Vorstellung VICTOR QL-Y77F

[Frank K]

Zur Blütezeit der analogen Hi-Fi stellte auch der japanische Victor Konzern eine breite Palette von Plattenspielern aller Preisklassen her. Viele Modelle fanden dann auch den Weg in die Exportmärkte Nordamerika und Europa. Was hier angeboten wurde war das Ergebnis von marktstrategischen Überlegungen, der Einschätzung von möglichen Verkaufszahlen und der Bereitstellung von Geräten die den jeweiligen Länderspezifikationen entsprachen.
Sicherlich vielen von euch sind die JVC-Player QL-Y55F, QL-Y66 und QL-A75 aus dieser Zeit bekannt. Aber es gab da auch noch einige interessante Geräte, die eben nicht exportiert wurden - der QL-A95 (siehe anderen Thread), die unter dem QL-Y55F angesiedelten QL-Y44 und -33, sowie den im folgenden vorgestellten QL-Y77F.
Der ist nun wohl als der "große Bruder" des 55er anzusehen. Ähneln sich doch beide zumindest äußerlich sehr stark.
Ich hatte jüngst die Gelegenheit einen solchen 77er aus Japan zu bekommen und habe nun auch das Manual noch erhalten - leider nur in Japanisch, aber man kann doch so einiges vergleichen.



Zunächst sind bei beiden Playern Breite und Tiefe identisch. Allerdings ist der 77er 18 mm höher - dies bezieht sich auf die Höhe der Zarge. Diese ist auch 2 kg schwerer, was auf der Tatsache beruht, daß der 77er innen massiver aufgebaut ist. Das Gehäuse wurde verstärkt um die oftmals bemängelte Eigenresonanz zu verringern. Die Staubschutzhaube entspricht der des 55er. Auch der ED-Tonarm und die Tellerumrandung mit den Tasten sind die gleichen. Das Bedienfeld für Start/Stop und die Tonarmfunktionen ist ebenfalls baulich gleich, aber es wurde statt silber in rotbraun lackiert.

Aber innen, da sieht es doch etwas anders aus. Hier wurde offenbar der Aufbau des QL-A75 teilweise übernommen; jedenfalls deutet darauf die Anordnung der mechanischen und elektronischen Bauteile.



Der Plattenteller ist schwerer; er wiegt 2,35 statt 1,95 kg. Desweiteren entspricht sein Mittelteil nahezu dem des QL-A95; lediglich die Bohrungen für die Vakuumpumpe sind nicht ausgeführt worden.





Die relevanten technischen Daten liegen alle etwas über denen des QL-Y55F:

- Anlauf (33) nach 0,75 sec., einer 1/4 Umdrehung (statt 1/3 beim 55er)
- Störsp.abstand 80 dB (statt 78 dB beim 55er)
- Gleichlaufschw. 0,008 % (statt 0,009 % beim 55er)
- Start-Drehmoment 1.8 kg x cm (statt 1,5 beim 55er)
- Geschw.abweichg. 0,0015 % (statt 0,002 % beim 55er)

Interessanter Weise wurde der QL-Y77F nur mit dem geraden Tonarm (in silber) angeboten, es wurde nicht - wie das beim QL-Y55F auch in Japan der Fall war - der S-förmige Arm PH-300Y mitgeliefert. Laut Prospekt von 1983 konnte man die Arme PH-100 (7000 Yen), PH-200 (9000 Yen) und PH-300Y (7000 Yen), sowie das Zusatzgewicht SW-Y55 (2000 Yen) als optionales Zubehör dazu kaufen.

Ich habe den QL-Y77F mit einem Audio Technica AT-7Vooc, einem MM/VM-System mit Doppelspule bekommen und so auch erst mal getestet. Sowohl Bedienung als auch Klang haben mich schon mal überzeugt - es ist wieder einer dieser (nach meiner Meinung) nahezu perfekten Direkttriebler. Sicher kann man mit einem besseren Abtaster noch viel rausholen, aber dazu später.

So, ich hoffe Euch mit diesem kleinen Bericht nicht allzusehr gelangweilt zu haben und wünsche noch einen schönen Abend !

Frank K.

[JVC_Graz]

hallo frank,
ein paar sachen interessieren mich brennend-

du sagst- die abmessungen sind zum 55er bis auf die zargenhöhe ident- somit könnte man die drehtellerumrandung mit den "victor" logo also gegen eine "55er" umrandung mit dem "JVC" logo austauschen?

dann zur elektronik- ich würde mich freuen, wenn du einen vergleich (eventuell mit fotos) zu deinem ql-a75er machen könntest?

auch die nicht ausgeführten bohrungen- was meinst du- könnten man aus dem 77er ein modifiziertes modell mit "absaugung" machen? die pumpe des ql-a95 sollte ja geeignet sein. damit wäre der 77er dann ein von jvc/victor nicht mehr produziertes modell QL-Y99 (oder QL-Y10 in anlehnung an die namensgebung des ql-10)!!

gruss, klaus

[Frank K]

Hi Klaus,

interessante Fragen die mir irgendwie bekannt vorkommen - habe ich doch schon versucht sie selber zu beantworten.

- Die Motor/Tonarm-Kombination des 55er paßt grundsätzlich in das Gehäuse des 77er, womit man einen getunten 55er hat. Umgekehrt dito, dann aber downgrade.

- Der 75er - gerade neu eingetroffen - wird am kommenden WE geöffnet; Bilder folgen.

- Den 77er zum 88er, 99er oder wie auch immer umzubauen halte ich für kaum praktikabel, da der innere Aufbau mit der Absaugung im Center (wie beim 95er) sehr stark abweicht. Und 'nen 95er Motor in die Zarge des 77er zu setzen wäre ja purer Unsinn. Also, die konstruktiven Bedingungen im 77er sind für eine solche Erweiterung für uns nicht gegeben. Werksseitig hatte man da vielleicht schon Vorstellungen.

Gruß, Frank K.

[JVC_Graz]

Seit gestern abend steht auch bei mir ein QL-Y77F und ich möchte Franks thread gerne mit einigen fotos bzw. bemerkungen ergänzen.

Gleich als erstes fiel mir die ähnlichkeit zum QL-Y55F auf, einzig die zarge das bedienfeld und der drehteller sind unterschiedlich (natürlich auch die elektronik wie frank schon erwähnte). einen vergleich (elektronisch) werde ich asap hier in diesem thread machen, wenn ich die dreher komplett "aufarbeite")

die austauschbarkeit der tonarme und gewichte schätze ich sehr! so kann ich in sekundenschnelle einen bestückten arm vom QL-Y66F auf den QL-Y77F geben. auch mal schnell einen gekrümmten arm vom QL-A75 auf den QL-Y55F umzubauen ist kein problem.

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Bedienungsanleitung:
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http://www.vinylengine.com/library/jvc/ql-y77f.shtml
(hier an dieser stelle herzlichen dank an frank f.d. bda zum QL-A95 bzw QL-Y77F)


Probleme:

das typische "oxidationsproblem" des auflagekraftreglers zeigte sich gleich zu beginn. trotz richtig eingestellter auflagekraft lag der tonabnehmer voll auf. Lösung siehe: http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=4658

Aber nun gleich zu den bildern:


(QL-Y77F [rechts], links QL-A75)


(QL-Y77F [rechts], links QL-A75)


(QL-Y77F-Tonarm, im Vordergrund zusatzgewicht SW-Y55)


(QL-Y77F-Tonarmbasis)


(QL-Y77F)


(QL-Y77F bedienfeld)

Hier noch ein familienfoto


(von oben links nach unten rechts: QL-A75, QL-Y77F, QL-Y66F, QL-Y55F)

Gruss, klaus