Mein neuer ReVox H1
#1
Mit dieser Gerätevorstellung möchte ich meinen Exkurs in Sachen Kassettenrekorder abschließen. Schon früher habe ich diesen kleinen Geräten nichts übermäßig abgewinnen können, so war ich denn von Meinem ersten Versuch ein hochwertiges Tape Deck in meinen Gerätepark aufzunehmen sehr enttäuscht. Das hier schon präsentierte AKAI GX75MKII entsprach nicht meinen Anforderungen. Der Klirranteil diese Gerätes ist im Vergleich zu einer hochwertigen Tonbandmaschine inakzeptabel hoch. Das AKAI erreicht locker 3% Klirr und man muss schon optimale Bedingungen haben um hier unter 2% zu kommen.
Auch die sehr eingeschränkte Bandbreite des Einmessspielraumes für Fremdbänder, welche in ihrer Qualität, der während der Gerätekalibrierung verwendeten Referenzleerbänder abweichen, ist eine starke Einschränkung.

Mein zweiter Versuch wurde ein H1 von ReVox, die Entscheidung viel, da mich Qualität der Konstruktion sowie der elektroakustischer Leistung in Tonbandgeräten dieser Firma absolut überzeugt hat und ich die Hoffnung damit verband gleiches im H1 wiederzufinden.
Der Kassettenrekorder ReVox H1 war der Start eines B215 im Kleid der neuen H-Serie. Gerüchtehalber ist zu lesen, dass hier die Kostenschraube für die Fertigung deutlich angezogen werden sollte und somit der H1 mit einem einfacheren Laufwerk geplant wurde. Glücklicherweise wurde jedoch aus dem H1 kein neuer Kassettenrekorder, sondern ein vollwertiger B215 im neuen Kleid. Die wirklich technisch und preiswertere Variante an Kassettenrekordern der H Serie wurde u.a. im H11 verwirklicht. Die nachfolgenden Modell des H1 sind damit auch eine vollständige Abkehr vom Konzept des B215 bzw. H1.
Der H1 unterscheidet sich gegenüber dem B215 lediglich durch die am Bedienfeld reduzierten Tastenanzahl. Im Gegenzug erhielt er die Anzeigen aus der Studioversion des B215, dem A721, welche für meine Geschmack deutlich besser ablesbar sind.

Um es vorwegzunehmen ReVox hat mich nicht enttäuscht!

Die Anschaffung war jedoch mit deutlichen Hürden verbunden, herausgekommen ist ein H1 in schwarz mit Klavierlackseitenteilen der optisch noch ganz passabel ausschaut, jedoch technisch defekt war.
Davon war natürlich im Angebot nicht zu lesen und auch hätte ich für 400Euro schon etwas nahezu intaktes erwartet, entsprechend verärgert war ich dadurch.
Schwachstelle am H1 sowie am verwandten B215 sind seine offenen Schaltkontakte am Laufwerk. Die Kontaktfedern dienen dem Erkennen ob eine Kassette sich im Laufwerk befindet und erkunden das Kassettengehäuse nach art des Bandmaterial und ob eine Aufnahmeschutz herausgebrochen wurde.
Gerade die Kontakte zum Erkennen einer eingelegten Kassette sind recht anfällig, hierdurch treten sporadisch und bei Funktionen die ein leichtes Vibrieren erzeugen Kontaktunterbrechungen (z.B. beim Spulen) die dann zum Abbruch der Laufwerkfunktion führen.

Weiterhin stand die Bandsortenerkennung permanent auf Typ IEC II Band, das Gerät störte sich in keiner weise an anders kodierten Kassetten, es verblieb immer in Stellung IEC Typ II Band.
Nach vielen Stunden der Suche und des Testes kam mir die Erkenntnis das es sich um einen Speicherfehler handeln könnte. Man muss dazu sagen, dass allein in der Systemsteuerung allen drei Mikrocontroller werkeln, die ihre Daten seriell an die Audielektronik übermitteln. Damit nun Einmessdaten, Bandtyp, Zählerstände sowie Pegeleinstellungen usw. auch nach Abschaltung erhalten bleiben werden diese in ein E2PROM abgelegt.

Ich habe darauf hin das E2PROM einfach ausgebaut (ist im Gerät gesockelt) und siehe da es wurden von nun an alle Bandsorten perfekt erkannt, es lag also am hinterlegten Wert des defekten E2PROM welches die aktuellen Werte überdeckte und keine Eintragsänderung mehr zuließ.

Nun arbeitet der Rekorder wieder, wenn auch mich die Dolby-Einheit nicht überzeugt, da sie kleine Pegel etwas zu stark bei Wiedergabe absenkt, dies lässt sich evt. noch durch etwas Justage ausgleichen. Dolby verwende ich jedoch in der Regel nicht, so dass ich mit dieser Kontrolle später ausführen werden. Der Bericht wird dann später an dieser Stelle erfolgen.

Nun hier die Fotos vom Gerät, samt Innenleben und natürlich einschließlich Messergebnisse.

[Bild: smal_H1_Front_links.jpg]


[Bild: smal_H1_Front_rechts.jpg]


Hier folgen nun die Fotos vom Inneren, zunächst das wirklich beachtliche Laufwerk!


[Bild: smal_IMG_0200.jpg]

Im folgenden Foto ist die dort in ganzer Breite erkennbare Aludruckgussstrebe besonders zu beachten, da es sich hierbei um einen beweglichen Anker handelt der über einen enorm üppigen Hubmagneten betätigt wird. Der Anker beinhaltet die Tonkopfeinheit welche nicht wie meist üblich auf einen Schlitten montiert ist.


[Bild: smal_IMG_0196.jpg]


Hier nun der gewaltige Hubmagnet, der den Tonkopfanker betätigt sowie die Wickelmotore.

[Bild: smal_IMG_0201.jpg]


[Bild: smal_IMG_0204.jpg]


In dem folgenden Bild sind die Tonmotore von unten gesehen zu erkennen.

[Bild: smal_IMG_0197.jpg]


[Bild: smal_IMG_0206.jpg]


Wie in der folgenden Abbildung dargestellt sieht einer der zuvor beschriebenen Kontaktfedern aus, welche nach all den Jahren der Reinigung bedürfen.

[Bild: smal_IMG_0207.jpg]

Wie folgt sieht das gesamte Innere des H1 auf einen Blick in der Totalen aus.

[Bild: smal_IMG_0211.jpg]



Das war alles was es von mir zum Gerät an Hardware zu sehen gibt, ab hier sollen nun die Ergebnisse der Messungen folgen:

Zunächst die Frequenzgänge bei verschiedenen Bandsorten:
***************************************************

[Bild: IEC_I_Maxell_UR_C120.jpg]

zu beachten ist bei der folgenden Grafik, dass die TDK D C120 mit einem Abschirmblech versehen ist!
Eine Einmessung von Kassetten gleichen Typs von TDK D war bei Kassetten ohne Abschirmblech nicht möglich!

[Bild: IEC_I_TDK_D_C120.jpg]



[Bild: IEC_II_Fuji_Z-II_C90.jpg]


[Bild: IEC_II_Maxell_XL-II_C90.jpg]


[Bild: IEC_II_TDK_Super_CDing_C90.jpg]

***
[Bild: Sony_Metall-XR.jpg]
***

[Bild: IEC_IV_TDK_MA-C60.jpg]

Jetzt die Ergebnisse der Klirrfaktorermittlung, welche ganz in ihrer von ReVox spezifizierten Bereich liegen!


[Bild: Klirr_333Hz_0dB_Dolby_B_IEC_II_Maxell_XL-II_C90.jpg]


[Bild: Klirr_1kHz_0dB_IEC_II_Maxell_XL-II_C90.jpg]

Viel Freude beim schmökern und Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#2
Hallo Thomas,

als Schwachstelle würde ich diese offenen Schaltkontakte nicht bezeichnen. Bei nahezu allen Geräten mit Schaltkontakten an dieser Stelle, also automatischer Bandsortenerkennung und elektronischer Erkennung der Löschzungen gibt es nach Jahren Kontaktprobleme.

Im Gegensatz zur Grundig Fine Arts Konstruktion mit den geschlossenen Mini Tastern, die dann auch noch durch eine Federkonstruktion betätigt werden und somit nur mit sehr geringer Kraft auf den Taster wirken, sind die offnen Schalter nahezu ideal.

Die offenen Schalter lassen sich ohne Probleme reinigen und wieder in Gang bringen, ganz im Gegenteil zu der Grundig Konstruktion.

Wenn man dann glaubt die einfach tauschen zu können, da man solche Taster ja bei vielen Versendern bekommt, hat man sich schon getäuscht. Die benötigen nämlich zu viel Druck zum Schalten und sind dadurch nicht geeignet.

Wenn Decks immer mal unvermittelt aus Wiedergabe oder Aufnahme abschalten ist an dieser Stelle zu suchen. In vielen Fällen wird nämlich auch über so einen Schalter abgefragt, ob eine Cassette eingelegt ist.

Nur dann wird eine Funktion zugelassen. Ist dieser Kontakt bei eingelegter Cassette nicht sicher, schaltet das Deck sporadisch ab.

Ich konnte zwar auch der Grundig Konstruktion wieder auf die Beine helfen, aber knacken der Schalter, Reinigen und neu verkleben ist doch um einiges aufwändiger.

Also ich liebe diese offenen Schalter, wie ich sie auch von Teac kenne.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#3
Hi Rainer,

mit Schwachstelle möchte ich auch nicht aussagen, dass hier ein außerordentliches Problem vorliegt. Es ist halt so, dass die Kontaktfedern, wie sicherlich bei vielen anderen Geräten auch zu ungewöhnlichen Störungen führen.
Ich war natürlich auch sehr froh darüber, dass sich diese offenen Schalter leicht gangbar machen lassen. Der Ausbau der selben ist jedoch recht umfangreich bzw. fummelig!

Gruß
Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#4
Hallo Thomas,

Respekt, Respekt - Deine Gerätevorstellung ist (mal wieder) grosse
Klasse.

Gruss
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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