Dylans Autobiographie
#1
Im Oktober erscheint sein Buch und alle warten drauf. Was der Meister macht, das muß gut sein. Ich kann es mir nur so erklären: der Mann braucht Geld! Warum sonst tourt er ständig durch Deutschland?

Früher waren Memoiren Memoiren, d.h. abgeschlossene Werke, die nach dem Tod des Hauptdarstellers erschienen. Heute nennt sich das Autobiographie, wird von Ghostwritern zusammen mit dem Darsteller geschrieben und vor seinem Tode veröffentlicht.

Ich würde mir das Werk kaufen, wenn man mir den zweiten und letzten Teil garantieren könnte. Das Buch hört ja mittendrin auf, soviel steht fest. Dylan könnte beispielsweise plötzlich Mohamedaner werden, ein Attentat begehen, nur noch Kindermusik schreiben, Präsident der USA werden und dabei den Befehl zum Versenken Islands geben... Ich habe da so meine Probleme mit den heutigen Autobiographien.

Was nicht heißen muß, daß dieses gottgleiche Werk schlecht wäre... Wink
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#2
Daß zumindest die Dylan-Fans darauf warten, da liegst Du völlig richtig. Daß somit auch ich ganz heiss auf den Wälzer bin, kannst Du Dir denken. Dem Rest der Welt ist das mit Recht ziemlich egal. Trotz nicht abzuleugnender Erfolge des Barden ist nicht alles, was er macht, automatisch auch gut. Es reicht auch völlig, wenn das, was er macht, nicht langweilig ist wie so vieles, was objektiv betrachtet besser gemacht wurde.

Daß er laufend durch Deutschland tourt, ist leider ein frommer Wunsch. Schön wärs. Mickrige 2 Konzerte waren es dieses Jahr - er beginnt sich rar zu machen Sad

Ob er Geld braucht, weiss ich nicht. Gelegentlich leistet er sich als Hobby ein Filmprojekt, das traditionell flopt. So eines hat er gerade hinter sich. Andererseits ist er einfach ein Arbeiter, der es als Job begreift, auf die Bühne zu steigen und nicht einsieht, wieso er aufhören soll zu arbeiten. Geht ja auch vielen normalen Arbeitnehmern so. Ich denke, wer so viele Songs geschrieben hat wie Dylan und so oft gecovert wurde, braucht sich nicht noch ein paar Zusatzkröten durch Live-Auftritte zusammenzuspielen. Schön, daß er das trotzdem tut.

Wenn nun jemand anders eine postume Bio schreibt, wo liegt denn da der Unterschied zu einem Ghostwriter? Auf sorgfältige Recherche kommt es immer an, und wenn die Hauptperson noch was zu sagen hat, dürfte das der Qualität nur dienlich sein. Daß das Buch nicht abgeschlossen sein kann, ist klar. Es ist davon auszugehen, daß auch nach Dylans Ableben noch was finales über ihn geschrieben wird, und solange müssen die Abgeschlossenheitsfanatiker eben warten, hoffentlich noch lange, am liebsten bis sie selber schwarz werden! Big Grin

Ich für meinen Teil finde die Aussicht auf eine Zwischenbilanz sehr reizvoll. Viele Themen um Dylan herum sind abgeschlossen, insofern kommt das Buch nicht zu früh. Und ein Blick auf das, was sich noch im Fluss befindet, aus der Sicht der Hauptperson zu lesen, ist mir allemal lieber als die wichtigtuerischen Spekulationen der Nachwortschreiber.

Ob das Buch gut ist, weiss ich nicht. Wird sich zeigen. Bin aber sehr sicher, daß es nicht langweilig wird.

Michael(F)
Michael(F)
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