Show-Mashine AKAI GX-635D
#1
Liebe Tonbandfreunde,

ich möchte hier einen Teil meiner Sammlung vorstellen, die Vierspur(Viertelspur)-Ausführungen meiner Großspuler.

Den Start machte schon SONY_TC-765 und als zweite japanische Maschine soll die AKAI GX-635D meine Vorstellung fortsetzen.

Die Akai ist mein erstes Tonbandgerät aus japanischer Herstellung und zugleich die teuerste Maschine die ich erstanden habe. In der Vergangenheit habe ich schon einige Käufe vor allem bei 3..2..1.. getätigt und dabei viele bunte Erfahrungen machen müssen. Doch die AKAI hat dass gehalten was die Offerte versprochen und suggeriert hatte. Abgesehen von einer erforderlichen Neueinmessung waren nur geringe arbeiten am Gerät erforderlich. Die Funktionen waren soweit alle gegeben, lediglich die elektrische Einmessung war nicht mehr optimal. Nachdem die elektromagnetisch betriebenen Entzerrungs-Aufnahmeschiebeschalter ausgebaut, zerlegt und gereinigt waren, müssten noch die Trimmwiderstände erneuert werden. Die Trimmwiderstände waren leider durch Oxidation sehr unzuverlässig geworden und hatten nach Verstellung keinen stabilen elektrischen Kontakt mehr. Damit waren die Bauteile nicht mehr für eine Neujustierung geeignet und wurden gegen Neue gewechselt. Dies ist, so denke ich die Regel bei jeder dieser Maschinen und vor einer erfolgreichen Neueinmessung angeraten. Nach erfolgreicher Ausführung der Arbeiteten funktioniert die AKAI GX-635D in jeder Hinsicht ohne Tadel.
Eine wirklich zu empfehlende Zweikanal-Stereo-Vierspumaschine, welche allerdings preislich leider inakzeptabel überzogen im derzeitigen Marktwert.

Der technische Aufbau der AKAI wirkt insgesamt nicht sonderlich solide, wie z.B. bei einer ASC oder auch der Sony TC-765 auch ist die z.B. Servicefreundlichkeit nicht mit einer ReVox zu vergleichen. Jedoch verstanden es die Konstrukteure mittels der japanisch typischen Blechkonstruktion eine solide und offensichtlich zuverlässige Maschine zu bauen. Alle Motore sind Asynchonmotore und arbeiten als Direktantrieb, lediglich das Echtzeitzählwerk (für 19,05cm/s) arbeitet über einen Riemenantrieb. Die Motore wirken etwas schmächtig im Inneren und insgesamt im Gehäuse etwas verloren. Die Einmessmöglichkeiten sind reduziert, jedoch kennen wir das auch von anderen Fabrikaten wie z. B. ASC und Sony. Alles im Allem eine sehr zu empfehlende Maschine für die tägliche Nutzung.


Hier zu Beginn die AKAI GX-635D von vorne gesehen.
1)
[Bild: GX635D_front_00.JPG]


Die Sicht auf die Pappwand, man fühlt sich hier fast wie bei alten Röhrenradios! ;-)
2)
[Bild: GX635D_Rueckseite_00.JPG]


Der Blick in das Innere der Audioelektronik von hinten gesehen
3)
[Bild: AKAI635_hinten_Audioplatine_00.JPG]


Hier die Schiebeschalter im Detail und zerlegt bei Ihrer Reinigung
4)
[Bild: 635_Audioschalter_01.jpg]

Beim Zusammenbau der Schalter, nach der Reinigung ist insoweit Vorsicht geboten, dass das Blechgehäuse beim wieder umbiegen der Fixierzähne sich nicht verzieht. Es ist hier besonders wichtig das der Schieber möglichst nicht hakt bzw. die Reibung nicht unnötig gross wird.

[Bild: 635_Audio-Schalter_offen.jpg]


Hier die Laufwerksteuerung in solider Klappertechnik.
5)
[Bild: 635D_Laufwerksteuerung_Tonmotor.jpg]


Hier ein Blick wieder auf die Front bei geöffneter Maschine
6)
[Bild: 635D_vorne_total_offen.jpg]



Nach der kleinen Überholung der AKAI GX-635D und der anschliessenden Einmessung auf das Bandmaterial TDK AUDUA, habe ich natürlich auch ein paar Messungen bezüglich der Kanalgleichheit des Frequenzgangs durchgeführt.

Hier nun die Ergebnisse in graphischer Darstellung:

A) Frequenzgang in Vorwärtslaufrichtung

-19,05cm/s
[Bild: AKAI_F-gang_TDK_19_05cm_normal.jpg]

-9,525cm/s
[Bild: AKAI_F-gang_TDK_9_525cm_normal.jpg]


B) Frequenzgang in Rückwärtslaufrichtung

-19,05cm/s
[Bild: AKAI_F-gang_TDK_rev_19_05cm_normal.jpg]


-9,525cm/s
[Bild: AKAI_F-gang_TDK_rev_9_525cm_normal.jpg]


Die AKAI GX-635D macht in ihrer Bedienung einen guten, zuverlässigen und nicht verspielten Eindruck. Abgesehen von ihrem augenblicklichen Handelswert, welcher durchaus als überzogen zu beurteilen ist, eine gute Maschine.

Gruß
Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#2
Danke für die schöne Vorstellung, Thomas.

Bleibt die Frage, wieso Du sie als Show-Maschine bezeichnest. In deinem Text findet sich dazu kein Hinweis. Um es vorneweg zu nehmen - ich tue das auch.

Ich besitze eine 636 und von weitem imponierte mir das wertige, massive Aussehen. Als ich dann die Rückwand aus Pappe sah und die "massive Abdeckung" aus versilbertem Kunststoff, da war es mit der Liebe vorbei, zunächst. Die Maschine musste dann ran, als es galt sich durch Kartons von z. T. schmierigen Bändern zu hören und ich diese Tortur nicht meiner A77 zumuten wollte, schließlich hat die keine GX-Köpfe und vor allem keine Möglichkeit zu Reverse Betrieb.

Hier bemerkte ich dann, daß die Akai nicht nur ein Showgirl ist sondern eine harte Arbeiterin, die zuverlässig und ohne zu Mucken ihre Dienste tut. Lediglich die dünnen Stiftchen, die beim Spulen das Band von den Köpfen abheben bekamen sehr schnell Einschliffe.
Michael(F)
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#3
Zitat:Gyrator postete
Abgesehen von ihrem augenblicklichen Handelswert, welcher durchaus als überzogen zu beurteilen ist
Das Preisniveau von 300 bis 400 € für eine 635/636 in gutem Zustand find' ich noch angemessen. Ohne den alten Glaubenskrieg Revox vs. Akai wieder vom Zaun brechen zu wollen: Die B77 wird zu ähnlichen Preisen gehandelt, und zumindest bei Viertelspur hat die Akai m.E. den reelleren Gegenwert. Und im Vergleich zu den EE-Band-tauglichen Nachfolgemodellen 646 (450 bis 600 €) und 747 (900 bis 1.500 €) ist die 635/636 sowieso ein Schnäppchen. ;-)

Ansonsten teile ich mit dem Erfahrungsschatz von rund einem Jahr GX-635 D und fast neun Jahren GX-636 DB Deine Einschätzung: Die Maschine wirkt nicht solide, ist es aber. Ich hatte in der ganzen Zeit mit den Geräten kein einziges Problem, nicht einmal einen oxidierten Schalter. Nicht umsonst war die 636 die Maschine, die es bisher am längsten bei mir ausgehalten hat.
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#4
Kleine Ergänzung: Die 635 wurde in den Modelljahren 1978 bis 1980 gebaut, die 636 im Modelljahr 1981. Die unverbindliche Preisempfehlung von Akai Deutschland lag zwischen 1.800 DM und 1.950 DM für die -D (ohne Dolby) und 2.000 DM und 2.200 DM für die -DB (mit Dolby B). Nachfolgemodell war die GX-646, die sich von der 636 neben optischen Retuschen (vor allem die zu der Zeit schwer angesagten "hängenden" VU-Meter) durch die EE-Band-Tauglichkeit unterschied, nur noch ohne Dolby angeboten wurde und bis zum Ende der Akai-Tonbandgeräteproduktion (Modelljahr 1984) im Programm blieb.

Zum preislichen Vergleich: Das unmittelbare Konkurrenzmodell von Teac (X-10 R) lag 1981 laut meinen Informationen (Preisliste bei einem Tonband-Vergleichstest in der "HiFi" 1/81) bei etwa 2.300 DM, eine ASC 6004 bei etwa 2.600 DM, eine Tandberg TD-20A bei etwa 2.000 und eine Revox B77 bei etwas 2.200 DM. Billigster Großspuler auf dem deutschen Markt war die Philips N-7300 für etwa 1.300 DM.
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#5
Gyrator,

Hast du auch bei der GX-635D alle elko's von dem Audioplatine erneurt?
Das lohnt wirklich!!

Frank (NL)
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#6
mich würd jetzt nochmal folgendes interessieren:

Du schreibst, die Maschine hätte keine vollständigen Eimeßmöglichkeiten. Deswegen die Frage, was ist da und was fehlt?

Der Frequenzgang in Vorwärtsrichtung sieht ja nicht so pralle aus.

Wie siehts mit den Gleichlaufschwankungen aus? Kombinierter Durchlauf / Zwei Einzelläufe / bewertet / unbewertet. Am interessantesten ersscheint mir immer der kombinierte Durchlauf unbewertet, weil dieser immer zu den schlechtesten Ergebnissen führt.

Liebe Grüße
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#7
Liebe AKIA GX-635D Interessierte!

Es hat etwas gedauert, doch Eure Fragen habe ich nicht überlesen und möchte hiermit auf diese eingehen. Weiterhin möchte ich Ergänzend die Ergebnisse der Klirrfaktormessung und der Gleichlaufschwankungen einbringen.

-Show Mashine:
Der Titel Schow-Mashine habe ich gewählt, da die AKAI GX-635 von ihrem äusserem Erscheinungsbild zum einen schon anzieht und z.B. in einem Schaufenster durchaus etwas hermacht. Leider suggeriert sie auch damit eine Wertigkeit, Robustheit welche sie bei näherer, augenscheinlicher Betrachtung nicht untermauern kann. Eine Sony TC-765 oder eine ReVox A/B77 ist hier im Detail deutlich rustikaler konstruiert. Dennoch ist es den japanischen Konstrukteuren vollends gelungen eine klasse Maschine zu bauen. Die Akai wirkt bei näherer Betrachtung überhaupt nicht robust, dennoch ist sie es und dabei langlebig, genügsam sowie zuverlässig. Durch diesen Kontrast fällt es mir dennoch schwer mit der AKAI wirklich warm zu werden.

-Einmessmöglichkeiten:
Die Einmessmöglichkeiten beschränken sich auf Laufrichtung und kanalgetrennten Wiedergabe.- und Aufnahmepegel der für alle Geschwindigkeiten zugleich greift, die Vormagnetisierung wird kanalgetrennt lediglich bei 9,525cm/s für jede Laufrichtung getrennt justiert. Für die Vormagnetisierung der 19,05cm/s steht lediglich ein gemeinsames Trimmpotentiometer für beide Kanäle und beider Laufrichtungen zugleich zur Verfügung. Ein Eingriff bzw. eine Anpassung der Entzerrung ist nicht vorgesehen.


-Kondensatoren: Hallo atb.oomen (Frank NL)
Die Audio-Kondensatoren habe ich nicht getauscht, ich sah auch keine Veranlassung, da diese optisch gut erhalten sind und keinem hoch temperierten Umfeld nahe platziert sind, sowie alle Funktionen einwandfrei sind.
Hast Du Messungen über vorher und nachher des Kondensatortausches bzw. was hat sich durch den Austausch der Elko's zum positiven verändert?



-Gleichlaufschwankungen:
Sind wie folgt
Vorwärts Rückwärts
Bandanfang: 0,08% 0,09%
Bandmitte: 0,09% 0,07%
Bandende: 0,10% 0,07%

Hier dann zum Abschluss noch die Klirrfaktorermittlung über Rechner:

[Bild: AKAI_TDK-Audua_forward_Klirr_1kHz_19_05c...normal.jpg]


Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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