A77 ORF Modifikationen rückrüsten oder nicht?
#1
Hallo,

ich habe vor kurzem eine A77 ORF erworben. Der Allgemeinzustand ist ganz ok und nach dem Austausch einiger kleinerer Teile nähert sie sich wieder einem guten Allgemeinzustand. Sie funktioniert ansonsten auch soweit.

Der Vorbesitzer hat verschiedene Modifikationen vorgenommen, davon sind mir zwei direkt aufgefallen:

1. wurden alle Leitungen zum XLR-Panel gekappt, das Panel entfernt und die Leitungen an eine 5-Pol-DIN-Buchse angelötet. Das werde ich wieder rückgängig machen, um die Maschine zurück in den Originalzustand zu versetzen.

2. wurde etwas am Netzanschluss geändert. Der Kurzschlussstecker ist wirkungslos, denn die Kontakte in den Buchsen wurden entfernt, die Maschine wurde auf eine Heißgerätebuchse umgerüstet. Ich denke, dass durch diese Modifikation der A77-typische leichte Netzbrumm entfernt werden sollte, er fiel mir bei diesem Gerät bei einem kurzen Testlauf nämlich auch direkt als fehlend auf. Smile Ist es sinnvoll, das ebenfalls rückgängig zu machen? Prinzipiell würde ich ja davon ausgehen, dass man sich damals etwas dabei dachte, den Netzanschluss so zu gestalten wie er dann auch gefertigt wurde. Außerdem weiß ich nicht, ob dieser Umbau jemals professionell "abgesegnet" wurde. Daraus könnte sich ja auch ein gewisses Gefahrenpotential ergeben.

Gruß
Niko
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#2
Lieber Niko,

einer A77ORF das zu rauben, was sie als 'Wertvollstes' besitzt und teuerstes obendrein, denn sie kostete zu Lebzeiten soviel wie eine A700 von der Stange, ist ja fast ein Sakrileg:
Demnach versteht sich die Wiederherstellung der Eingangssymmetrie eigentlich fast von selbst. Dafür ist aber vorauszusetzen, dass der Vorbesitzer nicht auch bezüglich der beiden kleinen Beyer-Übertrager des Eingangs tabula rasa gestiftet hat. Diese beiden arbeiten auf einen ohmschen Spannungsteiler, der, sollte er entfernt worden sein, natürlich auch wieder eingebaut werden muss. Eine Desymmetrierung lässt sich ja auch im Anschlusskabel durchführen. Die Eingangimpedanz der Maschine beträgt ansonsten 50 kOhm, was ich nebenbei durch einen Metallfilmwiderstand 18 kOhm über XLR 2 und 3 der Eingangsbuchsen geändert habe, auch wenn dies keineswegs nötig ist. Gewisse Betriebssituationen auf meinen Reisen empfahlen dies aber.

Die Entfernung der Zwangsabschaltung (bei Gehäuseöffnung) halte ich nur vernünftig, weil bei mehrfachem Öffnen der Gesamtanlage speziell bei diesem Kurzschlussstecker Kontaktprobleme zurückbleiben können, die ihrerseits Brutzelfolgen haben (bei mir war das bei einem Gerät schon ganz am Anfang so). Ich habe deshalb seinerzeit dieses Feature bei meinen Geräten generell entfernt und selbiges nie bereut.

Was die Heißgerätebuchse allerdings soll, ist mir nicht erfindlich. Sinn macht eine normale Eurobuchse mit Schutzleiter, der bei einem vollsymmetrischen Gerät eigentlich Standard sein sollte, bei der ORF aber nicht Standard war. Dies hing sicher damit zusammen, dass das Gerät VDE- und SEV-Abnahmen (mit 4-KV-Schutzisolationsachweis) nach Schutzklasse 2 besaß, die man durch eine weitere, natürlich brav kostenpflichtige Prüfung vermutlich nicht für die eher wenigen ORF-Geräte noch auf Klasse 1 ausdehenen wollte.

Also lieferte man grundsätzlich nach Klasse 2 aus und überließ es dem Nutzer, wie er sich aus der Affäre wand, wenn er wirklich symmetrisch, mit von Quelle zur Senke nicht durchlaufendem Schirm verdrahten wollte, wie das bei mir der Fall war. Bei mir wurde daher am Tage nach dem Garantieende die Revox-Netzbuchse durch eine dreipolige Eurobuchse ersetzt, die 1:1 in die Aussparung passt.

Man muss sich dabei darüber im Klaren sein, dass die Maschine damit elektrisch nicht mehr dem Werkszustand entspricht, also von Versicherungen als Nutzerumbau angesehen wird. Beim Geräteeinsatz durch Dritte und dabei allfällig auftretenden Stromunfällen kann so etwas von Bedeutung sein.

Die Brummsituation ändert sich bei symmetrischer Verdrahtung und Anschluss der Schutzleiters nur insofern, als die Maschine in größeren, symmetrisch verdrahteten Anlagen mit einwandfreier Erdung betrieben werden kann. Der konstruktiv bedingte Restbrumm im Wiedergabezweig des Gerätes bleibt gleich. Solltest du die Maschine eingangs- oder ausgangsseitig unsymmetrisch betreiben wollen -also an den desymmetrierten symmetrischen Ein- oder Ausgängen-, würde ich mir sehr genau überlegen, ob der Schutzleiter für dich nicht ausschließlich kontraproduktive Wirkungen entfaltet. Auch hier muss man wissen, was man tut.

Hans-Joachim
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#3
Lieber Hans-Joachim,

die Beyer-Übertrager sind noch da. Es ist alles vorhanden, die Leitungen wurden lediglich am XLR-Terminal entfernt und an die DIN-Buchse gelegt. Sieht etwas abenteuerlich aus, der Zweck erschließt sich mir auch nicht so ganz, zumal die Maschine laut Angaben des VOrbesitzers in einer Schule eingesetzt wurde (ich nehme an in der AUla als Zuspielmaschine für Chorkonzerte oder so etwas...).
Da aber sonst nichts geändert wurde sind wirklich nur die Kabel wieder umzulöten. Buchsen sind alle vorhanden, lediglich den passenden Winkel muss ich mir noch bestellen oder anfertigen lassen.

Ich werde die Netzversorgung dann zunächst so belassen.

Gruß
Niko
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