Effektgeräte (Exciter, Maximizer, Vitalizer) für alte Bänder?
#1
Hi,

ich habe einen ganzen Haufen alte Bänder (genauer: Cassetten, das tut hier aber nur insoweit zur Sache, als die doofe Rauschunterdrückung bei mir die Effekte exponentiell verschlimmert), die leider fürchterlich klingen und die ich gerne "restaurieren" möchte, soweit möglich.

"Hauptschuldiger" des schlechten Klangs sind (neben Vor- und Nachechos, die wieder ein besonderes Kapitel sind) Azimutfehler, Frequenzgangfehler und Pegelverluste. Die Azimutfehler sind z.T. bei früheren Umkopieraktionen nicht korrigiert worden (und damit nicht mehr behebbar). Ein Teil der Fehler sind wohl Hitzeschäden von Band und Gehäuse. Z.T. haben die Fehler mechanische Ursachen (Bandknicke, verwellte Ränder), von denen der Doppel-Capstan einiges ausbügelt, bei weitem nicht alles. Resultat sind jedenfalls heute dumpfe Höhen und mulmige Bässe. Die Fehler werden durch Dolby C ins absolut Ungenießbare gesteigert.

Stufe 1 der Bearbeitung ist zunächst - und das scheint mir unstreitig sinnvoll zu sein -, das Dolby auszulagern und zwischen Abspielgerät und Dolby einen Equalizer zu hängen. Damit experimentiere ich gerade herum. Einen Terz-Equalizer (Technics SH-8065) nach Gehör einzustellen, ist schwierig, zumindest wenn man keine Tonstudioerfahrung oder sonst einschlägige Kenntnisse hat. Den Equalizer habe ich aber auch deswegen in dieser reglerintensiven Variante (31 pro Kanal) angeschafft, weil ich auch noch Bänder zu überspielen habe, für die ich ein Frequenzgang-Referenzband habe. Spätestens da dürfte er gute Dienste leisten.

Das Resultat ist aber leider noch nicht ganz befriedigend. Daher frage ich mich, inwieweit nach dem Geradebiegen des Vor- und Nach-Dolby-Frequenzgangs (was hoffenlich schon den Löwenanteil ausmacht) noch ein - vorsichtig dosiertes - Effektgerät helfen könnte, um die Höhen brillianter, die Gesangsstimmen prägnanter und die Bässe etwas fülliger bzw. etwas präziser zu machen.

Bei der Suche bin ich auf verschiedene Effektgeräte gestoßen (neben Hallprozessoren, die mir hier nicht sinnvoll erscheinen), die halbwegs positive Erwähnungen hatten: Aphex Aural Exciter, BBE Sonic Maximizer und SPL Vitalizer. Leider ist mir dabei die Funktionsweise von "Exciter" vs. "Maximizer" vs. "Vitalizer" nicht ganz klar.

Kennt die jemand und kann erklären, wie sie genau funktionieren?

Eine Ausnahme ist der Aphex Exciter, den kenne ich noch aus den 80ern: Er erzeugt harmonische Oberwellen im Mittel- und Hochtonbereich mit einstellbarer Einsatzfrequenz und Intensität. Aber auch der hat inzwischen eine neue Funktion "Big Bottom" (für den Baßbereich) bekommen, von der ich nicht genau weiß, wie sie arbeitet. Auch die anderen Geräte haben, soweit ich gesehen habe, unterschiedliche Einstellmöglichkeiten für Höhen/Mitten einerseits und Baßbereich andererseits.

Weitere Frage: Ist der Einsatz derartiger Geräte überhaupt sinnvoll für meine Restaurierungszwecke, und wenn ja, welche(s) Gerät(e)?

Für hilfreiche Hinweise wäre ich dankbar.

Grüße
Alex

P.S.: Egal welches Gerät, es sollte eines sein, das der Gebrauchtmarkt billig hergibt. Vermutlich also eher ein älteres.
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#2

Bei allem Respekt vor der analogen Affinität, aber meiner Ansicht nach bist Du dabei, Perlen vor die allseits bekannten Tiere zu werfen.

Um was für bedeutsame Aufnahmen handelt es sich denn, die den 3,81mm zu entlocken wären und die über dokumentarischen Charakter hinausgehehn und nicht per Originaltonträger wiederbeschaffbar sind?

Gruß PvS (Pit von den Säuen...)

©DK1TCP
Klasse CH-Parts, ultimative 810-MPU, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz & was nWb/m sind... und zur Rezenz...
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#3
Moin Alex,

...inwieweit sich diese Aktion lohnt, kann ich nicht bewerten. Das hängt,
wie Pit schon schreibt, vom Wert der Aufnahmen ab. Möglicherweise
muß man auch in die Technik der Nachbearbeitung recht tief einsteigen,
um deutlich Besseres zu erziehlen. Immerhin sind solche "Auffrischungen"
generell möglich - Neupressungen von uralten Bändern belegen dies
ja.
Auf jeden Fall wirst Du "nach Gehör" schnell an Grenzen kommen - eine grafische
"Hilfe" (= Analyzer) ist da wohl vonnöten. Letztendlich geht es ja auch
darum, "Unerwünschtes" zu unterdrücken (d.h. rauszuschneiden) bzw.
"Fehlendes" wieder hinzuzufügen. Und dazu sieht man sich auf dem
PC am besten an, welcher "Signal-Peak" weg muß. Dazu entfernt man ihn
testweise und hört dann auf`s Ergebnis. So stelle ich mir das zumindest
als "Unbedarfter" vor.

Zu Deinen Geräte-Anfragen: ...die Wirkungsweise der genannten "Exiter",
"Vitalizer" usw. wird Dir wahrsch. nur der Hersteller beschreiben können,
da anzunehmen ist, dass hier sehr individuelle "Süppchen" gekocht
werden. Das schließt den richtigen Einsatzzweck dann wohl mit ein - auch
hier sei ein Blick in die techn. Daten empfohlen.

http://www.aphex.com/204.htm
http://www.nomadfactory.com/products/bbe...index.html

...die Seiten kennst Du aber vielleicht schon (bei Aphex gibt es
übrigens d. BDA als Download) und deshalb empfehle ich Dir
die Suche nach Musiker-Foren (besser "Studio"...) - dort gibt es
vielleicht mehr Erfahrung damit.

Immerhin wären die Ergebnisse Deines Tuns nicht uninteressant.
Viel Erfolg!

Gruß

Peter


edit: Schreibf. korr.!
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#4
Zitat:PeZett postete

Zu Deinen Geräte-Anfragen: ...die Wirkungsweise der genannten "Exiter",
"Vitalizer" usw. wird Dir wahrsch. nur der Hersteller beschreiben können,
...oder der Verkäufer. Geh doch einfach mal in den nächsten Musikalienladen und nimm deine Cassetten mit, vl gibts auch leihweise ein Vorführgerät(gegen Kaution). Das mehr oder weniger blind übers Internet zu kaufen wär nicht meine Sache.
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#5
Zitat:P.Nieratschker postete
(...) Um was für bedeutsame Aufnahmen handelt es sich denn (...) die über dokumentarischen Charakter hinausgehehn und nicht per Originaltonträger wiederbeschaffbar sind?
Der Wert einer Sache liegt in den Augen des Betrachters Wink
Gehen wir bitte einfach mal als Arbeitshypothese davon aus, daß sie wertvoll genug sind.

Zitat:kaiman_215 postete
Geh doch einfach mal in den nächsten Musikalienladen und nimm deine Cassetten mit, vl gibts auch leihweise ein Vorführgerät (gegen Kaution). Das mehr oder weniger blind übers Internet zu kaufen wär nicht meine Sache.
Leider liegen Neugeräte, auch weil sie professionelles Tonstudio- oder PA-Equipment sind, finanziell außerhalb meiner realistischen Möglichkeiten. Da bleibt praktisch nur das große Online-Kaufhaus, und das, was die Profis gerade so abstoßen.

Die Schwierigkeit, die Geräte ausprobieren zu können, war mit ein Grund für die ursprüngliche Frage.
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#6
Hallo,

hast Du vielleicht auch einmal über den Einsatz eines PCs für diese Rettungsaktion nachgedacht?
Hierbei hättest Du immerhin den Vorteil des mehrfachen Versuchs... Smile

Einmal digitalisiert, kannst Du ja mit entsprechender Software (die es oftmals auch als Freeware oder zumindest zeitlich begrenzte Demoversion gibt) einiges ausprobieren.

Auf jeden Fall dürfte so Dein Vorhaben finanziell günstiger umzusetzen sein.

Gruß,
Klaus
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#7
Am PC wird das oft zum Geduldsspiel mit nicht wirklich guten Ergebnissen. Versuch dein Glück! Hier gibts gute Freeware Tools, drauf achten ob deine Software DX - oder VST - Plugins unterstützt.

http://www.bluecataudio.com/Main/Home/

http://www.voxengo.com/
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#8
ja, ich habe über einen Einsatz eines PCs nachgedacht, aber mich dagegen entschieden.

Ich habe sogar noch ein gesondertes (sehr langfristig angelegtes) Digitalisierungs-Projekt, aber ich will beide nicht vermischen. *Hier* möchte ich alte Bänder möglichst in einem Rutsch und ohne Einzelbetrachtung auf neue umkopieren, ich möchte nicht erst in den PC rein müssen, jedes Band einzeln bearbeiten und dann wieder raus (!), und das jeweils in Echtzeit.

Ich suche eine Kompromißeinstellung, die ich möglichst "durchfahren" lassen kann, zumindest pro Band. Wenn ich einen PC einsetze, dann muß ich in Echtzeit rein, dort bearbeiten, und dann wieder in Echtzeit raus. Das ist mir eindeutig zuviel Zeitaufwand.

Wenn die Aufnahmen im PC bleiben sollten, sähe das anders aus. Aber das sollen sie (vorerst) nicht. Ich möchte im Moment noch auf der (analogen!) Hardware-Seite bleiben.
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#9
So ein Aphex 104 hab ich hier auch und der wird auch manchmal verwendet.
Meine Empfehlung: Digitalisiere neutral und mache irgendwelche Bearbeitungen später. Hebe auch immer das unbearbeitete Original auf!

So ein Aphex 104 ist nur für ganz schlimme Aufnahmen oder bei der Produktion auf einzelnen Spuren nützlich. Ist wie mit dem Salz in der Suppe, etwas zuviel und ...
Auch rauscht die Kiste!

Will man später zur Bearbeitung nochmal nach analog, danach durchs Effektgerät und wieder zurück zu digital, dann sind 96kHz und 24Bit kein Luxus.


Gruß

96k
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