Akai GX 230d - Bias einstellen ?
#1
Hallo,

das SM sagt zum Thema Bias Leak Adjustment:
- kein Testsignal
- Rec - Mode
- Result: less than -30 VU with Monitor Switch at Tape and Souce pos.

...soll das heissen, dass ich hier das Grundrauschen einfach solange runterschraube, bis ich auf dem Schätzeisen nichts mehr davon sehe?
Im vorhinein wird der Rec - Level und das Frequenzband eingestellt, ich habe den Bias entsprechend seines vermuteten brauchbaren Wertes einfach mal in ruhe gelassen.

VG Oliver
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#2
Lieber Oliver,

da wandelst du etwas auf Abwegen, denn hier ist nicht von der Vormagnetisierungseinstellung bzw. Einmesssung die Rede, sondern vom "bias leak", also dem aus dem NF-Ausgang "leckenden", ebendort unerwünscht vagabundierenden Hf-Signal, das man mit einer Hf-Falle bzw. -Sperre vom Ausgang fernhalten und so vom eigentlichen Nutzsignal trennen möchte.

Demnach müsste sich in dem Schaltungsbereich, von dem hier die Rede ist, ein LC-Serienglied, eine Parallelschaltung Kondensator/Spule mit einstellbarem Kern befinden, den du solange mit einem Kunststoffwerkzeug verdrehen solltest, bis du am Ausgang eine Hf-Spannung unterhalb des Nf-Äquivalentes von -30 VU messen kannst. Wenn noch weniger geht, sollte das erst recht in deinem Sinn sein. Für die messung benötigst du sicher ein Millivoltmeter, das die Hf deiner Akai (ich kenne deren Frequenz nicht, sie japanspezifisch aber wahrscheinlich über 120 kHz liegen) noch halbwegs vernünftig anzeigt.

Der Vormagnetisierungspegel wird irgendwo an anderer Stelle eingestellt.

Hans-Joachim
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#3
Hallo Hans-Joachim,

danke schonmal für den Wink. In der Tat hätte mich ein direkter Vergleich mit Unterlagen europäischer Maschinen direkt weiterbringen können. Bei Philips heisst das Kapitel denn auch 'Unterdrückung der Einstrahlung des Löschoszillatorsignals'.
Ich habe mir dann auch mal das Schaltbild zu Gemüte geführt, hier sind alle Punkte genauer definiert; der Punkt 'Bias Leak' heisst hier passenderweise 'Bias Trap', die Vormagnetisierungseinstellung wird über einen Trimmerkondensator als 'Rec. Bias Adj' ausgewiesen. Im SM heisst dieser Punkt 'Freq. Response Adjustment', Ziel der Einstellung ist ein flacher Freqenzverlauf von 1-10 kHz.
Bis jetzt kannte ich eigentlich nur die Justage der Vormagnetisierung (Philips, Uher, Revox) durch anlegen eines entsprechenden Signals und Abgleich auf maximalen Pegel am Wiedergabezweig (bei Revox plus dem den Band entsprechenden Offset).

Viele Grüsse, Oliver

PS die Akai löscht auch mit 100kHz
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#4
Lieber Oliver,

bis zum Ende der ersten Serie der Revox G36 (Gerät 37000) war es bei den Regendorfern noch nicht üblich, Hf-Fallen in den Geräteausgängen vorzusehen. Seither jedoch sind Bias-Traps Standard. Bei der G36 sind sie dem Ausgang der Kathodenfolgerröhren nachgeschaltet, bei der A77 liegen sie zwischen dem Wiedergabeverstärker und der folgenden Line-Endstufe.

Den Abgleich der Vormagnetisierung kann ein Hersteller in der Tat etwas simpler oder etwas komplexer auffassen/anlegen. Auch da zeigen die Regensdorfer (bei den Amateuren) recht deutlich, wann man von der fast sprichwörtlichen Schweizer Sparsamkeit etwas abwich: Wurde bei der G36 die Vormagnetisierung noch mit dem zu verwendenden Bandmaterial -und lediglich bei einer Geschwindigkeit!- auf spezifikationsgemäßen Frequenzgang hingebogen, ohne dass Pegeljustagen in den Aufnahme- und Wiedergabezügen vorgesehen waren, so wurde bei der A77 das Delta-10kHz-Verfahren konsequent umgesetzt: Pegeltrimmer im Aufnahme- und im Wiedergabezug, Vormagnetisierungseinstellung für beide Geschwindigkeiten separat, bandgeschwindigkeitsselektives Höhenequalizing, um eine frequenzgangunabhängige Delta-10-kHz-Wahl zu ermöglichen.

Diese historische 'Koinzidenz' darf nicht verwundern, denn das Erstkonzept der G36 liegt mit 1961/62 vor einer entscheidenden Grenze: Er war nämlich Friedrich Krones, der Magnetbandmann der AGFA, der dem Delta-10-kHz-Verfahren, das ja in den 1950ern alles andere als üblich war (vgl. Handbuch der M5), mit Einführung der Rundfunkstereofonie und des PER 525 noch einmal einen ordentlichen Schub verpasste, der dann mit der Durchsetzung dieses Verfahrens auch den Weg für die Entstehung der so schönen, anschaulichen Datenblätter bei uns ebnete. Sie verzeichnen ja die bestimmenden Parameter eines Bandes als Kurvenscharen prinzipiell in Abhängigkeit vom Vormagnetisierungsstrom, der zu messen aber lästig fällt. Ersatzweise wird für die 'Verfolgung' der Änderung des VM-Stromes das elektroakustische Bandverhalten bei 10 kHz herangezogen, das mit einfachsten Mitteln hochgenau zu bestimmen ist.

Das liegt zwar 'an sich' auf der Hand, musste aber in der Praxis nach zwei Jahrzehnten anderer Verfahrensweisen erst durchgesetzt werden. Bis zum 525 wurden Nf- und Hf-Strom durch den Aufnahmekopf in der Regel separat (und umständlich) erfasst und nach Herstellerempfehlungen eingerichtet. Ein zügiges Ummessen auf ein anderes Band, individuelle Einstellung auf gleiches Bandmaterial unterschiedlicher Chargen? Fehlanzeige.

Die A77 liegt bereits diesseits jener Schallmauer, außerdem waren nennenswerte Fortentwicklungen in der Magnetbandtechnologie (LH-Band) zur Zeit der Konzipierung der A77 bereits abzusehen.

Hans-Joachim
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