NR bei Mikro-Aufnahmen
#1
Hallo,

ich habe zwar allerlei zum Thema Rauschunterdrückung für Tonbänder (sogenannter Clausthaler-Effekt ;-) hier im Forum nachgelesen, aber viel weiter bin ich damit noch nicht gekommen. Es geht um folgendes:

Ich nutze meine TEAC A3340 dazu, um mit Mikrofon eigene Akustik- und E-Gitarren-Stücke einzuspielen. Die fertigen Aufnahmen werden dann später auf MiniDisc bzw. CD überspielt, um's überall (und eben nicht nur in Retro-Haushalten) hören zu können.

Die Maschine ist auf mein Bandmaterial eingemessen und produziert im normalen HiFi-Betrieb selbst nur sehr geringes Rauschen. Wenn's aber um's Thema Heimstudio geht, sind meine eigenen Mikrofon-Aufnahmen allerdings doch recht "berauscht", wohl auch, weil's nicht die besten Mikros sind (SM57-Nachbau u.a.). Das ist vor allem nervig für mich bei leiseren Passagen mit Akustikgitarre.

Würde folgender Lösungsweg etwas bringen: Nachdem die Aufnahme fertig ist und auf MD rüber soll, z.B. ein dbx II 124 (hätte ich in Aussicht) zwischen TB und MD schalten, um beim Überspielen auf MD das Rauschen zu reduzieren, so dass ich am Ende auf MD die "saubere" Fassung habe? Oder was könnte ich sonst unternehmen?

Schönen Gruß,
Manuel
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#2
Was Du vor hast, wird nicht funktionieren.

Ein Compander-System wie es das dbx eines ist reduziert nur das Bandrauschen, also das Rauschen welches vom Bandmaterial herrührt und bei der Aufnahme dem Signal "zugemischt" wird.

Funktionweise, gröbst vereinfacht: Leise Passagen werden bei der Wiedergabe um einen bestimmten Betrag angehoben (COMpressor-Betrieb). Diese Passagen liegen nun deutlich über dem Bandrauschen. Bei der Wiedergabe werden diese Passagen im Pegel wieder auf das normale Maß abgesenkt (exPANDER-Betrieb). Damit wird auch das Bandrauschen leiser.

Rauschanteile, die bereits auf's Band aufgespielt werden, wie es von bei Deinem Mikrophonrauschen der Fall ist, werden nicht beeinflusst. Diese werden zunächst verstärkt, dann wieder abgesenkt.

Wenn Du das dbx zwischen Tonband-Ausgang und MD-Eingang schaltest, bekommst Du ein stark verfälschtes, da komprimiertes Signal auf die MD. Dieses müsstest Du bei Wiedergabe ab MD wieder expandieren. Dann hättest Du das "Bandrauschen" der MD beseitigt, was überflüssig ist, weil es nicht existiert ;-)

Das dbx ist ein Filter, der unerwünschte Anteile herausfiltert! Sowas gibt es zwar auch (z. B. von Behringe, denoizer) aber das würde ich nur im Notfall verwenden, wenn alte verrauschte Aufnahmen restauriert werden müssen.

Wenn das Mikro rauscht ... besorg dir ein besseres.
Das Mikro läuft doch über ein Pult, oder?
Michael(F)
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#3
Halle Michael,

schön, das Du immer so schnell zur Stelle bist!

Hatte mir schon fast gedacht, dass ich mir da vom NR etwas irreales vorgestellt hab... war wohl mehr Wunschdenken!

Besseres Mikro sollte ich mal ausprobieren, zum Glück gibt's professioneller ausgerüstete Freunde :-)

Teils verwende ich ein Mischpult, teils nicht. Habe eins im Proberaum stehen, aber da ich auch zu Hause aufnehme, geht das Mikro auch mal direkt rein. Allerdings hab ich da noch keine so deutlichen Unterschiede in Sachen Rauschen festgestellt... Hast du bei einer Frage 'nen Hintergedanken?
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#4
Hallo in die Runde

Michael(F) hat recht. Das Mikro, bzw. der unmittelbar nachgeschaltete Vorverstärker ist sicher die Ursache. Bei aktiven Mikros bzw. Vorverstärkern erhöht sich beispielsweise der Rauschanteil, wenn die Spannungsversorgung nicht stimmt. Ein gutes Mikro und ggf. ein Vorverstärker mit FET-Transistoren bringen sicher den gewünschten Erfolg. Falls das Rauschen aus der Umgebung kommt (Bäume, Wind, Schwiegermutter usw.) hilft ein Richtmikro. Wenn ich mich nicht irre, gibt es für akustische Gitarren spezielle Mikros zum ein- bzw. ansetzen in den Klangkörper.

VG
Michael
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#5
Die Frage ist, ob das Mikrophon rauscht oder der Eingang der TEAC. Mikrophon Ein- und Kopfhörerausgänge gehören zu den Komponenten, bei denen die Hersteller aus Kostengründen gerne fünfe gerade sein lassen.
Michael(F)
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#6
MichaelF:
Ist eindeutig das Mikro, weil's auch über Mischpult => Line-In das selbe ist...

der andere Michael:
wenn ich aufnehme, sind Türen und Fenster natürlich alle zu, nach einer Weile hab ich gemerkt, dass ich am besten auch Türklingel und Telefon ausschalte... wenn's derartige Nebengeräusche gibt, ist's meist mein Mitbewohner, der sich schon häufiger auf meinen Aufnahmen mit bruchstückhaften Sätzen verewigt hat wie "hey, was... oh, 'tschuldigung!"... den kann ich leider nicht abschalten!

Gruß,
Manuel
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#7
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Wenn ich nicht ganz daneben liege, ist das SM57 -und vermutlich auch der Nachbau- doch ein dynamisches Gesangsmikro. Ein dynamisches Mikro kann prinzipbedingt nicht rauschen.

Aber gleich danach geht es los: Mikrofonverstärker werden oft stiefmütterlich behandelt (ich kenne die TEAC nicht und verallgemeinere daher) und sind mitunter die reinsten Rauschgeneratoren.

Vermutlich hat Dein Mikrofon die PA- üblichen XLR- Stecker, das TEAC vermutlich Klinke oder Cynch- Eingänge. Sind die Adapter richtig beschaltet?

Hinzu kommt, dass Dein Mike als Gesangsmikrofon für die Bühne ausgelegt ist. Solche Bühnenmikros sind als Vokalmikro für Besprechung aus allernächster Nähe ausgelegt, um bei gleichzeitiger Beschallung über Saalautsprecher Rückkopplungen zu vermeiden. Zudem müssen Handmikros unempfindlich gegenüber Griffgeräuschen sein, was die Empfindlickeit nicht eben verbessert. Du müßtest also näher ran an die Klampfe, aber dann kämst Du vermutlich oft an den Schallwandler und der Klang dürfte auch nicht berauschend sein weil -siehe oben- diese Mikros für extreme Nahbesprechung ausgelegt sind und bei weiter entfernten Schallquellen der Eingangsregler weit aufgezogen werden muß. Selbst gute Mirofonverstärker fangen bei 70- 80% mechanischem Öffnungsweg an zu rauschen.

Für Gitarren und verwandte Instrumente setze ich gerne ein Sennheiser MD421 ein. Damit erzielt man schon gute Ergebnisse. Nur ist dieser Mikrofontyp recht beliebt und begehrt, was auch die Gebrauchtpreise in die Höhe treibt. Neu kostet dieses seit vielen Jahren bewährte dynamische Mikrofon knappe € 400.- . Bei schmalem Etat kann man mit dem UHER M534, welches öfters bei Internetauktionshäusern günstig angeboten wird, ebenfalls sehr gute Aufnahmeergebnisse erzielen. Dieses UHER Mike ist recht empfindlich (also schön laut), neigt aber zu Griffgeräuschen. Das sollte bei Dir nicht stören, da vermutlich das Mikro an einem Stativ angebracht sein wird.

Dann wären da noch die Kondensatormikrofone, die empfindlicher als dynamische Miros sind. Aber die lasse ich lieber außen vor, da sie ziemlich teuer sind und eine eigene Stromversorgung für die Phantomspeisung brauchen.

Eine andere Möglichkeit wäre bei Vorhandensein eines guten Mischpults dieses zu verwenden und über die Line- Eingänge in die Bandmaschine zu gehen. Das könnte schon etwas Besserung bringen. Grundsätzlich gilt, dass Bühnen- und Aufnahmemikrofone sich in ihren Eigenschaften erheblich unterscheiden, weil sie auf bestimmte Einsatzzwecke hin optimiert wurden. Darum haben die Tonmeister auch gerne eine eine möglichst große Auswahl an Mikrofonen vorrätig, um für jeden Zweck -oft nach langem probieren- das richtige Mikrofon zu haben. Dies Möglichkeit hat unsereins natürlich nicht in dem Maße, man muß also Kompromisse eingehen, denn hier gibt es ebensowenig wie auf andern Gebieten die eierlegende Wollmilchsau.



Ein Rauschunterdrückungssystem, ganz gleich ob DBX, HighCom, Dolby, Telcom oder was auch immer, verstärkt vereinfacht gesagt, bestimmte Frequenzbereiche in Abhängigkeit von der Lautstärke vor der Aufzeichnung. Dabei wird der Frequenzgang arg verbogen, ist also nicht mehr wie gewünscht linear. Bei der Wiedergabe werden die angehobenen Anteile in gleichem Maße abgesenkt und der Frequenzgang ist wieder linear, und fast rauschfrei. Daraus ist erkennbar, dass man das Rauschunterdrückungssystem zwingend bei Aufnahme und Wiedergabe braucht, wenn es etwas bringen soll. Grundsätzlich könnte ein Rauschunterdrückungsgerät auch bei digitalen Medien (MD, CD, DAT) eingesetzt werden. Nur warum? Hier gibt es ja kein Bandrauschen, welches unterdrückt werden müßte. Bei der Überspielung einer verrauschten Aufnahme mit einem Rauschunterdrückungssystem auf ein anderes analoges Band käme heraus, dass das originale Rauschen mit weniger Rauschen aufgezeichnet würde, aber immer noch vorhanden ist. Bringt also auch nichts.

Wenn das Rauschen erst einmal aufgezeichnet ist, bekommt man es ohne Nebenwirkungen nicht mehr weg. Außer man appliziert sich mehrere Einheiten kein Clausthaler, dann ist einem eh alles wurscht.

edit:Fiptehler weggemacht
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#8
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Jetzt habe ich so lange getextet, dass alles Wesentliche schon vorher gesagt wurde.
Sorry.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#9
Hallo Manuel

Ich möchte für die Lösung Deines Problems die Sache aus einer etwas anderen Ecke beleuchten. Dabei muß ich Frank leider (ein klein wenig) wiedersprechen. Es ist sehr wohl möglich, verrauschte Aufnahmen hochqualitativ vom Rauschen zu befreien. Allerdings richtigerweise nicht mit oben genanntem Equipment, und mit ein paar Grundvoraussetzungen.

Benötigt wird dabei ein PC und ein qualitativ hochwertiger Soundeditor wie z.B. Adobe Audition 1.5 oder 2.0

Zuerst wird das Band von der Bandmaschine wie es ist auf CD gezogen und anschliessend die CD vom PC gerippt. Liegt das Material auf dem PC vor, wird der Soundeditor gestartet.

Dabei ist eines von allergrößter Wichtigkeit: Die meisten billigen Soundeditoren bieten zwar eine Entrauschfunktion an, diese tastet aber nur das Musiksignal ab, und versucht anhand von Algorithmen, die auf Spektralanalyse und Pegel getrimmt sind, das Rauschen zu erkennen und zu tilgen. (Ähnlich wie ein analog arbeitendes DBX Denoising System). Die Ergebnisse, die mit diesen Entrauschern erzielt werden, kann man bestenfalls als gerade noch zumutbar bezeichenen, da mit dem Rauschen auch ein gehöriger Teil des Frequenzspektrums ins Nirwana wandert, und Störartefakte zu hören sind.

Völlig anders arbeiten aber Denoiser, die nach dem "Fingerprint" Prinzip arbeiten.
Unbedingt notwendig dazu ist ein Stück Aufnahmematerial, auf dem sich nichts außer dem Rauschen des Bandes und evtl. des Mikrofonverstärker befindet. (Ca 1/2 sek minimum) So ein Schnipsel läßt sich ja problemlos vor dem Beginn der eigentlichen Aufnahmesession erzeugen. Alle Aufnahmeregler müssen dabei schon exakt so eingestellt sein, wie sie auch für die Aufnahme benötigt werden.

Diesen kurzen Schnipsel analysiert der Soundeditor nun mit bis zu 12.000 Samples pro Sekunde, und erzeugt einen präzisen Fingerabdruck des Störspektrums bezüglich Frequenz, Pegel, zeitlichem Zerfall und Phase. Wenn nun das Musikstück mit diesem Fingerprint entrauscht wird, filtert das Programm, unabhängig von Lautstärke oder Frequenzverteilung der Musik, exakt nur die Störgeräusche, die ja statistisch gesehen gleich über die gesamte Aufnahme verteilt sind. Das Ergebnis eines solchen Denoisings ist schlichtweg beeindruckend. Extrem wichtig dabei ist nur, daß die Störgeräusche die entfernt werden sollen, sich über die gesamte Bearbeitungslänge nicht ändern dürfen. Das heißt bei der Aufnahme auf Band: Der Regler für dern Mikrofoneingang darf während der kompletten Aufnahme nicht verstellt werden, sonst stimmt der Fingerabdruck nicht mit der gesamten Aufnahme überein. Das Bandrauschen ist ja sowieso statisch, und braucht hier nicht berücksichtigt zu werden.

Exakt dieses Verfahren wurde übrigens schon vor vielen Jahren von der Schallplattenindustrie eingesetzt, um alte Masterbänder für CD-Neuauflagen zu entrauschen. Das "NO-NOISE" Logo von Sonic Solutions findet man heute noch auf der einen oder anderen CD. Die aus damaliger Sicht beötigte gigantische Rechenpower machte das System so teuer, daß es selbst für die Schallplattenindustrie abschreckend war, und deshalb nur gemietet wurde. Heutzutage bringt jeder bessere ALDI PC locker die nötige Rechenleistung mit.

Ich habe dieses Fingerprint Verfahren spaßhalber sogar mal bei einer CD getestet. Die Dire Straits CD "Love over Gold" klingt zwar genial, ist aber (in der Erstauflage) leider mit relativ hohem Bandrauschen des Masterbandes gesegnet. Glücklicherweise befinden sich einige kurze Segmente in den Titeln, in denen nur das Rauschen, ohne jedes Instrument, zu hören ist. Mittlels dieser Fingerprints habe ich die komplette CD entrauscht, mit einem Ergebnis, daß man nur als fantastisch bezeichnen konnte.
Beim A-B Vergleich nicht der geringste Unterschied zu hören, außer daß bei leisen Pasagen der Rauschteppich völlig verschwunden war. (Bei der 2001er Neuauflage wurde übrigens exakt dieses Verfahren verwendet, um die CD endlich als "new Remastered" verkaufen zu können)

Wenn Dir der zeitliche und technische Aufwand nicht zu groß ist, dann bin ich überzeugt, daß Du Deine Aufnahmen damit hochqualitativ entrauscht zu hören bekommen wirst.

MfG

Wolfgang
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#10
=> Wolfgang,
die Möglichkeiten, eine Aufnahme nachträglich zu entrauschen möchte ich nicht in Abrede stellen, und wenn die Aufnahme verrauscht ist, dann ist das sicher ein probater Weg, der zu gehen lohnt.

Ich, und ich denke Frank tut das auch, argumentiere vom Standpunkt "Neue Aufnahme" aus. Da erscheint es mir unendlich viel sinnvoller zu sein, diese Aufnahme rauscharm zu gestalten statt sie hinterher zu entrauschen.
Michael(F)
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#11
Zitat:Michael Franz postete
=> Wolfgang,
die Möglichkeiten, eine Aufnahme nachträglich zu entrauschen möchte ich nicht in Abrede stellen, und wenn die Aufnahme verrauscht ist, dann ist das sicher ein probater Weg, der zu gehen lohnt.

Ich, und ich denke Frank tut das auch, argumentiere vom Standpunkt "Neue Aufnahme" aus. Da erscheint es mir unendlich viel sinnvoller zu sein, diese Aufnahme rauscharm zu gestalten statt sie hinterher zu entrauschen.
Richtig, Manuel will ja von vorn herein eine gute Aufnahme erstellen. Und genau da würde ich ansetzen, besonders weil es einfacher sein dürfte, die Einspielung rauscharm zu machen als sie hinterher mit aufwändiger Technik zu verbessern. Manuel hat einfach ein paar Schwierigkeiten, die sich aber meistern lassen, womöglich sogar durch die Tipps hier im Forum.

Hier mal etwas Gitarre, selbst eingekocht:
www.darklab-magnetics.de/docs/Demo.mp3
unter Verwendung dynamischer Mikrofone MD421 und analogem Band. Mitunter hört man Volksgemurmel aus dem Publikum, bei Liveaufnahem nicht immer vermeidbar.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#12
Hallo Michael, hallo Frank

Euren Argumenten ist absolut nichts entgegenzusetzten. Es ist natürlich sinnvoller, die Probleme bereits im Vorfeld auszusortieren.

Der von mir aufgezeigte Weg war auch eher dafür gedacht, Manuels bereits vorhandene und evtl. nicht wieder einzuspielenden Aufnahmen doch noch auf ein rauschfreies Niveau zu bringen.

Schönes Wochenende

Wolfgang
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#13
Schön'n Sonntag,

wenn man halbwegs störgeräuschfreie Aufnahen erzielen will, gibt es nur einen Weg:

Mikrofone hoher, bzw. höchster Wandleremfindlichkeit verwenden.

Alles andere führt -seit 1928 allgemein bekannt- nicht zum Ziel, die Physica lässt sich nicht ins Handwerk pfuschen. Grundlegend empfiehlt es sich bei diesem Thema, zu dem unendlich viel Bockmist gequatscht und leider auch von solchen Seiten publiziert wird, die da eine sehr persönliche Suppe drauf zu kochen müssen meinen, sich mit den physikalischen Grundlagen zu befassen, die das IRT in einer schönen Diagrammgrafik ("Betriebskennlinie einer Tonregieanlage" oder "Kennlinie einer ideal rauschfreien Anlage") zusammengefasst hat, die die technischen Grenzen der Mikrofontechnik beschreibt.
Besitzt man die notwendigen Erfahrungen nicht ohnehin, so sieht man an dieser Grafik, wie rasend schnell es bei konsequent formulierten Anforderungen vom Geräuschspannungsabstand her richtig "eng" wird.

Erreicht man via Mikrofon einen Geräuschspannungsabstand von 70-85 dB, ist man bereits sehr fein heraus, ja praktisch an einer Grenze angelangt, denn dies gilt nur für ganz bestimmte Mikrofontypen und Aufnahmesituationen. In der Praxis ist es faktisch bereits ausgeschlossen, 16 Bit (96 dB) zu übertreffen. Wer es nicht glaubt, möge anhand der Datenblätter von Schoeps, Neumann, Sennheiser nachrechnen.

Mit dynamischen Mikrofonen lässt sich aufgrund der hohen erforderlichen Nachverstärkung auch mit besten Mikrofonverstärkern nur ein sehr überschaubarer Geräuschspannungsabstand erreichen, weil das thermische Widerstandsrauschen -ja nach Norm- zwischen -118 dB[qp] und ca -130 dB liegt. Verstärkt man um 70 dB (leider sehr oft nötig) zieht man dieses Rauschen, das verstärkerinterne Störquellen noch völlig außer Acht lässt, auf -48 bis -60 dB hoch. Dies bedeutet in der Praxis, dass man mit deutlich mehr 'Lärm' zu rechnen hat, weil der Verstärker zusätzlich zum Widerstandsrauschen der Schwingspule oder dem eines Ausgangswiderstandes der vorgeschalteten Quelle mit eigenen Zutaten aufwartet.

Mischpulte warten mit dem Kunstprodukt eines nach oftmals tollen (sprich: großzahlenfreundlichen) "auf den Eingang bezogenen Rauschens" von -128 dB auf. Diese Zahl ist natürlich Schall und Rauch, bezieht sie sich doch auf dasjenige Rauschen, das bei Verstärkung Null vom Eingangskreis des Pultes produziert wird. Man muss also von jenem Fantasiewert a priori gleich mal die eingestellte Verstärkung -wir nehmen jetzt 'mal 60 dB an- abziehen:
-68 dB.
Dazu kommen die obigen, physikalisch unbezwingbaren Störsignale und all jene, die den interenen Störquellen in einem Kondensatormikrofon und der Verstärkereinheit angelastet werden müssen (da gibt es mehrere...). Kurz: die 68 dB sind bei 60 dB Verstärkung schon nicht einmal mehr annähernd zu erreichen.

Demnach: (Klassische) Kondensatormikrofone mit Empfindlichkeiten kaufen, die lieber über 1,0 mV/µbar liegen, als darunter (10 mV/Pa; ein Pa[scal] entspricht 94 dB SPL, das ist bereits Spektakel! 1 µbar entspricht 74 dB SPL). Ordentliche Verstärker verwenden (den Klangkokolores können wir vergessen: Ze über den gesamten Übertragungsbereich muss stimmen, die Phantomspeisung muss ausreichend stabil sein, der DC-Wandler darf nicht piepen etc. pp).

Bei am Mikroeingang des 3440 betriebenen, phantomgespeisten Kondensatormikros stößt man aufgrund der unsymmetrischen Eingänge aber bereits auf gewisse prinzipielle Probleme, die die Zwischenschaltung eines halbwegs brauchbaren Pultes oder Mikroverstärkers erfordern. Das keineswegs berühmte SM57 (bitte um Vergebung) kommt auf eine Wandlerempfindlichkeit von 0,16 mV/µbar, womit es 2 dB unter dem 'Sennheiser-Dyn-Standard' liegt, der allerdings seinerseits eine -letztlich bereits physikalische- Grenze für dynamische 200-Ohm-Mikrofone darstellt. Kondensatormikrofone ordentlicher Bauart unabhängig von ihren unbetreibaren und erheblichen klanglichen Vorzügen sind oftmals rund 20 dB empfindlicher, was keineswegs das Ende der Fahnenstange markiert.

Ansonsten empfehle ich zur Mikrofonproblematik die Seiten meines Freundes Eberhard Sengpiel zu allem aufzusuchen, was bei ihm irgendwie und irgendwo 'Mikrofon' heißt. Außerdem sollte man sich auf jeden Fall die Mikrofonaufsätze von Jörg Wuttke von der Schoeps-Seite -zum Gotteslohn!- herunterladen und ggflls. beim Hirzel-Verlag das Bändchen "Mikrofonaufnahmetechnik" von Michael Dickreiter erwerben. Diese Empfehlung spreche ich nicht deshalb aus, weil ich die besagten Herren meinem Freudeskreis zurechnen kann, sondern weil sie in jene Postillen Material bereitstellen, von dem man sich etwas herunterschneiden kann. Es gibt natürlich 'einiges' mehr an Literatur zum Thema.


Das Hinausrechnen von Restgeräusch aus einem bestehenden Signal ist möglich, im Produktionsprozess aber unstatthaft, weil dabei neben dem naturgegeben breitbandigen Rauschen auch das Originalsignal breitbandig beeinflusst wird, was zwangsläufig zu solchen Beeinträchtigungen führen muss, die die Weiterverwendung des Signales zweifelhaft werden lassen. Derlei Maßnahmen setzt man,-wie oben schon betont- für Nachbearbeitungen am äußersten Ende einer Entstehungskette ein; beispielsweise für die 'Aufbesserung' von Schellacks oder für die Überarbeitung durch schlechte Übermittlung verdorbener Aufzeichnungen, so dass sich diese halbwegs verwenden lassen. Gleichmäßiges Halbleiterrauschen aus einer Aufnahme herauszurechnen, ist ohne signifikante Verschlechterung eines hochwertigen Originalsignales nicht möglich.

Das, was nie da war oder einmal weggegangen ist, lässt sich nur 'psychoakustisch' und dann oftmals mühselig wieder herholen; das bedeutet, dass eine solche Verbesserung psychoakustisch als 'besser' empfunden wird, während man physikalisch nur einen Kompromiss verlagert.


Eine -akustische- Aufnahme steht und fällt mit dem Mikrofon und dem Umgang mit dem Signal desselben. Wird vom Mikro (und seiner Peripherie) nichts Vernünftiges zur Verfügung gestellt, kann auch das Folgende nur noch schlechter werden.

Hans-Joachim
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#14
Hoppla, ich war zwei Wochen nicht hier, und schon hat sich wieder ordentlich was angesammelt...

Ich glaube, damit habt ihr mir eine umfangreiche Darstellung gegeben, wo und wie ich ansetzen kann.
Wirklich gute Mikros sind bei mir zwar leider vorhanden, aber die kann ich auch bei professioneller Ausgestatteten Freunden leihen. Habe kürzlich auch schon gute Bekanntschaft mit 'nem alten Sennheiser Instrumentenmikro aus den 70ern geschlossen, das schon gute Resultate gezeigt hat.

Problematisch ist, das die ganze Sache leider immer am schwächsten Glied hängt, und da sind doch diverse Faktoren im Spiel. Inzwischen bin ich soweit recht zufrieden mit den Aufnahmen, allerdings entstehen auch Rauschformen, für die das TB/Aufnahme-Equipment nix kann... wie z.B. mein alter Marshall-Gitarrenverstärker, der leider etwas Mucken macht, der rauscht nämlich wie Hölle, was bei leiseren Passagen den größten Rauschanteil ausmacht. Bei Bandproben mag das noch egal sein, aber für Aufnahmen ist er doch etwas unzureichend...

Die Idee, Aufnahmen später am PC zu bearbeiten werde ich auch bald mal mit einem befreundeten Musiker angehen, bin mal gespannt, wie die Resultate damit sind. Ach ja, wenn man mit diesem Retro-Equipment arbeiten will, dann ist's schon eine Umfangreiche Fummelei an so vielen Kleinigkeiten und beteiligten Geräten... aber das ist meistens eine gerngesehene Herausforderung. Von den Fingern, die das Griffbrett bearbeiten müssen mal ganz zu schweigen ;-)


Danke bis hierher,
Manuel
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#15
Das Rauschen des Gitarrenverstärkes würde ich versuchen zu eliminieren bevor es aufs Band gelangt (NoiseGate), da es sonst wieder zu einem herumdoktern an der offenen Wunde würde.
Wenn es gar keine weitere Begleitung gibt, die Gitarre solo zu hören ist, wäre ich sogar bereit das Verstärkerrauschen in Kauf zu nehmen: Gitarrenverstärker rauschen nunmal, Klavierhocker quietschen, Orgelgebläse rauschen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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