Agfa F/FR/FR22 etc.
#1
Hallo,

in meiner Sammlung finden sich einige Agfa-Studiobänder oben genannter Bezeichnung. Insgesamt konnte ich bisher unterscheiden:

Agfa F, Agfa FR, Agfa FR22, Agfa FR25. Außerdem habe ich ein Band, dessen Rückseitenbeschichtung den Aufdruck Agfa FR5 zeigt, oder besser gesagt, den unteren Teil einer 5, die Bedruckung ist nicht mittig auf dem Band.

Nun habe ich zwar in der AES-Tabelle nachgeschlagen, aber einige Fragen, die auch zum Teil aus anderen Publikationen herrühren, blieben für mich bis dato ungeklärt.

1. Die Anleitung zur Telefunken M5 sagt, dass Agfa F nur bei 76cm/s zu benutzen sei. Daraus folgere ich, dass dieses Band auch nur für 76cm/s spezifiziert war, was dem Herstellungszeitraum ja durchaus entsprechen würde. Ist das so korrekt?

2. Zwischen Agfa FR (Produktionsende 1956) und Agfa FR22 (Produktionsbeginn 1959) klafft eine Lücke, welche durch das FR6 (oder FR4) geschlossen worden sein könnte.
Ich habe Kartons, auf denen auf dem Etikett die Aufschrift Agfa FR mit einem Stempel "FR22" ergänzt wurde. Daraus schließe ich, dass es zumindest eine Überlappung gab, in der die Bänder zeitgleich kartoniert wurden. Oder aber es gab große Restbestände an FR-Etiketten, die verbraucht werden mussten, was ich aber für nicht allzu wahrscheinlich halte. Dass das FR6 mit FR-Etiketten ausgestattet wurde und daher die Überlappung entstand, scheint mir auch unwahrscheinlich. Was war also zwischen FR und FR22? Ich weiß, dass das FR22 als Masterband und das FR als Rundfunkband gedacht war, da aber diese Etikettenergänzung beide Materialien tangiert, scheint es ja doch starke Gemeinsamkeiten gegeben zu haben.

3. Das Agfa FR25 gab es laut AES-Liste nur 1961, gedacht war es ebenfalls als Rundfunkband. Was unterschied es speziell von den anderen Rundfunkbändern der Produktion? Welche Lücke sollte damit geschlossen werden?

4. Um welches Band könnte es sich bei dem von mir genannten "Agfa FR5" handeln?

5. Wer hat Datenblätter von den genannten Bändern und könnte mir diese in elektronischer Form oder als Kopie zukommen lassen?

Gruß
Niko
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#2
Zu praktisch allen angeführten Bändern habe ich Material.
Meine Daten stammen aus verschiedenen Quellen, die meist sehr AGFA-nah sind, aber nicht mit der Konsequenz auf Plausibilität geprüft werden konnten, wie das die Angaben der AES-Liste von Friedrich für sich in Anspruch nehmen dürfen. Ich habe also AGFA-Leuten bzw. zeitgenössischer Literatur meines Besitzes schlicht geglaubt, weil mir keine besseren Informationsmittel zur Verfügung stehen. Wenn die Abweichungen zu Friedrichs Liste allzu grotesk werden, möchte der Leser auf 'Hab Acht!' schalten.

AGFA-Band jedoch, das 'hinne-naus' jeweils eine '5' im Namen führt, kenne ich neben dem nicht in Betracht kommenden 525 (bzw. seinem Monobruder 555) nur als das schon recht späte FR25 von 1961 und vor allem den Typ F von 1948 (kubischer Magnetit), der als erster aus Leverkusen kam und die offizielle Bezeichnung F875 führte. Sollte dies das Band sein, das du besitzst?

F wurde von AGFA zwar für 76,2 und 38,1 cm/s beworben (z. B. auf der Rückseite des Magnetbandspieler-Selbstbaues 1952), verwies mit seiner eher kümmerlichen Sättigungsremanenz (300 Gauss; korreliert etwa mit 400 bis 450 nWb/m), die bei 38 nicht gerade gestiegen sein wird, aber eher auf den Horizont der ersten, allein von der professionellen Tonaufnahme gekennzeichneten Nachkriegszeit (1948: Währungsreform und Berliner Blockade; privat war da noch nicht viel zu retten). Daher die Empfehlung der Wedeler, es bei der M5 mit F und 76,2 cm/s bewenden zu lassen.

1951 erschien FS, 1955 FSP, um den Weg zu den niedrigen Bandgeschwindigkeiten frei zu machen.
1954 brachte man die 4er-Charge des FR heraus, das noch mit kubischem Magnetit arbeitete, aber schon recht hoch aussteuerbar war. Das ab 1956 angebotene FR der 6er-Chargen scheint ähnlich wie das FR22 ein Versuchsballon gewesen zu sein, weil es als 'FR6' eine Magnetitmischung aus kubischen und nadelförmigen (!) Bestandteilen aufwies. Die Aussteuerbarkeit fiel zwar wieder hinter FR4 zurück, aber die Zeit der nadelförmigen Magnetite war offensichtlich angebrochen, weshalb man wohl dieses Wagnis mit dem Mischmagnetit eingegangen war.

FR22 (1956) profilierte sich dann zwar als das letzte (?) professionelle Band, das mit kubischem Magnetit angeboten wurde, wartete aber mit einer Aussteuerbarkeit auf, die mit dem gut fünfundzwanzig Jahre jüngeren 528 mithalten könnte. Nun ist Aussteuerbarkeit nicht alles, weshalb sich der Aufruhr um dieses Band legte, die Flurmarken waren aber bereits gesetzt, zumal PER (1957) mit rein nadelförmigem Magnetit auf den Markt kam und die neue Zeit einläutete.

FR25 gilt als Vorläufer des 525 (Krones vergleicht meines Wissens in einem Aufsatz auch beide Bänder), mit dem (1963) es sich dann für einige Zeit im professionellen Rahmen, also beim Aufnehmen ohne 'künstliche' Erschwernisse (niedrige Geschwindigkeiten und schmale Spuren) auch hatte. Für den Rundfunk blieb das letztlich bis zum Beginn der 1980er definitiv so.

Nachdem FR4 und FR22 für den hohen Geschwindigkeitsbereich und die Monofonie eigentlich nurmehr wenige Wünsche offen ließen, bestand kaum Veranlassung, am Angebot größere Modifikationen anzubringen, weil aus anderen Gründen -wie z. B. dem Schnitt- von 38,1 cm/s nicht abgewichen werden konnte.

Im Amateurbereich, der überdies auch von den Lasten großer Archive weitgehend frei war, sah das natürlich völlig anders aus, weil die in der Tendenz zu niedrigen Geschwindigkeiten liegenden Schwierigkeiten durch die über den Horizont krabbelnde Viertelspurtechnik schlicht potenziert wurden.

Mir liegen eine ganze Reihe von Diagrammen zum genannten Material vor, deren Studium (FR22!) nicht ohne ist.

Hans-Joachim
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#3
Ich werde einen Streifen meines fraglichen 5-er Bandes auf den Scanner legen. Es ist mit einer roten Rückseitenmattierung versehen. Die Beschriftung ist Agfa FR, dann kommt der Unterteil dieser 5 und dann nach einem Trennzeichen eine Nummer, welche ich als Chargennummer ansehe. Es könnte natürlich sein, dass die 5 zu dieser Chargennummer gehört und das Trennzeichen ebenfalls, aufgrund der sichtbaren Nähe der 5 zum FR war jedoch mein erster Schluss, dass die Ziffer dazugehört.

Die Folgeentwicklung des F lief also zweigleisig. Einerseits FS und FSP, andererseits FR und Folgetypen. Richtig?

Was brachte die Mischbeschichtung des FR6 für Vorteile im Vergleich zu einer rein nadelförmigen Beschichtung? Generell gehe ich analog zu den späteren Amateurbändern, bei denen man spezielle nadelförmige Kristalle als "Low-Noise" vermarktete, davon aus, dass die nadelförmigen Kristalle Vorteile in Bezug auf das Grundrauschen hatten. Dennoch wäre doch an und für sich eine rein nadelförmige Beschichtung, wie sie später ja auch realisiert wurde, bereits denkbar gewesen.

Wenn das FR25 als Vorläufer des 525 zu sehen ist, welche Rolle kommt dann dem PER zu? Bislang sah ich dies immer als Vorläufer des 525 an.

Danke auch für die restlichen Ausführungen. Über Diagramme oder Dokumente zu den Bändern würde ich mich freuen, sofern sie denn als Kopie oder in gescannter Form vorliegen.

Gruß
Niko
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#4
Zunächst einmal muss ich einräumen, dass Krones in jenem Text nicht 525 und FR25 vergleicht, sondern FR4 und 525, was letztlich auch wohl beim Rundfunk einen real erfolgenden Produktübergang markierte.

Meiner Ansicht nach (ich kenne eigentlich zu wenige, wirklich altgediente Leute der Krones-Ära, auf die ich mich durchwegs guten Gewissen verließe) signalsiert die Aufspaltung der Entwicklungen F->FS bzw. F->FR die letztlich bis zum Schluss der analogen Magnetbandzeit aufrecht erhaltene Trennung von rundfunkprofessionellem, quasi abwärtskompatiblem (Ende mit 528) und jeweils quasi auf der Höhe der technischen Entwicklung befindlichem, aber nicht abwärtskompatiblem Bandmaterial, das mit 468, 911 und 900 abschloss.

FR6 war wohl ein Versuch, der ja auch nicht so weit reichte, dass man den nadelförmigen Magnetit konsequent in Bandlaufrichtung ausgerichtet hätte. Man wollte wohl sehen, wie man in der Serienfertigung mit diesem neuen Magnetit zurechtkam. Mehr kann es eigentlich nicht gewesen sein, weil die sonstigen Werte nicht besser waren als bei FR4, die Kopierdämpfung aber deutlich hinter FR4 zurückblieb.

Ein umfangreicher Text zum Thema hat inzwischen in deiner Mailbox angelegt.

Hans-Joachim
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