Frage zu LGR51
#1
Hallo,

ich habe gestern abend ein wenig in alten Threads zu verschiedenen Bandtypen gelesen und bin dabei auf die Erwähnung von LGR51 gestoßen.

Hans-Joachim (PhonoMax) schrieb dort (Posting 019):

Zitat:LGR51 wäre ein interessantes Band geworden, wäre nicht seine eingeschränkte mechanische Stabilität (Schichtabplatzungen bei üblich hartem Rundfunkeinsatz) schnell offenbar geworden. Also reaktivierte man das LGR50, das schließlich sogar die BASF-Magnetics-Zeit überdauerte.
Da stellt sich mir die Frage, was denn bei LGR51 geändert wurde, sodass es das Attribut eines interessanten Bandes verdiente.

Welche Eigenschaften wurden geändert und wieso? Welchen Anforderungen sollte das Band genügen? Rundfunk? Wieso verschwand es wieder so schnell? War die Mängelbeseitigung eine reine Kostenfrage oder sah man ein, dass der Rundfunk (sofern er als Hauptabnehmer angepeilt worden war) nicht (mehr) sonderlich interessiert war?

Gruß
Niko
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#2
Lieber Niko,

der Rundfunk war sehr interessiert, weil die hohe Aussteuerbarkeit des LGR 51 (fast 13 dB über 320 nWb/m) den Klirraktor bei gängen Aussteuerungen auf Traumwerte sinken ließ.

Das Band basierte auf den Erfahrungen mit den Magnetiten von 910 und 911, wobei aber die beim Rundfunk häufig auf Tempo getrimmte Bandbehandlung über die Konzipierung des LGR 51 aus dem Blickfeld geraten zu sein scheint.

Als nämlich die mit viel Erwartungsdruck eingeleitete Praxiserprobung beim Rundfunk begonnen hatte, zeigte sich innerhalb weniger Tage eben genau das, was ich seinerzeit schon geschrieben hatte: Die Haftung des Magnetits auf dem Träger erwies sich als nicht stabil genug, die Schicht platzte bei mechanisch stärkerer, aber rundfunküblicher Beanspruchung ab, was bei Schnittstellen oder Takeanfängen natürlich zu denkbar indiskutablen 'Begleiterscheinungen' führte: Modulationsausfall und damit grudsätzlich hörbarer Schnitt. Das Band musste ebenso wie das gleichzeitig auf der Grundlage derselben Rezeptur entstandene Langspielband LGR 41 regelrecht zurückgezogen werden, was für einen traditionsreichen Bandhersteller sicher überaus peinlich war, zumal ja kürzest zuvor auch der Ausstieg aus 910 ähnlich gelaufen war.

Hans-Joachim
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#3
Lieber Hans-Joachim,

vielen Dank für Deine Antwort, nun bin ich in dieser Hinsicht ein wenig schlauer.

Dein letzter Satz
Zitat:[...]zumal ja kürzest zuvor auch der Ausstieg aus 910 ähnlich gelaufen war.
deutet darauf hin, dass es bei 910 zu ähnlichen Problemen kam. Wenn LGR51 auf den Erfahrungen mit 910 basierte, würde dies ja bedeuten, dass keine rechte Weiterentwicklung stattgefunden hatte. Worin unterschieden sich dann diese beiden Bänder (910/LGR51) genau?

Gruß
Niko
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#4
Lieber Niko,

wie das bei LGR 51 genau lief, weiß ich natürlich nicht.

die Sache 910 war geringfügig anders als im Falle von LGR51, außerdem müssen ja Erfahrungen zunächst eingeordnet werden, um in ihrem Gefolge die Abstellung von Problemen anzugehen. Versuch und Irrtum mag beim Computer eine gängige Methode für die Verknüpfung käuflicher Baugruppen mit halbwegs genormten Schnittstellen sein, beim chemisch/physikalisch/elektrophysikalisch komplexen Gebilde Magnetband verlässt man sich aber lieber auf Sequenzen von Analyse und Versuch, Analyse und Versuch, um erst ganz am Ende die Fertigung anzusteuern.

Geschichte von 910:
Zu Beginn der 1980er war das damailge Studioband der BASF SPR50LHL bzw. LH (es gab da einiges Hin und Her) hinter die Konkurrenzprodukte zurückgefallen, was nicht zuletzt an der sich immer mehr ausbreitenden Mehrspurtechnik und dem international mit einigem Dampf in den Markt gedrückten Ampex-Flaggschiff 456 zusammenhing. Es musste daher etwas geschehen und es geschah etwas, denn 1984 hatte BASF sein 910 auf dem Markt, das nicht nur mit 456 gleichzog, sondern auch, und wie die Szene schnell anhand der übersichtlichen Datenblätter oder doch gewissen Ohrerfahrungen (????) festgestellt hatte, dass es mit dem Modulationsrauschen 2 dB hinter seinem Vorgänger SPR50LH geblieben war. Das verbreitete sich in der Szene ('wenn einer seine Töne macht, dann kann er was erzählen...') wie ein Lauffeuer, was dem Absatz des neuen, intensiv beworbenen Bandes nicht gerade gut tat. Man entwickelte deshalb eilends einen Nachfolger, der alle Vorteile des 910 aufwies und zudem den Modulationsrauschabstand wieder auf den 'gewohnten' Wert anhob. Mai/Juni 1985 war deshalb das 911 auf dem Markt: Sehr kopierfest und mechanisch stabil, weshalb es für Archiv- und Produktionszwecke gleichermaßen verwendet werden konnte. Die mechanische Stabilität rührte übrigens daher, dass man sich -es knirschte ja überall im Bänderstadel der BASF- mit einem "sehr konservativen" Schicht-Binder-Aufbau beschieden hatte, um nicht noch einen blamablen Rückzug inszenieren zu müssen. ("Keine Experimente!")
Das war es dann.

LGR51 sollte übrigens ein Rundfunkband (also Konkurrent für 528) werden, wogegen 910/911 als klassische Produktionsbänder für die Musikindustrie konzipiert waren.

Hans-Joachim
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#5
Hallo
Ich habe einen ganzen Stapel unbenutztem BASF LGR51 und kann die mechanische
Unstabilität nur bestätigen, selbst im „Heimgebrauch“ nach kurzer Zeit. Die klanglichen Eigenschaften (Eingemessen) sind allerdings hervorragend. Die Bilder zeigen noch harmlose Beispiele, die entsprechenden Stellen halt auf die schnelle gesucht.
[Bild: LGR51-2.jpg]
Ulrich
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