Lichttontechnik
#1
Gestern laß ich einen kurzen Artikel über die beim Film übliche Lichttontechnik...man warf ein paar Fleischbrocken hin, aber nichts konkretes. Weiß jemand mehr darüber...vor allem, wie das funktioniert hat?
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#2
Lichtton funktioniert ganz einfach und ist weitaus problemloser in der Anwendung als die im Amateurbereich üblich gewesene Magnettontechnik.

Ich gehe doch davon aus, daß dieses Verfahren auch heutzutage beim Kinofilm noch angewandt wird.
Beim Tonfilm im Amateurbereich gibt es ja prinzipiell zwei unterschiedliche Verfahren: die Ein-Band-Technik und die Zwei-Band-Technik.

Bei der Ersteren Variante wird eine, manchmal auch zwei Randspuren des Filmbandes mit einer Magnetschicht versehen. Dafür sind mir ebenfalls zwei unterschiedliche Technologien bekannt auf die ich aber nicht eingehen will. Die Zweibandtechnik interessiert hier auch nicht da es sich in allen diesen Fällen um die bekannte magnetische Schallaufzeichnung handelt.

Der Lichtton setzt allerdings den Magnetton voraus!

Das bedeutet in der Praxis, daß der komplette Ton zum Film auf ganz ordinärem
Magnetband abgemischt wird. Um die Synchronität zwischen Bild und Ton sicherzustellen müssen beide, in diesem Stadium noch getrennten Ereignisse fest miteinander gekoppelt werden. Das Magnetband welches hierfür zum Einsatz kommt ist zu diesem Zwecke - ebenso wie das Filmband - perforiert. Man spricht hier vom Magnetfilm. Durch die Perforation ist eine absolut lippensynchrone Vertonung erst möglich.

Wenn der komplette Ton zum Film fertig abgemischt auf dem Magnetfilm vorliegt wird die magnetische Schallinformation mit Hilfe einer NF-modulierten Lichtquelle auf fotografisches S/W Filmmaterial übertragen. Nach der Entwicklung stehen zwei Filmbänder zur Verfügung: Der Bildstreifen und der Tonstreifen wobei letzterer nur auf die im Bild nicht sichtbaren Randbereiche reduziert ist. Der Bildbereich enthält keine weitern Informationen und wird transparent ausentwickelt.

Da Kinofilm ja um einiges größer ist als die Amateurformate mit max. 16mm steht auch wesentlich mehr Platz auf den Randbereichen, neben der Perforation, zur Verfügung. Somit ist es möglich auch mehrere Tonspuren unterzubringen. Beim Amateurfilm beschränkt man sich aus physikalischen Gründen i.d.R. auf eine - also Mono - Spur.

Der letzte Schritt folgt nun im Kopierwerk.
Hier werden jetzt die beiden Filmbänder, unter Beachtung des genormten Tonvorlaufes, auf fotografischem Wege zusammenkopiert.

Die Qualität des klassischen Lichttones steht immer einer einwandfrei ausgesteuerten Magnetbandaufnahme nach. Obwohl die Abtastung - im Gegensatz zum Magnetton - berührungslos erfolgt, erhält der gesamte Film auf seinem Wege durch die Kinomaschine ständig kleine Schleif- und Kratzspuren.
Beim Bild sind diese Beschädigungen der Emulsion durch "Telegrafendrähte" und Blitzer eher augenfällig als das zunehmende Rauschen des Tones. Zudem spielt hier eine emotionale Funktion dem Kino in die Hände >>> Visuelle Eindrücke beschäftigen das Gehirn weitaus mehr als es die akustischen Wahrnehmungen vermögen.
Dagegen kann sich ein Sehender nicht zur Wehr setzen - für einen Blinden allerdings sieht die Welt ganz anders aus da für ihn ja der akustische Reiz allein zur Auswertung steht und sich folglich die entsprechenden Hirnregionen auf diese Lebensumstände angepaßt haben.
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#3
.
hier ein Link, wo die verschiedenen Modulationsformate beim Lichton zu erkennen sind:
http://www.pinguin-inside.de/kinotechnik...rmate.html
Es stimmt, die Qualität des Lichttons ist nicht so gut.
Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#4
Frank: "Heute werden m. W. die Filme meist magnetisch vertont"

Kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen - da kann man dann doch keine Kopien mehr ziehen. Oder machen die wieder auf Zweibandtechnik im Kino???
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#5
Schönen Dank für die Erklärungen!!!

Gab es eigentlich schon vor der Erfindung des Tonbandgerätes den 'Tonfilm'? Irgendwo stand mal etwas dazu, die Amerikaner hatten da ein Verfahren, das schon weit entwickelt war. Wie arbeitete das? Mit Grammophon etwa?
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#6
Zitat:highlander postete
Schönen Dank für die Erklärungen!!!

Gab es eigentlich schon vor der Erfindung des Tonbandgerätes den 'Tonfilm'? Irgendwo stand mal etwas dazu, die Amerikaner hatten da ein Verfahren, das schon weit entwickelt war. Wie arbeitete das? Mit Grammophon etwa?
Es hat zumindest zeitweise Tonfilme mit metergroßen Platten gegeben. Ich kann mir aber vorstellen, dass man den später Ton auf Wachs- oder Acetatplatten geschnitten hat, um davon den die Lichttonspur zu machen. Ich stelle mir grade ein Kino vor, mit einem 10- Plattenwechsler für Platten mit 1,50 Meter Durchmesser.......

Das war ungefähr so, als wenn man an einer Lautsprecher Schwingspule eine Stange anbringt, die die Blende einer Kamers abhängig von der Modulation steuerte. Das mehr oder weniger stark durchfallende Licht belichtete dann den Film.

Die Abtastung des Tons erfolgt über eine entsprechende Fotozelle. Damit der Ton nicht ruckelt, (der Film wird ja ruckartig transportiert) ist der Ton nicht an der Stelle des zugehörigen Bildes auf dem Film. Der Film wid praktisch in einer Schleife aus dem Projektor geführt und so abgetastet.

Das war mal wieder grob verkürzt erklärt, aber ich will ja kein Buch schreiben

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#7
Ich bitte um Vergebung:
Heinrich George (+1946) hat in vielen Tonfilmen gespielt -auch Musikfilmen, z. B. 'Heimat' von 1938 [Zarah Leander singt, Paul Hörbiger dirigiert Bach und Gluck..., es ist zum 'sehkrank' werden)-, den Magnetfilm (16 oder 35 mm) hat er aber niemals kennen gelernt. Er hat zwar sehr wohl auf Magnetband gesprochen, dies aber nicht für den Film.

Weiterhin gab es 1929 eine Hörspielsendung der RRG unter dem Titel "Rao, Rao Foyn, Kassin rettet Italia", die die 1928 erfolgte Notlandung des Luftschiffes 'Italia' von General Nobile bei Spitzbergen zum Inhalt hat. Diese heute noch vorhandene Sendung wurde nicht -wie damals an sich üblich- live 'aufgeführt', sondern auf Tonfilm (!) -an Magnetband war 1930 noch kein Denken- vorproduziert und dann zurechtgeschnitten gesendet. So gesehen gab es Wiedergabe ab Band (bzw. Film) sowie den Bandschnitt vor dem Beginn der Magnetbandgeschichte im engeren Sinne.
Im Sommer 2003 wurde dieses Hörspiel vom SWR wieder einmal gesendet (wie ich gerade ím Net entdeckte.)

Vor allem aber braucht der Tonfilm nicht etwa notwendigerweise eine vorausgehende Magnetbandaufnahme. Der ganze Ufa-Kram bis 1945 ist reiner Lichtton auch in Playback-Produktion und den Dialogen. Erst sehr spät -also kurz vor Kriegsende- kamen kleinste Zuspielungen vom nicht synchronen Magnetband. Ein schon existierendes Pilottonpatent (DE883836, eingereicht 24.12.1940 durch .... unseren Eduard Schüller) blieb unbeachtet. Erst die Zweiterfindung nach dem 2. Weltkrieg setzte sich durch.
Weiterhin wurde der Präsignator -ein wesentliches Werkzeug, um die Lichttonmodulation für unsere Ohren anhörbar zu machen- erst in den frühen 50ern (ich habe das exakte Datum jetzt nicht genau nachgesehen) von Johannes Webers entwickelt. Da war also der Lichtton noch so wichtig, dass man an Schnittstellen 'etwas tun musste'.

Heute wird natürlich auf Band bzw. Rechner aufgezeichnet, denn der Rechner hat auch in der Filmtonmischung längst Einzug gehalten. Lichtton ist aber nach wie vor üblich und zwar vielfach digital. DOLBY hat auch diesen Markt zu beachtlichen Teilen in der Hand.
Neben den vielen Nachteilen des Lichttones besteht einer seiner großen Vorteile ja in der relativ leichten Vervielfältigung im Zuge der Kopienbelichtung.

Hans-Joachim
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