Internetseite: Wissenschaftlerin sammelt "Phono-Erinnerungen"
#1
Hallo!

Eine Wissenschaftlerin von der TH Aachen schreibt gerade ihre Doktorarbeit darüber:

"wie Jugendliche in den 60er Jahren (und ein bißchen darüber hinaus, ca. 1957-1973) Musik gehört haben und welche Rolle Plattenspieler/Tonbandgeräte/Kassettenrekorder in der Freizeit gespielt haben". :party:

Jetzt gibt's eine Internetseite dazu, und auf der werden die Erfahrungen von Leuten aus den Jahrgängen 1940 bis 1959 gesammelt:

http://www.phono-erinnerungen.de/

Die Seite ist erst ein paar Tage alt, von daher sind noch nicht viele Einträge drauf, aber das sammelt sich ja bestimmt noch. Ich selber bin ein paar Jahre zu jung dafür; aber vielleicht hat da jemand von Euch Spaß dran, dort seinen Senf dazuzugeben? Wink
Schöne Fotos sind jedenfalls schon mal drauf (mir gefällt besonders das auf der rechten Seite)...

Michael

P.S. Die Wissenschaftlerin ist in Ordnung, ich kenne sie flüchtig, von daher kann man da bedenkenlos seine Erfahrungsberichte hinterlassen.
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#2
...guckst Du hier:
http://forum.magnetofon.de/index.php?topic=3368.0
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#3
Hallo in die Runde

Na, dass kann man doch auch hier im Forum schreiben ;-). Wenn die Dame Interesse hat, kann sie ja von hier aus zitieren.

Also: Mal abgesehen von einigen Taschentransistorradios, Taschenlampe und desnächtens MW-Hören unter der Bettdecke begannen mein Audio-Equipment mit einem alten Dual-Plattenlaufwerk aus einer Musiktruhe und einem alten Röhrenradion (die Marke weiß ich nicht mehr). Beides hatte ich in den Ferien von der Großmutter geschenkt bekommen. Das lag damals schon viele Jahre in der Rumpelkammer herum und wartete geradezu darauf, von einem zehnjährigen Knirps wiederbelebt zu werden. Den 10fach Plattenwechsler hatte ich in einem einfachen Holzrahmen eingebaut. Über einen hochohmigen Anschluss mit konnte ich ihn an das Röhrenradio anschließen. Den speziellen Platikstecker mußte ich damals schon lange suchen, hatte dann aber doch noch Glück. Meine erste Platte war von T.Rex Metal Guru. Vom Taschengeld konnte ich mir gerade mal eine Single im Monat leisten. Die arme Scheibe mußte dann lange herhalten, bis die zweite und dann die dritte Platte dazu kam. Manche Scheibe dudelte so oft, dass die Eltern schon freiwillig mein Budget erhöhten um wenigstens für Abhilfe zu sorgen. Mit Hilfe von diversen Anlässen wie Geburtstag usw. wuchs meine Plattensammlung dann doch etwas an. Sweet, Alice Cooper, Slade, T.Rex, Led Zeppelin, Deep Purple waren so die Renner und sind es bei mir auch heute noch.

VG
Michael
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#4
Hallo! Ich bin die "Wissenschaftlerin" (ich schreibe meine Doktorarbeit über Tonbandgeräte, Plattenspieler und Kassettenrecorder). Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn ihr entweder hier im Forum oder aber auch der Internetseite www.phono-erinnerungen.de eure ganz persönlichen Erinnerungen an die Geräte erzählen würdet!!! Also in dem Sinne: Welche Geräte hattet ihr, was habt ihr damit so gemacht? Gebastelt, Musik aufgenommen... Habt ihr die Geräte selber gekauft oder geschenkt bekommen... alles mögliche was euch einfällt. Freue mich über jeden Beitrag!!!

TAUSEND DANK

Monika
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#5
In den sechzigern hatte ich , '59 geboren, noch keinen ausgeprägten Musikgeschmack. Heiligtum in der Wohnung war Vaters Grundig-Dampfradio mit Wunschklang-Register, welches allsonntäglich mit Wenol-Paste eine Politur der Messingleisten erhielt. Dazu gehörte ein Unterschrank mit 10-Platten-Wechsler von Telefunken. Über diesen Altar hatte Vater die Lufthohheit, ein Eindringen in dieses Revier wurde misstrauisch beäugt. War schliesslich teuer die Kiste und Mutter wurde nicht müde, auch nach Jahren noch, zu lamentieren wie man so ein teures Radio kaufen könne wo man doch dringend andere Sache benötige. Für das richtige Setzen der Prioritäten bin ich meinem Vater immer noch dankbar, der Sinn von Tapeten, Gardinen, Teppichen und Lampenschirmen erschliesst sich mir bis heute nicht.

Gespielt wurde Blasmusik. Nicht Ernst Mosch, der Abkupferer, sondern die Originale aus der damaligen Tschechoslowakei. Dazu Opern und klassische Konzertmusik. Meine Mutter mochte eher Schlager, die gab's dann auch im Plattenschrank, der viele der orangenen Polydor-Singles enthielt. Mein erstes eigenes musikalisches Interesse richtete sich auf Heintje, Freddy, Peter Alexander ... usw. Die Melodien hatten es mir angetan, und im Grunde ist das bis heute so geblieben, wo Peter Alexander längst durch Bob Dylan ersetzt ist.

Das erste eigene Audiogerät war ein Taschenradio, welches ich von meinem Onkel bekam. An den Hersteller kann ich mich nicht erinnern, es war kein Markengerät, vermutlich japanischer Herkunft. Er hatte es während seiner Bundeswehrzeit benutzt, um sich damit die Zeit während des Wachdienstes zu verkürzen und schenkte es mir, als sein Maßband nach damals 18 Monaten endgültig abgeschnippelt war. Es ging bald kaputt und wurde durch ein weiteres Taschenradio "Graetz Flirt" ersetzt. Meine Tante, nur 7 Jahre alter als ich, hatte so eines und so eines brauchte ich auch. Das Flirt konnte nur Mittewelle, das reichte für's Schlagerderby. Ausserdem konnte man es unter der Bettdecke betreiben und es klang fantastisch.

Im Schlagerderby wurden nicht nur Schlager gespielt (Heintje und Chris Roberts) sondern auch englischsprachige Popsongs. Ich erinnere mich noch deutlich wie mich Janis Joplin (Me and Bobby McGhee) sowie Jimi Hendrix (Voodoo Child) einerseits faszinierten, andereseits auch verstörten, weil sie mit dem melodieseligen Schlager-Schönklang aufräumten. Mit CCR kam ich auf Anhieb zurecht. Das war melodisch man brauchte sich nicht mit peinlichen Texten herumzuschlagen, weil man sie nicht verstand. Das war der Abflug vom Schlager.

Mein weiterer musikalischer Geschmack wurde stark von meiner Tante beeinflusst, die mehr wie eine große Schwester für mich war. Ich lernte Johnny Cash kennen, Kris Kristoffeson, die Country-Musik und die Bee Gees in ihrer Softrock-Phase. Auch Elvis und CCR.

Meine Tante hatte nicht nur Platten, sondern auch einen eigenen Plattenspieler, einen Telefunken Musikus mit Deckel-Lautsprecher, und ich muss die gute wohl sehr genervt haben mit meinen häufigen Besuchen ;-) bei meiner Oma, wo sie wohnte. Dafür durfte es dort auch etwas lauter sein als daheim, meine Oma war tolerant und immehin in der Lage, Paul McCartney von Keith Moon zu unterscheiden.

Bei mir ging's weiter mit einem Cassettenrecorder von SABA, der natürlich ein Zuspielgerät brauchte. Das war ein SABA-Kofferradio (Transeuropa de Luxe), eigentlich für Mutters Küche gekauft, in stillem Einvernehmen aber in meinem Zimmer "geparkt" und bald unlösbar dort verkabelt, so lange, bis ein ausrangiertes Dampfradio meiner Oma, ein Grundig, es ablöste.

Walter Fuchs moderierte zu dieser Zeit jeden Dienstag seinen "Country-Express", und wenn ich durch den Stundenplan verhindert war, musste meine Mutter den roten Knopf drücken. Und wehe sie vergaß es .... manchmal vergaß sie es wohl absichtlich oder liess durchblicken, daß sie vergessen könnte wenn ...

Der Pop-Shop brachte frischen Wind und in der Schule schaffte der Musiklehrer für den Musikunterricht eine Revox-Anlage an, deren Kernstück, die A77, dafür sorgte, daß ich zum Tonbandjunkie wurde. Der Musiklehrer ist zwischenzeitlich ertrunken, die Sucht blieb. Gekauft wurde die Maschine, um Platten aufnehmen können, in 4-Spur und mit 9,5 cm/sec rechnete sich das. Zuvor wurde der Vater zu einer Stereo-Anlage überredet, so daß auch für einen standesgemäßen Plattenspieler gesorgt war. Den Dual 1229 und den dazugehörigen SABA-Receiver HiFi Studio 8120 besitze ich noch heute, die dazugehörigen Flachboxen FL70 tun an der Revox B7xx-Anlage meines Vaters ihren Dienst.

Ich denke, ich habe den Beobachtungszeitraum längst verlassen, bin Mitten in den 70ern oder drüber hinaus und stoppe daher hier.
Michael(F)
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