Zwergentest...
#1
...oder der denkbar überflüssigste Lautsprechertest im ganzen Forum

Moin, moin,

zu entschuldigen warum man auf die Idee kommt, dreißig Jahre alte Lautsprecherboxen zu „testen“ gibt es viele Möglichkeiten: Man wolle sich darum herumdrücken, etwas Wichtigeres zu tun. Die Boxen seien halt da. Bei mir ist es ein Flohmarktbesuch gewesen, der zur Entdeckung kleiner unbezeichneter Boxen und dann größerer, darunter stehender Boxen geführt hat, und zum Kauf der Darunterstehenden und zu der Frage des Verkäufers (zwei Tage später), ob ich die Kleinen auch noch wolle. Meine Neugier, die zu identifizieren, führte mich zu einem Testbericht und dessen Einordnung in die „untere Kompromißklasse“ - mein Lieblingswort dieser Woche – und damit zu der Frage, wie solch eine Klasse wohl klänge. Also testen statt stapeln.
Ihr verdankt meinen Salmon der einfachen Frage eines einzelnen Herren, wie „die“ denn klängen.

Ich darf nicht behaupten, nie einen akzeptablen Lautsprecher gehört zu haben. Allerdings durfte ich in den letzten Wochen feststellen, daß ich mir gegenüber eher an den Fehlern meiner Platzhirsche herum mäkelte, als mich an ihren Vorzügen zu erfreuen.
Insofern bedeutet ein Vergleich der Zwerge vor allem eines: Eine Art Reset. Eine Nullung. Einen Neuabgleich mit der Realität (bevor ich anfange zu versuchen, mein Budget für „neue“ Boxen ins Unermeßliche auszudehnen).
Zudem brachte er einige Erkenntnisse, die diesem Bericht vielleicht doch einen Sinn verleihen könnten.

Eines vorab. Nicht nur Verstärker altern. Für die, die es nicht wissen, aber es schon immer geahnt haben: Nur weil eine Box von außen stabil aussieht bedeutet das nicht, daß nicht auch die Kondensatoren in ihrer Frequenzweiche dehydrieren könnten. Nicht nur Schaumstoff-Sicken altern, was sich durch ihre plötzliche (zumindest teilweise) schmierige Abwesenheit mehr oder weniger deutlich äußert; auch sogenannte Gummisicken – zumindest in früheren Zeiten war da nämlich sogar noch Gummi drin –, auch wenn man das nicht sofort sieht, altern, härten aus, werden spröde, wie mir ein Forumsmitglied telefonisch glaubhaft bestätigte. Warum dann nicht auch Membran-Material. Zentrierspinne?
Damit will ich sagen, daß mein „Test“ exakt für meine Ohren und meine Boxen Aussagekraft besitzt. Wenn überhaupt. Welcher Ohrlose jetzt aber glaubt, ihn als Empfehlung für was auch immer benutzen zu sollen, der möge auf immer und ewig aus sämtlichen HiFi-bezogenen Foren verbannt werden.

Quasi als Vorarbeit habe ich einige Stunden damit verbracht, Schrauben zu lösen und Furnier damit zu ruinieren, zu versuchen Rückwände aufzuhebeln. Es scheint: Umso größer die Box, desto schwieriger das Aufhebeln. Aber dazu in einem anderen Thread mehr. Zumindest in einem der von mir geöffneten Gehäuse durfte ich eine eindeutig vom Original abweichende Konfiguration erblicken, die ich nicht selber verbrochen hatte. Auch dazu an anderer Stelle mehr.
Zudem auch ich zu den eifrigen Neu-Besickern gehöre und kaum behaupten darf zu wissen, was ich dort tue – zumindest was das Verhältnis der mechanischen Eigenschaften der neuen zu den ursprünglichen Sicken angeht – muß ich auch hier nachdrücklich darauf verweisen, daß jede Box – wenn nicht schon bei der Herstellung, dann zumindest nach Jahrzehnten Überleben – zu einem Individuum geworden ist. Wer also im Verlaufe meines Berichtes aufschreit: „bei mir klang die aber ganz anders“, der möge das auf das andere Individuum, meine Ohren oder die von mir verwendete unverständliche Fremdsprache – für den, der es noch nicht gemerkt hat: Hier hören wir die Boxen nicht, sondern Ihr lest sie – schieben.

Die Kandidaten:
Nordmende LB 62 (um 1968) die ich nach einem Blick in ihr Inneres für eine Isophon halte. Im Katalog von 1970 (bei Wegavision) steht zu lesen, die Boxen wären mit zwei dynamischen Tiefton-Strahlern mit pneumatischer Membranaufhängung und einem dynamischen Hochtonstrahler mit hemisphärischer Kalottenmembran ausgestattet. Beeindruckend finde ich den Grad der Dämmung: Die Nordmende ist im wahrsten Sinne des Wortes mit Mineralwatte vollgepropft. Eine zeitgenössische Kirksaeter Senior benutzt als Dämmung lediglich ein dünnes Läppchen solcher Watte. Zudem sind die „Atemlöcher“ der Tiefton-Strahler mit Gewebeband zugeklebt. Die Nordmende dürfte die aufwendigst-verarbeitetste Kleinbox sein, die ich bisher gesehen habe.
Elac LK 25 (um 1972, HiFi JB 6 S.918f). Bei wem auch immer auf die Welt gekommen (Elac baut erst seit der der Übernahme von Axiom Lautsprecher selber), von Elac zu den Kompaktanlagen der Serie 25 (Compact 25 und Miravox 25) verkauft und zuletzt im Programm von 1973 gesehen (Wegavision).
Transonic Life 200 (ab 1975, HiFi Stereophonie JB 75, zweite Generation ab 1976, HiFi JB 8 S.1074, DM HiFi-Handbuch 77, HiFi Stereophonie JB 76/77) die zweit-Kleinste der Firma Intermarket, einer Tochtergesellschaft des ehemaligen Hamburger Importeurs Transonic. Die HiFi-Stereophonie hält sie für „klangneutral“ und eine „hervorragende kleine Regalbox“ für Räume bis 30m² und Verstärkerleistungen von 15 bis 40 Watt. Die Box ist mit einem 55mm starken Schaumstoffblock als Dämmung ausgestattet, die Bezeichnungen der Chassis lauten „TS 180/115“ und „HTS 25/145N“. Die zweite Generation sei akustisch verbessert (unter anderem eine andere Übergangsfrequenz von 1400 Hz) und sei in der Gestaltung des Frontgitters an das zeitgemäße „Softline-Design“ angenähert. Zumindest die Angabe des Durchmessers des Tieftöners (120mm) im HiFi Jahrbuch Nr. 8 ist übrigens falsch.
Eltax LX-70 (?) über die ich kaum mehr weiß als drauf steht seit ich sie zusammen mit einer B&O-Kompaktanlage bekommen habe. Ob „Design und Qualität. Eltax aus Dänemark“ auch „Made in Denmark“ bedeutet, bin ich mir nicht sicher. Die Frequenzweiche, die ich in einer Auktion entdeckt habe (http://www.aukro.ua/item388661578-eltax-...e-bcm.html), sieht jedenfalls nicht nach Großserie aus. Ungewöhnlich ist auf jeden Fall, daß die drei Chassis nicht nur verschraubt, sondern zudem noch eingeklebt sind! Der Tieftöner hat eine Schaumstoff-Sicke.
Kücke KS Prisma 30A (ab1976, HiFi JB 8, Fono Forum HiFi-Report 77/78) in der Version mit dem Baßreflex-Rohr unten. Hierbei dürfte es sich um eine Box aus der ersten Generation Kücke-Boxen handeln, bei deren Entwicklung viel Wert auf „genaue Phasenbedingungen gelegt“ worden sei. Der Test in der Fono Forum zeigt ein Bild mit Baßreflex-Rohr, seitlich versetzt, zwischen den Chassis. Der A-bewertete Schalldruck läge in einem Meter Entfernung (12W/4Ohm) bei 84dB, der Abstrahlwinkel bei 87° (horizontal, 12,6kHz Terzrauschen für 10dB Schalldruckrückgang). Der Klangeindruck sei „etwas eng mit einem Hang zur Schärfe, aber recht angenehm und durchsichtig“. Sie produziere „wenig aber saubere Bässe“.
Canton GLE 50 (ab 1978, HiFi JB 9, Stereo JB 80/81, HiFi-Stereophonie JB 80/81) aus der auf der „hifi '78“ vorgestellten zweiten Canton-Boxengeneration mit der man bei kleinerem Volumen eine ebenso gute Basswiedergabe wie bei den entsprechenden Modellen der LE-Serie und einen verbesserten Wirkungsgrad erreichen wollte. Die Meßergebnisse der HiFi-Stereophonie weisen eine „von 50 bis 1800 Hz reichende Einbuchtung im Schalldruckverlauf“ aus, die für eine „leichte Verfärbung“ verantwortlich sei. Die Stereo billigt der Canton ein „plastisches und gefälliges Klangbild“ zu. „Die in der Durchzeichnung gute, im Tiefbaß etwas schwache“ Box zeige „eine gute Rundstrahlcharakteristik sowie ein ordentliches Klirrfaktorverhalten“ Der maximal erreichbare Schalldruck (20-500Hz bei 3m) wird mit 103 dB angegeben. In der Gesamtwertung wird das Boxenprofil mit recht ausgeglichen, klangfarbentreu und gefällig charakterisiert.

[Bild: Zwerg4.JPG]

Wie geht man einen solchen Test an? Einen guten Freund zwecks Herumtragerei anrufen, Absage einfangen („was soll der Quatsch?“), dann die Boxen selber zusammensuchen, aufstellen, anschließen.

[Bild: Zwergengruppe_k.JPG]

Für sechs Boxenpaare bietet der Telefunken U250 genug Platz. Als Verstärker habe ich den Taurus Taufrisch angehängt, weil ich ihn für gut halte und er sich so herrlich unproblematisch verhält, sobald die halbe Minute Einschaltverzögerung um ist. Als Zuspieler fungiert ein einfacher CD-11 aus Grundig's Performing Arts Serie von selben Flohmarkt wie die Transonic.
Bei der Auswahl der Musik ist es wichtig darauf zu achten, möglichst unterschiedliche Ansprüche an die Wandler zu stellen. Mit Trans oder Tanzmusik braucht man es nicht zu versuchen. Als Futter habe ich vier CDs ausgewählt: Jazz spielt Roger Cicero (Beziehungsweise), Pop Kante (Die Tiere sind unruhig), Rock Korn (MTV unplugged) und Klassik Karajan's Berliner Philharmoniker (Gustav Holst „The Planets“). Cicero und Korn produzieren dabei eher leicht zu reproduzierende Kost und lassen Raum für tonale Aufmerksamkeit, Orchester-Klassik und Harmonik-Pop/PostRock mit ihrem dichten Arrangement stellen die Kleinen auf eine harte Probe, was ihr Auflösungsvermögen angeht. „Opern-Arie mit Frauenstimme“ wollte ich den Boxen (beziehungsweise meinen Ohren) nicht antun. Nichts gegen solche Arien (doch!), aber mein Vorurteil, die Zwerge würden DAS sowieso nicht packen, ist zementiert.

Zuerst das Vorurteil: Auch wenn ich mir darüber im klaren bin, daß es heutzutage vernünftige Kleinboxen gibt, ein bedeutender Anteil der Musikhörenden Bevölkerung mit Kleinboxen hört, sowie die meisten Menschen sowieso noch nie einen HiFi-Anspruch gehabt haben (was sie tagtäglich mit der Aufstellung und Abhör-Lautstärke ihrer Boxen dokumentieren), so also die Zwerge für vollkommen ausreichend halten, habe ich doch erwartet, die Brüllwürfel klängen Sch**** (zensiert). Allesamt. Durchgängig. Immer. Um das Vorurteil etwas zu präzisieren, hatte ich erwartet, daß natürlich die scheinbar größte, zudem noch 3-Wege-Box von Eltax die anderen distanziern könne. Als Zweite hatte ich die elitäre Kücke vor der kleinen Canton erwartet. Die recht alte und winzige Elac würde mir Panikanfälle verursachen und die Sechziger Jahre-Nordmende würde vor sich hin schwabbeln.

Gehört habe ich die Zwerge in zwei Etappen: Ein wenig am späten Donnerstag abend, dann nochmal am Freitag Nachmittag. Der Donnerstag hat wie erwartet die Nullung gebracht. Quasi mit dem ersten Ton (Hilfe!) von „Mars, the bringer of war“. Zugegebenermaßen ist Holst für die meisten Boxen schwer verdaulich. Doch bedeutet dieses „schwer“ ein großes Spektrum möglicher Verdaulichkeiten. Zwerge machen Ersthörer jedenfalls nicht zu Klassik-Fans. Und ich werde meine Alltagsbox (Blaupunkt L107 / Quadral Phonologue Tribun) ab morgen plötzlich wieder viel lieber mögen!
Heute wurde dann also richtig zur Probe gehört, nachdem ich mich Donnerstag ein paar Stunden an den „Sound“ gewöhnen konnte und bereit war, anstatt pauschal zu mäkeln, mich auf die Unterschiede einzulassen.

Roger Cicero und seine Bigband sind ideal geeignet, auch von kleineren Boxen vernünftig reproduziert zu werden. Weder nach oben noch nach unten gibt es im Frequenzspektrum extreme Anforderungen, dafür eine Menge tonale Variationen.
In der Klaviatur des Telefunken nach Alter geordnet, kam zunächst die Nordmende dran ... und fiel aus. Eine Box ganz, die andere variierte die zugespielten Töne nach eigenem Gutdünken, so daß es unfair wäre, die vierzig Jahre alten Teilchen hier zu vergleichen. Die 1986er Elkos in der Frequenzweiche im frei verdrahteten Aufbau mit Schnüren und Klebestreifen, anstatt auf Platine, befestigt, lassen mich vermuten wo ein Problem liegen könnte.

[Bild: Weiche.JPG]

Dann kam die Elac. Und verblüffte. Am Vorabend hatte ich sie noch nicht gehört, weil sie – wie die Nordmende – noch nach passenden Kabeln verlangt hatte. Plötzlich kam da so etwas wie Musik heraus. Ein Druck auf die dritte Taste brachte mit der Transonic ein Instrument mehr in den Raum. Bei der willkürlich auf die Vier gelegten Eltax verschwand das Instrument wieder und das Orchester trat, ebenso wie Herr Cicero, einen Schritt zurück. Um mit der Kücke gleich mehrere Schritte wieder nach vorn zu kommen und erheblich an Volumen zu gewinnen. Das wurde mit der Canton nochmals breiter, aber nicht höher, was heißen soll, daß bei ihr die Höhen deutlich weniger dominieren, als bei der ältere Wuppertalerin.
Die Elac und Transonic zeigen ein durchaus ähnliches, sehr höhenorientiertes klares, etwas kühles Klangbild. Beide klingen dynamisch, die Elac in den Höhen scheinbar differenzierter. Die Transonic ist dabei weniger flach, fördert aus einigen Millimetern mehr Membranfläche und dem doppelten Resonanzraum mehr Volumen. Angesichts der Eckdaten überraschend wenig mehr Volumen. Sie klingt etwas hohler, manchmal halliger in den oberen Mitten und wirkt bei anhaltenden Tönen (nur) leicht bohrend. Schön, daß ich auf die Arie verzichtet habe! Von Baß kann man bei beiden Boxen nicht sprechen. Es stört aber auch kein unzureichend wiedergegebener Baß. Die Eltax hat mehr, zeigt aber nicht wirklich, wovon. Der ideale Lautsprecher zum leise nebenher dudeln und abschalten. Keinesfalls vermisst man ihn danach. Sie klingt zurückhaltend, präsentiert die oberen Mitten etwas hohl, die tieferen Töne weich. Canton und Kücke haben nicht nur mehr, sondern zeigen auch wovon. Beide mehr Volumen – die Canton breiter, die Kücke schlanker – beide eine Ahnung von Baß und klanglicher Ausgewogenheit. Die Canton wirkt dynamischer, strukturierter, die Kücke angenehmer, temparierter. Manchmal entwickelt die Canton etwas hohle höhere Töne und wirkt die Kücke auch näselnd.
Korn steigert den Anspruch an die Lautsprecher. Die Stimmen werden rauher, akzentuierte Töne unterschiedlicher Höhe und Klangfarben und mehr Tiefen werden verlangt. Die Charakteristik der Boxen bleibt und sie reproduzieren die CD anhörbar, wenngleich die tatsächliche Dynamik des Vortrages nur erahnt werden kann.
Kante kann man mögen oder nicht. Die Zwerge entscheiden sich mehrheitlich gegen sie, beginnen den Überblick zu verlieren, was sie gerade zu tönen haben. Die in ihrem Auftritt eingeschränkteren Elac und Transonic schaffen es fast besser, ihr Weniger überzeugend darzubieten, als die Canton und Kücke, die bei dem Versuch Präsenz verlieren. Elektronische Instrumente haben weniger Wiedererkennungswert als akustische: Wenn von ihnen im Vortrag etwas fehlt, ergänzt es das Gehirn nicht, und es bleibt oft unverständliches Zeugs. Womit ich nicht auf Kante's Texte anspiele!
Obschon Karajan sein Orchester im Jahre 1981 wohl ausschließlich auf akustischen Instrumenten hat spielen lassen, hilft das nicht. Es fehlt eine Menge und eine Pauke, die nach „Plupp“ klingt, macht nicht wirklich Spaß. Kammermusik von einem Streichorchester wäre wahrscheinlich eher etwas für die Zwerge gewesen, möglicherweise auch Händel. Die Kücke schlägt sich am besten, macht die meisten Details.hörbar. Eine Empfehlung soll das aber nicht sein.

[Bild: Zwergengruppe_2k.JPG]

Keinesfalls möchte ich hier die Mitleser diskiminieren, die Ihre T+A im Keller lagern müssen, weil sich die Nachbarn über die nächtliche Klangfüllle beschwert hatten, genauso wenig diejenigen – zu denen ich auch gehöre – die Ihre BM40 hatten im Laden lassen müssen, weil vierzig Jahre Hungern nicht wirklich für die Figur zuträglich ist.
Nichts gegen Zwerge. Wer Willens ist eine Klangregelung zu benutzen, der mag von ihnen mehr abhören können, als ich ihnen vorwerfe. Wer sowieso nur leise und nebenher Musik hört, der wird nicht mehr brauchen.
Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Test-Durchgang mit etwas mehr Volumen.

Übrigens mag der eine oder andere angesichts meines oberen geäußerten, fest zementierten Vorurteils fragen, warum ich so viele Boxen der Klasse bis 20l Brutto-Volumen staple. Eine berechtigte Frage. Eine Zeit lang habe ich versucht, mich dagegen zu wehren, habe „nein“ gesagt, sie so schnell wieder abgegeben, wie ich sie bekommen hatte. Inzwischen habe ich resigniert. Es scheint, sie hätten entdeckt, daß es mich gibt. Gewissermaßen als Gnadenhof für betagte Lautsprecher!? Sie kriechen aus Löchern (Versandkartons), sind einfach dabei, wenn ich einen Receiver kaufe, oder eine größere Box wie die, zu der ich die Transonic dazu bekommen habe. „Wollen Sie die auch noch haben?“ Wenn man sie nicht haben will, dann kosten Lautsprecher plötzlich auch nicht mehr viel, insbesondere wenn kein „Surround“ drauf steht. Und eine mehr paßt immer noch rein. Und abgeben macht viel mehr Arbeit als behalten. Doch bedauert mich nicht.

Tschüß, Mathias

Edit: Tabelle vergrößert
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Hallo Mathias,

ich habe Deinen Bericht sehr interessiert ( und mit einigem Schmunzeln ) gelesen. Mein erster Eindruck , Du solltest versuchen mit Deinem Können solche Sachen wirklich " lesenswert " zu beschreiben zu Geld zu machen.

Dein Bericht ist einer der wenigen dich ich nicht " überpflogen " sondern Zeile für Zeile gelesen habe.

Da ich seit einiger Zeit mich durch Zufall bei einem Händler der sich auf Retro-Hifi spezialisiert hatte mit einer Kücke E 80 Box eingedeckt habe, kann ich Deinen Klangbeschreibungen gut folgen.

Seit die Kücke E 80 bei mir spielt , habe ich das andere Boxenpärchen ( das voher dort spielte nämlich die Celestion 5 ) aus dem Zimmer geräumt. Ich habe mit der Kücke Dinge gehört , die ich noch nie ( und ich betone hier wirklich das Wort nie) gehört habe.

Ich entdecke den eigentlichen Mikrokosmos der Musik.

Nur mal so ein kleines Beispiel : Ich lege ein Band auf die Telefunken M 21 und höre Chet Baker . Dieses Band habe ich mal vor vielen Jahren von einem Freund aus Norddeutschland zugeschickt bekommen.

Und da höre ich ( ist jetzt kein Quatsch ! ) Das Geräusch des Luftholens bevor Chet Baker in das Mundstück seiner Trompete bläst. Diese nennen wir es einmal Musikinformation ist mir bislang verborgen geblieben.

Meine anderen Boxen haben das nicht reproduzieren können.

Oder ich höre ein Hörspiel ( was ich übrigens sehr gerne tue / es entspannt so herrlich ) da höre ich etwas was ich früher für Bandrauschen hielt. Nein weit gefehlt , als ich den Lautstärkeregler etwas weiter aufdrehte , entpuppte sich das Geräusch als Bachrauschen. Gluckerndes Wasser !

Nie zuvor gehört !

Ich könnte jetzt diese Beispiele ins unermessliche Fortsetzen, will ich aber nicht , ich glaube die Tendenz meines Beitrages ist klar geworden.

Die da lautet : Ich habe so etwas unterschätzt.

Gruss
Wolfgang
Revox A76 , A78 , B285 , B739 , B750 , B760 , B790 , C36 , C115 , C221 , D88 , E36 , G36 MKI , Lautsprecher Agora B , STUDER A 68 , A 81R , A 721 , 1 x A 730 , 1 x A 62 ( 9,5 / 19,0 cm/ sec ) , 1 x B 62 , ..... C37.... meine absolute Lieblingsmaschine ..... Telefunken 1 x M 5 A mono ...... 2 x M 5 B stereo ..... Grundig TK- 6 L .. TK - 42  ...2 mal TK 46...Telefunken Musikus 504 V ........ S.A.B.A. M.E.E.R.S.B.U.R.G --- S.T.E.R.E.O. - G .

Plattenspieler E M T 9 4 8
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#3
Zitat:Matthias M postete
...oder der denkbar überflüssigste Lautsprechertest im ganzen Forum
Also, auch wenn ich mit deinen Klangbescreibungen nicht immer was anfangen kann so finde ich gerade solche Tests wichtig. Ich habe festgestellt das gerade die LS das meiste ausmachen und ausserdem auch das am leichtesten zu wartende Vintage Hifi Teil sind.
Ich meine, wenn du jetzt, sagen wir mal, einen Verstärker aus den 70ern restaurierst, mit neuen Elkos und pipapo, dann steckst du einiges an Geld und Zeit rein. Wenn du das gegeneinander aufrechnest und dann, sagen wir mal, für dieses Geld den kleinsten neuen Marantz kaufst, dann wird dieser weniger rauschen und eine Fernbedienung und ausserdem noch Garantie haben und du fragst dich wozu du dir die Ganze Arbeit mit der anderen Rumsmurmel gemacht hast. Ausserdem kriegst du das Geld was du an Ersatzteilen reinsteckst nicht mal ansatzweise bei einem Verkauf heraus.

Ganz anders bei Boxen! Hier kann man wirklich Spitzenprodukte zu einem guten Kurs abstauben. Ich tendiere sogar dazu nurnoch alte Boxen zu sammeln, einfach weil das am ergiebigsten und spannendsten ist.

Zitat:Es scheint, sie hätten entdeckt, daß es mich gibt. Gewissermaßen als Gnadenhof für betagte Lautsprecher!? Sie kriechen aus Löchern (Versandkartons), sind einfach dabei, wenn ich einen Receiver kaufe, oder eine größere Box wie die, zu der ich die Transonic dazu bekommen habe. „Wollen Sie die auch noch haben?“ Wenn man sie nicht haben will, dann kosten Lautsprecher plötzlich auch nicht mehr viel, insbesondere wenn kein „Surround“ drauf steht. Und eine mehr paßt immer noch rein. Und abgeben macht viel mehr Arbeit als behalten. Doch bedauert mich nicht.

Tschüß, Mathias
Also, wenn du mal welche wegschmeissen willst... Ich suche sowas immer für den Keller.
Oder einfach zum antesten.
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#4
So so, die Cantons... Jau, die habe ich heute noch hier - allerdings untätig - rumstehen. Die waren prima für die kleine Studentenbude - nahmen nicht viel Platz im Regal ein, machten ordentlich Dampf, waren, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, recht dynamisch, spielten präsent und lösten gut auf. "Unten rum" fehlte natürlich was; das habe ich seinerzeit mit dem zugehörigen Canton-Subwoofer ein wenig nachgerüstet. Der ist leider passiv (keine Ahnung, ob's damals überhaupt was anderes gab, wenn, dann wusste ich nichts darüber) und hat eine ungünstige Übergabefrequenz (muss aber wohl so sein, sonst wäre vmtl. ein akustisches Loch zwischen ihm und den kleinen Böxchen), so dass man ihn gut orten kann. Trotzdem: Damals war weder räumlich noch finanziell mehr drin.
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#5
Hallo Matthias (und alle Mitleser)!

Diesem erfrischenden (und interessanten) Beitrag { :klatsch: }
darf ich vielleicht noch hinzu fügen, dass neben den bereits
erwähnten Verschleissteilen (Sicke, Elkos etc) auch die Magnete
selbst betroffen sein können. Je nach verwendetem Material können
sich mit der Zeit (u.a. durch äussere Einflüsse...) deren magnetische
Eigenschaften verändern.

Gruss

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#6
Moin, moin,

Zitat:revoxidiert postete
Hallo Mathias,

ich habe Deinen Bericht sehr interessiert ( und mit einigem Schmunzeln ) gelesen. Mein erster Eindruck , Du solltest versuchen mit Deinem Können solche Sachen wirklich " lesenswert " zu beschreiben zu Geld zu machen.
Hallo Wolgang,

danke für die Blumen. Ich werde bei meiner nächsten Tour durchs Land überall klingeln, wo ich einen Mitleser vermute, und einen Hut hinreichen. Denn ich befürchte, eine andere Möglichkeit gibt es in der Zeit der Werbepostillen-Fachmagazine nicht mehr, Geld mit meinem Geschreibsel zu verdienen. Smile
Aber im Ernst: Ich befürchte, das würde in Arbeit ausarten...

Zitat:...Ich habe mit der Kücke Dinge gehört , die ich noch nie (...) gehört habe. (...) Ich habe so etwas unterschätzt.
Dazu kann ich Dich nur beglückwünschen: Zu der schönen Kücke - die Mega 80 scheint nämlich recht selten - und zu Deiner (akustischen) Erkenntnisfähigkeit.
Was Du erlebst fasziniert mich auch immer wieder. Leider bekommt man das wirklich nur im direkten Vergleich oder dann mit, wenn man eine Aufnahme wirklich gut kennt. Erschreckend eigentlich, daß es solche Unterschiede auch noch in höheren (teureren) Klassen gibt.

Übrigens kann ich Deinen Faible für die Kücke gut nachvollziehen. Unter den Zwergen ist die Prisma die einzige Box, die ich vorsätzlich gekauft hatte. 35 Euro. Der Rest hat maximal zehn gekostet.

Zitat:Matze postete
...Ich habe festgestellt das gerade die LS das meiste ausmachen und ausserdem auch das am leichtesten zu wartende Vintage Hifi Teil sind...
Hallo Matthias,

damit hast Du weitgehend recht, wobei das mit dem Wartungsaufwand hoch subjektiv ist. Selbst wenn man die Äußerlichkeiten mal wegläßt: Ein defektes Chassis kann einigen Aufwand bedeuten. Und wenn eine Box mehrere Chassis hat, dann addiert sich auch das schnell ...

Trotzdem ist es grundsätzlich schon wegen der Volumina und der Gewichte so, daß man selbst sehr vernünftige Boxen zu teils erstaunischen Preisen bekommt. Kürzlich ist in Hamburg eine gut erhaltene mittlere Pfleid für deutlich unter zweihundert Euro weggegangen! Was habe ich mich geärgert, daß ich fünf Minuten zu spät war.

Zitat:outis postete
...das habe ich seinerzeit mit dem zugehörigen Canton-Subwoofer ein wenig nachgerüstet. Der ist leider passiv (keine Ahnung, ob's damals überhaupt was anderes gab...
Hallo Outis,

"zugehörig" ist gut. Das Loch gab es wohl, weil die 50 als Stand-Alone-Lösung konzipiert waren und den Subwoofer nicht kannten. Zu den Subwoofern gab und gibt es extra Satelliten ... viel kleiner als die GLE.
Bei mir läuft auch noch ein passiver plus C mit Satelliten plus L. Eigentlich hatte ich die aktive Version plus B in Betrieb (ein tolles Tier!), doch hat der leider (drei) Philips Hybrid-Endstufen, die es nicht mehr zu geben scheint. Exitus. Vorläufig.

Zitat:PeZett postete
...darf ich vielleicht noch hinzu fügen, dass neben den bereits erwähnten Verschleissteilen (...) auch die Magnete selbst betroffen sein können....
Hallo Peter,

damit hatte ich bisher nicht gerechnet.
Wie äußert sich das? Verringert sich die Magnetisierung? Kannst Du andeuten, in welchen Zeiträumen man bei normaler Aufstellung / Verwendung damit rechnen muß? Welche äußeren Einflüsse meinst Du? Andere Magnete? (wären Mindestabstände zwischen Boxen / Chassis für die Lagerung einzuhalten?) Strahlung? (Hochspannungsknoten über dem Wohnzimmer!)

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#7
Zitat:Matthias M postete

Zitat:outis postete
...das habe ich seinerzeit mit dem zugehörigen Canton-Subwoofer ein wenig nachgerüstet. Der ist leider passiv (keine Ahnung, ob's damals überhaupt was anderes gab...
Hallo Outis,

"zugehörig" ist gut. Das Loch gab es wohl, weil die 50 als Stand-Alone-Lösung konzipiert waren und den Subwoofer nicht kannten. Zu den Subwoofern gab und gibt es extra Satelliten ... viel kleiner als die GLE.
Da kann mal mal sehen, was man dem Gemeinen Unbedarften Käufer alles andrehen kann. Big Grin
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#8
Zitat:Matthias M postete
Selbst wenn man die Äußerlichkeiten mal wegläßt: Ein defektes Chassis kann einigen Aufwand bedeuten. Und wenn eine Box mehrere Chassis hat, dann addiert sich auch das schnell ...
Ja, aber der Wartungsaufwand für Elektronik oder gar Mechanik ist doch deutlich höher.
Die (passive) Box ist schlicht weniger komplex in Aufbau und Fehlersuche.
Als ich die Grundig Aktiv Boxen repariert habe musste ich auch über 150 EUR an Teilen reinstecken. Wenn da nur die Chassis kaputt gewesen wären wäre das deutlich weniger gewesen. Gekriegt habe ich nurnoch 30 EUR für das Paar. Und da war der Zeitaufwand noch nicht drin. Irgendeine Elektronik zu reparieren lohnt einfach nicht mehr, weil man neu etwas besseres günstiger bekommt. Nur bei LS muss man immernoch für was gutes bezahlen, zumal der Klang stark vom Zeitgeist abhängig ist.
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#9
Zitat:.....Wie äußert sich das? Verringert sich die Magnetisierung? Kannst Du andeuten, in welchen Zeiträumen man bei normaler Aufstellung / Verwendung damit rechnen muß? Welche äußeren Einflüsse meinst Du? Andere Magnete? (wären Mindestabstände zwischen Boxen / Chassis für die Lagerung einzuhalten?) Strahlung? (Hochspannungsknoten über dem Wohnzimmer!)
Hallo Matthias,

wie wir vielleicht noch aus dem Physikunterricht wissen, können
Ferromagnetische Werkstoffe ihren Magnetismus durch hohe Temperaturen,
äussere Magnetfelder oder starke Stösse (Hammerschläge) mit der Zeit
verlieren. Soweit die Theorie...
In der Praxis eines Lautsprecherlebens können wir die hohen Temperaturen
wohl vergessen. Die äusseren Magnetfelder sind da schon interessanter...
niemand weis genau, wo eine rund 30 Jahre alte LS-Box schon "herumge-
standen" hat. Ob da die Hochspannungsleitung einen grossen Einfluss
drauf hat, weis ich nicht, aber Lagerhäuser im Umfeld gösserer "industrieller
Magnetfelderzeuger" (Kranmotor, Generatoren usw usw) können (zumindest
langfristig) Wirkung zeigen. Zuletzt die Stösse - zugegeben: kein Mensch
drischt mit einem Hammer auf seinem Basschassis herum aber was passiert,
wenn der Lautsprecher vor dem (vielleicht reparaturbedingten) Einbau
auf den Boden fällt? Oder die Box während ihres Transportes häufig
gestossen wird (PA-Box beim "Wurf" durch den Roady oder "schonender"
Paketversand?).
In wie weit diese Veränderungen hörbar sind, kann ich nicht sagen - in der
Theorie bestimmt, wie wir wissen, die Feldstärke des Topfmagneten im
"Zusammenspiel" mit dem Wechselfeld der Spule die Resonanzfrequenz
des Lautsprechers (neben einigen anderen Parametern natürlich). Auch die
Luftspaltinduktion sollte möglichst hoch sein - dies zu erreichen bedarf
es eines engen Luftspaltes (was ja nur begrenzt möglich ist) oder eben
eines "kräftigen" Magneten. Verliert dieser an "Kraft", ändert sich das
"Verhalten" des LS-Systemes. Da aber die Rückstellkräfte mit der Zeit
wohl ebenfalls "erlahmen" (Spinne, Sicke... ...Du schriebts es schon...),
mag dies alles "nicht so schlimm" sein (= nicht heraushörbar).

Letztendlich bleibt`s beim, schon von Dir beschriebenen, Fazit: wie "neu"
performen tut ein alter Lautsprecher nicht (...wie alles was wir
nutzen... ...oder selber sind...Wink )

Gruss

Peter
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#10
Moin, moin,

da ich die letzte Nacht mit Musikhören verbracht hatte, war ich heute etwas früher als gewöhnlich auf dem Flohmarkt. Dabei ist mir zwei Brüllwürfel in die Hände gefallen, die ganz gut in diesen Vergleich zu passen schienen.
Jetzt kaufe ich schon Boxen, die ich eigentlich sowieso nicht haben / hören will, nur um Euch zu berichten, daß dem so ist...

Eines der letzten eigenen Produkte der Hannoveraner Telefunken in Sachen Lautsprecher war die im Jahre 1978 auf dem Festival du Son in Paris vorgestellte Serie TLX Professional. Konstruktiv zeichnete sich sie durch die Magnetofluid-Technologie im Hoch- und Mitteltonbereich und die Verwendung von Kalotten-Hochtönern in Aluminium-Sandwich Bauweise aus. Darüberhinaus waren die TLX mit Hochton-Pegelsteller, LED-Überlastungsanzeige und Sensistor-Schutzschaltung ausgestattet.
Sie repräsentierten den Versuch der Telefunken, ihr Image zu verändern: Ende der Siebziger Jahre versuchte der Hersteller eher biederer Receiver zur Marke für moderne HiFi-Technologie zu mutieren, was jedoch nur teilweise gelang. Die TLX-Boxen sollten diese Ambition nicht nur durch innovative Technik, sondern auch durch modernes Design im „professional Look“ unterstreichen. Die Front besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Sie ist zweigeteilt: In eine „Kalotteneinheit“ für Hoch-, Mitteltöner und Elektronik und in einen Träger für das Tiefton-Chassis, das nur vierfach mit dem Gehäuse verschraubt ist, was ich nicht eben für ein passendes Umfeld für innovative Technologie halte, weil ich (nicht nur) den Eindruck habe, diese Träger könnten sich verziehen. Die Chassis besitzen jeweils eigene Metallgitter-Abdeckungen; optional konnte ein Frontbespannungsrahmen erworben werden.

Magnetofluid-Technik meint, daß die Schwingspule in einer mit Ferrit-Partikeln gesättigten Flüssigkeit (Ferrofluid, http://www.uni-saarland.de/fak7/hartmann...fluide.php), anstatt in Luft schwingt. Die Ferrit-Partikel – heute läuft so etwas unter Nano-Technologie - haben eine bessere magnetische Leitfähigkeit als Luft, die Flüssigkeit würde darüberhinaus für eine Optimierung der Wärme-Ableitung von der Spule sorgen, was die Gefahr thermischer Gegenkopplung vermindert. Die Bewegung der Spule würde durch ihr Bad gegen unerwünschte Taumelbewegungen bedämpft, Eigenresonanzen verringert und ein Kalotten-System könnte durch die Verbesserung ihres Wirkungsgrades zudem tiefere Frequenzbereiche reproduzieren, als bei belüfteten Systemen.
http://telefunken.pytalhost.eu/1978/telefunken78-24.jpg
Ein Effekt dieser Technologie sei ein geradezu idealer Frequenzverlauf der Chassis.
Allerdings war Telefunken nicht der einzige Hersteller, der sich der Ferrofluide in der Chassis-Herstellung bediente. Es scheint, die Mitbewerber haben das Konzept lediglich nicht so laut beworben. Zudem scheinen die Flüssigkeits-gelagerten Spulen auch einen Nachteil zu besitzen: Es gibt offensichtlich Chassis, bei denen die Ferrofluide „eindicken“. Keine Ahnung, ob die Ferrit-Partikel verklumpen oder das Fluid dehydriert. Die Konsequenz ist jedenfalls eine Erhöhung des mechanischen Wiederstandes des Fluides. Eine Box mit Ferrofluid-Hochtöner würde daher unter Verlust hoher Töne leiden. Dieter Fricke räumt diese Gefahr zum Beispiel für seine LQL80 ein.
Interessant also die Frage, ob das auch den Telefunken passiert!

Die HiFi-Stereophonie hat die Box im Jahre 1979 getestet. Man kam zu dem Ergebnis, die Telefunken TLX-1 professional (HiFi Jahrbuch 9 S.10-354, HiFi Stereophonie JB 80/81) klänge „etwas eng und gedeckt“ und im Grundtonbereich „zur Fülle neigend“ Die untere, noch hörbar abgestrahlte Grenzfrequenz hätte bei 40 Hz gelegen. Bei 70 Hz wäre ein Pegel von 84dB noch sauber abgestrahlt worden. Die durch Zenerdioden fixierte Ansprechschwelle der LED-Übersteuerungsanzeige habe bei einem Pegel von 100dB gelegen, was die TLX1 zu einer „hochbelastbaren“ Box mache.
Die Messungen scheinen darüberhinaus bestätigt zu haben, daß der Pegelregler für den Hochtonbereich zwischen 2000 und 20000 Hz mit +/- 3dB zu wirken scheint.

Ob man das Design der Telefunken wirklich als „professional“ bezeichnen will, das muß jeder selber wissen. Zumindest waren die Hannoveraner mit Ihrem Stil nicht allein und blieben verhältnismäßig dezent; es hat seit dem deutlich Geschmackloseres gegeben.
Die Gehäuseform erinnert leicht an die GLE-Serie von Canton. Leider ist die Folierung der Telefunken – zumindest aus heutiger Sicht – deutlich schlechter gelungen als die Oberfläche der Schwarzwälder. Doch macht das Gehäuse insgesamt einen sehr massiven Eindruck.

Die Heco SM 630 ist älter. Um 1974 dürfte sie auf dem Markt gewesen sein (HiFi JB 7 S.570, HiFi Report 74/75) und hatte zumindest im HiFi Jahrbuch 8 von 1976 bereits einen Nachfolger gefunden.
Die Heco gehört zu der Kategorie der Flachboxen, die generell keinen guten Leumund genießen, weil das flache Gehäuse eigentlich nicht nur eine vernünftige Dämpfung oder Ableitung der Reflexionen im Gehäuse verhindert. Die reflektierten Wellen treten schneller und massiver durch die Membran aus, als bei tieferen Boxen. Dafür läßt sich die Heco platzsparend an die Wand hängen.

Marke: Telefunken / Heco
Modell: TLX-1 professional / SM 630
Bauzeit: 1978-80 / ca. 1974
Bauart: geschlossen / geschlossen
Wege: 2 / 2
HT (Membran/Spule): Kalotte 25/25mm / Kalotte 25
TT (Membran/Spule): Langhuber 180/25mm / 175mm
Induktion/Magn. Fluß: HT 1791mT/434µWb, TT 1150mT/563µWb
Übergangsfrequenz: 1.500 Hz / 1.800 Hz
Sinus-Leistung: 50 Watt / 25 Watt
Musikleistung: 75 Watt / 35 Watt
Impedanz: 4 Ohm / 4 Ohm
Frequenzbereich: 40-25.000 Hz / 45-25.000 Hz
Baßeigenresonanz: 85 Hz / 90 Hz
Anschluß: DIN Kabel / DIN-Buchse
Brutto-Volumen: 16l / 12,4l
Maße: 230x357x196 mm / 275x450x100 mm
Gewicht: 6 kg / 6 kg
Neupreis: DM 308,00 (1979) / ca. DM 200

[Bild: Zwergengruppe_3k.JPG]

Für meine kleine Test-Fortsetzung habe ich auf die gleichen Geräte und CDs, dazu zum Vergleich auf die Kücke und Canton zurückgegriffen, die beim ersten Durchgang die besten Ergebnisse erzielt hatten.

Ich erwartete von der Telefunken ähnliche Leistungen wie von den beiden Referenzen, von der Heco hingegen eigentlich kaum etwas. Zudem sich bei einem der Chassis scheinbar die Sicken aufzulösen beginnen.

Die Realität sah etwas anders aus. Trotz ihrer Einschränkung spielte die Heco überraschend frei auf. Ihr Klangbild ist recht hell und wenig voluminös. Bässe hat sie keine, ebenso spielt sie kaum tiefe Töne, präsentiert aber ein recht stimmiges Klangbild, liegt – wenn den ein Vergleich aus dem Gedächtnis erlaubt ist – vor der Eltax LX-70 und auch noch vor der Elac LK25. Ihr Metier ist natürlich eher die Hintergrund-Musik als ein Solo.

Die Telefunken präsentierte sich hingegen indifferent. Auf den ersten Hör ähnelt sie der Canton mehr als der Kücke, ohne allerdings die Breite des Vortrages der Canton zu versuchen. Allerdings klingt sie auch noch nach einer Stunde und bei unterschiedlichem Material hallig und hohl. Habt Ihr schon einmal in eine Gitarre hinein gesungen? Nicht zuletzt daher dürfte ihr auch das Auflösungsvermögen der Canton fehlen. Die oberen Mitten beziehungsweise unteren Höhen schaukeln sich bohrend auf, die Stimme von Amy Lee von der Korn unplugged CD klingt nervig.
Überraschenderweise spielt die Telefunken bei klassischer Musik deutlich überzeugender auf. Zumindest solange sie keine angehaltenen Töne reproduzieren muß. Hier deutet sie an, daß sie ein größeres Frequenzspektrum gekonnt hätte, wenn ihre Entwickler sie gelassen hätten. So wie ich sie hören mußte, scheint sie jedenfalls zur Wiedergabe von Stimmen fast noch weniger geeigent, als die Transonic, die deutlich heller, aber dafür differenzierter spielt.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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