Der Mono-Effekt
#1
Mir ist da etwas aufgefallen. Ich habe eine ältere Rundfunkaufnahme, die ziemlich stark rauschte. Die Betätigung des MONO-Knopfes am Verstärker reduzierte das Rauschen erheblich. Ich meine damit nicht die Mono-Taste am Tuner, es geht ja um eine Aufnahme von Band. Die Monotaste am Verstärker sollte doch beide Stereokanäle zusammenlegen und doch habe ich den Eindruck, dass sich das Rauschen verringert. Akustische Täuschung? Überlagerung von Frequenzen? Was ist die Ursache?
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#2
Das ist keine akustische Täuschung sondern ein realer Effekt.
Das liegt daran wie Signal und Rauschspannung addiert werden.
Vereinfacht dargestellt werden gleichphasige Signalspannungen direkt addiert, Rauschspannungen geometrisch.

Gruß Ulrich
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#3
Zitat:highlander postete
...
Ich habe eine ältere Rundfunkaufnahme, die ziemlich stark rauschte.
...
Ist die Aufnahme auf zwei Spuren gemacht worden? Oder ist es wirklich nur eine Monospur? Wenn zwei Monospuren mit falsch eingestellter Kopfstellung gemischt werden, wird die Höhenwiedergabe durch Auslöschung verringert.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#4
Auch ich denke, dass Ulrichs Hinweis im vorliegenden Fall das meiste für sich hat, zumal die zugrunde liegenden Prinzipien selbst bei Spaltschiefstellung gelten: Das Rauschen ist nicht korreliert, das Signal bei einer älteren Rundfunkaufnahme aber wohl in erheblichem Maße. Addiert man dann beide Kanäle, verdoppelt sich die Nutzspannung, nicht aber das Rauschen. Das hoert man.

Uebrigens wird von diesem Effekt auch anderweitig Gebrauch gemacht: Die Schaltungen der Eingangsstufen nicht-transformatorischer, also transistorischer 'Verstärker' von MC-Systemsignalen sind zur mühseligen Reduktion des Verstärkerrauschens aus mehreren parallel arbeitenden Verstärkerstufen aufgebaut, die eben auch nicht korreliert rauschen.

Hans-Joachim
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#5
Addiert man zwei Signalquellen mit korreliertem Signal, die jede für sich unabhängiges Rauschen beinhalten verbessert sich der Signal-Rauschabstand um Wurzel aus zwei (3 dB).

Doppeltes Signal, 1,4-faches Rauschen ...

Liebe Grüße

Gunter
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#6
Ich glaube, ich habe die Frage von Andreas erst falsch verstanden. Ich war von einer Monoaufnhame ausgegangen. Wenn es eine vom Rundfunk aufgenommene Stereosendung mit zu geringer Empfangsleistung ist, führt der Druck auf die Monotaste zu ähnlichen Ergebnissen, wie die Betätigung der UKW-Monotaste vor der Aufnahme. Die physikalischen Ursachen sind schon oben beschrieben worden.

Die Zeitschrift Elektor hatte vor Jahren (Jahrzehnten?) mal eine Phonoverstärkerschaltung veröffentlicht, die viele parallel geschaltete Transistoren enthielt, deren Rauschen durch eben dieses Prinzips vermindert wurde.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#7
Von dieser Schaltung bzw. derjenigen des Ortofon MCA 76, lieber Michael, sprach ich oben. Außerdem rührt die Frage von Andreas natürlich auch an die Besonderheiten der Stereoübertragung nach dem UKW-Multiplexverfahren, die aus Gründen der Bandbreitenbeschränkung bzw. der Gefahr von Nachbarkanalstörungen nach dem MS-Verfahren arbeitet. Die mir derzeit näheren Amerikaner bewältigten dies zusätzlich mit den ihnen eigenen, zur Radikalität tendierenden Mitteln (gesetzliche Beschränkung von UKW-Sendeleistungen und selbst bei Klassikstationen absolut indiskutablem, unkünstlerischem Einsatz von Begrenzern), während die dem Qualitätsgebot sich verpflichtet fühlenden Öffentlich-Rechtlichen in Zentraleuropa, "selbstverstständlich" 'spitzfingerig denkend' Aussteuerungsbeschränkungen und große Frequenzabstände hinnahmen.

Du weißt sicher, dass bei der Multiplexstereofonie aus vielen Gründen über den 'klassischen' Weg das monofone Summen- oder M-Signal aus A und B, und über den Hilfskanal die in der Regel mit wesentlich geringerem Pegel anfallende Differenzsignal beider Stereokanäle (S-Signal) übertragen werden. Diese Differenz weist aufgrund des geringen Pegels dann auch einen ukw-bedingt deutlich schlechteren Geräuschspannungsabstand auf, wodurch der Störabstand bei stereofonen UKW-Signalen eine recht eigene Beschaffenheit erhält und seine Eigenschaften teilweise über die reine Nf-Speicherung (also nach der Hf-Demodulation) hinaus bewahrt.

Dies kann man mutatis mutandis auch bei der Schallplatte beobachten, deren geschnittenes Signal ja seinerseits als M-S-Signal aufgefasst weren kann: Seitenschrift nach Berliner als A+B, Tiefenschrift als A-B nach Edison. Bestimmte Schneidkopfanlagen schnitten ja auch so.

Hinter einer unscheinbaren Frage tut sich so einmal wieder der Untiefenkosmos einer Übertragungstechnik auf, der die Beschäftigung -notfalls auch im Nachhinein- lohnt, weil er zu verstehen ist und qualifizierten Einblick in das gewährt, was geht und was eben nicht. Überdies erfährt man dabei, warum etwas so ist, wie es ist, weil sich vor geraumer Zeit einmal Alternativen als nicht sinnvoll einsetzbar erwiesen.

Hans-Joachim
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