Altes FR25 mit Rundfunksendung
#1
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Aus einer Archivauflösung -woher auch sonst- habe ich ein Band einer Rundfunksendung bekommen. Natürlich kein profaner Mitschnitt, sondern das Sende- oder Produktionsband mit Hunderten von Klebestellen, die bis auf eine die Jahrzehnte gut überstanden haben.

Das Bemerkenswerte an diesem Band des Südwestfunks aus dem Jahr 1963 ist meiner Meinung, dass es rundfunkuntypisch, mit nur 19,05 cm/s aufgenommen wurde. Besonders erstaunt war ich über die Tatsache, dass trotz der geringen Geschwindigkeit, mit der dieses Band vom Typ Agfa FR25 bespielt wurde, dass kaum Rauschen wahrnehmbar ist. Zwar liegt die obere Grenzfrequenz bei den Sprechern aus 1963 nur bei ca. 12 kHz (und das auch nur bei Zischlauten), bei Einspielungen aus den 30er und 40er Jahren bei grade 5 kHz. Hier kann man spekulieren ob es an der damaligen Technik liegt, am Verschleiß oder den Eigenschaften des immerhin 44 Jahre alten Bandes oder an der Tatsache, dass männliche Stimmen selten höhere Frequenzen enthalten. Das Ganze hat irgendwie den typischen "Radio"- Klang den ich noch von früher im Ohr habe. Ich empfinde den Ton als wenig brillant, aber trotzdem ist die Verständlichkeit perfekt. Sehr viel weiter in Sachen technischer Qualität ist man heute jedenfalls nicht.


Obwohl kein nennenswerter Abrieb einsteht, läuft das Band doch recht schwer. Beim rangieren, besonders wenn ein Wickel voll und auf der anderen Seite kaum noch Band ist, tat sich meine kräftig motorisierte M15 sehr schwer, ich mußte mit der Hand nachhelfen um die Sache in Gang zu bringen. Auch war das mechanische Laufgeräusch wesentlich ausgeprägter als bei modernen Bändern. Regelrechtes Kleben und Schmieren liegt hier nicht vor, ich frage mich ob der schwere Lauf durch die rauhe Oberfläche verursacht wird, oder ob ich hier ein Band mit der alten deutschen Breite von 6,5mm erwischt habe. Dann müßte sich aber das Band beim passieren der Bandführungen verformen, was aber nicht zu sehen ist. Messungen mit der Schieblehre brachten auch keine eindeutigen Ergebnisse. Im Wiedergabebetrieb gibt es keine Probleme. Trotz der als sehr haltbar bekannten Telefunken- Vocodurköpfen werde ich dies Bänder der Typen FR und FR25 wohl nicht häufig abspielen, denn gegen diese Bänder sind PER525 und LGR30 schon fast glänzend zu nennen.


Inhalt des Bandes ist übrigens eine knapp 90 Minuten lange Dokumentation mit dem Titel "Als Deutschland erwachte" über das Ende der Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nazis. Handwerklich sehr schön gemacht, mehrere Sprecher, die sich den Text teilen, alte Dialoge nachspielen oder Zitate einwerfen. Abgerundet wird die Aufnahme durch die Einspielung von Tondokumenten im Original. Insgesamt liegt diese Aufnahme zwischen Hörspiel und Hörbuch.

An solchen Produktionen sollte sich besonders der private Dudelfunk ein Beispiel nehmen.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#2
Zitat:Frank postete
..
An solchen Produktionen sollte sich besonders der private Dudelfunk ein Beispiel nehmen.
Ja, die Tage hatte ich ein AGFA PE46 mit einer Aufzeichnung von Carl Orff aus den 1970ern in Mono in der Hand (auf Uher Royal): klingt nicht schlecht.

Ansonsten habe ich selbst vom DLF einen Mitschnitt über die RRG und auch Berichten aus der Propagandaschmiede, vielleicht ähnlich aufgemacht. Könnte etwa vor 5 Jahren gesendet worden sein

Besteht die Möglichkeit mir von diesem Band eine Kopie zukommen zu lassen ? Ich hab da ein Bekannte, die ist Geschichtslehrerin in der Realschule.

Kannst dafür gerne ein gebr. DP26, PER 525/8, SM/PEM 468 oder was auch immer nehmen.

Gruß

Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
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#3
Lieber Frank,

FR25 hatte eine relativ kurze Fertigungsdauer (nur ein Jahr -1961-) und dürfte die letzte Neukonstruktion der Agfa gewesen sein, die noch kubischen Magnetit aufwies. Das 'ebenfalls kubische' FR4 wurde zwar noch länger gefertigt, ist aber als Konzept etwa 7 Jahre älter.

Die 12 kHz Bandbreite deiner Aufzeichnung sind ganz normal, da oben kommt in der Regel (und im Sprecherstudio allemal) nichts mehr, wobei der Rundfunk 'in jenen Tagen' ohnehin nicht besonders erpicht darauf war, mit Effet die 15-kHz-Marke zu nehmen. Wofür auch? Die Olympischen Spiele in Rom waren vorbei, Highendies, die erst bei 35 kHz von der Platte glücklich werden, hatt'n wa auch noch nich', und die Bandgeräte dafür nicht minder. Insofern: Wer drängelte? Das Band ist sicher tip-top.

FR25 gehörte zu den stärkeren Bändern, war aber keineswegs das stärkste. FR und LGH waren da noch etwas feistere Knacken.
Die Breite kann nur exakt 1/4" gewesen sein, weil die 6,5-mm-Epoche Anfang der 1960er auf jeden Fall endgültigst und jenseits von Gut und Böse über den Horizont der Geschichte verschwunden war.
Und wenn nicht, Friedrich Krones -inzwischen fast 10 Jahre in Leverkusen- hätte da schon dafür gesorgt. Seit 1958 gab es PE31 für den Amateur!

Die mechanische Breite eines historischen Bandes kann man ganz gut unter dem Fadenzähler oder der Messlupe abschätzen, insbesondere dann, wenn man ein neuzeitliches Band darüberlegt. Doch das spielt in den Tagen des Lextra, FR oder der ORF-bedruckten Genotonbänder vielleicht noch eine Rolle, beim FR25 keinesfalls mehr.

Mich wundert, dass eine M15 mit diesem Band nicht fertig geworden sein sollte. Hat deine M15 deutsche oder internationale Schichtlage? FR25 wandte sich an den deutschen Markt, weshalb die Schichtlage für die Widerstände im Bandlauf eine Rolle spielen könnte, obgleich dies Band (ich habe nur ein Exemplar davon, meiner Ansicht nach sogar von dir) keine Rückseitenmattierung aufweist. Vielleicht müsste man den Bandzug deiner M15 für diese Bänder neu abgleichen. Der elektrische Dampf hinter den Motoren der M15 reicht auf jeden Fall.

Verfügst du über den AGFA-Müller-Aufsatz von 1986 zur Geschichte des professionellen Bandes? Der liegt ja inzwischen als PDF vor und dürfte gerade für dich mehr als nur lesenswert sein, auch wenn er für die AES-Conventions in Hamburg und Palm Springs entstand und deshalb in englischer Sprache abgefasst wurde.

Lieber Wolfgang, deine DLF-Sendung würde mir sehr 'raushängen', so wie auch deine SWF-Sendung, lieber Frank, mein ungeteiltes Interesse fände. Der verdampfte SWF (damals noch mit Hans-Joachim von Braunmühl und Ludwig Heck in der Belegschaft!) wird es mir nachsehen. Kompensatorisch könnte ich ja mit der einen oder anderen Kuriosität aus den Untiefen meines Archives dienen.

Hans-Joachim
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#4
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Hallo Hans Joachim,

die besagte M15a hat deutsche Schichtlage, da sie bis vor Kurzem in Deiner näheren Umgebung bei einer Sendeanstalt im Dienst stand und laut "Gerätefahne" erst kurz vor dem Verkauf vom beriebstechnischen Dienst gewartet und neu eingemessen wurde. Technisch ist da wohl alles in Ordnung, andere -neuzeitliche- Bänder laufen ja tadellos.

Das sich in Deinem Besitz befindliche FR25 stammt sicher nicht von mir, wenn es keine Rückenmattierung hat. Die Bänder die ich habe / hatte (ich habe einige davon an andere Sammler abgegeben) sind sämtlich mattiert. Ich kann aber nachsehen, ob noch ein Exemplar zum abgeben im Archiv steht.

Von dem angesprochenen Amateurband PE31 habe ich auch einige Exemplare, allerdings auf Bobby. Da sie in den orangefarbigen Schubern stecken und auch mit dem Agfa- Siegel gekennzeichent sind, gehe ich davon aus, dass sie so vom Werk geliefert wurden.

Den angesprochenen Aufsatz habe ich noch nicht, weshalb ich Interesse daran habe, wie an allem, was mit Magnettonbändern zu tun hat.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5
Zitat:Frank postete

Inhalt des Bandes ist übrigens eine knapp 90 Minuten lange Dokumentation mit dem Titel "Als Deutschland erwachte" über das Ende der Weimarer Republik und die Machtergreifung der Nazis. Handwerklich sehr schön gemacht, mehrere Sprecher, die sich den Text teilen, alte Dialoge nachspielen oder Zitate einwerfen. Abgerundet wird die Aufnahme durch die Einspielung von Tondokumenten im Original. Insgesamt liegt diese Aufnahme zwischen Hörspiel und Hörbuch.

An solchen Produktionen sollte sich besonders der private Dudelfunk ein Beispiel nehmen.
Zum Glück gibt's Produktionen dieser Art noch - auf den notorischen Sendeplätzen bei DLF, BR2, SWR2, SWR contra, WDR 3+5, HR2, SR2.
Man muß sie nur finden - und deshalb streue ich doch gleich mal zu Propagandazwecken im Interesse meiner Kollegen Wink die Links aus:

www.dradio.de (beim DLF Zeitgeschichte besonders dienstagabends 19.15-20.00)
www.bayern2.de (Schulfunk, morgens in der Woche zwischen 9.05 und 10)
www.wdr3.de
www.wdr5.de
www.swr2.de
www.hr2.de
www.sr2.de

Im zugehörigen Programmschema, das dort jeweils irgendwo auffindbar ist, stößt man auf die betreffenden Plätze. Und hören kann man die weiter entfernten Sender, wenn nicht über Antenne/Kabel, dann durchweg per Internet.
Teilweise kann man sich einzelne Sachen auch runterladen (HR2).

Über ggf. lobende Hörerpost dürften sich die Feature-Abteilungen freuen, spätestens dann, wenn sie senderintern mal wieder den einen oder anderen Sendeplatz gegen Kürzungsgelüste verteidigen müssen. (Denn Features sind in den Produktionskosten zwar nicht so teuer wie Harald Sch. - vor allem nicht so platt und überflüssig -, aber immer noch ganz schön teuer...)

@Hans-Joachim
Der AGFA-Müller-Aufsatz würde mich auch interessieren... Kommt man irgendwo im Netz an die PDF ran?

Michael
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#6
Durch einen in der weiteren Vergangenheit liegenden Auktionskauf bin ich in den Besitz alter Hörspielaufzeichnungen (Literaturhörspiele evt. aus ehemaligen Unterrichtsbedarf) gelangt.
Das Bandmaterial ist durchweg von AGFA Magnetonband laut Aufdruck der Bandrückseite.

Folgende Typen sind darunter vertreten:

1) MF 2390

2) FR 6290

3) FR 68 plus drei weitere Ziffern

4) FR 22

Wer weis hier näheres über diese Bandtypen die FR-Typen haben eine rötliche Erscheinung. Bei den Zahlen habe ich den Eindruck das diese eher nicht zur Typkennzeichnung dienen und eher Chargennummer darstellen.

Aus welchen Zeit stammen die Bänder?

Danke und Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#7
Hallo Thomas und alle anderen Band-Archäologen,

hier im wenig besuchten Forum
http://forum.magnetofon.de/index.php?top...1#msg22271
sind einige "Anregungen" und "Denkanstösse" zu finden. Irgendwo dazwischen muss auch der Link zur DATENLISTE (mechanische und elektrische Werte mit Produktions-Jahres-Angaben) für fast alle Bänder von Friedrich Engel (für die AES erstellt) in meinen Postings stecken.
Viele Grüsse
H A N N S -D.

NACHTRAG 1
@thomas
hier taucht die grobe Zuordnung auf
http://forum.magnetofon.de/index.php?top...n#msg20920
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#8
Und hier das FR25-Datenblatt
[Bild: PER_FR_DATEN.jpg]
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#9
Und hier ist BANDMATERIALDATENLISTE (die LISTE aller Listen für
den TONBANDARCHÄOLOGEN
http://www.aes.org/aeshc/docs/basftape/basftapes.html
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