Taunus Sound
#1
Hallo liebes Forum,

ab und zu geistert der Begriff Taunus Sound durch das Internet.
Highender verdammen den Taunus Sound und meinen das währe kein Haivieh.
Nun nimmt man die eine oder andere Box vom Flohmarkt für ein paar Mark mit und hört sie dann gegen eine amtliche Highend Box probe. Oft sieht das teure Highend gedöhns dann ziemlich alt aus. Im Nachhinein erfährt man im Netz dann das es sich bei dem besser klingenden Flohmarktexemplar um einen Vertreter des sog. "Taunus Sounds" gehandelt hat.

Was hat es nun damit auf sich?
Ich bin beim lesen verschiedener Beiträge nun darauf gekommen das der Begriff Taunus Sound nichts mit dem Ford Taunus zu tun hat, sondern vielmehr eine Klangvorstellung einer bestimmten LS Entwicklergeneration bezeichnet. Die ersten Firmen die diese Klangvorstellung in ihren Produkten verwirklichten kamen nun aus dem Taunus.
Nun weis ich weder wo der Taunus überhaupt liegt, noch interessiert mich wie welche Firmenverflechtungen im einzelnen gewesen sind. Ich will wissen, was haben Highender gegen den Taunus Sound?
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#2
Zitat:Matze postete
was haben Highender gegen den Taunus Sound?
Verbarg sich hinter dem Begriff nicht ein "gesoundetes" Klangbild mit leichter Höhen- und Tiefenanhebung? Wenn dem so ist, dürfte die Abneigung der Highender doch kaum verwundern.
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#3
Ja, so scheint es zu sein. Aber ich finde das gerade gut.
Ich meine, welche "Klänge" werden denn Heute angeboten?
1. Der sog. "Englische Klang".
Recht dumpf. Je nach Boxengrösse mehr oder weniger Bass. Normalerweise Bassreflexgehäuse was den Bass zwar etwas wummern lässt, klanglich ist er aber schlecht.
Im Prinzip vergleichbar mit den TFK Boxen der 60er. Die klangen ähnlich und sind bekanntlich unter Highendern auch sehr beliebt. Wegen des geschlossennen Gehäuses müsste der Bass besser sein. Dumpf klingen die aber auch.
2. Der wahre "Highend Klang". Hier nimmt man einen 13cm Mitteltöner, den man aber Breitbänder nennt, und packt ihn in ein kleines Bassreflexgehäusechen. Durch das völlige fehlen des Hochtöners auch sehr dumpf, wegen der kleinen Membranfläche aber garkeinen Bass.
Eine Bauart mit Geschlossennem Gehäuse wie früher findest du garnicht mehr.
Man muss ja froh sein, wenn überhaupt Tieftöner über 13cm Durchmesser Verwendung finden. Durch das trendige Bassreflex System klingt es immer wummernd aber verwaschen.

Im Vergleich dazu nun der Klang einer Grundig Box:
Die Höhen sind auf einmal da und lösen auch gut auf. Der Bass ist natürlich wieder von der Gehäusegrösse und der Memnranfkäche abhängig. Aber die Gehäuse sind immer geschlossen und so ist der Bass zumindest klanglich immer gut, wenn auch manchmal recht schwach. Ausserdem verwendete man in den grossen Modellen auch grosse Tieftöner in einem grossen Gehäuse wodurch der Bass dann nicht nur klanglich gut, sondern auch kräftig und tief ist. Sowas gutes gibts heute AFAIK nicht mehr.

Während du bei Highend oder Englisch klingenden Boxen garnicht genug Regelbereich im Höhen- und Bassregler hast und man nur mit einer Loudness Funktion noch was retten kann, braucht man bei einer guten Box nur einen linearen Verstärker damit es gut klingt.
Aber genau solche Boxen sind eben die aus den 70ern.
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#4
Zitat:timo postete
Zitat:Matze postete
was haben Highender gegen den Taunus Sound?
Verbarg sich hinter dem Begriff nicht ein "gesoundetes" Klangbild mit leichter Höhen- und Tiefenanhebung?
Canton war dafür berühmt/berüchtigt. Und nach der Herkunft dieser Firma wurde der Sound benannt.
Zitat:Wenn dem so ist, dürfte die Abneigung der Highender doch kaum verwundern.
Die greifen deswegen auch gerne zum Lautstärkeregler, um so das nachzurüsten, was Verstärker und Ohren freiwillig nicht mehr hergeben. Wink
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#5
Gut, dann muss ich mich also nach Canton Boxen umsehen.
Zitat:outis postete
Die greifen deswegen auch gerne zum Lautstärkeregler, um so das nachzurüsten, was Verstärker und Ohren freiwillig nicht mehr hergeben. Wink
Ja genau. Die drehen immer auf. Vielleicht bevorzugen die deswegen Röhrenverstärker. Wenn der dann in die Sättigung kommt klingt es noch analoger.
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#6
Zitat:Matze postete
Gut, dann muss ich mich also nach Canton Boxen umsehen.
Flexibler ist ein Verstärker mit Höhen- und Bassregler und Loudnessoption. Ebenfalls alles in Haiendkreisen verpöntes Teufelszeug. Wink Aber Cantons sind schon nicht übel für den gemeinen Musikkonsumenten...

EDIT: Ich weiß allerdings nicht, welchen Canton-Serien man diesen Taunussound nachsagte. Aktuelle sollen ihn wohl nicht mehr haben.
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#7
Zitat:Matze postete
Ja, so scheint es zu sein. Aber ich finde das gerade gut.
Irgendwie erstaunst Du mich. Ich dachte immer, Du hättest Dich längst damit abgefunden, daß Du und die High-Ender in zwei völlig verschiedenen Welten leben, und nun wundert es Dich, daß Du zum Thema Taunus-Sound andere Ansichten hast als sie. :-)

Ich denke mal, daß es bei High End häufig nicht (nur) um die subjektiven Klang- oder Nichtklangvorlieben der entsprechenden Leute geht, sondern oft einfach um Ideologien, die sich im Idealfall möglichst weit entfernt von den Vorlieben der spießigen Wohnzimmeranlagen-Besitzer bewegen. Da letzter sich wahrscheinlich in den 70ern und 80ern gerne diese Taunus-Boxen in seine Schrankwand gestellt hat, waren sie halt HiFi-Mainstream und somit zum Prügelopfer für die High-Ender prädestiniert (zumal die theoretische Angriffsfläche ja, wie gesagt, breit war: meistens 3-Wege-Prinzip, Klangbeeinflussung....).
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#8
Moin, moin,

der "Taunus Sound" hatte, wenn ich mich recht erinnere, vor allem die Vertreter Canton, Heco, Braun und Acron. Nicht zufällig Firmen, die auch personell verquickt und in der Mittel- und Oberklasse angesiedelt waren.

Es handelt sich dabei um eine Art eingebautes Loudness. Die oberen Bässe und die Höhen wurden "leicht" angehoben.
Der Taunus-Sound stammt aus einer Zeit, als man sich noch anstrengen mußte, HiFi zu machen. Er war weniger für Accuphase oder Mark Levinson-Endstufen zum Betrieb in HiFi-Lautstärke im Hörraum, als für Elac- und Grundig-Receiver im Wohnzimmer und in Mietwohnungs-gerechter Lautstärke gedacht. Insofern bedeutet Taunus-Sound für meine Begriffe eine Anpassung der nach physikalischen Gesichtspunkten entwickelten Boxen an die Realität beim Kunden.
Bei der Vorstellung der GLE-Serie von Canton wiesen die Entwickler stolz darauf hin, daß es gelungen sei das Entwicklungsziel, bei weniger Volumen einen fülligeren Sound zu erzielen, erreicht worden sei! Das Thema "weniger Volumen" ist dabei für mich das Stichwort: Der Deutsche Kunde interessierte sich weniger für High Fidelity, als für Gesichtspunkte wie Platzverbrauch und unauffällige Aufstellung. Mini-, Flachboxen und Kompaktanlagen waren nicht zufällig entstanden und so erfolgreich. Nicht zufällig hatte kaum ein hiesiger Hersteller noch Komponenten-Anlagen im Programm. Grundig hatte sogar noch in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre Receiver im Programm (z.B. den R100), die wohl nicht zufällig NICHT mit dem HiFi- bzw. "Super HiFi"-Logo beworben wurden.

Bei dem Taunus Sound ging es also wohl weniger darum, eine HiFi- oder gar Highend-Box herzustellen, als vielmehr im Gesamtergebnis bei Wohnzimmer-Aufstellung einen Klang zu erzeugen, der als High Fidel verstanden uind verkauft (!) werden konnte.

Wer von einer solchen Box heute an einem "neutralen" Verstärker einen Highend-Klang erwartet, der gehört mit dem Klammerbeutel gepudert.

So ist es wohl auch kein Zufall, daß das Verschwinden des Taunus Sound und das erneute Aufkommen von Komponenten-Anlagen, sogar erster "Highend"-Geräte aus Deutschland in einem zeitlichen Zusammenhang zu stehen scheint. Oder?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#9
Ich konnte mit dieser Art sound ganz gut leben. Bein Büro wird von einem Pärchen Heco zu meiner vollsten Zufriedenheit beschallt, meine Küche von einem Pärchen Canton, und meinen Acron 600 B, die ich leider für eine A77 eingtauscht habe, trauere ich heute noch nach. Letztendlich folgte das sounddesign der Hifi-Technik den jeweils aktuellen Modeströmungen. Heute hat sich der Klang der Boxen u. U. durch Alterungserscheinungen geändert und es wird auch nicht mehr "artgerecht" kombiniert. Letzendlich egal, hauptsache es gefällt und man ist sich darüber im Klaren, daß es nicht unbedingt richtig sein muss, was da gefällt.
Michael(F)
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#10
Zitat:timo postete
Ich dachte immer, Du hättest Dich längst damit abgefunden, daß Du und die High-Ender in zwei völlig verschiedenen Welten leben
Abfinden damit das sie einer bösen Ideologie anhängen ist das eine, aber den Kopf schütteln ist das andere. Eine Diskussion ist hier wichtig, nicht um die Highender zur Vernunft zu bringen, (das schaffst du eh kaum) sondern um ihre seltsamen Gedankengänge örffentlich zu hinterfragen und somit ihre Glaubwürdigkeit zu mindern. Ist wie bei religiösen Extremisten.
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#11
Hallo Matze,

ich habe die GLE-100 und die GLE-70 von Canton und für mich sind es die am besten klingenden Boxen, die ich je gehört habe. Technische Daten und einen Testbericht über diese Boxen findest Du hier: http://www.hifi-wiki.de/index.php/Canton_GLE_100

Ich habe auch noch die Fonum 601 von Canton, die kann mit den noch älteren GLE's allerdings nicht mithalten.

Der Taunus ist übrigens ein deutsches Mittelgebirge und liegt in Südhessen (nördlich von Frankfurt) auf der rechtsrheinischen Seite. Er verläuft in etwa in Ost-West-Richtung. Linksrheinisch setzt sich dieses Gebirge unter dem Namen Hunsrück bis ins Saarland und nach Trier fort. Von einem Hunsrück-Sound ist mir allerdings bisher noch nie etwas zu Ohren gekommen. Big Grin

Gruß, Michael
"Der Abstand zwischen Brett und Kopf wird im Allgemeinen als "geistiger Horizont" bezeichnet!"
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