes M85 mit hervorragendem Klang.

Natürlich muss nicht jeder angehende Naturwissenschaftler ein Experte der Magnetaufzeichnung sein. Aber das Fehlen einiger elementarer Kenntnisse hat mich in diesem Fall schon überrascht, umso mehr, als viele Bedienungsanleitungen ein Kapitel "Pflege und Wartung" enthalten, in denen auf die Reinigung der Köpfe hingewiesen wird.

Gruss
TSF
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