Ausnahmeband EMTEC / RMG SM900
#1
Hallo!

Ein wichtiges Interessensgebiet im Zusammenhang mit dem Hobby Bandmaschinen ist für mich persönlich das testen von unterschiedlichen Bandmaterialien/Herstellern. Dabei interessieren mich vor allem die Aussteuerbarkeit und die Wickelqualität unterschiedlichster Bänder.

Ich hatte nun, mit freundlicher Hilfe von Frank (Darklab) die Möglichkeit, ein gebrauchtes SM900 zum Test zu erhalten. Dieses Band dürfte wohl die absolute Krönung der Magnetbandtechnik sein, auch wenn es mit seinen Arbeitspunkten und vor allem der extrem hohen Aussteuerbarkeit außerhalb jedem Bandes liegt, daß ich kenne.

Für alle, die es interessiert, hier die Originalkorrespondenz mit Frank:


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Hallo Frank!

Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, und habe sofort nach einer groben Einmessung das Band mal auf meiner TS1000 Viertelspur und der N4522 Halbspur kurz angetestet.



Wow! Das Band ist ja aussteuerbar ohne Ende. Zumindest bei der TS1000 habe ich den Eindruck, daß die Übersteuerungen ab ca. +4dB eher Vorband vom Aufnahmeverstärker, als vom Band selbst kommen, und somit eher die Elektronik als das Band in die Knie geht.



Auf der N4522 sind bei 19 und erst recht bei 38 Pegel bis+6dB (Anschlag) möglich, ohne daß hörbare Verzerrungen oder Höhendämpfung auftritt.



Bei einem (eigentlich nicht ernst gemeintem) Test bei 4,75 war ich dann komplett am Ende meines Glaubens angelangt: Obwohl auf dem Papier ganz sicher nicht für diese Geschwindigkeit konzipiert, klingt das Band subjektiv nicht nur ein bißchen, sondern –speziell im Hochtonbereich- um Längen besser , als alles andere, was ich bei dieser LoFi Geschwindigkeit bisher getestet habe.



In meinen Augen ist das SM900 ein richtig edles Stück Bandmaterial. (Auch wenn´s außerhalb jeder Norm läuft)

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@Forum:
Es würde mich interessieren, ob jemand von euch auch schon Erfahrungen mit dem SM900 gemacht hat.

MfG

Wolfgang
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#2
Lieber Wolfgang,

hat man eine Vorstellung davon, welche Probleme sich dem Konstrukteur eines analogen Magnetbandes der letzten Generation stellten, ist die Fortentwicklung zum SM900, die zu Beginn der 1990er erfolgte, durchaus bewundernswert, obgleich sich die Entwicklung der Qualitätsparameter gegenüber dem 911 durchaus überschaubar ausnimmt, teilweise sogar wieder hinter dieses zurücktritt.

So kann das 911 gegen das 900 im Klirrfaktor bei Referenzpegel ein wenig punkten, wogegen die nochmals um rund 2 dB gesteigerte Sättigungsremanenz und die um immerhin auch noch um etwa anderthalb dB angehobene Koerzitivität des SM 900 rund 80 dB (theoretischer) Dynamik zwischen Vormagnetisierungsrauschen und höchstmöglicher Ausgangsspannung (3% Klirrfaktor) gestatten. Das liegt 3 (38,1 cm/s) bzw 3,5 dB (76,2 cm/s) über den entsprechenden Grenzen des 911.

Mit diesen Werten aber gerät man unversehens an auf Nutzerseite durchwegs nicht bedachte Grenzen des analogen Aufzeichnungsverfahrens, das sowohl bei Aufnahme als auch Wiedergabe ja mit erheblichen Nichtlinearitäten fertig werden muss, die ihrerseits mit den Mitteln dieser Verstärker zu kompensieren sind, also die Betriebsdynamik jener Verstärker nennenswert einschränken. Dieses Problem ist beim SM900 so erheblich, dass es besonders sorgfältig dimensionierter Verstärker bedarf, um das Band überhaupt ausnützen zu können!

Dazu äußerte sich auf der Tonmeistertagung 1994 Dr. Götz Corinth, indem er die angesprochenen Probleme anhand des damals recht neuen SM900 beschrieb und praktisch löste. Dass er dafür Röhrenverstärker eigener Konstruktion und eine K8 von 1948 (natürlich mit neuzeitlichen Köpfen) heranzog, hat nichts mit nostalgischen Gefühlen des Autors, sondern gewissen, hier vorteilhaft nutzbaren Eigenschaften der Röhrenverstärker und der eben im Mainzer Hause vorhandenen K8 zu tun:

Corinth, Götz und Friedrich Engel, Ein analoges Magnetband-System höchster Dynamik unter Verwendung aktueller Bandentwicklungen, in: Dickreiter, Michael (Hg.), Bericht 18. Tonmeistertagung Karlsruhe 1994. München-London 1995, S. 868-876.

Dr. Corinth kam bei seinen Messungen dann auch nach Klopfen hier und Schieben dort auf knapp 84 dB Dynamik über Band, was ja beachtliche Reserven andeutet.
Sein Aufsatz ist ein schöner Erfahrungsbericht mit einem soliden wissenschaftlichen Hintergrund dazu (Corinth lässt nicht so leicht locker...), was beim analogen Verfahren geht und wo letztlich Schluss ist, ja sein muss, obgleich mir der letzte Magnetbandentwickler der EMTEC, Dr. Gerhard H., auf dem verschneiten Nichtmehr-EMTEC-Gelände in München bekannte, dass eine letzte Fortentwicklung des SM900 vor der Markteinführung stand, als der Laden gesprengt wurde. Man hatte also doch noch einmal irgendwo dran gedreht.

Hans-Joachim
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#3
@Hans-Joachim

Vielen Dank für deine ausführlichen Informationen zu diesem Band.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, daß mit diesem Bandmaterial mal nicht das Band selbst, sondern eher die Aufnahme/Wiedergabeelektronik der Bandmaschine der limitierende Faktor ist.

Was auch bleibt, ist die beruhigende Erkenntnis, daß bei normaler Aussteuerung bandseitig allemal noch Luft nach oben für eventuell unvorhergesehene Peaks im Aufnahmesignal ist.

MfG

Wolfgang
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#4
Lieber Wolfgang,

verfügst du über die Datenblätter zu 528, 911, 900 sowie den von mir bereits mehrfach angeführten, allerdings englischsprachigen Müller-Vortrag von 1986 zur Qualitätsentwicklung des Magnetbandes von Anfang an?

Aus diesen Quellen erkennt man nämlich die Qualitätsentwicklung, die Müller aus der Warte des öffentlich-rechtlichen ('zuvor' jedoch privaten, aber gleichgeschalteten) Rundfunks in Deutschland darstellt, chronologisch und in ihrer ganzen Mühseligkeit. Bei hohen Geschwindigkeiten war ja schon sehr bald sehr hochwertige Arbeit möglich, was uns zum einen in die oftmals verwundernde Lage versetzt, nach HiFi-Kriterien in die frühen 1950er hineinhören zu können, zum anderen aber auch im FR22 Friedrich Krones' bereits 1956 die aus traditioneller Sicht letztlich endgültigen Grenzen des analogen Magnetbandverfahrens weitgehend absteckt.

Die Fortentwicklung verdanken wir deshalb in erster Linie dem Marsch in die niedrigen Bandgeschwindigkeiten, der, sollte er aus tradioneller Sicht klangqualitativ halbwegs Sinn erhalten, allein durch die Verbesserung des Magnetbandes und der mechanischen Anpassung der Kopfkonstruktion zu vertreten war. Dass dabei allerlei für den professionellen Betrieb in Gestalt der von dir beschriebenen "Luft" 'abfiel', teilte sich dann dessen Qualitätsmöglichkeiten aber doch wieder mit (Klirrfaktor- und Differenztonsenkung).

Lediglich der Schritt in das EE-Band wurde bewusst nicht vollzogen, weil er sinnlos war, da mit 38 cm/s (oder gar mehr neben den sonstigen, unbestreitbaren Vorteilen hoher Bandgeschwindigkeiten) gegenüber dem Eisenoxidband keinerlei neue Siege mehr zu erringen waren, die den hohen Preis des Bandes gerechtfertigt hätten.
Man muss ja immer im Auge behalten, dass sich die Anforderungen an einen Speicher seitens der Produktion und des Kunden nicht unerheblich unterscheiden.

Hinsichtlich der von dir als Versuchsgeschwindigkeit benannten 4,75 cm/s nehme ich einmal an, dass du keine Arbeitspunktsuche für das bei 4,75 nicht spezifizierte 900 betrieben hast, sondern schlicht Speicherung und Wiedergabe im gegebenen Arbeitspunkt versuchtest, was eben zumindest für das Ohr zufrieden stellend verlief. Bei den dann aufgezeichneten kurzen Wellenlängen bleibt die Eindringtiefe der Magnetisierung aber begrenzt, weshalb das 900 auch schon von daher nicht ausgenützt wird, wie denn die Sperrigkeit des dicken Trägers eines 900er-Bandes nicht jedem 4,75-tauglichen Laufwerk konvenieren wird. Man tut deshalb wohl doch gut daran, zum Nachweis der Leistungsfähigkeit eines SM900 sich in dessen angestammte Jagdgründe (19 und darüber) zurückziehen, selbst wenn die MOLs auf der gegebenen Maschine vielleicht doch nicht bis ganz oben hin ausgefahren werden können. Für denjenigen, der im Magnetofon die Spitzenbegrenzung durch ein überfahrenes Magnetband sucht, ist das 900 deshalb so ziemlich letzte Wahl.

Hans-Joachim
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#5
Hallo Hans-Joachim!

Nein, die Grundig TS 1000, mit der ich den 4,75 Versuch gemacht habe, wurde für den Test schon leidlich genau eingemessen. Der Unterschied war: Während mein normales, bevorzugtes Band LPR35 / PEM 369 nur bis ca. -5 dB aussteuerbar ist, um eine leidlich "gute" Klangqualität zu erreichen, ließ sich das SM900 bis nahezu 0dB aussteuern, und klang dabei im Hochtonbereich aufgrund der klareren Höhenwiedergabe und des um 5dB geringeren Bandrauschens in Kombination wesentlich besser als die vorgenannten Typen. (Natürlich immer an dem ingesamt sehr niedrigen Niveau bei dieser Geschwindigkeit verglichen).

Das die echten Jagdgründe des SM900 eher bei 19cm/sec oder höher liegen ist klar, für mich überraschen war aber doch, wie gut sich das Band, quasi als Abfallprodukt der hochwertigen Beschichtung, auch bei niedrigen Geschwindigkeiten benutzen läßt.

Die TS1000 ist hierbei vielleicht eine kleine Ausnahme, da Grundig bei diesem Modell in der Werbung ja explizit ganz Groß auf die Erfüllung der DIN 45500 (!!) bei dieser Bandgeschwindigkeit hingewiesen hat, und wohl demnach größeren Aufwand getrieben hat, um dieses Ziel zu erreichen.

Die von Dir oben angesprochenen Publikationen besitze ich leider nicht, wäre Dir aber sehr dankbar, wenn Du mir die eine oder andere Schrift zu diesem Thema per E-Mail zukommen lassen könntest.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang
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#6
Hallo Wolfgang
Gerade die TS1000 ist das Problem, sie lässt sich nicht Vernünftig einmessen.
Vom richtigen Arbeitspunkt kann da nicht die Rede sein.
Dadurch bleibst du immer unter den Möglichkeiten des Bandes.
Gruß Ulrich
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#7
Lieber Wolfgang,

zum aktuellen Diskussionspunkt zwischen Ulrich und dir kann ich natürlich nichts sagen, weil Mme. Grundig mich nie mit ihrer Anwesenheit beehrte.

Bezüglich unserer altbewährten Fragen ist aber etwas zu machen. Du müsstest mir neben deiner postalischen lediglich deine im Profil unterdrückte Mail-Adresse (bitte an meine E-Mail-Adresse senden, sie ist im Profil zugänglich) mitteilen; es tut sich dann etwas.
Mancherlei habe ich hier auf CD liegen, was dann an dich per Post versandt werden müsste, anderes könnte ich per Mail absetzen.
Lesenswert ist alles.

Hans-Joachim
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#8
Lieber Hans-Joachim
Falls es dich interessieren sollte, auf diesem Ausschnitt des Schaltplans sieht man die kompletten Aufnahmeseitigen Einmessmöglichkeiten der TS1000.
[Bild: TS1000Ausschn12343.jpg]
Gruß Ulrich
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#9
Lieber Ulrich,

herzlichen Dank für diese (partielle) Aufklärung. Sieht man sich den doch erklecklichen Aufwand der Erben Hans-Werner Pieplows (und Max Ihles..., der hatte ja auch herzhaft gen Grundigs Bayreuther Dependance abgekindert) an, wundert man sich dann doch, dass Grundigs Leute hinsichtlich des Hf-Gepränges kaum die G36 der Löffinger hinter sich ließen, oder besser, mit deren Aufwand zur 'Justabilität' noch wohl anderthalb Jahrzehnte später hinzukommen glaubten.

Andererseits sind eben auch unternehmerische Gedanken und Wege mitunter unerforschlich.

Hans-Joachim
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#10
Hallo Ulrich, schön von Dir zu hören!

Grundsätzlich hast Du sicherlich recht. Da die Grundig aber sowieso mehr dem Amateurlager, als dem semiprofessionellen Bereich zuzuordnen ist, reicht´s mir schon, wenn ich die Maschine auf gleichen Vor-/Hinterbandpegel abgleichen kann, und über die Vormag. einen halbwegs linearen Frequenzgang hinbekomme.

Deshalb hatte ich ja auch geschrieben, daß die Maschine nur "leidlich" genau eingemessen war. Bei dieser niedrigen Geschwindigkeit allerdings sind die Unterschiede zwischen den Bandsorten so groß, daß die qualitative Differenz zwischen diesen weit größer ausfällt, als bei höheren Geschwindigkeiten. Bereits ohne Meßgeräte, nur mit dem Gehör lassen sich schon sehr große (aber sicher auch subjektive) Differenzen ausmachen.

Im Grunde ist es aber ein "Streit um des Kaisers Bart". Keiner von uns, der seriös sein Hobby "Bandmaschinen" auslebt, wird auf die Idee kommen, mit solchen Bandgeschwindigkeiten ernsthaft arbeiten oder hören zu wollen - SM900 hin oder her.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang
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#11
Hallo Hans-Joachim

Die Mail an Dich ist unterwegs.

Vielen Dank im Voraus!

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang
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#12
Um den spielerischen Ansatz von Openreel, das SM900 bei niedrigen Geschwindigkeiten zweckzuentfremden, weiterzuverfolgen:

Was für ein Ergebnis wäre zu erwarten, wenn man dieses Band auf einer Revox B77 Low-Speed verwenden würde? Da kursieren ja einige Geräte z.B. aus Polizeibeständen. Statt eines Umbaus wäre, reduzierte Ansprüche vorrausgesetzt, der Betrieb bei 4,75 oder 9,5 mit SM900 eine Alternative. Immerhin bekäme man so eine ordentlich lange Spieldauer zusammen, was vor allem für diejenigen interessant sein dürfte, die lange Sendungen aus dem Rundfunk ununterbrochen mitschneiden möchten.

Es geht mir hier nicht um artgerechte Anwendung der analogen Magnetbandtechnik sondern darum, vorhandene Geräte ohne große Umbauten im O-Zustand halbwegs vernünftig zu nutzen.
Michael(F)
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#13
Wobei sich mir dann die Frage stellt, ob ein DP-Band auf 9,5 nicht die besseren Ergebnisse zeitigte, bei gleicher Spieldauer. Zugegen, anständiges DP ist neu nicht mehr recht aufzutreiben. Das RMG DP ist doch sehr flatterhaft (20µ oder so). Da wäre vielleicht das neulich von Frank erwähnt Voicelogging-Tape ins Rennen zu werfen, dass immerhin 27 µm, wenn ich recht memoriere, an Stärke anbietet.

Frank, hast du Zugang zu "Haushaltspackungen" der in Frage stehenden Bänder? Vielleicht könnte sich dann Michael B zu einem kleinen Meß- und Testmarathon hinreißen lassen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#14
Hallo Michael

Nach meiner, im Vergleich zu den profunden Kenntnissen Hans-Joachims, eher laienhaften Meinung, ist dieses Band verrückterweise tatsächlich eine gute Option für Low-speed Maschinen. Wenn ich das Band um 3-4 dB höher aussteuern kann, ohne daß Elektronik oder Bandmaterial in die Sättigung geraten, gewinne ich eben schon mal 3-4dB mehr Rauschabstand. Und das ist ja in der Praxis gerade bei niederigen Geschwindigkeiten eher ein hörbares Problem, als der Wunsch nach absolutem Klirrminimum.

Wenn dann auch noch eine exzellente Höhenaussteuerbarkeit dazukommt, läßt sich m. E. damit tatsächlich eine subjektiv empfundene deutliche Qualitätssteigerung realisieren.

Ich habe heute Nacht im übrigen noch ein bißchen mit beiden Maschinen getestet, speziell bei 9,5 cm/sec. Auch auch da hatte ich den Eindruck, daß bei schwierigem, bzw. hochtonreichem Programmaterial der Unterschied Vor/Hinterband noch nie so gering war, wie mit diesem Band.

Damit wir uns richtig verstehen: Bei 4,75 wird man, egal woran man dreht, natürlich nie eine wirklich überzeugende Qualität erreichen. Bei 9,5 und eingemessener Maschine sieht die Sache allerdings schon anders aus.

Und wenn, wie Du oben geschrieben hast, eine Maschine eben nur die low-speed
Geschwindigkeiten beherrscht, ist es allemal eine Überlegung wert.

@niels:

Grundsätzlich ist Deine Überlegung zu DP Bändern schon richtig. Nur: die Rezepturen dieser Bänder sind halt in aller Regel auch schon 20+ Jahre alt und orientierten sich sicherlich mehr an der DIN-Norm, als an Spitzenleistungen in einzelnen Disziplinen und waren eher für den Amateur gemacht. Das SM900 (oder evtl. 911) sind demgegenüber, wie Hans-Joachim schon geschrieben hat, die deutlich neueren und hochklassigeren Rezepturen. (Wenn auch sicherlich niemand bei der Entwicklung an DIESEN Einsatzzweck gedacht hat).

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang
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#15
Ist anhand dieser knappen Daten etwas über die HiFi-Gängigkeit der VM-Bänder zu sagen?

http://www.rmgi.eu/pdf/RMGI_VM_95x.pdf

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#16
Lieber Niels,

die Frage besteht dabei darin, was du unter HiFi verstehst. Die magnetischen Werte (Remanenz, Koerzitivität), über die hinaus uns von RMGI nicht so sehr viel gesagt wird, bewegen sich -als Doppelspielbänder!- im Bereich eines 528 oder LPR35, an denen tendenziell eher weniger zu mäkeln ist, selbst wenn ein 900 noch einmal als etwas anderes auftritt. Zum Warum und Weshalb jener Unterschiede zwischen Rundfunkbändern und solchen der Musikproduktion per se (teilweise auch beim Rundfunk) haben wir hier diskutiert.

Was wir nie vergessen dürfen, ist die Tatsache, dass unser Ohr fast universell dem Weber-Fechnerschen Gesetz logarithmischer Empfindlichkeiten folgt, man also immensen Aufwand treiben muss, um hörbar weiter zu kommen. ("Head ma's?", fragte immer Nikolaus Harnoncourts legendärer Oboist Jürg Schäftlein, der leider schon lange nicht mehr unter uns ist...). Der Unterschied zwischen der Sättigungsremanenz des 468 (1990 nWb/m; 1970er Jahre!) und des 900 (2930 nWb/m; 90er Jahre!) reflektiert einen erheblichen Forschungsaufwand, beträgt aber ganze dreienhalb dB.... Viel ist das nicht, praktisch fast irrelevant, denn so nahe fährt kein Praktiker (nicht vergessen, es geht/ging ums Geld, das nicht der Aufnehmende verheizen durfte, sondern allein der Aufnahmegegenstand!) mutwillig an Betriebsgrenzen heran.

Die elektroakustischen Grenzen der Voice logging Bänder im RMG-Blatt sind natürlich auf 4,75 cm/s bezogen, weshalb entweder kein Arbeitspunkt für 9.5/19/38 (Vorsicht: Doppelspielband!) herausgegeben wurde/wird, zumindest aber dezidiert danach gefragt werden müsste, will man nicht nach Heinrich Schröders Verfahren (ohne Klirrfaktormessung) einen Arbeitspunkt auf den eigenen Geräten ermitteln und sich dann bezüglich der Aussteuerung gehörsbestimmt nach der Decke strecken, was kaum schwerfallen dürfte.

Es geht in Fachkreisen aber auch die Kunde, dass die qualitative Einteilung der Voice Logging Bänder nicht annähernd so strikt gehandhabt wurde, wie das bei Studiomaterial (1. Klasse) oder Amateurmaterial (2. Klasse) Usus war. Es genügte ja, wenn das, was drauf war, definitiv drauf war. Das Wie reichte schon über die Aufgabe einer Logging-Aufzeichnung hinaus. Nachdem aber die Fertigungsmaschinen für die Herstellung von solcherart Band nicht zugunsten minderer Fertigungsqualität verstellt werden, muss man wohl in erster Linie mit einer größeren Streuung der Spezifikationen rechnen, was den Einmessaufwand vergrößert. Nachdem vom Liebhaber dieser Technik kein Geld verdient werden muss, dürfte so etwas eher reizvoll sein, als zum klassischen Ärger beitragen, den der Profi -koste es, was es wolle- vermeiden will.

Du, lieber Niels, lernst dadurch nolens volens (malens volens??), auf welche Weise HiFi in professionellen Kreisen in den frühen 1950ern zustande kam. Ist doch etwas, od'r?

Hans-Joachim
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#17
Zitat:niels postete
....Frank, hast du Zugang zu "Haushaltspackungen" der in Frage stehenden Bänder? Vielleicht könnte sich dann Michael B zu einem kleinen Meß- und Testmarathon hinreißen lassen.

niels
Die angesprochenen Haushaltsmengen gibt es leider nicht. Die Abgabemenge ist immer mindestens ein Karton, das sind dann mal eben 20 Stück.

Da wird sich niemand ohne Not Typen hinlegen, die sich voraussehbar schlecht umschlagen werden. Hinzu kommt, das nicht immer alle Sorten oder Konfigurationen beim Hersteller am Lager sind. Manche Bänder werden nur auf eine feste Order hin gefertigt.

Für einen Industriekunden mußte ich da unlängst etwas recherchieren, weil dieser Kunde unübliche Konfigurationen braucht. Da wurde auch nach einem 1/2"- Muster eines Bandes gefragt, welches üblicherweise nur in 1/4" gefertigt wird. Das kann man in Halbzoll bekommen, wenn man eine entsprechende Stückzahl abnimmt. Wegen ein paar Bändern stellt das Werk nicht seine fein justierten Maschinen um.

Was ich zum Test anbieten kann ist ein VM953 mit Transportschaden, die wollte ich gelegentlich verramschen, weil der Karton aus dem Leim gegangen ist.

Das VM975 wird gerne von Report- Besitzern genommen, die nur 13er Spulen verwenden können. Klagen über mangelnde Tonqualität sind mir noch nicht zu Ohren gekommen.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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