Bandvergleich BASF SM 911 und RMG SM 911
#1
Hallo Tonbandfreunde!

Sind die Bänder 1 zu 1 vergleichbar ?
Möchte mir neue Tonbänder zulegen,da bei meiner Revox B77 mit dem BASF SM 911 zwischen vor und Hinterband 0 db.
Hingegen beim BASF LPR 35 und dem SM 468 sind es -2 db zwischen vor und Hinterband.

Danke Gerhard
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#2
http://www.truetrackrec.de/RMG.htm
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#3
Lieber Gerhard,

vielleicht doch ein paar dezidierte Hinweise zur Sache, obgleich derlei hier schon in extenso diskutiert wurde:

LPR35 letzter Version wies denselben Magnetit auf wie 911, der beim Langspielband lediglich dünner auf dünnerer Trägerfolie aufgetragen war. Das dürfte prinzipiell bei RMGI nicht anders sein. Der Magnetit beider Bänder jedoch wird in Oosterhout zwar nach denselben chemischen Formeln erstellt, jedoch -soweit ich weiß, denn eine aktuelle Information habe ich zum Thema nicht- nach einem physikalisch etwas abweichenden Verfahren als in München.
Das führt zu gewissen Verhaltensunterschieden, die jedoch beim Datenblattvergleich von BASF-EMTEC und RMGI nicht signifikant in Erscheinung treten.
Die Fertigung des Bandmateriales läuft zudem auf anderen Maschinen und mit anderem Personal als bei AGFA/BASF/EMTEC in München, wo nämlich der gesamte Fertigungsapparat (dem Vernehmen nach waren dies weltweit die modernsten Anlagen) stehen blieb, mittlerweile aber abgewrackt sein sollte, weil ein Aus- und Abbau nicht mit wirtschaftlich und technisch vertretbarem Aufwand möglich war. Auch diese Dinge haben Folgen wie die Geshcichte der Magnetbandfertigung seit Beginn der Hf-Zeit (1941) regelmäßig lehrt. Darüber muss man sich klar werden, denn analoge Tonaufzeichnung ist ein komplexer Prozess zwischen Feinwerktechnik, Elektronik und Chemie.


468 und 911 sind definitiv unterschiedliche Bänder, die in ihrer Geschichte auch regelmäßigen Revisionen unterworfen waren, wobei die Geschichte des 468 rund 10 Jahre vor der des 911 begann. Von den unterschiedlichen Verhaltensweisen beider Bänder abgesehen sollte man generell nicht erwarten, sie 1:1 gegeneinander austauschen zu können. Man täte damit beiden Bandtypen unrecht. Ein adäquate Einmessung sollte daher jeweils erfolgen, gerade auch weil die B77 recht gut auf verschiedene Bandtypen einzustellen ist, ihre Qualität dies letztlich sogar gebietet.

Beide Bänder sind auf 38,1 cm/s optimiert, 19,05 cm/s laufen infolgedessen 'halt so' mit. Langspielbänder sollten nicht systematisch mit 38 cm/s betrieben werden, weil dabei Gefahr besteht, dass die bei hoher Geschwindigkeit ungünstige Kopierdämpfung störend in Erscheinung tritt kann. Dies bestimmt sich allerdings im wesentlichen aus den Ansprüchen des Nutzers und der Beschaffenheit des aufgenommenen Signals, kann insofern also u. U. auch hingenommen werden.

Hans-Joachim
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#4
Lieber Hans-Joachim, liebe Spulengemeinde,

Zitat:Beide Bänder sind auf 38,1 cm/s optimiert, 19,05 cm/s laufen infolgedessen 'halt so' mit.
könnte man umgekehrt sagen, dass es bis 19 cm/s (aus elektromagnetischer Sicht, die mechanischen Vor- oder Nachteile des dickeren Bandes auf verschiedenen Geräten mal ausgeklammert) ausreicht, Langspielbänder einzusetzen - sprich: Normalband schadet zwar nicht, bringt aber keinen wesentlichen Vorteil?

Am konkreten Beispiel: Gewinne ich etwas, wenn ich z.B. eine normale B77 - einwandfreier Zustand mal vorausgesetzt - bei 19 cm/s mit SM911 statt mit LPR35 betreibe oder wäre der (erhoffte) Zugewinn an Aussteuerbarkeit und Kopierdämpfung nur theoretischer Natur?

Zweite Frage: Was genau bedeutet in diesem Zusammenhang auf eine Geschwindigkeit optimiert? Ich assoziiere damit unwillkürlich einen Kompromiss zu Gunsten der höheren Geschwindigkeit - kann ich das in den schönen Kurvenscharen des Datenblattes (die ich bisher leider auch noch nicht alle verstehe) konkret sehen?

Frage 2b: RMGI hatte vor einiger Zeit auf der Homepage ein SM912 angekündigt, das wohl im Wesentlichen ein dünneres SM911 sein sollte. Ich habe das Datenblatt damals heruntergeladen, aber das Band ist wieder von der Homepage verschwunden. Weiß hier jemand genaueres?

Viele Grüße
Andreas

Edit: Satzbaufehler - ich lese immer erst nach dem Absenden...
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#5
Hallo Gerhard,

wie Hans-Joachim schon ausführte, dürfte es keine signifikanten Unterschiede zwischen BASF und RMG 911 geben (wohl aber zwischen AGFA und RMG 468, siehe Datenblätter).
Ich persönlich konnte mich mit dem BASF 911 nie anfreunden (zu hart für Revox-Köpfe -> Abrieb -> Drop-Outs -> Verschleiß). Mit dem RMG 911 habe ich keine Erfahrungen.

Studiobänder waren immer für 38 ausgelegt, allerdings für 19 durchaus geeignet und m.E. Langspielband auch bei dieser "niedrigen" Geschwindigkeit vorzuziehen, geeignete Bandmaschinen vorausgesetzt.

Gruß
Michael
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#6
Lieber Andreas,

die Kopierdämpfung ist nicht zuletzt eine Sache der aufgezeichneten Wellenlängen. Bei 19 und darunter werden diese kürzer, weshalb das Kopierdämpfungsproblem nicht mehr so gravierend in Erscheinung tritt. Weiterhin kann man mit abgesenkter Bandgeschwindigkeit auch nicht mehr so weit aussteuern wie mit 38 (wenn einem ein niedriger Klirrfaktor lieb ist), so dass das Problem auch von dieser Seite zurückgeht. Bei 38 und professioneller Aussteuerung über Spitzenspannungsmesser (die nächste Klippe für den Amateur) sollte man aber von Langspielbändern absehen.

Standardbänder setzen einen höheren Bandzug voraus, weil sie sperriger sind. Liegt dieser erhöhte Bandzug nicht vor, besteht die Möglichkeit, dass der Höhenfrequenzgang etwas in die Knie geht. Dem vorzubeugen werden/wurden Amateurbänder ja hochgradig kalandriert, früher sogar von beiden Seiten, was bei Profis vollends unüblich war, weil dort perfekte Wickeleigenschaften einen höheren Stellenwert genossen. Mattierungen der Rückseiten schlagen durchaus auf die Schichtseite durch, was auch Folgen für den Geräuschspannungsabstand haben kann.

"Auf eine Geschwindigkeit optimieren" hieß für mich hier, dass das Klirrfaktorminimum (traditionelle Arbeitspunktdefinition in Deutschland) bei 'Zielbandgeschwindigkeit' durch die konstruktive Anlage des Magnetits in einen Bereich möglichst ausgeglichener Aussteuerbarkeit bei niedrigen, hohen und höchsten Frequenzen (1 kHz und 10/16 kHz) fällt. Da tut man sich bei 38 bereits relativ leicht, nicht aber zwangsläufig bei 19. Nachdem 19 weder im tonstudio- noch im rundfunkmäßigen Betrieb eine größere Rolle spielte, ließ man es mitlaufen. 525 mit 19 zu betreiben? Wem's gefällt.

Vergessen dürfen wir auch nicht, dass die geringen Spaltweiten der Low-Speed-Ecke erst ziemlich spät bei Profis Einzug hielten, beim Rundfunk gar noch länger für eine gewisse Anerkennung brauchten, weil für sie schlicht keine Notwendigkeit bestand ('25 kHz bei 4,75' waren jenseits jedes Horizonts, und man wusste warum). Und Nagras betrieb man zumeist doch lieber mit Langspielband.

Siehst du dir die Empfindlichkeitskurvenscharen des 911 an, so liegen die Schnittpunkte der Kurven (S1, S10 und S16) praktisch mittig über dem Klirrfaktorminimum, während sie bei 76 und natürlich 19 aus diesem Bereich verschoben sin: man prozizierte das Band auf 38 als "Zeilbandgeschwindigkeit". Daran erkennt man, wohin gezirkelt wurde.

Ich sprach früher schon einal davon, dass das analoge Aufnahmeverfahren über 38 nicht mehr unbedingt besser werde, wohl aber erheblich 'entspannter'. Dagegen nehmen die Probleme mit jeder Geschwindigkeitshalbierung heftig zu. Infolgedessen trieb auch nicht etwa der Profimarkt die Bandentwicklung voran, sondern der der Amateure. Prinzipiell war (wenn auch aus denkbar kuriosen Gründen nicht von Dauer) der professionelle Magnetbandmarkt schon etwa 1956 mit Agfas FR22 praktisch nicht mehr weit vom 528 entfernt, obwohl von LH-Bändern noch keine Rede war.

An sich ist -sofern meine Informationen noch zutreffen- das LPR35 letztlich bereits ein "dünneres 911". Vergleicht man daraufhin die Datenblätter für LPR35 und 912 (ich habe dies Blatt ebenfalls), so sieht man, dass es sich dabei tatsächlich um denselben Bandtyp handeln muss. Quod erat demonstrandum.
Ob man in Oosterhout dabei ledigllch eine Umbenennung anstrebte?

Hans-Joachim
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#7
Zitat:oe9bgi postete
Sind die Bänder 1 zu 1 vergleichbar ?
Möchte mir neue Tonbänder zulegen,da bei meiner Revox B77 mit dem BASF SM 911 zwischen vor und Hinterband 0 db.
Hingegen beim BASF LPR 35 und dem SM 468 sind es -2 db zwischen vor und Hinterband.
Danke Gerhard
Der Kern der Frage ist im Tread versteckt: Bandvergleich BASF SM 911 und RMG SM 911. Die Bandsorten sind gleich aufgebaut, haben also gleiche Eigenschaften. Durch die bei jedem Produktionsprozess auftretenden Toleranzen kommt es zu mehr oder weniger starken Abweichungen von den veröffentlichten Daten, es gibt deshalb auch Abweichungen zwischen BASF SM 911 und BASF SM 911.
Zitat:andreas42 postete
Gewinne ich etwas, wenn ich z.B. eine normale B77 - einwandfreier Zustand mal vorausgesetzt - bei 19 cm/s mit SM911 statt mit LPR35 betreibe oder wäre der (erhoffte) Zugewinn an Aussteuerbarkeit und Kopierdämpfung nur theoretischer Natur?
...
Erstens ist für ein Standardband ein etwas höherer Bandzug empfehlenswert. Abgesehen davon wird mit SM 911 gegenüber LPR 35 eine höhere Kopierdämpfung erzielbar sein, sie kann aus den Datenblättern abgelesen werden. Die maximale Aussteuerung des SM 911 wird nur bei tiefen Frequenzen höher sein, bei hohen Frequenzen sogar geringfügig niedriger als beim LPR 35.
Zitat:andreas42 postete
Was genau bedeutet in diesem Zusammenhang auf eine Geschwindigkeit optimiert? Ich assoziiere damit unwillkürlich einen Kompromiss zu Gunsten der höheren Geschwindigkeit - kann ich das in den schönen Kurvenscharen des Datenblattes (die ich bisher leider auch noch nicht alle verstehe) konkret sehen?
...
Man muss man nur bei verschiedenen Geschwindigkeiten die Aussteuerbarkeit bei hohen Frequenzen vergleichen.
Zitat:andreas42 postete
Frage 2b: RMGI hatte vor einiger Zeit auf der Homepage ein SM912 angekündigt, das wohl im Wesentlichen ein dünneres SM911 sein sollte. Ich habe das Datenblatt damals heruntergeladen, aber das Band ist wieder von der Homepage verschwunden. Weiß hier jemand genaueres?
...
Das SM 912 war als dünnere Version des SM 911 geplant, wurde aber (mangels Nachfrage?) nie realisiert.
Grüße, tape2
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#8
Lieber Hans-Joachim, geschätztes Forum,

vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen, ich muss nun mal versuchen, das Denkmaterial in mir bekannte und unbekannte Stücke zu teilen:

Zitat:die Kopierdämpfung ist nicht zuletzt eine Sache der aufgezeichneten Wellenlängen.
Ok, bisher dachte ich nur "mehr Trägerfolie - mehr Abstand". Dass niedrigere Felder auch bessere Kopierdämpfung mit sich bringen ist eigentlich logisch.

Aber - und jetzt kommt wieder mein Wissensdefizit: Immer, wenn es hier im Forum richtig zur Sache geht, taucht der Zusammenhang "höhere Geschwindigkeit (= größere Wellenlänge) bedeutet stärkere Magnetisierung des Bandes" auf, den ich mittlerweile (steter Tropfen höhlt den Stein) verinnerlicht, aber noch lange nicht verstanden habe.

In der Hoffnung, nicht in die Irre zu führen, meine naive Vorstellung: Aus dem Sprechkopf kommt ein zeitlich veränderliches Signal, das vom vorbeifahrenden Band nichts weiß. Auf dem Band verbleibt ein magnetischer Fluss, der einigermaßen proportional zum Feld des Kopfspaltes ist.

(Dabei ist der Trick mit der Hochfrequenz, um im linearen Bereich der Hysteresekurve zu landen, schon mit drin; das Signal am Kopf ist ja sozusagen die Einhüllende davon.)

Wenn das so weit richtig ist, habe ich folgendes Bild im Kopf:
[Bild: fluss-080229.png]
oben: schneller - längere Wellen, unten: langsamer - kürzere Wellen, in beiden Teilen aber gleiche Amplitude.

Wo liegt der Denkfehler? Ich meine, irgendwo in den Untiefen des Forums mal etwas von Schichtdickeneffekt oder so gelesen zu haben, kann die Stelle aber leider nicht wiederfinden...

Zitat:Bei 38 ... sollte man aber von Langspielbändern absehen.
Das ist doch mal eine schöne Faustregel Smile

Als Amateur muss ich das jetzt fragen: Ist Doppelspielband dann für 19 cm/s auch schon zu dünn? (Ich weiß, das ist keine Ja/Nein-Entscheidung, sondern eine mühsame Abwägung im Hinblick auf bestimmte vorher zu setztende Qualitätserwartungen...)

Zitat:Mattierungen der Rückseiten schlagen durchaus auf die Schichtseite durch ... Geräuschspannungsabstand...
Auch das habe ich hier zwar schon gelesen, aber auch nicht verstanden: Angenommen, die Trägerfolie und Rückseitenmattierung sind magnetisch 'neutral', also µ_r=1, dann sollte es doch der aktiven Schicht vorne egal sein, wie uneben die magnetisch unsichtbare Rückseite ist ... ? Woran liegt es?

Zitat:Klirrfaktorminimum (traditionelle Arbeitspunktdefinition in Deutschland)
Nunja, ich will ein wenig provozieren: Schriebst Du nicht kürzlich, das Klirrfaktorminimum sei zu scharf und temperaturabhängig, um als Einmesshilfe herzuhalten? Oder gilt dies nur unter zuhause realisierbaren Bedingungen, weshalb dort Delta-S-10 kHz vorzuziehen ist?

Zitat:'25 kHz bei 4,75' waren jenseits jedes Horizonts, und man wusste warum
Verstehe mich nicht falsch, ich bin keiner der Cassetten sind trotz 4.75 doch viiiel besser als Tonbänder, Physik hin oder her-Fraktion...

Zitat:Schnittpunkte der Kurven (S1, S10 und S16) praktisch mittig über dem Klirrfaktorminimum
Ahhh, da fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren. Das ist doch mal ein schöner Zusammenhang!

Ok Test:

Bei LPR35 liegen diese Schnittpunkte sowohl bei 9,5 cm/s als auch bei 19 cm/s und NAB-Entzerrung weit links vom Klirrminimum, bei IEC allerdings schön darüber. Ist es damit also für 19/IEC gemacht? Oder kann man das garnicht so sehen, weil ja schon SM911 auf ein bestimmtes Ziel optimiert war, und LPR35 nur das - man verzeihe mir - 'Abfallprodukt' mit gleicher Beschichtung auf dünnerem Träger?

Bei SM468 wäre diese Bedingung ja sogar für 76,2 cm/s und für 19,05 cm/s erfüllt, und bei 38,1 cm/s gibt es gar kein Klirrminimum mehr? Verbirgt sich hier die oft beschworene 'Neuzeitlichkeit' des fast schon legendären Bandes?

Die Datenblätter (zum mitverfolgen) kann man hier einsehen:
[link]http://www.rmgi.eu/overview.asp?Id=5[/link]

Die Frage, warum man denn die S1 ... S16-Kurven als Maß für die Aussteuerbarkeit ansehen kann, hebe ich mir für später auf... sonst bekomme ich hier noch Frageverbot...

Zitat:Vergleicht man daraufhin die Datenblätter für LPR35 und 912 (ich habe dies Blatt ebenfalls), so sieht man, dass es sich dabei tatsächlich um denselben Bandtyp handeln muss.
Ja, den Vergleich habe ich gerade eben auch gemacht. Die Kurvenscharen sehen absolut identisch aus. In einem Punkt unterscheiden sie die Blätter aber: Beim SM912 ist der Träger 10 µm dicker. Damit ändern sich nicht nur die Reißfestigkeitswerte, sondern auch die Messwerte bei P wie "Print-through"... meine Welt ist wieder in Ordnung Smile

Nebenbei: Man kann das Datenblatt auch jetzt noch bei RMGI herunterladen, man muss nur den Link zum Datenblatt des SM911 entsprechend abwandeln...


So, es ist spät. Morgen ist auch noch ein Tag...

Gute Nacht und vielen Dank für Eure Geduld
Andreas
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#9
Danke Tonbandfreunde!

Wenn ich richtig gelesen habe müßte das SM 911 und das LPR 35 von RMG gleich sein.
Das BASF LPR 35 von mir ist aus dem Jahr 1993.
Wie schaut es bezüglich Langlebigkeit und Abrieb bei RMG aus ?.

Danke Gerhard
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#10
´
Nachdem es in der Vergangenheit sehr vereinzelt (die Fehlerquote lag angeblich bei nur 2%, wovon die Hälfte der Beanstandungen auf Gerätefehler zurückzuführen gewesen sein soll) Probleme mit Abrieb gab, hat man- so die Antwort auf meine diesbezügliche Frage an RMG- durch Untersuchungen der reklamierten Bänder die Ursache festgestellt. Nach Änderungen im Herstellungsprozeß (nicht den Eigenschaften der Magnetschicht), die Ende 2007 in der Fertigung umgesetzt wurden, seien keine neuen Reklamationen bekannt geworden.

Bei alten Bändern, auch von BASF, gab es auch mangelhafte Chargen. Bänder, die bis heute mängelfrei sind, dürften auch in Zukunft problemlos bleiben. Allerdings können auch durch Umstände in der Vergangenheit, die bei gebraucht aus der Bucht gefischten Bändern meist unklar bleibt, Probleme entstehen. Die Lagerung hat durchaus Auswirkungen auf die Dauerhaltbarkeit.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#11
Zitat:oe9bgi postete
Wenn ich richtig gelesen habe müßte das SM 911 und das LPR 35 von RMG gleich sein.
Nö, lieber Gerhard, da waren meine Äußerungen wohl doch etwas zu wortreich. Nicht das Band, der Magnetit ist derselbe. Er sei, so führte ich oben aus, auf dünnerem Träger dünner aufgetragen, denn das LPR35 gehört zu den 35 µ-Langspielbändern, während das 911 zu den 50µ-Standardbändern zählt. Irgendwo muss die Verringerung der Stärke ja hereingeholt werden.
So weist der Basisfilm für LPR35 eine Stärke von 20µ, die Nutzschicht eines solche von 11µ auf. Beim 911 stehen dem 30 und 16µ gegenüber. Nachdem LPR35 eigentlich nur für 19,05 cm/s spezifiziert ist (mit einigem Szenendruck kamen auch Werte für 38 an die Öffentlichkeit), haben wir durchaus mit unterschiedlichen elektroakustischen Verhältnissen zu rechnen, die je nach den Anforderungen eines Nutzers eben nicht mehr unbedingt 'kommensurabel' sind. Die Qualität analoger Technik lebt ja entscheidend davon, dass der Nutzer abzuschätzen lernt, ob ein gewähltes Procedere für den finalen Verwendungszweck der Arbeit ausreicht.


Wie es mit der Dauerhaftigkeit des Bandmaterials bestellt ist, wird die Zukunft zeigen, wobei dieses Problem hierzuforen von Seiten Betroffener schon gewisse Behandlung erfahren hat. Mir darf man diesbezüglich nur prinzipielle Fragen stellen, Erfahrungen aus der nachanalogen Neuzeit liegen mir kaum vor; und wenn doch, dann ohne Relevanz für die aktuelle Fragestellung. Alternativen bestehen ja nurmehr in eng begrenzter Form.

Hans-Joachim
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#12
Langlebigkeit/Abrieb SM911.

Bei mir auf der Maschine verwende ich seit Jahren SM911 von BASF. Es ist das selbe Band, ich benutze es, wenn ich Radio höre. Bei Bedarf mache ich eine Kopie oder digitalisiere. Somit hat das Band weit über 1000 Betriebsstunden hinter sich. Verschleißerscheinungen konnte ich nicht beobachten. Der Bandabrieb ist verschwindend gering, kaum zu sehen. SM911 von RMG habe ich noch nicht ausprobiert, dazu kann ich nichts sagen.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#13
Zitat:andreas42 postete
Ok, bisher dachte ich nur "mehr Trägerfolie - mehr Abstand". Dass niedrigere Felder auch bessere Kopierdämpfung mit sich bringen ist eigentlich logisch.
"Mehr Trägerfolie - mehr Abstand" ist richtig, die Kopierdämpfung ist jedoch nicht vom Aufzeichunungspegel abhängig. Beträgt die Kopierdämpfung z.B. 50 dB, so ergibt ein Nutzsignal von 0 dB einen Kopiereffekt bei -50 db, ein Nutzsignal von -30 dB ergibt einen Kopiereffekt bei -80 db. Je nach Stärke des Bandrauschens ist der Kopiereffekt dann mehr oder weniger stark hörbar.

Zitat:Aber - und jetzt kommt wieder mein Wissensdefizit: Immer, wenn es hier im Forum richtig zur Sache geht, taucht der Zusammenhang "höhere Geschwindigkeit (= größere Wellenlänge) bedeutet stärkere Magnetisierung des Bandes" auf, den ich mittlerweile (steter Tropfen höhlt den Stein) verinnerlicht, aber noch lange nicht verstanden habe.
Der Kopiereffekt tritt am stärksten bei einer Wellenlänge von etwa 0,4 mm auf. Bei 76 cm/s entspricht das etwa 2 kHz, bei 38 cm/s 1 kHz, bei 19 cm/s 500 Hz und bei 9,5 cm/s 250 Hz etc. Der Kopiereffekt ist leise, das menschliche Gehör hat bei geringen Lautstärken bei 2 - 3 kHz die größte Empfindlichkeit, darunter nimmt sie ab. Bei messtechnisch gleich starkem Kopiereffekt ist er deshalb bei geringeren Geschwindigkeiten weniger stark hörbar, das ist ein psychoakustischer Effekt. Der Koiereffekt stört deshalb bei MCs mit 4,75 cm/s trotz extrem dünner Bänder weniger als bei Spulengeräten.

Zitat:Wenn das so weit richtig ist, habe ich folgendes Bild im Kopf:
[Bild: fluss-080229.png]
oben: schneller - längere Wellen, unten: langsamer - kürzere Wellen, in beiden Teilen aber gleiche Amplitude.
Wo liegt der Denkfehler?
Wenn horizontal die Zeit aufgetragen wird finde ich keinen Denkfehler, korrekt ist:
oben: schnellere Bandgeschwindigkeit - längere Wellenlänge
unten: langsamere Bandgeschwindigkeit - kürzere Wellenlänge

Zitat:Ich meine, irgendwo in den Untiefen des Forums mal etwas von Schichtdickeneffekt oder so gelesen zu haben, kann die Stelle aber leider nicht wiederfinden...
Der Schichtdickeneffekt ist z.B. für die schlechtere Höhenaussteuerbarkeit bei niedrigeren Geschwindigkeiten verantwortlich...

Zitat:Ist Doppelspielband dann für 19 cm/s auch schon zu dünn? (Ich weiß, das ist keine Ja/Nein-Entscheidung, sondern eine mühsame Abwägung im Hinblick auf bestimmte vorher zu setztende Qualitätserwartungen...)
Genau, je nach Bandsorte wird der Kopiereffekt etwas stärker als bei Langspiellband, siehe Datenbläter. Je nach Bandsorte kann also die individuell gezogene Grenze überschritten werden oder nicht.

Zitat:Mattierungen der Rückseiten schlagen durchaus auf die Schichtseite durch ... Geräuschspannungsabstand...
Auch das habe ich hier zwar schon gelesen, aber auch nicht verstanden: Angenommen, die Trägerfolie und Rückseitenmattierung sind magnetisch 'neutral', also µ_r=1, dann sollte es doch der aktiven Schicht vorne egal sein, wie uneben die magnetisch unsichtbare Rückseite ist ... ? Woran liegt es?...
Gemeint ist, dass die Unebenheiten der Rückseitenmattierung (matt bedeutet uneben) mechanisch auf die Magnetschicht drücken und diese unebener machen könnten, also kein magnetischer Effekt.

Zitat:Klirrfaktorminimum (traditionelle Arbeitspunktdefinition in Deutschland)
Nunja, ich will ein wenig provozieren: Schriebst Du nicht kürzlich, das Klirrfaktorminimum sei zu scharf und temperaturabhängig, um als Einmesshilfe herzuhalten? Oder gilt dies nur unter zuhause realisierbaren Bedingungen, weshalb dort Delta-S-10 kHz vorzuziehen ist?...
Die Einmessung einer Bandmaschine kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen, z.B. Klirrfaktorminimum. Meistens ist dieses Minimum sehr breit und nicht genau einstellbar, wenn man unterschiedliche Spuren oder mehrerere Male hintereinander dieses Minimum einstellt, ergibt sich jedesmal ein abweichender Vormagnetisierungsstrom und dadurch unterschiedliche andere Parameter wie z.B. Phasenlage. Für die tatsächliche (tägliche) Einstellung verwendet man deshalb besser einen Wert, der im gewünschten Arbeitspunkt eine steile Kurve besitzt, am besten eignen sich hohe Frequenzen, siehe Datenblätter....

Zitat:Schnittpunkte der Kurven (S1, S10 und S16) praktisch mittig über dem Klirrfaktorminimum
Ahhh, da fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren. Das ist doch mal ein schöner Zusammenhang!...
Ok Test:
Bei LPR35 liegen diese Schnittpunkte sowohl bei 9,5 cm/s als auch bei 19 cm/s und NAB-Entzerrung weit links vom Klirrminimum, bei IEC allerdings schön darüber. Ist es damit also für 19/IEC gemacht?
!...
Schnittpunkt der Kurven ist bestenfalls ein Anhaltspunkt und muss nicht sein, je nach Wiedergabeentzerrung variiert das sogar bei gleicher Geschwindigkeit. Bei 19 cm/s IEC ergibt sich immer eine besser Höhenaussteuerbarkeit als bei 19 cm/s NAB, bei 38 cm/s ist das umgekehrt.
Wichtig für die praktische Einstellung ist nur ein möglichst steiler Verlauf der Kurve, siehe oben.

Zitat:Die Frage, warum man denn die S1 ... S16-Kurven als Maß für die Aussteuerbarkeit ansehen kann, hebe ich mir für später auf... sonst bekomme ich hier noch Frageverbot...!...
Hier vorsichtshalber schon die vorgezogenen Antwort: Die Aussteuerbarkeit bei höheren Frequenzen ist praktisch immer niedriger als bei tieferen Frequenzen, und sie ist von der Bandgeschwindigkeit und von der Wiedergabeentzerrung abhängig. Um wieviel der Wert bei 10 kHz oder 16 kHz (S10, S16) gegenüber 1 kHz (S1) abfällt, ist ein Maß für die Höhenaussteuerbarkeit. "S" bedeutet Sättigungswert und er wird deshalb bei hohen Frequenzen verwendet, da die Messung des Klirrfaktors etwa bei 16 kHz bei Bandmaschinen nicht zielführend ist.

Gute Nacht,
tape2
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#14
Zitat:tape2 postete
Der Kopiereffekt tritt am stärksten bei einer Wellenlänge von etwa 0,4 mm auf. Bei 76 cm/s entspricht das etwa 2 kHz, bei 38 cm/s 1 kHz, bei 19 cm/s 500 Hz und bei 9,5 cm/s 250 Hz etc.
Bitte nur zur Ergänzung zu verstehen.

Die für den Kopiereffekt relevante Wellenlänge ist keineswegs eine Konstante, sie ist von der Gesamtdicke des verwendeten Bandes abhängig.

(Lamda = 2Pie x Dg)

So ergeben sich die entsprechenden Frequenzen bei verschiedenen Bandgeschwindigkeiten auch in Abhängigkeit von der Banddicke.

(f = v/Lamda)

z.B.:

Bandgeschw Gesamtdicke Wellenlänge Frequenz
76....................50...................314................2420
38....................50...................314................1213
19....................36...................226................843
9,5...................26...................163................548
4,76.................18...................113................421
4,76.................12.....................75,4.............631

Gruß, Bernd
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#15
Hallo tape2, hallo Bernd, liebes Forum,

vielen Dank für alle Hinweise; ich bin - dank einer freundlichen Ermunterung von Hans-Joachim - dabei, endlich Nägel mit Köpfen zu machen und mich mit Grundlagenliteratur zu versorgen, deren Lektüre hoffentlich so mache Frage von alleine klären wird.

Auch glaube ich, den Rahmen dieses Threads schon sehr strapaziert und der ursrpünglichen Fragestellung ziemlich unhöflich die Aufmerksamkeit entzogen zu haben.

Trotzdem nochmal kurz zum Abrunden:

Kopierdämpfung und Wahrnehmbarkeit:

Ok, mit dem erklärten Stand bin ich erstmal bedient.

Zusammenhang Wellenlänge und Magnetisierung:

Mein Denkfehler war, dass ich nach einer größeren Flussdichte an einem Punkt der aufgezeichneten Welle gesucht habe (also einer höheren Amplitude bei mehr Geschwindigkeit). Die gibt es also nicht, aber wie man schon an dem Bild sieht, wird natürlich die Fläche unter der Kurve, die ja sowas wie der insgesamt gespeicherten information entspricht, deutlich größer. Vielen Dank für die Nachhilfe - Denkblockade aufgelöst Smile

Schichtdicken, Einmessfragen und Parameter zur Beschreibung von Bandeigenschaften:

Hier werde ich wohl nochmal in Klausur gehen müssen und die verbleibenden Fragen dann in einem eigenen Thread zu gegebener Zeit Stellen. Danke aber auch hier für die hilfreichen Hinweise.


Viele Grüße
Andreas


Edit: peinliche Tippfehler...
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