unbekannte Maschine
#1
Hallo Leute,

weiß jemand etwas über die Maschine, die hier angeboten wird?
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?View...:IT&ih=010


[Bild: EMIFrage.jpg]

Der Verkäufer hat einer Veröffentlichung seiner Bilder zugstimmt.
Außerdem schreibt er:
"...Das Gerät ist noch aus dem Besitz meines schon lange verstorbenen Schwiegervaters. Der hat mal Tontechnik studiert und war in der Geräte-Entwicklung bei EMI-Elektrola beschäftigt und hatte beruflich mit diesen Dingen zu tun. ..."

Tonkopfträger, Bandführung und die Drucktasten erinnern an AEG, wobei mir spontan kein AEG-Gerät dazu einfällt. Oder ist es umgebaut? Oder ein Nachbau/Interpretation, z.B. hat ja der Herr Vollmer diverese AEG-Gerate nachempfunden?

Der Besitzer hat bei EMI gearbeitet, aber wie ein EMI-Recorder sieht das für mich eher nicht aus, wobei meine Kentnisse hier nicht sehr groß sind und sich im wesentlichen auf
http://www.vintagerecorders.co.uk/VR_Sea...v=2&indm=5
gründen.

Kann jemand meine Suche abkürzen?

Frank
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#2
Position der Umlenkrollen und des "Bandlängenzählwerks" lassen mich vermuten, dass die "Urzelle" des Geräts eine frühe Version des T 8 war (nicht K 8: dieses Gerät war schmaler, so dass die 30 cm-Wickelteller links und rechts überstanden).
Hat sich der Besitzer zur Bandgeschwindigkeit geäußert? T 8 gab es "im Original" nur mit 77 cm/s (ggfs. 76,2 cm/s), aber mittels Tonmotortausch ließ sich relativ problemlos auch auf 38 cm/s umbauen (wenn man nicht gerade den Capstan auf halben Umfang abdrehen wollte ...).
Der Kopfträger erinnert eher an ein T 9.
Wickelteller der gezeigten Art sind u.a. bei frühen Studer-Maschinen (STuder 27) zu sehen.
Was erstaunlicherweise fehlt, ist der Rangierhebel zur Wahl der "Bandschnelligkeit" beim Umspulen. Die Tasten selbst stehen zwar etwa dort, wo bei T 8 zu erwarten, sind aber nicht AEG-typisch.
Nachdem immer wieder einmal solche "wilden" Umbauten auftauchen (das geht mit aufgemotzten K 2 los!), würde ich dieses Gerät ohne weiteres als geschickte Reste-Verwertung ausgedienter Geräte ansprechen.


F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#3
Weitere Infos:

der Verkäufer hat mir Bilder gemailt, die die Maschine in einer Tonstudio-Umgebung zeigen.
Die Bilder seien 1958 an der Technischen Universität in Berlin aufgenommen worden.

Zu AEG paßt mir nicht so recht der symmetrische Kopfträger: der Bürzel vorne ist zwar durchaus AEG typisch, aber die Seite der Tonköpfe/des Bandes ist bei K8/T8 assymmetrisch...
Den fehlenden Rangierhebel hat Friedrich schon moniert. Und dann sieht´s fast so aus, als sei eine Aussteuerungskontrolle integriert:.

Vor kurzem wurde in ebay eine Philips verkauft, die sehr nah an AEG war. Könnte das also von Philips stammen? Oder wirklich ein Umbau in einem Universitäts-Institut? Zeitzeugen... die müßten Jahrgang 1938 und älter sein. Und da werden wenige hier im Forum mitlesen. Aber vielleicht kennt jemand jemanden....

So nebenbei: könnte jemand die Maschine in Dormagen abholen und zwischenlagern???

Frank
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#4
Frank, das entsprechende Institut an der TU Berlin hat(te) eine eigene website - Stichworte Fritz Winckel und Manfred Krause. Vielleicht kannst Du dort was ausfindig machen.

Wir (d.h., mein Koautor G.K. und ich) mussten ohnehin schon feststellen, dass es zwischen K 4 und K 7 / K 8 und T 8 viele "gleitende Übergänge" gibt, d.h., es sieht so aus, als hätte AEG damals (Nachkriegszeit!) in kurzen Abständen neue Merkmale integriert und bei einem bestimmten Stadium einen neuen Typ-Namen vergeben.

Was die Philips-Maschine angeht: es gab einmal ein "Magnetbandschreiber" genanntes Philips-Gerät (oder eine -serie), das von außen verblüffend nach K 4 / R 22 aussah - übrigens auch eine Maschine von Tolana. In Belgien tauchte einmal der Nachkriegs-Umbau eines K 2 als Studiogerät auf!

F.E.
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#5
Hallo Friedrich,

das war wohl ein Treffer:
der Verkäufer hat mir noch ein paar Bilder geschickt.

[Bild: mb.jpg]

Oben sieht man einen Herrn am Mischer, der im Elektronischen Studio der TU Berlin gebaut wurde:
http://www2.ak.tu-berlin.de/Geschichte/c...index.html
und dort:
http://www2.ak.tu-berlin.de/Geschichte/t...au_59.html

Im unteren Bild steht wohl derselbe Herr (?)) vor der Maschine..

Frank
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#6
Der untere Herr ist mit aller Wahrscheinlichkeit der spätere Prof. Dr. Manfred Kraus, zunächst Assistent, dann Nachfolger von Fritz Winckel, vor zwei Jahren verstorben.

Die TU-Website müsste zu Manfred Krause noch einiges mehr hergeben (wenn auch nicht unbedingt zur Entstehungsgeschichte der "obigen" Umbaumaschine).

F.E.
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#7
Die Auktion ist beendet, das Teil verkauft.

Nach einigem Überlegen war mir das Teil zu teuer

Das Gerät ist mit einiger Wahrscheinlichkeit an einem Uni-Institut unter Zuhilfenahme industriell gefertigter Teile gebaut wurde, um Musik zu machen, u.a. "erste musikelektronische Experimente von Boris Blacher (Vorstudien zu "Glissierende Deviationen")"...

Für Leute, die sich für diese Experimente und für Kompositionen der dort am Institut experimentierenden Leute interessieren, sicher interessant, aber eigentlich möchte ich nicht in einem Museum wohnen.

Ich hatte eine email an das Institut für Audiokommunikation der TU Berlin geschickt, und gefragt, ob sie zum einen mehr über das Gerät wüßten, und zum anderen, ob sie nicht Interesse hätten, das Gerät für ihr Institust-Museum zu bekommen. Gehört habe ich aber nichts...

Nun ja....

Frank
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