Welche Tonkopfhersteller gab es?
#1
Wer baute eigentlich Tonköpfe?

Telefunken, Woelke (Loewe/Ihle), Bogen, Philips, Akai...schon bin ich mit meinem Latein am Ende.

Vermutlich gab es eine weitere deutsche Firma für Köpfe (Recovac). Hat Revox selbst gebaut? Wie steht es mit Tandberg?

War es wirklich so aufwendig bzw. unrentabel, eigene Köpfe zu entwickeln und zu fertigen?
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#2
Recovac ist genauso wie Vacodur ein Markenname. Vacodur wurde von der Vacuumschmelze Hanau geliefert und war Grundstoff für das Kopfmaterial. Revox Köpfe stammten u.a. auch von Woelke. Sony hat wohl auch mal selbst gebaut, jedenfalls kamen Tonköpfe bei Revox/Studer Casettendecks mal von Sony. Waren aber klanglich nicht das Gelbe vom Ei und so flogen sie wieder raus.

Man benötigt für die Fertigung hochwertiger Tonköpfe natürlich hochwertiges Material aber noch mehr Erfahrung. Und davon gab nur ein paar Menschen in Deutschland, u.a. Wolfgang Bogen und Bruno Woelke. Ihle hat eigenständig produziert, die Klammer ist m.E. irreführend.

Der Hauptgrund für die Entwicklung von Ihles Spitzkeiltonköpfen war die vereinfachte Fertigung. Während bei den normalen Köpfen das Wickeln der Spulen auf die Bleche eine aufwendige Angelegenheit war, hatte Ihle hier einfach eine Spule über ein Blechpaket zu schieben, welches dann mit benachbarten Blechpaketen in einer Halterung eingepaßt und zusammengeschraubt wurde. Das Prinzip findet sich bei jedem Netztransformator wieder, bzw. wurde von dort kopiert. Es ist nämlich nicht unbedingt erforderlich, dass die Bleche in einem Tonkopf aus einem Stück gefertigt sind. Auf diesem Bild sieht man den Aufbau ziemlich deutlich (man muß sich durchklicken ...):
www.magnetofon.de -> Downloads -> Geräte -> Phonorex -> Löschkopf links Seriennummer.jpg

Gruß
Michael
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#3
Ich habe mal gehört, das Revox Köpfe auch selber gefertigt hätte. Man war ja bei Studer um große Fertigungstiefe bemüht. Damals galt das als vorbildlich, heute als antiquiert.

Ob das nur ein Intermezzo war oder über längere Zeit lief, weiß ich nicht.
Michael(F)
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#4
Zitat:Michael Franz postete
Ich habe mal gehört, das Revox Köpfe auch selber gefertigt hätte. Man war ja bei Studer um große Fertigungstiefe bemüht. Damals galt das als vorbildlich, heute als antiquiert.

Ob das nur ein Intermezzo war oder über längere Zeit lief, weiß ich nicht.
Das können wir morgen und übermorgen eruieren.
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#5
.
Studer hat selber gefertigt, aber nach einem Brand wurde die Kopffertigung nicht mehr aufgenommen. Steht jedenfalls so im Buch über Willi Studer / Revox.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#6
Studer baute wohl zeitlebens seine Köpfe mit einigem Erfolg selbst, wie man nicht zuletzt an den uns, lieber Michael, ja recht geläufigenn Aufnahmen mit der A27 von den Luzerner Festspielen 1951 sieht (erste Feuerprobe für den frisch gebackenen Magnetbandgeräteproduzenten Willi S. und auch das Schweizer Radio!).
Auch das Debakel, das Studer mit den fremd eingekauften Köpfen für den 710 erlebte, spricht ja dafür, möglichst nicht auszulagern, sofern man das komplexe Problemfeld einer qualitativ hochwertigen Produktion zu erfassen versteht. Studer begann oft mit Fremdeinkäufen (z. B. Motoren. Lautsprecherchassis, Übertrager) und wechselte dann nach weiteren Erfahrungen zur internen Produktion, weil der ebenfalls eingekaufte Ärger die finanziellen Vorteile überstieg.

Outsourcing ist eine in meinen nicht nur als Musiker, sondern auch als Quasi- Ingenieur geschulten Augen geradezu symptomatische Idee der Betriebswirte, die vom verwalteten Sachverhalt kraft eigener Bekenntnisse ("ich verkaufe alles, egal ob Pressack oder Büstenhalter") wenig bzw. nichts zu verstehen müssen meinen, sondern allein ihre Zahlenentwicklungen im Auge behalten. Wir erleben das derzeit in dieser Industrielandschaft (unsere Produktionsquote liegt noch immer bei 37%), die oftmals nur davon zu profitieren scheint, dass diese Entwicklung andernorts noch viel schlimmer ist.

Willi Studer wusste infolge eigener Erfahrungen, was es heißt, zu scheitern, wusste, was es für ein Firmenwohlergehen bedeutet, Kompetenzen durch den Umgang mit dem Firmenfokus zu erwerben und zu erweitern, Felder abzudecken. Er hielt seine Firma über Jahrzehnte und mehrere Wirtschaftskrisen hin als ein Nobody (!!??) am Leben, der nicht einmal seine Lehre als Radiotechniker zu Ende gebracht hatte...
Die Managerriege der schweizerischen Bankengesellschaft, der er die Firma Studer verkauft hatte -sie sollte in der Schweiz bleiben, das war der ehrenwerte, ja menschlich schöne Wunsch Willi Studers...-, brauchte ganze vier Jahre, um den Laden an die Wand zu setzen, dessen Funktion (Ingenieurbüro mit angeschlossener Fertigung, die sich aber gegenseitig vital bedingten!) jene Manager nur zu offensichtlich nicht einmal in Ansätzen verstanden. Diese Riege war sich dann 'danach' aber nicht zu gut, sich vom eigenen Unvermögen dergestalt zu distanzieren, dass man die Schuld dafür unternehmerischen Fehlentscheidungen (???) eines todkranken Greises zuschob. Toll....

Das diene als Darlegung meiner Sicht auf die betriebswirtschaftlichen Moden unserer Tage, die ein gerüttelt Maß ihrer symptomatischen Probleme genau diesen Moden verdanken. Gehen wir also nicht jenen Propheten allzu willfährig auf den Leim, sondern bemühen wir uns, zu verstehen, was man mit uns anstellt. Nur die dümmsten Kälber wählen sich ihre Metzger selber.

Hans-Joachim
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#7
Hallo Leute,

ich habe ´mal irgendwo gelesen,daß auch Valvo Glas-Ferrit-Köpfe gebaut hätte.
Weiß jemand etwas dazu?? Und auch etwas über Valvo??Ich habe über diese Firma nicht viel gefunden,obwohl das doch ein bedeutender Hersteller von Röhren war...
Haben die vielleicht die "Vacodur"-Köpfe gebaut???

Telefunken hat,wie oben erwähnt,seine Köpfe selbst gebaut.

In einer Sendung "Spuren der Zeit/Spulen der Zeit" über Willi Studer,die in 3 Sat lief,berichtete Ernst Unterluggauer,daß Studer mit Araldit experimentierte.Das Problem sei gewesen,daß sich der Kopfspalt temperaturabhängig vergrößert bzw.verkleinert habe.Man habe dann versucht,das Araldit in verschiedenen Materialien einzubetten,und habe damals sogar an Beton gedacht.Wenn ich heute die polierten Beton-Theken sehe,finde ich das gar nicht so dumm....
Das Ergebnis der Versuche war dann aber nicht der Araldit-Kopf,sondern der Ganzmetallkopf aus Revodur.Ob Studer seine Köpfe immer selber gefertigt hat,weiß ich nicht.Aber sie haben sie jedenfalls selbst entwickelt,evtl.aber fremd fertigen lassen.
Zum 1.4.1989 hat die Firma Studer das Arbeitsfeld Magnetophone von AEG-Telefunken gekauft.In der Folge haben sie sogar Tonköpfe für AEG-Telefunken-Maschinen,namentlich M15/M15A,gebaut.(Und noch eine Maschine mit deutscher Schichtlage als Ersatz der M15A in den ARD-Rundfunkanstalten entwickelt:die A816)

Eine Frage,die mich immer noch beschäftigt,ist:
Für mich ist immer noch unklar,warum sich das Glas-Ferrit im Bereich der großen profesionellen Maschinen offenbar nicht durchgesetzt hat:die M15/M15A,die ich kenne,haben alle Vacodur-Köpfe,und bei M20/M21 wurde Glas-Ferrit nicht einmal mehr erwähnt....

Vielleicht könnte Hans-Joachim diese Frage beantworten

Viele Grüße
Frank
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#8
Zitat:highlander postete
Wer baute eigentlich Tonköpfe?

Telefunken, Woelke (Loewe/Ihle), Bogen, Philips, Akai...schon bin ich mit meinem Latein am Ende.
Teac? Zumindest tragen doch die Tonköpfe in deren Maschinen einen entsprechenden Aufkleber. Grundig? Könnte ich mir bei den produzierten Stückzahlen gut vorstellen. Und die osteuropäischen Hersteller (Tesla, Unitra, RFT und die zahlreichen Russen) werden sich wohl auch selber mit Köpfen versorgt haben.
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#9
Liebe Mitleser,

einges an Grundsätzlichem vorweg:
Die Legierungen, die als Revodur, Recovac (=Revodur), Vacodur oder auch Alfenol (=Vacodur) durch die Branche geistern, entstanden in Zusammenarbeit und unter Federführung der Vacuschmelze Hanau, die eben diese Materialien bereitstellte, die dann die Kopfhersteller (Ihle war diesmal nicht mehr dabei......) verwursteten. So zumindest lernte ich es einmal.

Die Sättigungsinduktion beider Legierungen ist etwa gleich, die Permeabilität von Alfenol liegt bei einem Drittel bis der Hälfte derjenigen von Recovac. Die Koerzitiv-Feldstärke von Alfenol entspricht derjenigen von Permalloy, während Recovac diesbezüglich das Verhalten von Mumetall imitiert. Alfenol/Vacodur besitzt eine etwa doppelt so hohe Abriebfestigkeit wie Recovac und die gegenüber Mu-Metall und Permalloy 10-fache Abriebfestigkeit. Recovac kommt auf die fünffache Abriebfestigkeit von Permalloy.
Die Diskussion der magnetischen Eigenschaften und des Warum und Wieso erspare ich euch. Man kann das in Winckel I (1960) und II (1977) nachlesen.

Weiter:
Ich habe Nachfragen im Freundeskreis laufen (Webers und Engel, nicht Engels und Weber...), die die Frage nach der Glasferritdistanz der Profiszene und nach der Beton- und Araldit-Verwendung thematisieren. Leider habe ich aus jenen Quellen noch nichts gehört, werde da aber dieser Tage einmal nachbohren. 'News to come...'

Hinsichtlich der Betonverwendung hatte ich ja schon fürher etwas abgesondert, was sich vor einigen Tagen beim Besuch bei Studer-Deutschland bestätigte: Auch der Kollege Obergfell (dem sein Kollege Unterluggauer wohl bekannt war) konnte sich nicht erinnern, je etwas von einer Einbettung in Beton gehört zu haben, fand das sogar recht lustig. Das muss nun nicht der Weisheit letzter Schluss sein, dessen man wohl erst im Kontakt mit den alten Studer-Mannen habhaft wird, wenn sie beim Glas aus dem Nähkästchen zu plaudern beginnen.

Araldit war, wie ich im seinerzeitigen Text schrieb, ein mir geläufiger und möglicherweise noch heute erhältlicher Epoxi-Zweikomponentenkleber, mit dem man vielleicht das Lamellenpaket eingoss, wie das ja schon Eduard Schüller in Winckel, Magnetspeicher I beschreibt, sicher aber nicht mehr, denn die Stabilität der Kristallstruktur eines solchen Epoxi-Bapps dürfte die Dauerhaftigkeit der oben in Warennamen angesprochenen Nickel-Eisen- (Recovac) und Aluminium-Eisen-Legierungen (Alfenol) bei weitem unterschreiten. Auch die Beschaffenheit von Beton (grobbröckelig) scheint mir hier eher abwegig.

Heinz Thiemer schreibt in Winckel II, Berlin 1977, S. 130, bei Versuchen mit Studioköpfen sei herausgekommen, dass der Abriebkoeffizient (Vacodur-Vollspur = 1) bei mehrspur-Vacodur 1,5 und bei Vollspur-Mu-Metall 10-15 betrüge. Mu-Metall ist also 10 bis 15-fach schlechter. Von 38 auf 150 cm/s nähme der Abrieb zunächst zu, um dann bei noch höheren Geschwindigkeiten aufgrund des mitgerissenen Luftpolsters wieder abzunehmen. Neues Band, so schreibt er weiter, ergäbe 1,5-fachen Abrieb eines solchen, das schon mehrfach gelaufen sei. Schließlich bezifffert er die Lebensdauer eines Studio-Vacodur-Vollspurkopfes auf "etwa 15000 Stunden", was ja knapp zwei Jahren beständigen Laufes rund um die Uhr entspräche. Dazu verweist er auf einen Aufsatz aus eigener Feder:

Heinz Thiemer, Langlebensdauer-Magnetköpfe in Studioqualität, in: II. Konferenz über magnetische Schallspeicherung, Budapest, Oktober 1966.

Zusätzlich zitiert Thiemer eine Telefunken-Druckschrift 'Telefunken-Ferrite für Magnetköpfe' [AEG-Telefunken], Backnang 1975,

in der man vielleicht das eine oder andere finden könnte. Ich habe das Heftchen aber nie gesehen. Zu bedenken ist bei all diesen Zahlenangaben, dass man getrost noch das PER 525 als weitgehend unkalandertes Band (gemessen an 468 oder 528) bezeichnen kann, was eine bewundernswerte Standzeit der Köpfe ergibt. Nachdem Amateurbänder schon seit Jahrzehnten kalandert werden, sollten abgefahrene Köpfe bei angemssenem Geräteeinsatz eigentlich kaum ein Thema sein.

Als Kusiosität im Tonkopfbau eine Kleinigkeit zum Schluss: MichaelB aus F. besitzt durch einen glücklichen Zufall zwei Spitzkeilköpfe der Ihle-Lösche-Feiler-Woelke-Bauart (DBP 899564), die erkennbar nicht von Ihle stammen, sondern anderweitig nachbaut worden sein müssen. (Bei Ihle klappte 1969 der Gehsteig final hoch.) Diesen beiden Köpfen lag ein Lieferschein der Firma Bogen, Berlin aus den mittleren 1970ern bei, in dem vermerkt steht, dass die anliegenden Köpfe "zu unserer Entlastung" zurückgesandt würden. Interessant wäre es nun zu klären, aus welchem Material diese Köpfe bestehen (Legierung sieht etwas anders aus), woher sie kommen und wie sie sich gemessen an orignalen Geschwistern elektroakustisch verhalten.

Wir haben diesen Sachverhalt auch schon einmal anderweitig in Ansätzen diskutiert, weshalb hier weitere Verbreiterungen meinerseits unterbleiben. Es reicht ja sowieso schon wieder.

Hans-Joachim
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#10
Woher kamen und kommen eigentlich die Unmengen an Köpfen, die in Tapedecks, Walkmen und ungezählten Küchenradios etc. eingebaut wurden?
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#11
War nicht CANON ein Massenhersteller von Tonköpfen?
Sony hat m.W. selber gebaut und auch Revox beliefert (B710). Man war bei Studer mit der Qualtät nicht sehr zufrieden.
Michael(F)
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#12
Liebe 'Franks' oder liebe 'Franken',
liebe Mitleser

von euch beiden erreichte mich ja die Frage bezüglich des Araldits und des Betons in Tonköpfen, wozu ich ja schon etwas gesagt habe, gleichzeitig aber versprach, Erkundigen im Freundeskreis einzuholen. Friedrich Engel ist wieder zurück, sagte mir aber, dass er bestenfalls über Zufallskenntnisse verfüge, die er lieber nicht als Wahrheiten verkaufen wolle. Der andere Gewährsmann Johannes Webers ist inzwischen auch wieder in heimatlichen Gefilden einpassiert, unser Treffen wird aber erst nächste Woche erfolgen. Vielleicht kommt da auch noch was.

Engel verwies mich auf seinen Kollegen G.C., der -Nachtigall ick höa dia trapsen- vor seiner BASF-EMTEC-Zeit (bis zum bitteren Ende Leiter der Abteilung Audio-Anwendungstechnik ....) auch schon Entwickler bei Braun und dann bei ASC war. An das Ende seiner Zeit bei Braun fiel die Beziehungsentwicklung Braun-Uher, wie er mir mitteilte (siehe unten).

Doch der Reihe nach, denn er schrieb mir auch, dass er seine Tage in den Niederungen der Audiotechnik als Entwicklungsleiter bei Woelke begonnen habe, was ein neues Mail bei mir abrief, dessen Antwort aber noch aussteht.

Ich zitiere seine Beantwortung der durch mich gestellten Fragen vollständig, weil es so interessant ist, selbst wenn der dritte Punkt nicht diesem, sondern einem anderen Gesprächsforum zugehört:

"1. "Araldit" in Magnetköpfen: Es handelt sich dabei um eine Herstellerbezeichnung eines Epoxid-Harzes. Im Magnetkopfbau wird Epoxidharz als Kleber und auch als Vergussmasse eingesetzt. Als Kleber zum Verkleben der Kopfpakete, zum Einkleben der Kopfpakete in die Elementhalter sowie zum Zusammenfügen der Elementträgerhälften. Dabei wird dann auch die Spaltfolie fixiert.
Die Auswahl der verfügbaren Epoxidharze zum Verkleben erfordert entsprechend aufwendige Untersuchungen, da die vom Kleber auf die mechanische Trägerstruktur ausgeübten Kräfte [wohl beim Abbinden HJR] erheblich sein können. Diese Kräfte haben oft den Nachteil, dass sie nicht unmittelbar im Herstellungsprozess erkannt werden und sich durch langsames Ändern in der Kristllstruktur erst zeitlich versetzt auswirken. Sowohl die magnetischen Eigenschaften der Kopfpakete als auch die mechanisch gebildete Geometrie, besonders in den Spaltbereichen können von den "endogen" von Epoxidharzen ausgeübten Kräften unerwünscht verändert werden. Dabei ist zu bedenken, dass bei Wiedergabekopfspaltbreiten im Bereich von einem oder einigen Mikrometern) es sich um Nennmaße und nicht um Toleranzen handelt. (Die besten Erfahrungen habe ich in meiner Praxis mit Epoxidharzen/Klebern von Ciba gemacht.)
Bei Einsatz von Epoxidharz als Vergussmasse steigern sich die Kräfte und
damit die Probleme. So musste ich als Geräte-Entwickler-Kopf-Anwender Mitte der sechziger Jahre beim Einsatz einer so hergestellten Kopfserie mit ansehen, wie die Köpfe auf dem Gießharz (natürlich im Sub-Mikrometerbereich) "davonschwammen". Das damals eingesetzte Epoxidharz war das besagte Araldit. In meiner Zeit als Kopfentwickler (Entwichlungsleiter bei Woelke) habe ich dann den Einsatz von Epoxidharz als Vergussmasse generell gemieden.

2. Kopfmaterialien: Sicher ist, was den Einsatz von Klebern, Leitklebern, Glasloten, Vergussmassen, Metall-Werkstoffen, Ferriten und Keramiken betrifft, viel experimentiert worden. Aber Zement ist zumindest mir dabei nicht begegnet.
Glaskeramiken haben sich im Studiobereich als Löschköpfe durchgesetzt
(Gründe: "Bandfreundlichkeit" und Hochfrequenzeigenschaften). Ferrit als Hör- und Sprechkopfmaterial führt zu zwei technologischen Problemen. Mechanisch, das Bearbeiten der relativ "großen" Systeme. (Bei Festplattenköpfen im Datenaufzeichnungsbreich durch die vergleichsweise wesentlich kleineren Strukturen und großen Mengen kein Problem.) Zum anderen sind die Werte der Permeabilität (Wiedergabeköpfe) und Sättigungsremenz (Sprechköpfe) zu begrenzt.
Metallköpfe bieten heute im Studiobetrieb akzeptable Standzeiten, abhängig u.a. von Kopfmaterial, Kopfform, Bandzug und Magnetbandabrasivität.

3. Braun-Uher: Ich war bei Braun für die Magnetbandgeräte-Entwicklung bis 30.06 1972 zuständig. Das TG 1000 ist, nach meiner Erinnerung, entweder 1969 oder spätestens im Herbst 1970 auf den Markt gekommen (lässt sich aber sicher genau klären). Zumindest, solange wie ich der Braun AG angehört habe, hat es mit Uher, der SMW oder einem anderen Unternehmen keine
entsprechende Zusammenarbeit gegeben.
Interessant in diesem Zusammenhang ist meine letzte Aufgabe bei Braun vor meinem Wechsel zu ASC (damals noch Authenrieth & Schmidt) zu sehen: Uher wurde damals der Braun AG zum Erwerb angeboten. Innerhalb der dazu üblichen
"Due Dilligence" - Phase oblag mir innerhalb des Teams die Untersuchung der Technik der Uher-Werke.
Nach meinem Weggang von Braun zu ASC (damals, wie gesagt, Authenrieth & Schmidt) ging die gesamte Crew der Braun-Magnetbandgeräteentwicklung mit mir. Danach hat man dann bei Braun das TG 1000 zur Fertigung zu Uher gegeben, die man nicht gekauft hatte. Ich kann mir vorstellen, dass dann unter dem allseits beliebten teutonischen Motto "not invented here" und zur Anpassung an die Produktions-Gegebenheiten bei Uher Änderungen am TG 1000 durchgeführt wurden."

Das Verhalten von Epoxiklebern und Glaslot ist demnach nicht immer vorherbestimmbar, weshalb verglaste Köpfe in der Studiotechnik (tendenziell Einzelfertigung, je mehrspuriger umso mehr) infolge des ja dort schnell erreichten Ausschusses wohl schlicht zu teuer gewesen dürften. Beton sollte unter diesen Prämissen daher ein einmaliger Versuchsausrutscher bei Studer gewesen und insofern unter die Kuriosa in der Geschichte des Tonkopfbaues einzureihen sein.

Dann gab es bei Braun 1972 ja offenbar gröberen Stunk, woraufhin sich die Geschäftsleitung im Regen wiederfand. Da der Kontakt zu Uher bereits anderweitig bestand (die wollten ja was, was Braun abgelehnt hatte), konnte man sich auf einen geldwerten Modus vivendi einigen: Fertigung der TG1000.

Hans-Joachim
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#13
Meine Rückfrage gestern bei Johannes Webers bezüglich der in der Profiszene offenbar nicht erfolgten Verglasung von Köpfen, erwischte auch ihn auf dem linken Fuß. Auch er bekannte, sich mit dem Sachverhalt seinerzeit einfach abgefunden zu haben. "Offensichtlich war man mit den Standzeiten der Köpfe zufrieden." Er wies dabei allerdings auch noch einmal darauf hin, dass die Verglasung ursprünglich zur dauerpräzisen Fixierung des Spaltbleches und nicht zur Steigerung der Kopfstandzeit eingeführt worden war, womit wir im Grunde bei der oben schon zitierten Auskunft des Woelke-Braun-Asc-AGFA-BASF-Mannes G.C. wären.

Hans-Joachim
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#14
@PhonoMax:

"Ich war bei Braun für die Magnetbandgeräte-Entwicklung bis 30.06 1972 zuständig"

Da möchte ich mich ganz herzlich für die TG 1000 und die späteren ASC bedanken!!! Ich sammle seit vielen Jahren, erst in diesem Jahr haben sich Braun und ASC bei mir als Matchwinner herauskristallisiert. Ich bin froh, diese Maschinen zu besitzen und im Consumerbereich dürften die Maschinen mehr als konkurrenzfähig sein.

Da die TG 1000 sehr ähnlich zur Saba 600 SH aufgebaut ist, sei mir die Frage gestattet, ob vielleicht Braun für Saba die 600er entwickelt hat bzw. wer das gewesen sein könnte??????
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#15
Hallo,

zunächst vielen Dank an den Hans Joachim für das Insider-Wissen,das er hier dargestellt hat.

Das mit dem Beton bei Studer kam mir natürlich auch immer spanisch vor.Aber ich habe mir das Video,aus dem ich zitiert habe,nochmal angesehen:ich habe des Interview mit Herrn Unterluggauer doch richtig wiedergegeben.
Wenn Interesse bestünde und es mir gelänge,zum Treffen im Saarland zu kommen,könnte ich das Video(VHS) mitbringen..

Zu den Tonkopfherstellern:

Ich habe gerade ein Buch von Heinz Richter:Tonaufnahme für alle,4.Auflage,Franckh´sche Verlagsbuchhaltung 1961 bekommen.
Im redaktionellen Teil erwähnt er als Herstller von Tonköpfen:
AEG,Ihle,Miniflux,Minion,Novaphon
Nachdem es in diesem Buch auch um den Selbstbau geht,sind im Anhang Anzeigen von Herstellern vorhanden,und zwar von
Wolfgang Bogen,Zehlendorf und
Hermann Reuter, Bad Homburg VDH
als Hersteller von Tonköpfen...

Viele Grüße
Frank
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#16
Lieber Andreas,

noch habe ich ja eine Anfrage bei G. C. laufen, weshalb ich hoffen darf, dass auch etwas zurückkommt. In den dann folgenden Schriftverkehr nehme ich die Saba-Sache mit hinein. 30 Jahre post festum durchleuchtet man die Branche....

Hans-Joachim
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#17
Hier noch etwas interessantes: http://www.electromag.com/tnote.html und http://www.electromag.com/24_Track.htm

Jene Köpfe verschleißen nicht auf die übliche Art und Weise sondern tragen sich nur Bruchteile eines Mikrometers ab. Die Isolatoren zwischen den Magnetkernen sind nämlich aus viel härterem Material und bleiben einfach stehen.

Ich habe gestern ein Grundig TK 745 mit drei Köpfen und heute ein TK 19 vom Spermüll geholt!
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#18
In einem Technicskatalog von ca.1979 stand etwas von laminierten Tonköpfen. Hat Technics auch selbstgebaut?
In einem Testbericht über Kassettendecks stand etwas über Dünnfilmköpfe. Diese wurden für DCC (Digitale Compact Cassette) entwickelt. Das Band wird nicht über eine Spule sondern über einen magnetisch empfindlichen Widerstand abgetastet. Daher liegt die untere Grenzfrequenz bei 0 Hz bei Wiedergabe, zumindest theoretisch. Die Spurbreite wurde etwas verringet, um Azimuthfehler mit anderen Rekordern zu minimieren.

@highlander: Wenn diese Köpfe tatsächlich so toll sind, wäre ich dafür, sie in die Liste "ideales Tonbandgerät" aufzunehmen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#19
Technics ist eine interessante Sache: die Tonköpfe der 1506 sehen genauso aus wie die der X-1000/X-2000er von Teac. Irgendwer munkelte dabei etwas von Bogen... Wiedereinmal weiß man es nicht. Teac hat eigentlich selbst gebaut, evtl. für Technics geliefert???
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#20
3. Braun-Uher:
Dann gab es bei Braun 1972 ja offenbar gröberen Stunk, woraufhin sich die Geschäftsleitung im Regen wiederfand. Da der Kontakt zu Uher bereits anderweitig bestand (die wollten ja was, was Braun abgelehnt hatte), konnte man sich auf einen geldwerten Modus vivendi einigen: Fertigung der TG1000.

Hans-Joachim[/quote] Hallo,

Hans Joachim hat in seinen interessanten Berichten auch etwas über die Zusammenarbeit von Uher und Braun berichtet. Ich kann Aufgrund meiner gerade laufenden Arbeiten an der Uher Firmengeschichte noch beisteuern, dass in der Uher Fertigungsstätte Asch-Leeder von ca. 1974 bis Anfang 1977 noch das Braun TG 1000 bzw. der Nachfolger gebaut worden ist. Es gab dort eine 5. Linie an der genau, wie bei den 4 Uher Linien, die Bandgeräte komplett gebaut wurden. Die Tonkopfträger sind auch erst dort zusammengebaut worden, nachdem vorher alle Einzelteile angeliefert worden waren.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Tonkopfhersteller war die SMW (Süddeutsche Mechanische Werke) von Baron Hornstein. Die SMW, vielleicht einigen durch die UHER Metallspulen bekannt, hat damals einen 4 Kanal Tonkopf für das Uher CR 124 entwickelt. Hierzu wurde ein Tonkopfentwicker bei Siemens abgeworben und bei der SMW eingestellt. Herr L. hat dann diesen besagten 4 Kanal Tonkopf entwickelt, da nichts Brauchbares auf dem damaligen Markt (z.B. Bogen, Woelke) vorhanden war.

Andreas
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#21
Hallo,

ein weiterer Hersteller wäre Goldpfeil Hartmannsdorf (alle Studiomaschinen der Ex-DDR waren damit versehen). Die haben m.W. in den 80ern auch Glasferritköpfe hergestellt.

MfG

DB
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#22
Zitat:DB postete
Hallo,

ein weiterer Hersteller wäre Goldpfeil Hartmannsdorf (alle Studiomaschinen der Ex-DDR waren damit versehen). Die haben m.W. in den 80ern auch Glasferritköpfe hergestellt.

MfG

DB
Das ist völlig richtig. 1968 wurde das damalige "Goldpfeilradio" umstrukturiert und eine zentrale Fertigungsstätte für Magnetköpfe geschaffen. Von da an gab es in der DDR nur noch diesen einen Hersteller.
Vorher wurden u.a. im FMW Leipzig Magnetköpfe gefertigt.
Ferritköpfe stellte man in Hartmannsdorf bereits Anfang der 70-er Jahre her.

Da zu diesem Zeitpunkt (1970) längst feststand, daß auf Grund einer RGW-Entscheidung in der DDR keine Heimbandgeräte mehr produziert werden würden erübrigte sich denn auch die weitere Entwicklung entsprechender Köpfe.

Für die dann neu ins Leben gerufene Kassettengeräteproduktion - am alten Standort, im MGW Zwönitz - bedurfte es sowieso anderer Technologien. Wenn ich nicht irre, wurden die ersten Mono-Köpfe für das Einstandsgerät KT-100 (nicht mit der Bandmaschine KB100 zu verwechseln!) auch hier gefertigt.
Später dann wurden diese Teile importiert, noch später dann ganze Laufwerke von den sozialistischen Bruderländern herangekarrt; wobei die Qualität z.B. der BRG-Laufwerke zum damaligen Zeitpunkt den Eigengewächsen überlegen war.
Die Köpf warn da auch gleich mit dran.
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#23
Lieber Andreas,

zu 'deinen' Projekten Loewe-Opta und Duoton-Stier gibt es Neuigkeiten. Ich kann jetzt wohl annähernd rekonstruieren, wie die Zusammenarbeit zwischen Ihle und der "OPTA Radio Aktiengesellschaft, vorm. Loewe Radio AG, Berlin-Steglitz" ausgesehen haben dürfte. Heute nämlich gelangte ich in den Besitz von einigen Katalogblättern und Preislisten, aus denen hervorgeht, dass Loewe (bzw. OPTA, siehe oben) die original gestempelten Ihle-Tonköpfe schlicht vertrieben hat. Im Impressum der Listen steht "Max Ihle Marktschorgast (Oberfr.)" als Hersteller der "Magnetbandköpfe und Zubehör für OPTA-Ferrophone" unter "Herstellerwerk" vermerkt, wogegen die "OPTA Radio Aktiengesellschaft, vorm. Loewe Radio AG, Berlin-Steglitz" darunter fett gedruckt möglicherweise als Auftraggeber verstanden werden will. Die in diesen OPTA-Prospekten abgebildeten Köpfe sind genau diejenigen, die wir von Ihle kennen, mit Ihle-Firmensignet, Funktionskenner (L, A, W) und Seriennummer.

Weiterhin wird mein Ferrophon IIc en detail beschrieben und als "ein Erzeugnis der OPTA Radio Gesellschaft Aktiengesellschaft" zu gesalzenem Preis offeriert... Die Vorstellung, Ihle sei die verlängerte Werkbank von OPTA gewesen, führt damit wohl am weitesten. OPTA machte für Ihle den Vertrieb und konnte aussteigen, wenn die Sache nichts brachte; man hatte dann keine Fertigungsressourcen durch den Bandgerätequatsch gebunden. Wenn es Geld brachte, umso besser (auch für Ihle).
Hinter allem stand sicher der Druck Bruno Woelkes, der ja in Berlin-Seglitz schon enge Verbindungen zu Loewe-OPTA gehabt hatte, wie man an seinen Patenten sieht, in denen (Omega-Umschlingung Pat. DE864930) auch OPTA mit drin saß. Vielleicht hat man in diesem Gesamtunternehmen aus Bandgeräten und Köpfen sogar Lizenzen einfach 'unbar' verrechnet, was ja auch im Sinne des finanziell anfänglich sicher klammen Ihle war.

Wenn dich die Druckschriften interessieren: Ich habe die reichlich vergilbten Dinger inzwischen gescannt, so dass einem Versand nichts mehr im Wege stünde.

Weiterhin liegt mir eine ursprünglich einmal zwölfseitige Beschreibung (Seiten 1, 2, 11 und 12 fehlen) der Duotongeräte vor, die sicher etwas für dich wäre.

Hans-Joachim
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#24
Unser neues Mitglied Harald hat mir soeben mitgeteilt, daß Grundig eine eigene Tonkopf-Fertigung gehabt haben könnte. Er weiß dies von einem Bekannten, der Ingenieur bei GRUNDIG war und sich hauptsächlich mit Tonköpfen befaßte.

-> Um diese Aussachen zu verifizieren will er seinen Bekannten nochmal befragen!
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#25
Grundig hatte Tonkopffertigung:

Das ist sicher richtig. Es gibt dazu eine Geschichte, die ich mit Vorbehalt weitergebe, weil der Hauptakteur mittlerweile verstorben ist.

Zumindest für eine ganze, aber nicht näher bestimmbare Zeit (und das hieß bei Grundig: in 100.000-Serien) hat sich Grundig bei seiner Magnetkopffertigung an zwei Patenten orientiert:

Patent DE 1 033 439, Erfinder Heinz Thiele, angemeldet 1953-03-14, Ausg. 1958-07-03, Magnetkopf (Lamellen senkrecht zum Trägerlauf geschichtet, dabei wird die Permeabilität der Lamellen so gewählt, daß sie umso stärker abnimmt, je weiter sie vom Kopf entfernt sind (Vermeidung schädlicher Streufelder)

Patent DE 1 043 655, Erfinder Heinz Thiele, angemeldet ebenfalls 1953-03-14, Ausg. 1958-11-13, Magnetkopf, bei dem die Polschuhe zur Vermeidung eines Nebenschlusses ausgespart sind.

(Schlag' Patente nach bei http://depatisnet.dpma.de/ ...)
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#26
Zitat:firstthird postete

Eine Frage,die mich immer noch beschäftigt,ist:
Für mich ist immer noch unklar,warum sich das Glas-Ferrit im Bereich der großen profesionellen Maschinen offenbar nicht durchgesetzt hat?
Frank
In der Physik verhält es sich,wie sonst im Leben: "Nichts ist vollkommen!"

Kernwerkstoffe mit guten magnetischen Eigenschaften sind mechanisch gesehen sehr weich.
Verschleißfeste,mechanisch harte Kernwerkstoffe,besitzen schlechtere magnetische Eigenschaften.
Ein Magnetkopf,der beiden Anforderungen im weitesten Sinne gerecht wird,ist immer eine Kompromisslösung.

In der professionellen Studiotechnik ist Aufnahmequalität wichtiger als die überdurchschnittliche Standzeit der Köpfe.
Hier ist die Erzeugung eines,den gesamten NF-Frequenzbereich überstreichenden, starken Magnetfelds zur vollkommenen Durchmagnetisierung der Schichtdicke eines Standard-Studiobandes bei geringsten Verzerrungen das Ziel.

Ferritköpfe beherrschen,auf Grund ihrer geringen Ummagnetisierungsverluste,spielend Frequenzen des oberen NF-Frequenzbereichs bis weit in den HF-Bereich hinein,zeigen jedoch ihre Schwächen bei der Erzeugung von starken Magnetfeldern für den unteren NF-Bereich.
Somit blieb ihnen das Arbeitsfeld der magnetisch etwas anspruchsloseren Langspielbänder auf Konsumermaschinen,wo sie durch ihre legendere Langlebigkeit große Werbeerfolge erzielten.
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#27
In die von Friedrich bestätigte Tonkopffertigung bei Grundig hatte zumindest in Bayreuth die Tonkopfabteilung unseres Max Ihle aus Marktschorgast abgekindert, weil der zum 30. Juni 1957 die Bandgerätefertigung aufgegeben hatte. Die ehemalige Leiterin der Tonkopffertigung bei Max Ihle, Frau A. D., ging in gleicher Funktion zu Max Grundig, Bayreuth.

Das exportierte Personal (darunter auch Ihles Werksleiter) wurde von Alfred Austerlitz bei einem Werksbesuch in BT entdeckt, was ihn, den ehemaligen Vertreiber der Geräte Ihles und wohl mitunter auch derberen Witzbold, gegenüber Frau A. D. zum etwas drastischen Bonmot veranlasste: "So, haben Sie die Maxen gewechselt?"

Sie hatte.

Hans-Joachim

P.s.: Die mir bislang nicht geläufigen Patente habe ich gerade einmal durchgesehen; diese basieren ja relativ deutlich auf den Spitzkeilkopf-Patenten Woelke-Lösche-Feiler-Ihle (DE 899564 und DE 973764). Was nun auch wieder die teilweise recht interessanten Insiderinfos zu Woelke erklärt, die Thiele kolportiert. Man hat sich sicher schon aus Berliner Tage gekannt.
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#28
Ich werfe da zwei neue Fragen in den Thread, nachdem ich sehe, daß hier echte Kenner dabei sind:

1. Warum sind die STUDER Köpfe deutlich teurer, als die REVOX Köpfe?
Hängt es mit den Fertigungstoleranzen, anderer Konstruktion oder einfach mit der professionellen Klientel (die mehr in der Tasche hat) zusammen?
Der Hersteller dürfte doch wohl der selbe gewesen sein, oder?

2. Könnte es sein, daß Pioneer und Teac die selben Köpfe verwendeten?
Jedenfalls schauen die RT909 Köpfe den X1000 Köpfen zur Verwechslung ähnlich aus (und beide sind nicht besonders hart)
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#29
(zu 1.)Die gleiche Bosch-Zündkerze kostet im Supermarkt oder bei Daimler eingekauft,bekanntermaßen zweierlei Preise.

Wie bei jeder Serienproduktion,so entstehen auch bei der Tonkopffertigung ungewollt, prozeßbedingte Abweichungen.Da der Hersteller an einer niedrigen Ausschussrate interessiert ist,kontrolliert man nach jedem Produktionszyklus,bereits jedes Einzelteil nach gewissen Kriterien und ordnet es,je nach Prüfergebnis,festgelegten Qualitätsklassen zu.Die Spulen der bewickelten Kernschenkel werden auf Windungsschluß und Spannungsfestigkeit gegenüber Kern geprüft.
Zur Endmontage(genaue Ausrichtung und Fixierung) gelangen immer nur Teile einer Qualitätsklasse.
Da im Produktionsprozeß schwer beherrschbare mechanische,chemische,und vor allem thermische Einflußfaktoren mitspielen ist das Ergebnis immer einer gewissen Qualitätsstreuung unterworfen.
Das fertige Endprodukt durchläuft nochmals eine umfangreiche Qualitätskontrolle,welche sich im Wesentlichen auf die messmikroskopische Untersuchung der mechanischen Präzision des Spaltmaßes(Polabstand),die präzise Spaltform(Parallelität),die Spaltoberfläche(Welligkeit),die Flucht der Spaltkanten bei Stereoköpfen(Phase) und den Kopfspiegel selbst bezieht.

Bei der elektrischen Prüfung(Induktivität,Impedanz,Induktionstest)wird entgültig die Spreu vom Weizen getrennt,so entstehen Köpfe für Profianwendung über Konsumeranwendung bis zum Kopf für Sprachlaboranwendung.Die Klassifizierungen lassen sich durch Bezeichnungsunterschiede und am Preis erkennen.
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#30
Naja,

das sind zwar plausible Folgerungen, ich hätte aber gerne gewußt, ob es wirklich auf die STUDER/Revox Köpfe zutrifft.
Wenn es so wäre, könnte man dann selbst abwägen, ob man in das Heimgerät
das billigere oder das teurere einbaut, denn es müßte grundsätzlich gleich sein....
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#31
Es dürfte schwer werden, die Köpfe der A80 in eine A77 zu setzen..da gibt es geometrische Unterschiede. Nicht alle Köpfe konnten getauscht werden.

B62, B67 sind tauschbar mit A77, B77, PR99, A700. Ein Blick auf die E-Teilenummer bringt Klarheit, ob hier geometrisch gleiche Bauteile in unterschiedlicher Qualtiät verkauft wurden. Besonders interessant wäre die E-Teile-Nummer für die Trainer 88. Die wird ja oft genug ausgeschlachtet.
Michael(F)
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#32
Zitat:Nikola postete
Könnte es sein, daß Pioneer und Teac die selben Köpfe verwendeten?
Jedenfalls schauen die RT909 Köpfe den X1000 Köpfen zur Verwechslung ähnlich aus (und beide sind nicht besonders hart)
Wir wissen, daß die Tonköpfe von Technics 15xx und Teac X2000/1000 optisch und größenmäßig identisch scheinen. Auf die Pio habe ich noch nicht geachtet. Interessant ist, daß alle 3 Gerätetypen einen eher japanisch untypischen Klang haben. Der Verdacht, die Köpfe könnten aus Deutschland kommen, kam auf, als Bogen den Ausverkauf machte und jemand dort 'ähnliche' Köpfe fand... Interessantes Rätsel, wer löst es?
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#33
Zitat:niels postete
Woher kamen und kommen eigentlich die Unmengen an Köpfen, die in Tapedecks, Walkmen und ungezählten Küchenradios etc. eingebaut wurden?
niels
Aus meinem Telefunken STC1 starrt mich ein Köpfchen mit einem Aufkleber "Alps" an... Gruß Matthias M
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#34
Wenn ich mich recht erinnere (war vor 30 Jahren bei Studer) ist das gewählte Material für die Köpfe auch von deren Spiegelverlauf (zylindrisch oder hyperbolisch) abhängig, weiter spielt die Stärke des Bandes eine Rolle, sowie
die Magnetpartikel-Härte und die Bandgeschwindigkeit.
Alle Faktoren sollen für einen gleichmäßigen Andruck und ausreichende Standzeit optimiert werden.
Araldit ist / war ein Zweikompnenten-Kleber der In D als Uhu plus bekannt war.
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#35
Nun gab es also in D jede Menge Tonkopfhersteller (TFK, Grundig, Bogen, Woelke, Ihle, SMW, Goldpfeil,...).

Wo sind eigentlich deren Konstruktionsunterlagen geblieben?
VG Jürgen
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#36
Interessanter Thread - in meiner ASC sind Ferrotronic-Köpfe verbaut, weiß jemand, wo die hergekommen sind? Ich hab' da schon mal recherchiert, aber nichts gefunden.

Grüße
Erhard
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Karl Valentin
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#37
JUM,'index.php?page=Thread&postID=236031#post236031 schrieb:Nun gab es also in D jede Menge Tonkopfhersteller (TFK, Grundig, Bogen, Woelke, Ihle, SMW, Goldpfeil,...).

Wo sind eigentlich deren Konstruktionsunterlagen geblieben?
Entsorgt vermutlich. Wenn Firmen schließen oder auch nur übersiedeln, landet jegliches altes Papier gerne im Reißwolf, auch im LKW-Format. Bei noch am selben Standort existenten Firmen lagern sie vielleicht noch in irgendwelchen Katakomben, in denen sich niemand mehr auskennt und für die sich niemand mehr interessiert.
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#38
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=236259#post236259 schrieb:Bei noch am selben Standort existenten Firmen lagern sie vielleicht noch in irgendwelchen Katakomben, in denen sich niemand mehr auskennt und für die sich niemand mehr interessiert.
;( ;( ;( Sad
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#39
Das ist wie mit der Bauanleitung für die Pyramiden. Irgendwie hat man die gebaut, schließlich stehen die Dinger ja heute noch rum. Aber die Anleitungen wurden entsorgt, wobei kolportiert wird, dass man gelegentlich die Baumeister gleich mit entsorgt hat. Fünftausend Jahre später hat sich groß nichts geändert: es gibt nichts Neues unter der Sonne (Pred 1,9) (-;
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#40
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=236275#post236275 schrieb:
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=236259#post236259 schrieb:Bei noch am selben Standort existenten Firmen lagern sie vielleicht noch in irgendwelchen Katakomben, in denen sich niemand mehr auskennt und für die sich niemand mehr interessiert.
;( ;( ;( Sad
Ich habe das von ehrwürdigen Firmen in Österreich mehrfach so gehört. Da wurde über Jahrzehnte in einem Gebäude von vor dem 1. Weltkrieg ohne große Dokumentation und Systematik einfach eingelagert, bis der Raum voll war. Dann wurde er mehr oder weniger vergessen, weil die Firmenleitung viel mehr an der Zukunft als an der Vergangenheit, in der doch alles schlechter war, interessiert war. Auf diese interne Sicht bezieht sich auch mein "für die sich niemand mehr interessiert". Wenn dann die Firma übersiedelt, würde die Sichtung und Übersiedlung Zeit und Geld kosten, also kommen ein oder mehrere LKWs einer Aktenvernichtungsfirma und das wars.
Aus deiner (beruflichen) Ecke: der verstorbene Chef eines Museumsvereins erzählte immer wieder gern, wie er bei der Übersiedlung der Hauptwerkstätte der hiesigen Verkehrsbetriebe Mitte der 70er zwei LKW-Ladungen Konstruktionszeichnungen, Schaltpläne und sonstige Doku von Straßenbahnwagen ab Beginn des elektrischen Betriebs direkt vom Hof kaufte - er bekam den Tipp "Du, die räumen da alles weg!", eilte von seiner Firma in die nahe Werkstätte und zahlte dem Entsorger den Altpapierpreis plus Trinkgeld dafür, dass die Sachen statt im Reißwolf am Hof seiner Firma landeten.
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#41
Blieben also nur noch die Konstrukteure und Entwickler als Personen, mit deren eigenen Archiven oder Backups...
Aber, die werden wohl alle nicht mehr unter uns weilen.
VG Jürgen
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#42
Ein Hersteller wurde hier noch nicht erwähnt: Mitsumi! Bekanntermaßen stammen die Köpfe im Uher Report Monitor und im SG-562 Royal von diesem.

Was mich allerdings etwas erstaunt: Außer Uher ist mir kein Bandmaschinen-Hersteller (damit meine ich "Senkel-Geräte-Hersteller", bei Kassettengeräten fehlt mir der Überblick) bekannt, der ebenfalls Mitsumi-Köpfe verbaut hat. Was das wirklich eine reine Auftragsfertigung für diesen einen Abnehmer?

Und: Was ist eigentlich mit den ganzen kleineren japanischen Bandmaschinen-Herstellern wie Toshiba, JVC, Denon, Kenwood, Sansui etc.? Bei den Stückzahlen gehe ich davon aus, daß sie ihre Köpfe nicht selbst gebaut haben. Gab's da einen oder mehrere große(n) Lieferanten, der/die sie versorgt hat/haben, ähnlich wie bei den deutschen Herstellern, wo so ziemlich alle, die nicht selber bauten, entweder bei Woelke oder bei Bogen einkauften? Schließt sich da vielleicht der Kreis (s.o.)?
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#43
Hallo!

UHER verbaute in den RM-Modellen anfangs auch Tonköpfe von

MOS Magnetics Corp. (Japan).

Eingebaut ist das nur erkennbar am blauen Kunststoff (Mitsumi = schwarzer Kunststoff)

   

Bei einem bekannten Auktionshaus wurde einmal ein RM-Kopfträger mit "Misch-Bebauung"
angeboten (Bildquelle: ebay):

   

Die Schaltung muß dafür angepaßt werden...

Gruß
Wolfgang
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#44
JUM,'index.php?page=Thread&postID=236031#post236031 schrieb:Wo sind eigentlich deren Konstruktionsunterlagen geblieben?
Zumindest für TFK-Studioköpfe sind einige mehr oder weniger ausführliche Unterlagen erhalten geblieben, die bei archiviert sind. Hier ein Beispiel:

[Bild: Ac36-Seite-1.jpg]

[Bild: Ac36-Seite-2.jpg]

[Bild: Ac36-Seite-3.jpg]
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#45
Hallo Peter,
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=237165#post237165 schrieb:die bei archiviert sind.
Bei wem ? wo ?

Merkwürdig, daß die Induktivität und Verlustwiderstand bei der Bias-Frequenz, aber nicht bei Audio-Frequenzen angegeben sind.

MfG Kai
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#46
timo,'index.php?page=Thread&postID=237160#post237160 schrieb:Außer Uher ist mir kein Bandmaschinen-Hersteller (damit meine ich "Senkel-Geräte-Hersteller", bei Kassettengeräten fehlt mir der Überblick) bekannt, der ebenfalls Mitsumi-Köpfe verbaut hat.
Na, Timo, dann schaue Dir mal die Kopfträger der verschiedenen Technics-Boliden wie RS-1500 an. Da sind Mitsumi-Köpfe drin, die gleichen, die im Monitor zu finden sind. Auch in einigen Otari-Modellen sollem Mitsumi drin sein. Weitere Geräte nicht ausgeschlossen.

Gruß
Rainer
Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
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#47
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=237167#post237167 schrieb:Bei wem ? wo ?
Meine Rechtschrebung und meine Augen werden aber auch jeden Tag nicht besser.
Sollte heißen: "bei mir auf Festplatte".
Danke für den Hinweis!

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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