Grundig TK 30
#1
Liebe Tonbandfreunde,

wie in meinem Vorstellungs-Posting erwähnt, habe ich noch 2 defekte TK 30, die ich in nächster Zeit nach Möglichkeit selbst reparieren möchte. Die erste habe ich heute aufgemacht.

Fehler: Antriebsriemen Motor -> Schwungmasse gerissen.

Meine Fragen:
1) hat schon mal Jemand aus dem Forum diesen Riemen erneuert?
2) Muß man dazu wirklich das ganze Chassis aus dem Koffer heben?
3) Kommt man danach an die Rundriemenrille an dem Schwungrad dran oder müssen noch andere Teile demontiert werden?
4) Hat schon mal Jemand die Zugfeder zwischen den Bremsbacken der beiden Bandteller ersetzen müssen und mußte auf etwas "Selbstgestricktes" zurückgreifen?

Hinweis: Laut Alard Roose's Riemenliste ist dieser Riemen auch im TK 32, TK 35, TK 50, TK 54 und TK 55 verbaut. Vielleicht gibt es Besitzer dieser Geräte, die mir von ihren Erfahrungen bzgl. Riementausch berichten können.

Vielen Dank im voraus an Alle.
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#2
Hallo Klaus,

der Riemenwechsel am TK 30 geht folgendermassen vor sich:

Gerät aus dem Koffer ausbauen (das ist noch der angenehme Teil der Reparatur), vier Schrauben der Kopfträgerplatte lösen, kompletten Kopfträger VORSICHTIG nach schräg oben abziehen (Vorsicht mit den Kabeln, damit nix abreisst, wo man nachher nicht mehr weiss, wo sie hingehören) evtl. muss vorher der Lautstärkeregler gelockert werden.

Danach liegt die Schwungmasse vor einem. Und jetzt wird´s erst richtig lustig: Die Schwungmasse ist sozusagen zweiteilig, es sind zwei Federn auszuhängen um den neuen Riemen auflegen zu können. Bei dieser Gelegenheit prüfen, ob die Gummiblöcke a) überhaupt noch da sind und ob sie b) überhaupt noch ihrer Aufgabe-nämlich dem Dämpfen der Schwungmasse- nachkommen. Oft sind die Federn schon gar nicht mehr drin oder ausgehängt. Das hört man dann auch: Das Gerät läuft dann sehr laut und klingelt und scheppert. Diese Art der Dämpfung gab es auch bei Revox (Serie 36) da machte man das aber wesentlich eleganter mit einer Hardyscheibe.

Zurück zur TK 30: Es ist nicht einfach, den Riemen zu wechseln, da man einiges kaputtmachen kann. Ich würde erstmal prüfen, ob der Verstärker noch intakt ist, oder ob die Maschine da auch noch Handlungsbedarf zeigt. Sollte dies der Fall sein, würde ich aufgeben.....Es sei denn, das Gerät ist sehr wichtig und muss einfach wieder laufen.

Ich hoffe, Du kommst mit meinem Geschreibe klar. Aber wenn Du die einzelnen Schritte vornimmst, wirst Du es verstehen.

Die Zugfedern an den Bremsen habe ich noch nicht wechseln müssen.

Viel Erfolg und immer locker bleiben.

Gruss
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#3
Guten Abend Thomas,
zunächst vielen Dank für die prompte und ausführliche Antwort. Das für einen Riemenwechsel so ein technischer Aufwand betrieben werden muß, war mir nicht klar. Ob der Konstrukteur des TK 30 selbst schon mal diesen Riemen gewechselt hat???
Ich habe mich entschlossen, dieses Vorhaben trotzdem in den nächsten Wochen anzugehen. Beim letzten Einschalten des Gerätes vor ca. 2 Jahren (nach einer Pause von ca. 10 - 15 Jahren) lief das Gerät einige Minuten einwandfrei, bis der besagte Antriebsriemen riß, so daß ich davon ausgehe,
daß der Verstärker auch heute noch in Ordnung ist. Auch der Allgemein-zustand des Gerätes ist für das Alter noch erstaunlich, so daß ich auch deswegen die Reparatur angehen möchte. Für den täglichen Gebrauch habe ich eine A77 und eine Variocord 263, aber ich möchte die Kiste ans Laufen kriegen... Das verstehts Du sicher.
Ich halte Dich auf dem Laufenden. Nochmals vielen Dank.
PS: Ich habe auch die zweite defekte TK30 aufgemacht und danebengestellt -quasi als "Vorher-Nachher-Anschauungsmodell".
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#4
Klaus,

ich bin der Letzte, der für die Reparatur eines TK 30 kein Verständnis hätte, nenne ich doch über 50 Grundigs - die meisten davon mit Röhren - mein Eigen.

Für den täglichen "Bedarf" sind die Arbeitspferde Revox A/B 77 sowie A 700 und Uher RdL zuständig. Die machen das auch prima. Und gerade deswegen muss eben auch mal ´ne alte Grundig ans Netz. Denn damit fing der Wahnsinn schliesslich mal an........

Noch was: Sollte auch der kurze dicke Riemen für´s Rückspulen ersetzt werden müssen, nimm am besten den Gummi eines Revox-NAB-Adapters. Gibt´s massig und günstig bei den üblichen Verdächtigen. Der passt prima !

Viel Erfolg
Thomas
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#5
Ach, noch etwas:

ich wollte Dir keinesfalls irgendwie Angst machen ! Der Riemenwechsel ist - wenn man´s ruhig angeht und nicht huddelig wird - eigentlich kein Problem. Nur im Vergleich mit anderen Geräten/Marken hat sich die Mannschaft um den alten Max schon schwer Mühe gegeben, damit´s nicht zu leicht geht.

Und bei den Flaggschiffen TK 60/64 kann einem wirklich der Spass vergehen. Gleiches Laufwerk, aber noch mehr Kabelsalat. Oder auf Hessisch: noch mehr Kaabellaaasch (eigene Erfahrung !)

Also: Nur Mut !

Thomas
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#6
Guten Morgen Thomas,
vielen Dank für Deine umfangreichen Informationen. Ich werde den Riemen-wechsel in Kürze mit Ruhe angehen und Dich auf dem Laufenden halten.

Zu den 4 Schrauben der Kopfträgerplatte:
Gefunden habe ich die Schrauben "oben rechts", "unter dem Lautstärkeregler"
und "links vom Löschkopf". Wo ist die vierte?
Danke im voraus für Deine Antwort.
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#7
Ähem......möglicherweise sind´s auch nur drei.

Der letzte Riemenwechsel liegt schon etwas zurück. Ich hatte dazwischen schon diverse andere Geräte auf dem "OP-Tisch". Möglicherweise habe ich da was verwechselt. Peinlich, peinlich.....

Gruss
Thomas
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#8
Guten Abend Thomas,

der Riemenwechsel hat geklappt!!! Zunächst nochmals vielen Dank für die ausgezeichnete Erklärung und die aufmunternden Worte ("ruhig angehen und nicht huddelig werden"). Es hat sogar Spaß gemacht....

In Anlehnung an Deine Beschreibung bin ich nach dem Herausnehmen des Gerätes aus dem Koffer wie folgt vorgegangen:

1) Zählwerksriemen abnehmen
2) Magisches Band ausbauen, damit man besser an die Zylinderschrauben für die Halterung der Lautstärke- und Höhen-/Tiefen-Regler kommt.
3) Besagte Halterung ausbauen und nach links klappen.
4) Die 3 Schrauben der Kopfträgerplatte lösen.
5) Evtl. Andruckrollen-Mechanismus ausklinken.
6) Kopfträgerplatte nach rechts klappen und am besten hochkant stellen (Vorsicht bei der Tonwelle und den dünnen Käbelchen).
7) Mit etwas Geduld den neuen Riemen zwischen Gehäuse und Schwungmasse durchdrücken und um die Riemenscheibe und auf der anderen Seite um die Riemenscheibe der Antriebswelle legen.
8) Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.

Ich brauchte die beiden kleinen Federchen nicht auszuhängen, da der Spalt zwischen Gehäuse und Schwungmasse breit genug war. Die Gummiblöcke sind noch in Ordnung. Ich habe alle Riemen ausgetauscht. Dank an Alard Roose für die Abmessungen, die ich seiner Homepage entnommen habe. Die Maschine läuft jetzt wieder einwandfrei. Die Wiedergabe sowohl über den eingebauten Lautsprecher als auch über mein SABA 8080 ist ausgezeichnet. Die Aufnahme muß ich noch prüfen (ist für mich nicht so wichtig, da ich kaum noch aufnehme).

Zum TK30 selbst:
2-Spur mono, 9,5 + 19, robuste Mechanik, 18 cm Spulen, sauschwer, cremefarben, ca. Ende 50er/Anfang 60er Jahre gebaut

Abschließend nochmals vielen Dank für Deine Unterstützung. Ohne diese hätte ich die Kiste nur auf- und sofort wieder zugemacht...

PS: Bei der zweiten TK30 stößt irgendein Bauteil weiße Rauchwolken aus. Da lasse ich erstmal die Finger von...
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#9
[Bild: TK30_INF.jpg]

Danke Klaus,
für Deinen Bericht und Deine geduldige Reparatur. In meinem Bestand schlummert noch ein TK 54 (neben diversen anderen "Grundigs"); Deine ausführliche Beschreibung (und die der Mitposter) haben mich nun motoviert, vieleicht gerade eine TK 54 (die ja zuätzlich noch die Geschwindigkeit 4,75 aufweist) in das Reich der Lebenden zu holen.
MFG
H A N N S -D.

P.S.
Hat sie 18er- oder 15er-Spulen, die TK30?
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#10
Guten Abend Hanns-D.,

vielen Dank für Deine Antwort. Es freut mich, wenn ich Dich motiviert haben sollte.

Wie an anderer Stelle geschrieben, habe ich 2 Stück TK 30, die nur auf den ersten Blick baugleich sind. Daher liste ich die wesentlichen Übereinstimmungen/Abweichungen nachfolgend mal auf:

Die Übereinstimmungen:
a) Mono-Röhren-Geräte
b) 18 cm Spulen (selbst bei geschlossenem Deckel)
c) 9,5 und 19 cm/sec

Die Abweichungen:
Gerät Nr. 1 (repariert):
a) Farbe: creme
b) Tragegriff: links und rechts seitlich am Gerät befestigt
c) Ein- und Ausschalten: durch Knebelgriff rechts in der Mulde mit folgenden Stellungen (Stundenzeiger):
" 9:00 Uhr" = 19 cm/sec
"12:00 Uhr" = Gerät aus
" 3:00 Uhr" = 9,5 cm/sec

Gerät Nr. 2 (defekt - weiße Rauchwolken) ---> genau wie Dein Foto:
a) Farbe: blau
b) Tragegriff: im Frontbereich befestigt (ca. Breite des Lautsprechers)
c) Ein- und Ausschalten: durch weißen Druckschalter (rechts vom Knebelgriff).
"9:00 Uhr"- und "3:00"-Stellung des Knebengriffes wie bei Gerät Nr. 1. Eine "12:00"-Stellung (= Gerät aus) gibt es nicht!

Viel Spass beim Reparieren. Laut Alard Roose's Riemenliste sind die Abmessungen bei TK 30 und TK 54 gleich. Wenn noch Fragen, bitte melden.
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#11
Klaus,

eine Frage (auch an die anderen die´s interessiert):

Welche Ausführung gefällt Dir (Euch) besser: Die alte blaue von 1958/1959 oder die neuere graue um 1960/1961 ?

Ich besass beide als TK 35 und hatte immer einen klaren Favoriten....

Klaus, hast Du schon herausgefunden, wer da heimlich im blauen TK 30 raucht ? Bestimmt ein bösser Elko. Oder etwa ein gleich riecht er (technisch auch Gleichrichter genannt) ?

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#12
Guten Abend Thomas,

vielen Dank für Deine Nachricht.

Mir gefällt grundsätzlich die graue Ausführung besser. In meinem speziellen Fall kommt noch hinzu, daß die blaue Maschine in einem viel schlechteren Allgemeinzustand ist.

Da ich von Elektrik und Elektronik keine Ahnung habe, sondern mich nur mit mechanischen Defekten beschäftige, kann ich Dir leider nicht sagen, wie das
"rauchende" Bauteil heißt (Transistor? Kondensator? Gleichrichter?). Im eingebauten Zustand ist auch kein Aufdruck zu erkennen, der weiterhelfen könnte. Ich habe diese Maschine zunächst mal wieder in's "Depot" (Keller) gestellt für Basteleien an langen Winterabenden...

Die reparierte graue TK 30 läuft seit ca. 1 Woche durchschnittlich täglich ca. 1 - 2 Stunden sowohl im Leerlauf als unter Last zu meiner vollen Zufriedenheit.

Vielen Dank nochmal an alle Beteiligten für die Unterstützung.
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