EMT948 mit Stanton 680 EL - Auflagekraft...?
#1
Hallo!

Ich bin glücklicher Ersteigerer eines EMT948, er hat das Stanton-System 680 EL und die Nadel D-6800 EL. Weiß jemand von Euch, welche Auflagekraft die beste ist? Im Datenblatt steht was von 2-5 g.

Die Antiskatingkraft steht von meinem Vorbesitzer her noch auf der mittleren Position, also entsprechend 2,5 g Auflagekraft; ich habe also mal die Auflagekraft auf 2,5 eingestellt, allerdings bewegt sich der Tonarm, wenn man ihn per Lift hochstellt, dann immer ein klein wenig zum Außenrand der Platte hin... Das hat er vorher, als die Auflagekraft (von meinem Vorbesitzer her) noch bei 5 g stand, nicht getan (jedenfalls ist mir's nicht aufgefallen).
Sollte man also die Auflagekraft wieder hochstellen...?

Danke Smile
Michael
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#2
Lieber Michael,

in Praxiskreisen damals ging die Kunde, dass Abtastsysteme nie unter maximalem Auflagedruck minus 20 % zu betreiben seien, ja im Sinne möglichst verzerrungsfreier Wiedergabe selbiger de facto auszufahren sei. Bei MC- Abtastern, hohen Ansprüchen an die Überspielqualität, einmaliger Plattenüberspielung und tendenziell niedrigem maximalem Auflagedruck -so wurde mir von nicht ganz unwesentlichen Leuten der Szene auf die Seele gedrückt- würde man gar bis 10 % über den Maximalwert hinausgehen....

Nachdem dein Stanton ein normales MM-System ist, wären bei dir 4 bis 4,5 p durchaus zu erwägen, um eine ruhige, präzise Nadelführung zu gewährleisten. Zu geringer Auflagedruck -so lernte ich seinerzeit- sei ebenso schädlich wie ein zu hoher, weil der Diamant bei höheren Ansprüchen seitens der Rillenmodulation wild in der Rille zu schlingern begänne und selbige dadurch beschädigte. Man kennt ja von alten Platten und namentlich von Schellacks das akustische Schadensbild durch den klassischen "Nachschnitt".

Hans-Joachim
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#3
Lieber Hans-Joachim,

danke für die schnelle Antwort!
Deine Tips decken sich mit dem, was ich auch gehört hatte - daß also zu niedrige Auflagekraft durchaus auch schaden könne. Nach dem Lesen Deiner Nachricht weiß ich also auch, warum Smile

Dann werde ich es gleich morgen abend (wenn ich wieder an das Gerät komme) mal mit 4 bis 4,5 p probieren.

Hörtest im WDR-Funkhaus Köln dann frühestens Aschermittwoch Wink mit einer Kopie auf DAT und Band über Spendor-Lautsprecher - dort hängt auch ein funkhauseigener EMT 948 mit TSD 15 dran, und diese Kombination klingt wie eine grenzenlose Offenbarung... :engel:

Michael
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#4
Unsereiner, lieber Michael, sieht das dann doch etwas fußlahmer und hält es eher mit Günter Lützkendorf 1958 oder Fritz Bergtold, 2. Auflage (1959), hat man doch immer mit zwei Seiten derselben Medaille zu tun gehabt: Der der Aufnahme und der des daraus entstandenen Plattenumschnittes. Und da sah sich dann die Welt zwischen Radiuskompensation und konstant abnehmender Rillengeschwindigkeit doch etwas abgespannter aus. Dass bemerkenswert viel ging, so viel, dass ich die Situation um den mechanischen Speicher heute schlicht bewundere -weil ich Alternativen habe-, konnte ich damals noch nicht absehen. Man muss sich ja nur den maßlosen Aufwand klarmachen, der erforderlich war, um die Berlinersche Platte zu dem zu entwickeln, was sie wohl gegen zweieinhalb Jahrzehnte sein konnte, und jene fast apokalyptischen Aufstände, um in letztlich allen Parametern um eine Größenordnung (den Faktor 10 nämlich) weiterzukommen.

Das teilweise endlose Gebastel von Überspielung bis Anpressung, das bei Instituten wie der DGG oder Telefunken/Teldec möglich war, konnte es bei mir aus wirtschaftlichen Gründen nicht geben. Wollte man mehr als eine handwerklich einwandfreie Überspielung haben, musste die bezahlt werden.
Einmal abgesehen davon, dass ich noch zur rein elliptischen Abtasterzeit einstieg, deren damals schon betagtes 'state-of-the-art' die Abtastverzerrungen durch die unterschiedlichen Geometrien von Schneidstichel und Abtaster lediglich verringerte, aber keineswegs minimierte.
Ein weiteres Defizit wurde mir psychoakustisch erst im Laufe der zunehmenden Marktbedeutung der CD und damit vergleichsweise sehr spät klar, da die CD die hohen Ansprüche der LP (und der monokompatiblen Multiplexstereofonie, wo man letztlich so danebenlag, wie man es wichtig hatte) an die L-R-Korrelation der Aufzeichnung ja nicht kennt: Die Raumsuggestion in der Zweikanaligkeit.

Am Sinn einer historisch kritischen (=urteilsfähigen) Beschäftigung mit diesen Erzvätern des ja grundsätzlich historisierenden (!) Medienzeitalters ändert das natürlich nichts, denn über maßlose Forderungen aus begrenzten Blickwinkeln heraus hat noch niemand je etwas gelernt.

Hans-Joachim
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#5
Moin, moin,

auch einfach mal hier auf Seite 13 schauen:
http://hifi-classic.de/files/TA-Daten.pdf

Wenn ich mich richtig erinnere gab es das Stanton mit und ohne Pinselchen mit jeweils unterschiedlichen Empfehlungen für die Auflagekraft.
Bei dem 681EEE wurden in einem Test der HiFi-Stereophonie übrigens 1,5p Auflagekraft empfohlen. Allerdings sind hier Eigengewicht und Nadelnachgiebigkeit anders.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#6
Danke bis hier hin schon mal!

Kleiner Zwischenstand:

Tonarm noch mal genau ausbalanciert; 4,5 p Auflagekraft eingestellt, klingt gut.

Aus dem WDR konnte ich mir übers Wochenende eine Meßplatte leihen, mußte erst mal mit dem 1-kHz-Testton die Ausgangsleistung beider Kanäle angleichen und auf +6 dB setzen. Jetzt scheint mir der Frequenzgang zwischen ca. 70 Hz und 20 kHz erst mal (ohne weiteres Rumschrauben) auf +/- 1,5 dB gerade zu sein, jedenfalls zeigt mein RTW-Pegelmeter (das Hans-Joachim von vergangenen Testaktionen schon kennt) das so an, wenn ich die Testtöne von der Platte laufen lasse.
Allerdings rauscht der linke Kanal laut RTW etwa 5 dB mehr als der rechte - beide bei etwa -60 bis -65 dB. Hm :| Na gut, ist ja ziemlich leise, oder?

Fehlt also nur noch der Hörtest-Vergleich mit der Tondosen-948 über die dicken Stanton-Lautsprecher...

Ach ja, noch steht mein 948 provisorisch auf einem massiven Tisch. Wenn man die Nadel auf der Platte hat und auf den Tisch klopft, ist das mehr oder weniger deutlich über die Lautsprecher zu hören. (Also, böse gesagt: mein alter Dual 1209 ist besser entkoppelt.) Ist das beim 948 normal, wenn er nicht noch in einer Truhe drinsitzt? :?

Michael
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#7
Lieber Michael,

handelt es sich wirklich um Rauschen oder nur um einen Ausschlag, den du ohne wesentliche Frage nach dem Wie und Warum als "Rauschen" diagnostiziert hast? Das Rauschen bei MM-Abtasternachverstärkern ist natürlich auch bereits von endlicher Größe, der 'Brumm' aber eigentlich größer, zumal dieser durch die RIAA-Kennlinie bei der Wiedergabe um ungefähr 15 dB angehoben wird. Ich neige deshalb eher dieser Erklärung zu, die auch ganz gut (und durch Erfahrungen meinerseits gestützt) über den Innenaufbau eines Abtastsystems erklärlich ist:

Die Spulenpaare des Abtastsystems bilden ja letztlich ein MS-Dekodierungsnetzwerk für die Seiten- (M-Signal) und die Tiefenschrift (S-Signal) auf der Platte. M besteht aus (l+r), S aus (l-r), die durch Addition als L und durch Subtraktion als R ausgegeben werden. Nachdem die Spulen endlich großer Ausdehnung nicht an exakt derselben Stelle im 50-Hz-Feld deines Wohnzimmers stehen werden, können Einstreuungen sich in den Spulenpaaren unterschiedlich auswirken und in beiden Spulenpaaren nicht gänzlich kompensiert werden.
Folge: Es bleibt etwas übrig... Und dieses Etwas dürfte dir aufgefallen sein.

-60 bis 65 dB (linear und unbewertet!) über dem Plattenteller bei laufendem Motor sind gut. Man bekommt das lediglich durch sehr empfindliche Abtastsysteme etwas weiter herunter. Was auf dem Lichzeiger (idealerweise einem, der bis 20 Hz hinunter misst) los ist, wenn der Diamant durch die Rille rödelt, siehst du danach ja sowieso. Da brauchen wir zu 60 dB hin und her nicht mehr zu diskutieren und bekommen ein waches Verhältnis dafür, warum Rundfunküberspieler, die -manchmal, man mied das ja wie die Krätze- gezwungenermaßen ab Platte überspielten, scharf (flankensteil, also -18 bis -24 dB/Oktave) unterhalb von 50 oder 63 Hz abschnitten, damit das Gebrummel des Plattenspielerhauptlagers, des MOtors etc. pp. auf jeden Fall eliminiert blieb.

± 1,5 dB sind o.k., denn schon die besten Bandgeräte halten das in den Bereichen oberhalb 8 kHz und unter 100 Hz nicht mehr ein.

Bedenke zum Klopfen, dass der Abtaster ein Schnelleempfänger ist (frage deine Tonings oder Tonmeisterles, welches Mikrofon der schlimmste Körperschallempfänger und daher am schlechtesten gegen Gerumpel vom Bühnen- oder Emporenfußboden via Stativ abzudämmen ist: ich hoffe, dass da etwas eindeutiges, nicht herstellerspezifisches kommt) und zudem als mechanische Bewegungen gespeicherte Informationen geringster Amplituden mit großer Präzision nachzeichnen (also elektrisch wandeln) soll. Käme da das Klopfen auf dem Tisch mit seiner sehr niedrigen Grundfrequenz nicht durch, hätte ich eher Zweifel am Gerät als an deiner Beobachtung. Natürlich solltest du darauf sehen, dass die Körperschalldämpfungen deines 948 wirklich einwandfrei arbeiten und keinesfalls kurzgeschlossen sind.

Hans-Joachim
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#8
Lieber Hans-Joachim,

danke für Deine Zeilen und die vielen Details. Für meine Ohren klingen die Geräusche bei –60 dB nach Rauschen, aber Du hast schon recht: Wenn die Nadel erst mal durch die Rille geht, gehen sowieso erst mal 20 dB oder so flöten, da merkt man das Bißchen Rauschen auch nicht gegen.

Die Körperschalldämpfungen begucke ich mir noch mal. Mir sind gestern im WDR zwei 948er "begegnet", die beide unterschiedlich hoch aus ihrem Chassis ragten, der eine vielleicht zwei Millimeter (wie meiner), der andere etwa doppelt soviel. Hörtest machen konnte ich noch nicht (der eine der beiden war auch nicht angeschlossen, weil defekt).

Sobald wir den Spendor-Hörtest gemacht haben, lasse ich wieder von mir hören.

Michael
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