KODAK V 150 - Band aus Frankreich
#1
Hallo Liebhaber und Sammler der alten Tonbänder,

da flog mir doch eine Handvoll Bänder zu - gemischt 15er und 18er Spulengrösse und das von KODAK in Frankreich hergestellt. Habe ich jetzt ein Derivat von Pyral bekommen? Oder ist es von Pyral für Kodak hergestellt? Hat Kodak in Frankreich nur eine Komplettierung vorgenommen und das eigene Band aus den USA von der Mutter aus Rochester in Rohwickeln nach Frankreich gekarrt und dort auf die gewünschten Spulen gebracht?
[Bild: KODAK_18ER.jpg]
[Bild: KODAK_63_625.jpg]
[Bild: KODAK_V150.jpg]
[Bild: KODAVOX.jpg]
Gibt es Antworten? Gibt es sogar Datenblätter?
MFG
H A N N S -D.
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#2
Ein Kodak-Band findest Du auch hier unter "Kodavox". Deine scheinen etwas neuer zu sein.
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#3
Auf der Verpackung auf dem fünften Bild ist sehr schön in römischer Zahlenschrift das Jahr 1961 zu sehen (dafür habe ich ein kleines rot umrandetes Kästchen gemacht).
[Bild: KODAK1961.jpg]

Was heist bitte: E.K.CO.
???


Wer ist denn nun jünger oder älter?
Die anderen Fragen bleiben leider immer noch offen.
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#4
Und warum einmal "ruban magnetique" und einmal "bande magnetique"? (Ich bin der französischen Sprache nicht mächtig.)
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#5
Beides heisst schlicht und ergreifen: Magnet Band.
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#6
Zitat:hanns-d.pizonka postete
Was heist bitte: E.K.CO.
???
Ach so, die Frage hatte ich gar nicht richtig wahrgenommen:

Eastman-Kodak Company

Edit: Daß sowohl "ruban magnetique" als auch "bande magnetique" Magnetband bedeutet, dachte ich mir schon, aber warum wurde einmal die eine und einmal die andere Bezeichnung verwendet? Gibt es dafür vielleicht irgendwelche sprachlichen Gründe, die möglicherweise Rückschlüsse darauf zulassen, welches Band älter ist? Mir schwebt da eine Analogie zu "Magnetophonband" (alt) und "Tonband" (neu) in der deutschen Sprache vor.
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#7
Der Hersteller KODAK denkt dabei (wie alle grossen Hersteller sowohl global als auch landesspezifisch) immer an Absatzmärkte, die hierbei sowohl Frankreich als auch die südeuropäischen/lateinamerikanischen Länder beinhalten, deshalb RUBAN = Band spanisch/portugiesisch.

Für den Denkanstoss EASTMAN KODAK bedanke ich mich, und schlage gleichzeitig gegen meine Stirn, die Hohlheit dahinter hat mich nicht auf das Naheliegende gebracht.

Übrigens hat KODAK mit dem Jahresbeginn den gesamten "DIGITALKRAM" mitsamt Namensrechten an einen koreanischen Anbieter abgegeben. Man trennt sich auch hier mit einem Federstrich "mal eben" von einer Sparte. Wegen scheinbarer Erfolgs(Gewinn-)losigkeit?
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#8
Hallo Liebhaber und Sammler der alten Tonbänder,

nachdem ich bei den KODAK/KODAVOX-Bändern einige Meter abgewickelt habe, wurde dieser Aufdruck sichtbar (unten im Bild):

[Bild: KODAK_ENfrance.jpg]

@ TSF: keine Prospekte/Datenblätter über KODAK-Bänder aus Frankreich in Deinem Bestand?

MFG
H A N N S -D.
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#9
Hallo Hanns-D.,

ich habe in Frankreich schon das eine oder andere Konvolut alter Bänder übernommen, darunter auch welche von Kodak. Auf dem Vorlaufband steht ebenfalls "Fabriqué en France". Solche Schachteln wie Deine sind nicht darunter. Einige sehen aus wie die auf Timos Seite. Ich werde demnächst mal in alten Kartons wühlen.

Prospekte oder Datenblätter besitze ich dazu aber definitiv nicht. Désolé.

In diesen Konvoluten sind sehr häufig auch Bänder von 3M France und von Sonocolor vertreten.

Gruss
TSF
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#10
Es folgt mein obligatorischer Ausflug in die Welt der Kleinstspuler. Neben der im Cassettenschätze-Thread gezeigten Kodak-CC

http://home.arcor.de/martin.42/mc/Kodak_C90.jpg

bei der es sich um eine getarnte Philips handelt, gab es auch eine leicht modernisierte Low-Noise-Version, die wie die Tonbänder in Frankreich hergestellt wurde. Hier versteigert jemand gerade ein paar davon:

http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?View...0108634969

Man beachte das für damalige Verhältnisse gewagte Design mit den weggelassenen 45°-Winkeln an der oberen Etikettenseite :-) Weiteres interessantes Feature: Der Andruckfilz sitzt auf einer Feder, die genauso breit ist wie der Filz selbst.

Ein Vergleich mit meinen wenigen Pyral-Cassetten brachte keinerlei verdächtige Ähnlichkeit zutage, weder vom Gehäuse noch vom Bandmaterial her.

Viele Grüße,
Martin.
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#11
Es hat leider etwas gedauert, bis ich mal wie versprochen in die Kartons schauen konnte.

Hier ist nun, was ich an Bandmaterial aus Frankreich gefunden habe.
Zuerst mal zwei Sorten von Kodak-Bändern in Originalverpackung:
Eine Schachtel Standardband,18er Spule, leider ohne den zugehörigen Inhalt, sowie zweimal Doppelspielband T200 auf 13er Spulen. Auf der Rückseite der Schachteln sind Chargennummern aufgedruckt, die auch auf den Bändern selbst zu finden sind.

[Bild: Kodak2.jpg]

Leider fand sich nirgends auf den Kartons ein Hinweis auf ein Herstellungsjahr.

Auf den Bändern selbst ist auf der gesamten Länge aufgedruckt „Bande magnétique Kodak S fabriqué en France“, gefolgt von den ersten acht Ziffern der Nummer auf der Rückseite der Schachtel.

[Bild: Kodak1.jpg]

Ich habe drei Sorten von Bändern gefunden. Das braune ist das Doppelspielband aus dem ersten Photo. Daneben fand sich noch Standardband mit roter und schwarzer Rückseite, letztere leider nur als lose Spulen ohne Originalverpackung.

Des weiteren erhielt ich – wie schon erwähnt - noch zwei 13er Spulen von 3M Frankreich mit zugehörigem Band, leider auch nur lose, ohne Originalverpackung.

Auf der Plastikspule steht links „Scotch Brand Magnetic Tape“ und rechts „Made in France by Minnesota de France, Paris“, dazu noch ein Patentvermerk.

[Bild: Minnesota2.jpg]

Auf dem Band selbst ist über die gesamte Länge aufgedruckt „Minnesota de France HN 35“ gefolgt von einer Chargennummer.

[Bild: Minnesota1.jpg]

Es handelt sich um Standardband, 180m auf 13er Spulen. Hält man sie gegen das Licht, ist das Band durchscheinend. Die Experten werden wissen, um welches Material es sich da handelt. Zelluloseacetat?
Das Kodakband ist nicht durchscheinend.

Die Kodak- und 3M-Bänder lassen sich alle noch problemlos abspielen, kein Quietschen, kein Schmieren.

Außerdem bekam ich aus Frankreich noch etliche Bänder auf solchen 13cm-Plastikspulen mit Metallkern, ohne irgendeine Herstellerangabe auf der Spule.

[Bild: MetallSpule1.jpg]

Gruß
TSF
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#12
Hallo TSF,

danke für Deine Vorstellung der "französischen" Bänder. Bis jetzt kann ich aus dem angesamelten Wissen (über das Forum und eigene Erfahrung) feststellen:
In Frankreich gab (?) es drei Hersteller mit einer (oder mehrerer) Fertigungs-Strasse/Halle:

1) Kodak
3) 3M
4) Pyral

Da ich mir sicher bin, da müssten/könnten noch mehr gewesen sein, wer kennt sie? Wo haben die drei aufgeführten Hersteller ihre Werke gehabt und was ist daraus geworden?

Neugierige Grüsse
H A N N S -D.
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#13
Wie oben in #008 erwähnt, hatte ich bisher schon einige Plastikspulen mit dem Logo der Firma/Marke Sonocolor. Kürzlich sind bei mir wieder ein paar Bänder gelandet, wie sie in Frankreich früher weit verbreitet waren, darunter auch einige von Sonocolor, diesmal jedoch mit zugehöriger Pappschachtel. Anlaß genug, dies hier mal wieder aus der Versenkung zu holen.

In dem Stapel waren zwei verschiedene Versionen von Sonocolor-Schachteln aus unterschiedlichen Epochen. Auch das Logo auf den Plastikspulen hat sich im Lauf der Zeit geringfügig geändert. In beiden Fällen handelt es sich um Standardband auf 13cm-Spulen.

Zunächst die ältere Version:

[Bild: SonocolorI.jpg]

Die Oberseite ist nur in französisch mit „Ruban magnétique“ beschriftet. Auf der einen Schmalseite steht „WHS“ als Bezeichnung für den Bandtyp und dann „Standard 180m 600ft. Code 180 N 13“, auf der anderen Schmalseite steht „Ruban magnétique SonocolorSonocolor Magnetic Tape“.

Die andere Version hat ein etwas moderneres Design:

[Bild: SonocolorII.jpg]

Auf einer der Schmalseiten steht „Sonocolor WHS normale/Standard 180 N 13 180 m 600 ft.“
Die Plastikspule trägt ebenfalls die Einprägung „Sonocolor“.

Auf den Rückseiten beider Kartons findet sich jeweils nur der Aufdruck „Sonocolor“ sowie eine Tabelle zur Eintragung von Aufnahmedetails. Hinweise auf einen Produktionszeitraum sind bei beiden Versionen nirgends zu finden. Auf Grund des Designs würde ich die zweite Version in den Zeitraum Ende 60er/Anfang 70er einordnen, die erste Version eher in die späten 50er/frühen 60er.

Leider kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, daß Sonocolor ein französischer Hersteller ist, denn weder auf den Kartons noch auf den Plastikspulen findet sich ein „Made in ...“.


Des weiteren fand sich in dem Stapel noch ein Band von Pyral, das wohl unzweifelhaft als französischer Hersteller feststeht. Es handelt sich um eine 13er Spule mit Standardband. „Pyral TS 180m 600ft“ steht auf der Schmalseite der Pappschachtel. Auch auf der Doppelflanschspule steht der Markenname Pyral.

[Bild: PyralIa.jpg]

Zudem findet sich das Pyral-Logo auch noch auf der Plastiktasche, in die die Spule eingepackt ist.

[Bild: PyralIb.jpg]

Eine Jahreszahl findet sich nirgends auf der Verpackung. Auf keinem der Bänder, ob auf Pyral- oder Sonocolor-Spule, ist etwas aufgedruckt. Es muß sich hier aber nicht um die Originalbänder handeln, da in dem mir überreichten Stapel ein gewisses Durcheinander an Bändern, Leerspulen und Pappschachteln herrschte. Es waren jedoch nur ein Pyral-Karton und eine Pyral-Spule dabei, sodaß ich annehme, daß diese beiden zusammengehören.


Was auch immer das für ein Bandmaterial ist, welches sich da auf den Spulen befindet, es ist jedenfalls in sehr guter Verfassung: kein Schmieren, kein Quietschen.

Gruß
TSF
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#14
Das ist ja eine hochinteressante Folge von Beiträgen! Hier ein paar Zeilen Hintergrundinformationen:

Bereits im Frühjahr 1947 konnte die Société Kodak-Pathé in Frankreich schon "Magnetophon-Filme nach dem Muster der L-Filme (d.h., der Massebänder) … gleicher Qualität wie Ludwigshafen produzieren", mit denen die Radiodiffusion Française in Paris offenbar problemlos arbeitete (d.h., Kodak war etwa genau so schnell wie 3M mit seinen ersten "richtigen" Magnetbändern). Auch bei der Bemusterung von Philips für die ersten Compact-Cassetten-Bänder spielte Pathé-Kodak mit: sein Dreifachspielband P-300 stammte aus einer kleinen, leistungsfähigen Magnetband-Fabrik des weltgrößten Photokonzerns in der Umgebung von Paris (Kodak war in Fachkreisen auch für ausgezeichnete Instrumentations- sowie Studiobänder nach Spezifikationen von Radio Françe bekannt; in den 1990er Jahren hatte Kodakt gute Videomagnetbänder in 1 Zoll Breite für den professionellen Einsatz).

Die Firma Sonocolor S.A. dürfte um oder vor 1953 in Paris (später Ivry-sur-Seine und Ablon) gegründet worden sein, um (wie der Name andeutet) teils Lacke und Luvitherm-Folie, teils Magnetband zu produzieren. Um Einfluss auf das Geschäft in Frankreich zu gewinnen, bot BASF Sonocolor beschichtete Magnetbandblöcke an, die vor Ort lediglich aufgeschnitten und zu Magnetbändern konfektioniert werden sollten. Sonocolor beherrschte bald rund 50 % des französischen Markts, ausgenommen die Lieferungen an Radio Françe, die nur vollständig im Land hergestelltes Material verwenden durfte. Andere Rundfunkanstalten, etwa Radio Monte Carlo, und viele Schallplattenproduzenten benutzten Sonocolor-Bänder.

Als gegen Ende der 1950er Frankreich seinen Markt mit hohen Einfuhrzöllen abschottete, plante BASF den Aufbau einer inner-französischen Produktion und nutzte den Kapitalbedarf von Sonocolor, um Firmenanteile zu erwerben (seit 1964 wurde die Sonocolor S.A. als Tochtergesellschaft bezeichnet). Als der BASF die Ansiedlung der SUMA S.A. (Supports magnétiques) genannten Firma im Großraum Paris nicht genehmigt wurde, führte die Suche nach geeignetem Gelände nach Gien an der Loire. In der zum Fördergebiet erklärten, zentral und verkehrsgünstig gelegenen Stadt durften sich nur "saubere", also emissionsarme, Industriebetriebe ansiedeln. SUMA S.A., gegründet im Frühjahr 1962, sollte zunächst nur den Sonocolor-Bedarf an beschichteten Magnetbandblöcken decken.

Wenn die französischen Einfuhrbeschränkungen auch bald wieder abgebaut wurden, verlangte der wesentlich rascher als erwartet wachsende Magnetbandmarkt nach weiteren Produktionsstätten; Ludwigshafen hatte keinen Platz und die Magnetbandfabrik Willstätt war noch nicht weit genug gediehen. SUMA S.A. erhielt neue Aufgaben, vor allem im Magnetbandexport. Folgerichtig wurden Beschichtungs- und Konfektionier-Kapazitäten ausgebaut. Die erste Ausbaustufe eines neuen Werks ging im Juli 1964 in Betrieb, kurz vor der Grundsteinlegung in Willstätt, die zweite Anfang 1965. Sonocolor scheint um 1968 ganz in der SUMA S.A. aufgegangen zu sein.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#15
Zitat:Friedrich Engel postete
Das ist ja eine hochinteressante Folge von Beiträgen...
... die durch Deine "Hintergrundinformationen", lieber Friedrich, noch viel interessanter wurde!

Anfänglich hatte ich gezögert, Sonocolor als französischen Hersteller anzusehen, nicht nur wegen des fehlenden "Made in ...", sondern auch wegen des Buchstaben W in der Sonocolor-Typenbezeichnung "WHS". Im Französischen hat man für das W eigentlich so gut wie keine Verwendung.

Nun wissen wir schon erheblich mehr über die Magnetbandproduktion in Frankreich.
Vielen Dank für das Suchen (und Finden!) in Deinen Erinnerungen und Archiven!

Gruß
TSF
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#16
Nachtrag:

http://www.pyral.fr/englishversion/presentation.html

Pyral gab es schon in den 1930er Jahren, man produzierte (u.a.?) Schallfolien für Rundfunk und Schallplattenindustrie.

Um 1980 hat Agfa die Pyral aufgekauft, ergo kam sie 1991 zur BASF Magnetics GmbH. Bedeutendstes Produkt war - und ist wohl noch heute - Magnetfilm in den Breiten 17,5 mm und 35 mm, vor allem für die Spielfilm-Branche; die Firma dürfte der letztverbliebene Produzent dieses Tonträgers sein.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#17
Eine Ergänzung zum Thema Sonocolor.

Deren Produkte gab es nicht nur in Pappkartons, sondern auch in Kunststoffschubern, hier im 13-cm-Format.
   
   
Ich habe zwei davon erhalten. Beide tragen auf der Schmalseite einen solchen Aufkleber mit dem Vermerk "Made in France" und mit Platz für einen Eintrag von Datum und Titel. In beiden stecken Plastikspulen ohne jede Aufschrift und mit einem Band, das ebenfalls nicht gekennzeichnet ist. Beide Bänder haben jedoch an einem Ende graues, am anderen rotes Vorlaufband.

Gruß
TSF
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#18
Die französische Zeitschrift « Le Magnétophone » berichtete ab 1959 zweimonatlich über alles Neue aus der Welt der magnetischen Schallaufzeichnung. Unter anderem wurden neue Tonbandgeräte vorgestellt und getestet. Gelegentlich begab man sich zu Herstellern, um in Wort und Bild über die Produktion zu berichten.

Ein französischer Sammlerkollege hat einige frühe Ausgaben gescannt und ins Web gestellt. Man findet sie hier :
http://www.doctsf.com/documents/index.php?num_serie=105

Interessant in Zusammenhang mit diesem Thread hier sind zwei Artikel, die über Besuche bei Bandherstellern berichten, nämlich bei der oben erwähnten Sonocolor sowie bei Kodak-Pathé.


Der Bericht über Sonocolor findet sich in der Nr. 3 vom Juli/August 1959. Leider sind die einzelnen Seiten nicht in der richtigen Reihenfolge eingestellt. Wer den Artikel im Original lesen und Photos aus den Produktionsräumen sehen möchte, ruft die Seiten am besten in dieser Reihenfolge auf :
12 – 13 – 2 – 3 – 4.

Hier eine kleine Zusammenfassung :
Die Produktionsanlagen befanden sich damals in Ablon-sur-Seine, etwa 10 km vom südlichen Stadtrand von Paris und nicht weit vom heutigen Flughafen Orly gelegen. Die Redaktion trifft dort auf Monsieur A. L'HOSTE-CLOS, den Technischen Direktor, welcher berichtet, daß das Gebäude mit der Anschrift 35 Quai de la Baronnie, welches die Firma nutzt, früher einmal das Gestüt der Kutschpferde der Stadt Paris beherbergte.
Zur Geschichte von Sonocolor berichtet er, daß man etwa 10 Jahre zuvor den Gedanken faßte, PVC zu importieren und auf diesem Träger Magnetbänder und -platten zu produzieren. Anfänglich produzierte man in einer Farbenfabrik in Ivry, ebenfalls nahe Paris (daher der Name Sonocolor), verlagerte die Produktion jedoch inzwischen wegen Platzmangels nach Ablon, während sich der Firmensitz zum Zeitpunkt des Besuchs in Paris in der Avenue de Choisy Nr. 54 befand.
Die Belegschaft bestand zu dieser Zeit aus knapp hundert Mitarbeitern, die pro Woche mehrere Millionen Meter 6,35-Millimeter-Band und etwa 5000 Magnetplatten produzierten. Die Jahresproduktion an 6,35-Millimeter-Band könnte man sechs Mal um die Erde wickeln.
Die PVC-Trägerfolie wurde 1959 immer noch in unterschiedlichen Dicken im Ausland gekauft. Das Eisenoxid wurde ebenfalls zugekauft und im Hause nach einem eigenen, patentierten Verfahren in Magnetpigment umgewandelt und auf dem Träger aufgetragen. Die Produktion umfaßt Normal-, Langspiel- und Doppelspielband.
Eine separate Produktionsanlage dient zum Auftragen einer Magnetspur auf 8-, 9,5- und 16-mm-Kinofilm. Neben der Eigenproduktion bot Sonocolor auch eine Maschine zum Kauf an, mit der Amateure auf ihren Filmen mittels eines speziellen magnetischen Lacks selbst eine Tonspur auftragen können. Solche Maschinen wurden nach Belgien, Italien, Spanien, Polen, Hongkong und in die USA exportiert.

Nächster Gesprächspartner ist Monsieur DESSANT, der Präsident von Sonocolor. Er berichtet, daß viele Plattenfirmen in ihren Tonstudios Sonocolor-Bänder verwenden, z. B. Pathé-Marconi, Decca, Philips, Véga. Unter den Radiostationen zählt er folgende zu seinen Kunden : R. Monte-Carlo, Europe No 1, R. Saarbrücken, den Australischen Rundfunk, sowie Stationen in England, Finnland, Polen, Italien, Spanien und Neuseeland. Ein großer Teil der Magnetplatten wird an US-amerikanische Universitäten verkauft.
Über 50 % der Gesamtproduktion gehen in den Export.

Zur Firmenstruktur erzählt er, daß Sonocolor eine französische Firma mit fast ausschließlich französischem Kapital ist.

Soweit dieser Bericht.
Ein Datenblatt des im Beitrag Nr. 13 erwähnten Sonocolor-Bandes vom Typ WHS findet man in der Nr. 7/1960 auf Seite 22.


Der Bericht über Kodak-Pathé findet sich in der Nr. 7 vom März/April 1960, zu lesen in dieser Reihenfolge :
40 – 41 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5.

Auch hiervon eine kleine Zusammenfassung :
Kodak war seit 1889 in Paris vertreten. 1927 besiegelten George Eastman und Charles Pathé den Zusammenschluß der französischen Eastman-Kodak mit Pathé.
Der Besuch der Redaktion galt zuerst der Vertriebsabteilung am Firmensitz von Kodak-Pathé in der Pariser Avenue Montaigne Nr. 37. Zum Zeitpunkt des Besuchs arbeiteten 5000 Personen bei Kodak-Pathé.
Monsieur LEUBA beantwortete zuerst die Frage nach den Anfängen der Magnetbandproduktion. Auch hier begann die Produktion rund zehn Jahre zuvor, als man auf professioneller Ebene einen zunehmenden Bedarf an magnetischen Aufzeichnungsmöglichkeiten ausmachte.
Schon bald deckte die Radiodiffusion-Télévision Française ihren Bedarf an Magnetband exklusiv bei Kodak. Auch im Amateurbereich fanden « Kodavox »-Bänder zunehmend Abnehmer. Als Trägermaterial diente für alle Bänder Zellulose-Triazetat. Produziert wurde neben dem normalen Standardband auch ein besonders hoch aussteuerbares Standardband für HiFi-Begeisterte. Des weiteren produzierte man ein Doppelspielband mit einer Magnetschichtdicke von 9 Micrometern. An Dreifachspielband wurde gearbeitet. Geplantes Trägermaterial hierfür war Polyester (Mylar). M. LEUBA meinte, man werde zweifellos als Erster ein solches Band auf den Markt bringen, wie man auch schon bei Doppelspielband erster und lange Zeit einziger Hersteller gewesen sei.
Der Exportanteil an 6,3-Millimeter-Bändern betrug 13 % und ging u. a. nach Belgien, Bolivien und Skandinavien.
Im professionellen Bereich wurden zwei Emulsionen verwendet,
V 64 für Kodavox Standard, P, PSE, V/64 und P.S.D.
V 74 mit in Längsrichtung orientiertem Korn für rauschärmere Bänder.
Instrumentationsband wurde in verschiedenen Formaten angeboten, mit Breiten von 6,3, 12,7, 19,5 und 25,4 mm. Auch Zwei-Zoll-Band für Video-Aufzeichnungen war auf Azetat- oder Polyesterträger erhältlich.

Anschließend ging es nach Vincennes, östlich von Paris, wo sich die Produktionsanlagen befanden. Ein Bild der Fabrik ist abgedruckt.
Im Chemielabor wurde der Herstellungsprozeß ausgehend von Eisen-(II)-sulfat bis zum gamma-Fe2O3 erläutert. Als Bindemittel wurde Polyvinylchloridazetat verwendet. Oxid und Bindemittel wurden in einer Kugelmühle mit einem Fassungsvermögen von 1000 Litern vermengt.
Im Kontrollraum wurde das Band auf seine mechanischen unf magnetischen Eigenschaften hin untersucht.

Gruß
TSF
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#19
Noch ein Nachtrag zu Sonocolor.

Bei mir ist eine weitere Schachtel von Sonocolor gelandet. Diese stammt nun definitiv aus den Fünfzigerjahren.

   

Eine solche Schachtel war im Forum bereits an anderer Stelle zu sehen, allerdings ist dort eine andere Plastikspule abgebildet:
Bändergalerie

In meiner Schachtel befindet sich die zugehörige Spule mit dem zugehörigen Band. Die Spule entspricht in ihrer Form der auf dem Karton abgebildeten.

   

Die Schichtseite ist hellbraun, die Rückseite ist rot.

   

Auf der Vorderseite des Kartons ist als Bandlänge 360 m angegeben. Bei einem Durchmesser von 18 cm bedeutet das Standardband. Als Typenbezeichnung ist WHS-AXE2647 vermerkt.
Im oben verlinkten Post in der Bändergalerie ist eine weitere Sonocolor-Schachtel zu sehen, auf der die Firma CFS Westinghouse vermerkt ist, weswegen dort die Vermutung geäußert wurde, WHS stünde für Westinghouse. Klingt plausibel.

In der Schachtel enthalten war außerdem noch ein kleiner Kontrollschein mit der handschriftlichen Eintragung 2647. Dies wäre dann wohl die Chargennummer.

   

Von diesen Schachteln konnte ich kürzlich zwei erwerben. Auf beiden ist außen mit Bleistift 2065 vermerkt. Ich vermute, das war der damalige Verkaufspreis in Frankreich in Alten Franc. Leider kenne ich das Verkaufsjahr nicht. Das wäre wichtig, weil Frankreich in den Fünfzigerjahren mit hoher Inflation zu kämpfen hatte. Wenn ich als Verkaufsjahr 1959 annehme, das letzte Jahr vor der Einführung des Neuen Franc am 1. 1. 1960, und mit Hilfe einer Tabelle des französischen Statistikinstituts in Kaufkraft des Jahres 2018 umrechne, komme ich auf 35 Euro. Das scheint realistisch. Mit dem Neuen Franc wurde ein Schnitt von 100:1 durchgeführt, da ergäbe ein Preis von 2065 Franc keinen Sinn. Daher bin ich mir sicher, daß dieses Band aus den FÜnfzigern stammt.

Gruß
TSF
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#20
Ich häng das Video mal hier dran, obwohl es um Kodak USA geht:

https://www.youtube.com/watch?v=VQSpi3_agMo

Ist sehr sehenswert!
Viele Grüße,

Matthias
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