Aufbewahrung von Offenwickeln?

[zlois]

Hallo zusammen,

Nachdem ich mir vor nicht allzu langer Zeit zwei Wickelteller für meine PR99 gekauft habe und in Zukunft daher vermehrt offenwickel auf Bobbys verwenden möchte, stellt sich für mich die Frage, in was für Behältnissen eben diese üblicherweise aufbewahrt werden?
Die Kartons und Schuber von NAB-Spulen eignen sich ja weniger, da sie 1. zu groß sind und 2. keinen Dorn für den Kern haben, und das Band so auf seinem eigenen Gewicht steht, was wohl auf Dauer nicht so ideal ist...
Außerdem möchte ich die Wickel in der Länge an die Aufnahmen anpassen, vielleicht auch mal ein einzelnes Lied auf einen separaten Bobby (kosten ja im Gegensatz zu Spulen praktisch nichts). Wie wurde das denn im professionellen Bereich gehandhabt? Gab es da Kartons in verschiedenen Größen je nach Bedarf?
Falls es spezielle Kartons für Offenwickel gibt: Wo sind diese erhältlich?
Ich habe schon lange im Internet und allen bekannten Foren gesucht, aber nichts zu diesem Thema gefunden...

Schöne Grüße
Alois

[Friedrich Engel]

Da in vielen europäischen Rundfunkstationen grundsätzlich der AEG-Kern benutzt wurde, gibt es keinen Grund, diese Archivierungsweise nicht zu übernehmen. Voraussetzungen sind allerdings: a) rückseitenmattiertes Studio- bzw. Rundfunkband (also Trägerdicke ca. 35 µm, Gesamtdicke 50 µm) sowie b) ein kompakter Wickel. Vorteilhaft ist es auch, vor den Bandanfang ca. 2 m Vorlaufband zu kleben und dieses wiederum mit einem Klebestreifen gegen "Aufgehen" zu sichern.

Viele Schallplattenfirmen in Europa hielten es genau so.

Üblich waren beim Rundfunk drei Kartongrößen - die kleinste für ca. 5 min lange Aufzeichnungen, dann die Mittelgröße für ca. 15 min-Sendungen und schließlich der "große Karton" - oft die von den Bandherstellern gelieferten Kartons - für maximal 1000 m Band, entsprechend 42 min Spielzeit.

Nicht-rückseitenmatttiertes Band würde ich nicht auf AEG-Kerne spulen.

F.E.

[Frank]

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Kartons, die eine Kernstütze für NAB- Kerne / Spulen haben, können auch AEG- Kerne halten. Evtl. klebt man in den Deckel ein Stück Schaumstoff o. ä. um den Wickel zu sichern.

Spezielle Kartons für kleine Wickel bis ca. d=180mm aus neutralem, grauem Karton mit Einschub hätte ich lagernd.

Im Gegensatz zu Friedrich bin ich der Meinung, dass auch Langspielband mit Rückseitenmarkierung für Offenwickelbetrieb geeignet sind. Grundsätzlich ist aber nicht jedes rückseitenbeschichtete Band geeignet. Ampex/ Quantegy, viele Scotch- Typen, oft auch Sony sind da nicht zu brauchen. Sicher sein kann man bei den Studio- und Langspielbändern von BASF / Emtec, Agfa, RMG oder Zonal- also europäische Marken.

Besser vorher fragen oder ausprobieren. Wenn der Wickel auf einer Spule nicht glatt wird, taugt das Band nicht für Offenwickel.

[Ferrum]

Damit beantwortet Frank gerade auch die Frage, die ich Friedrich Engel noch gestellt hätte. Nach meiner Erfahrung sind die Wickel des RMG LPR 35 auf meinen PR 99ern fest und glatt, da sollte es keine Probleme geben. Ich selbst benutze allerdings nur in Ausnahmefällen Bobbies. Der erste Grund dafür ist rein psychologisch und nicht sachlich, mir sind diese Offenwickel nach wie vor ein wenig unheimlich. Da ich andererseits auch mit Leuten Bänder austausche, die über "normale" Amateurmaschinen verfügen, sind Bobbies problematisch. Außerdem stehen die Maschinen bei mir normalerweise aus Platzgründen senkrecht.

[Friedrich Engel]

Frank und Ferrum: einverstanden, die Rundfunk-Langspielbandtypen (ich meine die 35-µm-Versionen der "offiziellen" Rundfunkbänder) sind natürlich auch "offenwickelsicher". Da sie im Rundfunk aber meistens nur auf Reportagegeräten eingesetzt wurden, die mit Spulen betrieben werden (also Nagra, Stellavox, etc.), habe ich diese Möglichkeit übersehen (in fünf Jahren Sendungsdienst habe ich kein einziges Langspielband zu sehen bekommen, das ist allerdings auch schon eine Ewigkeit her).

F.E.