Papst Multidrive Service-Anleitung gesucht
#1
Moin, moin,

hat vielleicht jemand von Euch eine Zerlege- bzw. Service-Anleitung vom Papst Multidrive Dual Capstan Kassetten-Laufwerk herumliegen, die er/sie/es mir kopieren könnte?

Bevor ich das Teil auseinander nehme, hoffe ich auf eine Anleitung, die mich vor herausspringenden Federn oder leicht brechen Plastikteilen warnt.

Danke!

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Moin, moin,

da schon keiner eine Serviceanleitung anbietet. Vielleicht könnt Ihr mir zwei oder drei Fragen beantworten:

1. interessiert mich das exakte Bestell-Maß des Flachriemens für den Capstan. Eventuell auch eine Angabe über die Soll-Rauhigkeit der Oberfläche.

2. würde ich gerne erfahren, was das für ein Material auf der rückwärtigen Seite der Capstan-Schwungscheiben ist. Gibt's die Teile noch als Ersatzteil?

[Bild: Multidrive8k.JPG]

3. möchte ich wissen, was für ein Öl Ihr empfehlen würdet. Für die Achsen und für die Rückseite der Schwungscheiben.

und als Überraschungsfrage:
4. Können Wärme-Erscheinungen auf den Leiterbahnen der "Leistungsplatte" (Steuerplatine) Resultat einer daherhaften mechanischen Hemmung des Motors sein?

Da bin ich doch mal gespannt, ob ich eine Antwort kriege!

Danke vorab.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#3
Hallo Matthias,

schade das sich keiner mit einem Manual meldet.

1. Da würde ich eine Größe (10%) kleiner nehmen, als der alte Originalriemen ist. Das Mit der Rauhigkeitsklasse würde ich nicht so wissenschaftlich sehen.
Peesen sind auf einer Seite geschliffen, diese Seite gehört nach innen, um besten Gleichlauf zu erreichen.
Bei den großen Durchmessern ist gute Friktion gegeben, hier kann die Peese relativ glatt sein und der Peesenzug gering.

2. Da die Schwungscheibe gleichzeitig den Rotor des Motors bildet, handelt es sich auf der Rückseite um einen Ferritmagneten zur Felderzeugung.
Da ich das Gerät nicht kenne, nehme ich an das die zweite Schwungscheibe den Drehzahlsensor bildet für die elektronische Drehzahlregelung.
Oder befindet sich hinter dem Kommutator eine Motorwicklung wie bei den zwei oberen Wickelmotoren?
In diesem Falle haben die Magnetringe beide sensorische Funktionen.

3. Da Du kaum an das damals verwendete Original- Öl herankommst, würde ich ein gängiges Sinterlager- Öl verwenden.
Eine Liste mit Ölsorten bringt Dich hier auch nicht weiter.
Wichtiger ist das Laufwerk erst mal wieder zum Laufen zu bringen.

4. Ich nehme mal an das der Motor oder seine Ansteuerung defekt ist?
Warum ist links das Ferrit gebrochen (Sturz) ?
Warum sieht das Ferrit der rechten Scheibe so "vergrießknattelt" aus?
Hat sich dort das Innenleben eines Kondensators breit gemacht?

Gruß

Bernd
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#4
Hallo Bernd,

das mit dem "nicht so genau sehen" stimmt sicherlich (solgange es hinterher läuft). Aber falls die Information verfügbar sein sollte, nehme ich sie trotzdem gerne.

Bei dem Antrieb handelt es sich um einen Dual-Capstan Motor. Die beiden Schwungscheiben sind mit einem Flachriemen verbunden. In der links sichtbaren Scheibe sitzt der Antriebsmotor für beide Achsen; der Wickel ist durch die Schwungscheibe verdeckt. Darüber siehst Du die Wickelmotoren. Auf den "gezackten" goldfarbenen Scheiben laufen übrigens je zwei Paar Schleifkontakte im rückwärtigen Deckel des Motors.

[Bild: Multidrive6k.JPG]

Die beiden bräunlichen Ring bzw. Scheibe sind aufgeklebt. An eine magnetische Funktion glaube ich eher nicht, habe das aber noch nicht geprüft. Das "vergrießknattelt"e scheint überzähliger Klebstoff zu sein, den ich inzwischen erstmal entfernt habe. Die Brüche an Ring und Scheibe kann ich mir nicht durch einen Sturz erklären, da das Gehäuse des Motors vollkommen in Ordnung ist. Ich befürchte allerdings, daß die unebene Oberfläche der Scheibe innen an der in den Deckel eingefügten Metallscheibe schleift. Daher meine Frage mit der Hemmung.
Übrigens kann ich nicht ausschließen, daß der sichtbar rechten Schwungscheibe noch ein eingeklebter Ring fehlt. Zumindest ist auf dem Metall ein Kleberest sichtbar.

Meine Schmiermittelfrage resultiert übrigens daraus, daß an den auf meinen Bildern sichtbaren Teilen bereits zwei unterschiedliche Schmiermittel verwendet worden sind: Ein flüssiges und eine Paste.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Hallo
Das Manual wird wohl recht selten sein, aber vielleicht hilft ja das Manual eines Telefunken RC300 weiter. Das Laufwerk ist bis auf den zweiten Capstan, anderen Köpfen und ein wenig geänderter Peripherie identisch.

Hier die Bilder

https://tonbandforum.de/bildupload/RC300Laufwerk1.jpg
https://tonbandforum.de/bildupload/RC300Laufwerk2.jpg
https://tonbandforum.de/bildupload/RC300Laufwerk3.jpg

Zum rechten (auf das Bild bezogen) Capstan , vielleicht dient der zweite Magnet als Wirbelstrombremse um den Capstan etwas abzubremsen.

Gruß Ulrich
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#6
Hallo Matthias,

durch das zweite Foto kann man ja schon etwas mehr sehen.

Da es sich bei den Motoren noch um mechanisch kommutierte Typen handelt, scheint das Baujahr schon etwas zurückzuliegen.
Es handelt sich um trditionelle Gleichstrommotoren mit Permanenterregung.

Der mäanderförmige Leiterplattenring bildet zusammen mit dem auf der Schwungmasse aufgeklebten Ferritmagnetring den für die Drehzahlregelung nötigen Tachogenerator.
Er erzeugt eine drehzahlproportionale Tachowechselspannung die dem Istwert der Drehzahl entspricht.
Zur Auswertung kann die gleichgerichtete Spannung oder die Frequenz herangezogen werden.

Die auf dem oberen Foto rechte Schwungmasse mit Ferritmagnetscheibe und gegenüberliegender Blechscheibe dient, wie Ulrich bereits vermutet, als Bremse.
Da der Tonwellenmotor "fast" im Leerlauf läuft lässt sich die Drehzahl schlechter regeln als bei einem belasteten Motor.
Die Aufwärtsregelung stellt hierbei kein Problem dar, da nur die Spannung erhöht wird und somit die Drehzahl folgt.
Läuft der Motor allerdings zu schnell, kann nur die Spannung zurückgenommen werden.
Durch die große unbelastete Schwungmasse folgt die Drehzahl der niedrigeren Spannung aber nur sehr träge.
Um die Hysterese der Drehzahlregelung jedoch gering zu halten, wird der Motor durch die Wirbelstrombremse ständig vorbelastet und kann so Drehzahländerungen nach unten schneller folgen.
Bei einer Regelung über die Frequenz (spätere Modelle) wäre dieser Nachteil nicht vorhanden.

Die rückwärtigen Lager der Schwungscheibenachsen sehen nicht aus wie Sinterlager, da die gesamte radiale Lagerung weiter vorne im eigentlichen Motor stattfindet, handelt es sich hier "nur" um Lagerpfannen, welche das Axialspiel der Antriebswellen nach hinten begrenzen.
Vielleicht lässt sich das Axialspiel sogar durch rückwärtig angebrachte Madenschrauben justieren und damit das "Schleifen" abstellen.
Durch die magnetische Anziehungskraft wird die Schwungscheibe mit aufgeklebter Ferritmagnetscheibe gegen die rückwärtige Blechscheibe gezogen und das vermeintliche Spiel somit nicht spürbar. Also versuche die Schwungscheibe im montierten Zustand gegen die Magnetkraft nach vorne zu schieben bis das Schleifen weg ist und justiere das Axiallager, wenn möglich, entsprechend nach.
Diese Anlauf- Lager sind meistens aus Kunststoff gefertigt und werden mit etwas Fett geschmiert, da die Drehzahl der Welle durchmesserabhängig, relativ niedrig ist (300...500U/min.).

Einen schönen Sonntag wünscht

Bernd
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