Unterschiedliche Farben der Magnetschicht
#1
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Die unterschiedlichen Band- Typen der der einzelnen Hersteller haben unterschiedliche Oxidmischungen, das ist bekannt. Die Zusammensetzung der Schichten sind das Ergebnis langer Entwicklungen.

Auffällig ist, dass zwei Farben vorherrschen; braun und schwarz, wobei braun beschichtete Bänder überwiegen. Soweit mir bekannt, hatte Agfa im Spulenbereich stets braune Mischungen, BASF bis auf das LGR50 ebenfalls. Scotch hatte etliche schwarz beschichte Typen, später dann auch braun. Auch Sony hatte schwarze Magnetschichten. Von Ampex / Quantegy sind mir nur braune Bänder bekannt, wenn man von den "beliebten" Shamrocksorten und ihren Untermarken absieht. EE- Bänder sind ein Sonderfall und hier nicht gemeint.

Die Mischungen waren vermutlich Betriebsgeheimnisse, aber den beiden Grundfarben liegen doch sicher allgemein bekannte Mischungen zugrunde.

Was sind die Hauptunterschiede der Grundoxide und wodurch unterscheiden sie sich? Qualitativ kann ich keinen grundsätzlichen Unterschied ausmachen, die Hersteller werden aber handfeste Gründe für ihre Wahl gehabt haben.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#2
Zitat:Frank postete
Von Ampex / Quantegy sind mir nur braune Bänder bekannt, wenn man von den "beliebten" Shamrocksorten und ihren Untermarken absieht.
Waren die Shamrocks nicht Zweite-Wahl-Chargen von Ampex-Bändern? So steht es jedenfalls hier. Insofern müßte es ja zu jedem schwarzen Shamrock-Band auch eine Ampex-Entsprechung geben.
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#3
Oder die ganze Schwarzproduktion fiel so bescheiden aus, dass es nie schwarzes Ampex gab. Big Grin

Gruß
Niko
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#4
Prinzipiell, lieber Frank, wissen wir ja alle -und sei es aus der ersten Chemiestunde-, zu welch munteren Farbenspiele zwei glasklare Flüssigkeiten ("Wasser") allein durch Mischung veranlasst werden können. Nachdem der Rost rot ist (aus denselben Gründen wie auch das Blut) liegt natürlich nahe, Eisenoxide zunächst mit dieser Farbe zu verbinden. Andererseits wurden die Pigment-Oxide ja schon in historischer Zeit mit jeder Menge anderer Materialien aufgepeppt, um die Dichte nutzbarer Teilchen des Magnetits soweit zeitgenössisch irgend möglich zu steigern. Man wusste ja schon sehr bald, worauf es ankam.

So robbte man sich vom kugelförmigen zum kubischen und nadelförmigen Magnetit voran, um in der Kobaltdotierungszeit noch Spezialverfahren zur Verdichtung der 'Oberflächenbelegung' zu entwickeln, was nicht zuletzt durch die Videotechnik für Amateure erzwungen wurde.
Warum erwähne ich nun dies? Ich, der ich die Farbe der Magnetitschicht immer als Dictum hingenommen habe (der Rest ist 'sowieso Farbe'), vermute, dass auch die Kristallstuktur der Magnetitbeschichtung bei der Reflexion des sichtbaren Lichtes Einfluss auf die Farbe einer Bandoberfläche nimmt. Ansonsten müssen wir uns ohnehin auf die Ergebnisse chemophysikalischen Experimentierens verlassen, das beim Band ja nicht nach einer gefälligen Farbe, sondern einem sehr genauen Anforderungskatalog verlief, wie denn gerade die disziplinübergreifenden Ansprüche typisch für die mediale Speicherung waren.
Interessant ist dabei, dass der sich ergebende Farbkatalog aber wohl (indirekt) doch bei Farbleuten seinen Ausgang genommen zu haben scheint, weil die Magnetbandler in deren Ludwigshafener Büros weiland Hilfe suchend vorstellig wurden. Hantierten die Farbkollegen doch traditionell mit Eisenoxiden (auch tiefschwarzen übrigens: Druckfarben etc.), weshalb man in frühen Ludwigshafener Tagen auch in diesen Geschäftsbereichen nach bereits existierenden Oxiden fragte, die man dann auf Eignung für die magnetische Informationsspeicherung untersuchen konnte, ohne sie erst langwierig entwickeln zu müssen.

Nicht weniger interessant ist nach meiner ganz biederen Eigenbeobachtung, dass schon in der Vor-Hf-Zeit letztlich die gesamte Farbpalette abgeradelt war:
Die Carbonyleisenbänder der allerersten Zeit (also

bis etwa Herbst 1936) waren mit hellgrauem Magnetit versehen.

1936 stieg man auf das tiefschwarze Fe3O4 um, das etwa

1939/40 zugunsten des allbekannten braunroten Gamma-Fe3O4 ('rostrot') verlassen wurde. Der Rahmen war damit gesetzt. Bänder mit gelbem, grünem oder blauem Magnetit begegneten mir nie.

Schließlich fällt auf, dass die rein chemische Seite der Pigmententwicklung immer bei den Chemikern blieb und ungeachtet ihrer zentralen Bedeutung in der physikalisch dominierten Grundlagenliteratur zur magnetischen Ton- und Bildaufnahmetechnik eher ein Schattendasein fristet. Chemische Formeln findet man da letztlich nur ausnahmsweise (z. B. Aufsatz Krones in Winckel I) oder überhaupt nicht (Winckel II). Ja, selbst 'der Altrichter' ("Das Magnetband") kommt gänzlich ohne Chemie aus, sieht man einmal von einer kristallstrukturellen Herleitung des Ferromagnetismus ab. Das verschärft sich noch über die letzten Jahrzehnte (vgl. Winckel II), worin sich Ost und West auch nicht unterscheiden, denn auch Scholz 1969 weiß sich chemisch heftig am Riemen zu reißen. Mir ist aus der letzten Zeit des Magnetbands lediglich ein Aufsatz des Chemieprofessors Klaus Stopperka (Wolfen-Dessau) im Heft 1 von Bild & Ton 1987 bekannt, in dem er sich von der Warte des Chemikers aus mit der Zukunft des Magnetbandes befasst.
Seine Darlegungen sind mir aber bezeichnenderweise fremd.
Nicht nur mir, denn die Tonaufnahmetechnik ist eben immer Domäne der Physiker geblieben, denen ich näher stehe (als mein Sohn...).

Hans-Joachim
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#5
Hallo,

es gab eine zeitlang dunkelgrüne Tonbänder der Fa. GRUNDIG, die eine "saugute" Tonqualität besaßen, lieber Hans-Joachim.

Dein Eintrag war - wie immer - hochinteressant.

Gruß, Euer Gunther
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#6
Lieber Gunther,

vielen Dank für den Hinweis; weißt du, wo das Band herkam bzw. auf welcher Basis es gefertigt wurde? Ich nehme an, dass dies mit der grünen Kennfarbe des Langspielbandes zu tun hatte, was als eine der kundennahen Ideen (Grundigs?) ja nicht überlebte, sondern als Tradition irgendwo immer mal wieder (und dann 'fast' unerklärlich) hochkochte. Solltest du jedoch das LGR40 genannte Band meinen, dann sprach ich oben von anderem, weil ich auf die abweichende Farbe des Magnetits abhob. Es gab ja mit PES40 auch Bänder auf gelb eingefärbtem Träger.

Das Problem bei einer Entscheidung, den Magnetit einzufärben, besteht ja darin, dass die qualitative Verbesserung des Magnetbandes vor allem mit der erheblichen Steigerung der Teilchendichte nutzbaren Magnetits einherging. Kommt da jetzt noch 'so'n' Marketing-Fritze und will eine Farbe in den Magnetit (darum geht es ja) eingebaut haben, nimmt die Dichte magnetischen Materials mit großer Wahrscheinlichkeit ab, weshalb der Chemiker von den Physikern im Hause eins auf den Deckel bekommt ("Ja bist du denn wahnsinnig, die Konkurrenz schläft doch nicht...!"), weil die Qualität des Bandes wohl fast grundsätzlich schlechter werden muss. Insofern ist deine Beobachtung "qualitativ hochwertig" sehr wesentlich; und das Band ein Kandidat für eine Untersuchung obigen Musters.

Natürlich muss man mit nicht objektivierten Beobachtungen nebst Ursachenzuweisung immer etwas zurückhaltend sein, wie folgende, mir noch immer erinnerliche und daher wohl nicht ganz unwesentliche Anekdote meiner Kinderzeit zeigt:

Mein Vater stand über längere Zeit mit dem etwa gleichaltrigen München-Garmischer Elektronikpionier Fritz Kühne (kann man wohl so nennen, oder?) im schriftlichen Kontakt wegen des vielleicht auch hier bekannten PPP-Verstärkers (anodenstromfreier Ausgangsübertrager einfachster Bauart), den Kühne in der Funkschau zweitweise recht intensiv aufgekocht hatte. Schließlich gelang es dem Papa sogar, eine Einladung an Kühne erfolgreich zu platzieren.
Der erzählte nun im Laufe eines zum längeren Abend werdenden Nachmittags jede Menge aus seiner 'Klangerfahrung', was bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat. So auch von einem Lautsprecher eines Radiogerätes deutscher Provenienz, das sich insbesondere in Italien glänzend verkaufte. Damit hatte es aber sein abruptes Ende, als wegen einer Fertigungseinstellung ein anderes, aber 'an sich' hochwertigeres Lautsprecherchassis verbaut werden musste....
Den Hersteller interessierte die Ursache: Der neue Lautsprecher war deutlich breitbandiger als der alte, gab also Verzerrungen erheblich 'besser', da naturgetreuer wieder als sein Vorgänger. Nachdem in Italia felix zumindest damals Radiogeräte bevorzugt mit dem Lautstärkesteller am Rechtsanschlag betrieben wurden, arbeitete der Endverstärker fast grundsätzlich in der Sättigung, was der 'neue' Lautsprecher durch eine ordentliche Wiedergabe der Endverstärkerverzerrung gnadenlos hörbar machte und das Radio nun 'schlecht' klingen ließ. 'So etwas' kauft man natürlich nicht mehr. Die Ursache lag also in der fehlenden Maskierung der Verzerrungsvorgänge durch ein hochwertigeres Chassis.

War deshalb der neue Lautsprecher schlechter, oder der alte besser oder was?

Vielleicht war dieser Tag vor knapp 50 Jahren einer derjenigen, der dazu beitrug, dass ich mich veranlasst sehe, die Fragen zu stellen, die ich stelle, an andere dagegen nicht gerne heranwill (ich habe mich ja genügend geoutet, od'r?).

Hans-Joachim
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#7
Hi,

nein, ich weiß nach so langer Zeit leider nicht mehr wo das Band produziert wurde. Auch habe ich nur zwei 18er Bänder davon gehabt. Und die habe ich zusammen mit zwei Drittel meines Bandbestandes vor einiger Zeit abgegeben.

Jetzt habe ich nur noch Tonbänder auf denen TBS-47-Aufnahmen drauf sind.

Ich weiß nur, daß dieses Langspiel-Bandmaterial rückseitenbeschichtet war. Und zwar in der von mir genannten Farbe.

Ich habe auch im www. versucht etwas darüber heraus zu finden, doch leider ohne Erfolg.

Gruß, Euer Gunther
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#8
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Es gab von der BASF auch das LPR35 eine Zeit lang mit gelblich- grünlicher RSM. Das LGR40, ebenfalls Langspielband tendiert hinten mehr in Richtung resedagrün nach RAL, also eher hell, vorne mehr umbrabraun bis schwarz. Könnte es das gewesen sein? Eigentlich war das LGR40 ein Rundfunkband, es war im Handel eher selten anzutreffen.

@ Timo & Niko: Es gibt Gerüchte, dass die Shamrocks auch Daten / Instrumentations / Videobänder gewesen sein könnten. Von denen hatte ich unter dem Namen Ampex mit schwarzer Oxidschicht schon etliche Exemplare in den Fingern. Die waren derartig verklebt, dass ich sie mit der Metallsäge vom Kern holen mußte. Kein Witz.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#9
Hi,

Zitat:Frank postete
Es gab von der BASF auch das LPR35 eine Zeit lang mit gelblich- grünlicher RSM. Das LGR40, ebenfalls Langspielband tendiert hinten mehr in Richtung resedagrün nach RAL, also eher hell, vorne mehr umbrabraun bis schwarz. Könnte es das gewesen sein? Eigentlich war das LGR40 ein Rundfunkband, es war im Handel eher selten anzutreffen.
das Bandmaterial war mit Sicherheit kein Rundfunkband, da es im 18er GRUNDIG-Karton im Kaufhaus angeboten/gekauft wurde. Ansonsten sind Deine Farbangaben in etwa korrekt.

Gruß, Euer Gunther
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#10
Hallo,

ich denke, Chemiker sind für die Darstellung der von den Entwicklern (evtl. auch Physikern) angeforderten Spezifikationen des Magnetits schon typisch. Die Darstellung erfolgt im Labor und ist rein chemisch (z. B. über Eisensulfat...). Anschließend wird mit physikalischen Meßgeräten geprüft, ob diese Vorgaben eingehalten wurden.
Ich behaupte mal, daß ein einem durchschnittlichen Chemielabor die physikalische Analyse überwiegt, da sie oft einfach schneller oder natürlich auch sinnvoller ist. So wird die Reinheit eines Stoffes oft erst mal über die Dichte und den Brechungsindex bestimmt, und vieles vieles mehr...
Manchmal ist die Unterscheidung zwischen Physik und Chemie schwer (Otto Hahn war Chemiker...)

Zur Farbe:
Ich habe im Holleman-Wiberg mal unter Eisen(III)-oxid nachgeschlagen:
"Wegen seiner schönen roten Farbe dienst Eisen(III)-oxid als vielgebrauchte Anstreich- und Malerfarbe. Je nach Korngröße des Materials kann man dabei Farben erzielen, die zwischen Hellrot und Purpurviolett variieren." (Aus: Holleman-Wiberg: Lehrbuch der Anorganischen Chemie, 81.-90. Auflage, de Gruyter, 1976).
Und ein Pigmenthersteller im Internet listet auch eine große Palette dieser Farben auf (ohne Gelb, das ist Eisenoxid mit Kristallwasser, für ein Magnetband wohl nicht geeignet).
Jetzt stellt sich mir die Frage: Es sollen doch mörglicht kleine Kristallnadeln zum Einsatz kommen, etwa 1µm Länge, möglichst dicht gepackt. Daraus folgt, daß die Farbe etwa gleich sein sollte.
Bei LH-Bändern werden kleinere Kristalle verwendet: Ich habe viele BASF-Bänder aus der "Übergangszeit", erkenne aber keine deutlichen Farbunterschied (abgesehen von der Trägerschicht).
Vielleicht wurde der der Bandherstellung aus irgendwelchen mir unbekannten Gründen doch ein kleiner Teil größerer Teilchen eingefügt? Oder ließ es sich nicht verhindern, daß sich ein paar Kristalle doch verbanden und so die (unterschiedlichen) Farben erzeugten. Ein abweichender Herstellungsprozeß könnte diese Variationen erzeugen.

Gruß

Thommy
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#11
Zitat:Frank postete
Qualitativ kann ich keinen grundsätzlichen Unterschied ausmachen [...].
Hallo Frank,

das finde ich interessant, bringt mich zum Grübeln: Wenn ich dann auf meiner M15 einen klitzekleinen Pegelunterschied zwischen PER 528 und LGR50 (bei einem zusammengeklebten Riemen, Halbspur 38 cm, das LGR50 ist etwas leiser) habe, liegt das dann daran, daß die Maschine auf PER 528 eingemessen ist...? :?

Hat jemand eine Vermutung?

Danke! Smile
Michael
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