Pflege von Tonbändern
#1
Moin, moin,

beim virtuellen Stöbern auf meinem Server bin ich eben auf das Handbuch zur ASC AS 4002Y aus den Siebziger Jahren gestoßen, in dem die Bundeswehr folgendes zum Thema Pflege der Tonbänder erklärt:

"Wellige oder verzogene Tonbänder führen zu Aussetzerscheinungen, da das Band nicht mehr satt an den Tonköpfen anliegt. Deswegen ist unbedingt darauf zu achten, daß nur einwandfreies Bandmaterial verwendet wird.

Verschmutzte Tonbänder führen zu verstärktem Rauschen und zu Höhenverlust.

Zur Reinigung der Tonbänder läßt man diese beim schnellen Umwickeln zwischen einem von Hand gehaltenen und mit sanftem Druck an das Band gelegte Lederläppchen durchlaufen. Bei starker Verschmutzung kann dieses Lederläppchen mit Normalspiritus getränkt werden.
Nach dieser Behandlung des Tonbandes ist es noch einmal umzuwickeln, da durch diese Behandlung das Band sehr stramm aufgewickelt wird. Durch das nochmalige Umwickeln wird das Band nun mit normalem Bandzug aufgewickelt."

Also "Normalspiritus" zum Reinigen von Bändern?
Sind "Lederläppchen" noch zeitgemäß oder wäre heute das Mikrofasertuch optimal? Oder reißt man sich damit die Beschichtung vom Träger?

Dann diskutiert mal schön (Aufforderung!)

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Hallo

Also Spiritus würde ich nicht nehmen, sonst hast du schnell transparentes Schaltband ;-) Bleibt die Frage welches Band der Bund benutzt(e) (Immer diese Wortspiele tse,tse, tse ... ich kanns wohl nicht lassen)

VG
Michael
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#3
Mit Spiritus müsste das aber eigentlich klappen, ohne dass sich direkt alles löst, oder? Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Geschmeidigkeit dadurch dauerhaft leiden kann. Ich habe mir jedenfalls vor einiger Zeit mal Nagellackentferner in der Drogerie besorgt (war mal ein Tipp hier) und mache mir mit alten Shamrocks das nötige transparente Schaltband für die A77 jetzt selber. Klappt gut.

Gruß
Niko
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#4
Zitat:Agfa-Band postete
Mit Spiritus müsste das aber eigentlich klappen, ohne dass sich direkt alles löst, oder? Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Geschmeidigkeit dadurch dauerhaft leiden kann. Ich habe mir jedenfalls vor einiger Zeit mal Nagellackentferner in der Drogerie besorgt (war mal ein Tipp hier) und mache mir mit alten Shamrocks das nötige transparente Schaltband für die A77 jetzt selber. Klappt gut.

Gruß
Niko
Mit Aceton aus dem Baumarkt klappt es noch besser, aber der freundliche Tape Dealer hat Klarband von der Rolle......

Mit Spiritus oder Allohol habe ich übrigens einigen Scotch Classic den Rest gegeben, scheint wohl sehr auf den Binder anzukommen.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5
@Frank

!??Aceton??! - das ist doch eigentlich der Killer schlechthin für Kunsstoffe
aller Art...
...aber warscheinlich meinst Du : Aceton zum Herstellen von Klarband
(und nicht zum Reinigen).

by the way: unverdünnt bringe ich keinen Alkohol an empfindliche Kunststoffteile! Gerade beim Bandkontakt kann man dann schnell
die "Auflösung" herbeiführen (...wie Frank schon schrieb, hängt`s
ein bischen vom Bandtyp ab...)

Gruss


edit: @Matthias M
...die BW-Ratgeber haben so manchen Spruch auf Lager, den man im
"normalen" Leben nicht so ernst nehmen sollte. Das "Lederläppchen"
stammt noch aus den 50ern, da gab's ja noch keine Mikrofasertücher.
Ich würde in jedem Falle etwas nehmen, das weich ist und selbst keine
Partikel (Fusseln o.ä.) abgibt - da scheint der "Mikrofaser-Feudel" gar
nicht die schlechteste Wahl zu sein. Wichtig ist auch, die Kontaktstelle
des Lappens häufig zu wechseln, sonst schiebt man nach einigen
hundert Band-Metern einen Berg Dreck vor sich her!

Gruss
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#6
Mir stellt sich die grundsätzliche Frage, bei welchen Situationen die Bundeswehrbänder verdrecken und anschließend wieder gereinigt werden müssen.
Neuaufnahmen werden sie ja nicht auf gebrauchtem, gar durch harten Fronteinsatz verdrecktem, Band gemacht haben?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#7
@Niels

...Oh doch ... werden sie...

Du darfst davon ausgehen, dass in solchen Organisationen wie der BW,
in erster Linie Funksprüche aufgezeichnet werden. Im Normalfall
werden diese Bänder nach einiger Zeit wieder gelöscht und so zig-mal
verwendet. Du darfst also von gebrauchtem (teilweise recht altem)
Bandmaterial ausgehen, dass da in der "Funkbude" verwendet wird.
Ausserdem wird die Aufzeichnung ja zentral in einer Einsatzleitstelle
gemacht - das ist im Normalfalle nicht unbedingt ein Erdloch im Wald.

Der BW-Ratgeber meint also nicht unbedingt den "deutschen Waldboden"
sondern Bandabriebsdreck, den es zu entfernen gilt.

Gruss
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#8
Für 'meine' Reinigungsmethode, die ich schon seit 30 Jahren anwende, habe ich bereits gehörig Prügel bezogen (auch aus diesem Forum), aber was soll's, ich bin überzeugt davon und habe entgegen der Ankündigung kein einziges verschimmeltes Band. Ich lasse das Band direkt von Spule zu Spule zwischen zwei Fingern laufen. Diese Trockenreinigung ist bandschonend; es kann kein Reinigungstuch abrutschen und sich in den Wickel quetschen, man kann den Druck sehr fein dosieren, und in den zwei Minuten, den ein Durchlauf braucht, dürfte sich auch nicht zu viel Schweiß absondern. Nebenbei merkt man auch feinste Kantenschäden / Bandschnitte und kann den mechanischen Zustand des Bandes beurteilen.
Gruß
Heinz
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#9
Hallo,

also das mit den organischen Lösungsmitteln ist eine kritische Sache. Wir haben das im Dual-Forum auch schon mal besprochen.
Daß Aceton alle Kunststoffe angreift, stimmt nicht ganz, wird es doch in Kunststoffflaschen aufbewahrt, ich glaube aus PE, woraus ja auch viele Bänder bestehen. PVC (LGS, Schallplatten) frißt es in sekundenschnelle an. Noch aggessivere Lösungsmittel sind Chloroform oder THF, bei denen nur Teflon standhält.

Auch die Einwirkungszeit ist wichtig. Organische Lösungsmittel verdunsten ja in der Regel sehr schnell.

Im Hobbyraum habe ich ein Buch ("Einführung in die Laborpraxis") mit einer Tabelle, welcher Kunststoff sich mit welchem Lösungsmittel verträgt. Allerdings ist diese Tabelle ein wenig kurz, ich muß mal im Netz schauen.

Viel wichtiger ist die Frage der Zusätze im Kunststoff: Weichmacher, Stabilisatoren und im Falle des Magnetbandes noch Bindemittel oder auch Farbstoffe.

Bei Schallplatten verwende ich seit Jahren erfolgreich Isopropanol/dest. Wasser/Tropfen Spüli.
Bei Bändern müßte man mal experimentierenSmile
Schließlich nehme ich ja zum Reinigen der Köpfe auch Iso!?!?

Vom Gefühl her würde ich aber auf Methanol und Ethanol verzichten, da ich schon aufgequollenen und spröden Kunststoff nach deren Einwirken gesehen habe.

Gruß

Thommy
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#10
Zitat:... aber der freundliche Tape Dealer hat Klarband von der Rolle......
Hallo
dieser Meinung schließe ich mich an. Nicht auszudenken, wenn Reste des Lösungsmittels am Kunstoff (der Löschköpfe) hängenbleiben. Also Reinigungsmittel (Isopropanol (vergelter Alkohol) bzw. Spiritus oder Ethanol (reiner Alkohol (70% oder 90% der Rest ist Wasser)) nur wenn unbedingt nötig und dann gründlich verdunsten lassen. Gegen Risiken und Nebenwirkungen essen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie den Arzt nach dem Apotheker... ;-)

An einem Band am besten garnichts machen - entweder es ist ok oder geht in die Tonne.

Bei mir hat sich gezeigt, dass nach einem "staubigen" BASF (DP,LP) oft ein Maxell eine wundersame Reinigung bewirkt. Fragt mich nicht warum, konnte das nur auf meiner GX-77 so feststellen.

VG
Michael
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#11
Hallo Michael
Eine kleine Korrektur. Soweit ich weiß ist Ethanol reiner Alkohol, (Brenn)Spiritus
Vergellter Alkohol (Ethanol), Isopropanol sekundärer Alkohol.
Allerdings ohne Garantie, meine Chemiekenntnisse sind bescheiden.
Gruß Ulrich
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#12
Jo, Ulrich, hast recht! Der "(vergelte Alkohol)" gehört rüber zum Spiritus auf die andere Seite vom "bzw." . Das Isopropanol ist das was immer so nach Krankenhaus stinkt und was dir der Apotheker immer zuerst verkaufen möchte ;-) Als ob man den teueren reinen Sprit trinken wolle ;-). Fusel oder Spiritus könnte man beim Discounter billiger bekommen.

VG
Michael
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#13
Hallo

Zitat:
"An einem Band am besten garnichts machen - entweder es ist ok oder geht in die Tonne."

Dem schließe ich mich an. Bevor ich mich groß herumärgere ---> Tonne

Mit dem Alkohol ist es gar nicht so schwer (habe auch schon ein paar Bier drinSmile)

homologe Reihe der Alkohole:

1) CH3-OH Methanol (Holzgeist) ist ein reiner Form giftig (macht auch blind) und findet man in billigen Destillaten (Spiritus, oder trinkbar (?) z. B. in Billigwhisky, Tequila...). Würde ich zum Reinigen nicht nehmen, obwohl es vielen Kunststoffen zwar nichts tut, bildet die zweite Oxidationsstufe, nämlich (nach Formaldehyd) die Ameisensäure, eine starke organische Säure, wogegen manche Kunststoffe doch empfindlich sind (Aufquellen...)
2) CH3-CH2-OH Ethanol (Weingeist = Trinkalkohol) je reiner, desto besser... Ich persönlich würde es nicht zur Reinigung verwenden, da es bei manchen Kunststoffen Additive, so Weichmacher, herauslösen kann (bildet übrigens nach dem Aldehyd, nach dem man oft nach Exzessen riecht, die Essigsäure)
3) CH3-CH2-CH2-OH Propanol oder 1-Propanol oder n-Propylalkohol (kommt in den sogenannten Fuselölen billiger Destillate vor (Kopfschmerzen).
4) CH3-CH2-CH2-CH2-OH, Butanol, usw: Pentanol, Hexanol, Heptanol.........

Das sind aber alles primäre Alkohole, nicht zu verwechslen mit einwertigen Alkoholen.

Sekundär ist beispielsweise das Isopropanol, oder 2-Propanol (IPA); kennt man als Desinfektionsmittel in Arztpraxen. Ich verwende es zum Reinigen der Tonköpfe und (verdünnt) Schallplatten. Hieraus wird durch Oxidation das bekannte Aceton gewonnen, das ich definitiv nicht zum Reinigen von Platten empfehlen kann. Wer Metallteile aber schnell und effektif reinigen will: Spitze: es verdampft sehr schnell und ist sogar wasserlöslich.

Es gibt auch noch einen sehr bekannten dreiwertigen Alkohol: das Glycerin oder Propantriol.

Gruß

Thommy
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#14
´
Gehört zwar nicht hierher:

Schelllackplatten bitte gar nie niemals nicht mit Alkohol oder alkoholischen Lösungen zu reinigen versuchen; An- oder Auflösungen könnten die Folge sein.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#15
Gehört zwar auch nicht hierher:

Vinylplatten bitte auch niemals mit Alkohol reinigen. Bei einem von mir durchgeführten Test mit 120 Schallplatten der letzten 50 Jahre haben einige Polydor-Pressungen (altes Logo mit den goldenen Sternchen) das nicht vertragen, die Oberfläche wurde rauh und beim Abspielen bekommt man dann sehr starkes "Hintergrundrauschen", also auf gut deutsch: Die Platte war gründlich verdorben.
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