A/W Entzerrungen
#1
Moin

Bekannter weise gibt es verschiedene A/W Entzerrungen.
Nun habe ich danach gesucht welche Werte diese nun tatsächlich haben und festgestellt, das sich dort teilweise wiedersprüchliche Aussagen finden. Oder ich habe es nicht recht verstanden. Könnte man hier nicht eine Tabelle machen in der Alle jemals verwendeten Entzerrungen mit zugehöriger Herkunft und Verwendungszweck aufgeführt sind?
Ausserdem wäre es interessant zu wissen welche Wirkung welche Entzerrung bzw. Fehlentzerrung auf den Klang hat.

MfG Matthias
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#2
Lieber Matthias,

na, viel Spaß bei einem solchen Unternehmen, denn da ist in der Geschichte der magnetischen Tonaufnahme heftig experimentiert worden, auch bei den MusiCassetten.
Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln und wieder zurück. Und das war auch schon in den 50ern bei den Profis nicht allzuviel besser, wie eine Ringmessung damals ergab. Es wirkte noch immer die RRG-Zeit nach, in der man es zu keiner vernünftigen Bezugsbandcharge gebracht hatte, zumal man ja auch erst begreifen musste, dass die Aufstellung einer solchen notwendig war.
Dann hatte man schließlich eine, die jedoch war so hochwertig (!), dass sie im täglichen Fertigungsprozess der IG Farben praktisch nie mehr gefertigt werden konnte ... etc. pp.

In den 1960er Jahren beruhigt sich das dann durch den Druck der Rundfunkanstalten (Programmaustausch, außerdem kopierten die ja, bis sie schwarz waren) und der Magnetbandhersteller sehr, alles wurde sehr genau, die besseren Bänder krochen aber mit ihren Problemen für den riesigen Archivbestand und eine aktuelle Nutzung bereits über den Horizont.

Das von mir mehrfach empfohlene Agfa-Bändchen

Peter van Bommel, Die Entzerrung in der magnetischen Tonaufzeichnung. Leverkusen 1973

hilft für viele Zwecke weiter. Interessant wird es im Zusammenhang mit den historischen Magnetbandaufnahmen der RRG. Doch das ist ein eigenes Kapitel.

Dabei sei nicht vergessen, darauf hinzuweisen, dass dies bei Schellackplatten durch die aufnahmeseitige Vorverzerrung (und damit wiedergabeseitig zu berücksichtigende Entzerrung) genauso, ja schlimmer ist. Denn diese Entzzerrung folgte keineswegs RIAA, sondern wurde -neben den (bis heute...) ohnehin üblichen Tricks der Überspieltechniker- herstellerspezifisch gehandhabt. Man musste/müsste eigentlich jedes Label auf die Überspielgewohnheiten des Herstellers hin abklopfen, um das aus der Schellack-Platte herauszuholen, was eigentlich drin ist. Dazu ein Link, der zeigt, wie dramatisch das aussieht:

http://www.hans-fabritius.de/emt/radius_und_eq.pdf

Diese Liste wurde in besseren Tagen von der Fa. EMT, Lahr deren Plattenabspielmaschinen beigelegt, damit der kundige Nutzer da entsprechend an seinem Mischpult schrauben konnte.

Ich gehöre zu den Vögeln, die das machen. Wenn's interessiert, erzähle ich ein bisschen davon, wie das vor sich geht und mit welchen Ergebnissen man rechnen kann.

Hans-Joachim
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