Die grossen kleinen Teil 1 Onkyo K611
#1
Nach längerer Zeit möchte ich mal wieder ein Gerät vorstellen.
Das Onkyo Cassettendeck K611.
Mitte der 90er Jahre stand der bezahlbare CD-Brenner als endgültige Ablösung der CC schon vor der Tür und die MD befand sich gerade in ihrer Strohfeuer Phase, aber der Bestand an CCs war einfach noch zu gross. Deshalb konnten die Hifi Hersteller die CC Decks noch nicht völlig aus dem Programm verbannen.

Ein Gerät das dieses letzte Aufbäumen zeigt ist das Onkyo K611.
Vom Laufwerk her ist es zwar mit grossen Geräten vergleichbar, man sparte jedoch am falschen Ende deutlich und lies so wichtige Dinge wie Einmessmöglichkeiten weg.
Der Niedlichkeitsfaktor des Gerätes ist sehr hoch. Letztendlich ist das aber auch das einzige was nach genauerer Betrachtung bleibt.
Die Eckdaten sind wie folgt:
- Halbe Baubreite
- 4 Motoren Laufwerk mit Motorbetriebenem Lademechanismus.
Die Kassette ist in geladenem Zustand nicht sichtbar.
- Doppelcapstanantrieb
- 3 Köpfe
- Echtzeitzählwerk das die Cassettenlänge automatisch berechnet.
- Dolby B/C/HX-Pro

[Bild: K611.jpg]
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#2
Wegen des hohen Niedlichkeitsfaktors wollte ich das Ding eigentlich schon haben als es rauskam. Dem war aber nicht so. Deshalb besorgte ich mir anfang des Jahres ein Bastlergerät um es auf Herz und Nieren zu prüfen. Etwas das für ein Gerät dieser Grösse unüblich ist, ist natürlich erstmal das 4 Motoren Laufwerk.

[Bild: K611innen.jpg]

Leider ist hier, trotz eigentlich genügend Motoren, nix direkt angetrieben. Das wirkt sich nachhaltig auf die Zuverlässigkeit des Gerätes aus. Viele der angebotenen Geräte haben mechanische Macken. Oft geht das Cassettenfach nicht mehr auf und zu oder der Kopfschlitten fährt nicht mehr richtig. Der Riemenwechsel ist bei dem Gerät recht aufwendig und etwas für langweilige Winterabende.
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#3
In der Praxis ist das Beste das Echtzeitzählwerk, das die Cassettenlänge selbst errechnet.
Das heist, das es irgendwann auch bei geschnittennen Kassetten oder Krummen längen richtig zält. Bei krummen Längen Zeigt das Gerät dann eine gewisse Zeit nach dem Start "C54" ,oder was es auch immer meint an Spieldauer errechnet zu haben, im Display an und zählt dann weiter.
Ein wirklich grosser Nachteil dieses Gerätes ist der Klang. Sowohl Wiedergabe als auch Aufnahmeseitig spielt es in keinster Weise so wie man es von einem 3 Kopf Gerät erwarten würde. Von Aussen ist keinerlei Einmessung möglich und auch von Innen kann man nur auf eine Cassette mittels Pegel und HF einmessen.
Wirklich nur eine. Nicht etwa eine pro Bandsorte oder so, sondern eben wirklich nur eine... Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit... Ich würde es klanglich eher auf spät 70er Jahre 2 Kopf Niveau einordnen.
Diese Mängel sind scheinbar bekannt und deshalb ist der Gebrauchtpreis mit um die 20 EUR nicht wirklich hoch. Wer ein Cassettendeck mit halber Baubreite sucht, sollte leiber zum Yamahe KX 10 greifen. Dieses Gerät klingt so wie man es von einem Dreikopfgerät erwartet und der Nutzwert ist, trotz des einfacheren Laufwerks deutlich höher. Allerdings liegt auch der Gebrauchtpreis mit um 50 EUR etwa doppelt so hoch.
Ein Bericht zum KX 10 folgt eventuell noch.
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#4
Das mit dem selbstrechnenden Zählwerk klingt immerhin einigermaßen spannend :respekt: bei meinem Tascam 122 MK III z.B. funktioniert das Echtzeit-Zählwerk dagegen offenbar nur nach PIxDaumen-Standard: bei C90ern einigermaßen exakt, bei C60 schon etwas mehr daneben. Da hat es Onkyo offenbar besser gemacht.

Die seltsame 90er-Mode mit den Pseudo-CD-Kassettenfächern, wo man die Bänder nicht mehr sehen konnte, fand ich allerdings komplett idiotisch :ugly:. Da war ich immer froh über mein altes BASF-D6234, wo das Kassettenfach von einer opulenten Glühbirne beleutet wird Smile

Michael
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#5
Naja, ich weis ja nicht wie richtig das Ding zählt.
Es ist halt nur so das es etwas zählt. Da ich das Gerät auch nicht mehr habe kann ich es auch nicht mehr prüfen.
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#6
Schade irgendwie, das alles. Von der Optik und den technischen Daten gefällt mir das Deck.

Vielleicht haben die Verantwortlichen bei Onkyo da pragmatisch gedacht, so nach dem Motto: In ein paar Jahren benutzt eh keiner mehr Kassetten, was soll man also noch Aufwand in Langlebigkeit und Wartbarkeit investieren? Die Dinger sollen ein paar Jahre lang mit Werkseinstellung funktionieren, und gut ist (wobei sich die klanglichen Mängel damit natürlich nicht erklären lassen).
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#7
Ja, der Niedlichkeitsfaktor ist schon hoch.
Aber wie gesagt, das Yamaha KX 10 ist die deutlich bessere Wahl.
Zwar kein 4 Motoren Laufwerk, aber Einmescomputer und Play Trim vorhanden. Man kann da einfach mehr mit machen. Das Onkyo habe ich schon frustriert verkauft, das Yamaha habe ich behalten. Schon wegen dem Play Trim.
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#8
Hallo Matthias,

ein schönes und solide gebautes kompaktes Deck kommt aus der DDR:
http://ifatwww.et.uni-magdeburg.de/~mada...3000t.html

Es ist sehr solide konstruiert und deutlich "voller" als das vorgestellte Deck.
Es fehlt natürlich "Einmeßspielkram", da es in der DDR fast nur "ORWO"-Kassetten gab. Auf die wurde es im Werk eingemessen.

Mit neuem Kopf und auf die überwiegend genutzte Kassettensorte eingemessen bringt es gute Ergebnisse.
Ersatzteile gibt es dank einer großen und netten RFT-Fangemeinde auch immer noch.

Gruß
Christian
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#9
Zitat:kampfruderer postete
ein schönes und solide gebautes kompaktes Deck kommt aus der DDR
Oha :respekt:
Ein ganz schön stolzer Preis übrigens, für DDR-Verhältnisse. Ist eigentlich was über die Stückzahlen bekannt?

Michael
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#10
Hallo Michael,

zu Stückzahlen kann ich dir nichts konkretes sagen.
Eigentlich liefen die DDR-Komponentenanlagen S3000, S3900, S3930 und HMK 100 in recht großen Stückzahlen und wurden auch z.T. in den Westen exportiert.
Ausnahmen sind exotische Bausteine (Lichtsteuergeräte, Mischer-Equalizer, Fernbedienkomponenten) und die Anlage "HMK 200".
Diese kam erst kurz vor 1989 heraus und wurde dementsprechend nicht lange hergestellt.

Stereoanlagen, Fernseher und Co. waren in der DDR sündhaft teuer, das war politisch gewollt.
Aber: Sie hielten i.d.R. auch aufgrund ihrer guten Qualität sehr lange und es wurde auch repariert und nicht weggeworfen - weil es wirtschaftlicher war.

Gruß
Christian
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