ACEC oder A.C.E.C aus Belgien das Modell 152
#1
Hallo Tonbandfreunde,

vor wenigen Wochen konnte ich meine Gerätesammlung um ein weiteres Röhren-Tonbandgerät vergrössern. Ein recht handliches belgisches Tonbandgerät, das aus der ersten Hälfte der Fünfziger Jahre stammt. Der Hersteller verewegt sich auf der senkrechten Frontseite vor der Lautsprecherabdeckung mit den aneinander gehängten Buchstaben aus Kunststoff

ACEC

Das Ein-Motoren-Laufwerk lässt sich mechanisch durch einen Hebel in die Funktionen schneller Vorlauf, schneller Rücklauf und Vorwärts-Transport für das aufgelegte Band einstellen. Eine solide und einfache Konstruktion, die auch ein halbes Jahrhundert beim Besitzer ohne Mangel übersteht. Die oben liegende Bedienungsplatte enthält rechts eine runde Anzeigeröhre für die Kontrolle der Bandausteuerung , die unter dem Namen “Magisches Auge” bekannt wurde. Bei diesem Gerät trifft man allerdings auf die Urmutter aller magischen Augen an, direkt vom Erfinder, dem grossen amerikanischen Röhrenhersteller RCA (General Electric), das Urmodell Type 6E5, die im Jahr 1935 das Licht der Welt erblickte. Hier der Link auf die Original-RCA-Seite als PDF-Datei (bei JOGIS-Röhrenbude zu finden):

http://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-...E5-RCA.pdf

Meine erste Bekanntschaft mit einem solchen Gerät machte ich 1998 in einem holländischen Radiomuseum (hier die Adresse: Radiomuseum Borculo, Ruurloseweg 1, 7271 DN Borculo, geöffnet Dienstag bis Samstag von 13Uhr30 bis 16Uhr30 und nach Absprache). Das Foto ( mit meiner ersten Digitalkamera mit 0,832 Megapixel glänzt nicht durch grosse Bildqualität) gibt aber einen Blick auf die Buchstaben ACEC frei, die bei meinem Gerät beim unvorsichtigen Transport durch einen der Vorbesitzter wohl abhanden gekommen sind.

[Bild: 152_FRONT2.jpg]

Wer hat hierzu einen Prospekt oder eine Preisliste? Durch Recherche im Netz weiss ich jetzt die Modell- oder Typenbezeichnung 152. Mehr ist leider bis jetzt nicht zu finden.

Einen ausführlichen Bericht und Fotos über den inneren Aufbau und die Schaltung (dauert etwas länger) ist hier:

http://allabouthifi.magnetofon.de/forum/...opic=415.0

in den Anfängen zu finden und wird von mir in den kommenden Wochen (und Monaten?) erweitert.

MFG
H A N N S -D.
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#2
Hallo Hanns-D

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Schätzchen!!!! Vielleicht findet sich im Inneren noch ein Typenschild auf dem Chassis ???

VG
Michael
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#3
Hallo Michael und Mitleser,

danke für Deinen Optimismus und die Nachfrage. In der damaligen Zeit waren Tonbandgeräte, die von einem kleinen Hersteller kamen, keinesfalls wie in den sechziger und siebziger Jahren bei Grundig, Philips oder Telefunken Grosserienprodukte, die nach aussen und auch im Inneren erkennbare Merkmale enthielten, die auf den Hersteller hinweisen. Ein solches Gerät macht für mich eher den Eindruck als Einzelstück "handgeschmiedet" zu sein. Die folgenden Bilder geben hiervon einen kleinen Eindruck.

[Bild: 152_INSIDE1.jpg]
[Bild: 152_INSIDE_1.jpg]

In Kürze mehr dazu.
MFG
H A N N S -D.
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#4
Hallo Hanns-D.,

o.g. Gerät ist wohl mit diesem hier verwandt...

http://www.antiekeradio.nl/radiopages/ac...order.html


Wahrscheinl. kennst Du auch diese links hier...

http://home.pi.be/~jcatteau/Acec.htm

http://users.skynet.be/radiocollection/f...UB_FR.html

Gruss
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#5
Dank an PeZett,

für den dritten Link in Posting Nummer 003. Hier ist eine Aufstellung aller (?) belgischen Radio-Hersteller und Vetriebsfirmen und Niederlassungen amerikanischer Radio-Hersteller. Darunter finde ich auch NOVAK, von denen in meiner Sammlung seit mehreren Jahren ein einfaches Tonbandgerät (natürlich mit Röhren) so vor sich hin schlummert. Das Foto davon will ich euch nicht vorenthalten, zumal es sich um ein Vier-Spur-Mono-Gerät handelt. Die Besonderheit: es handelt sich bei dem Laufwerk um ein englisches Industrie-Chassis vom bekannten Hersteller Garrard, der in den sechziger Jahren Tonband-Laufwerke für andere Hersteller gefertigt hat, aber nach meinem Wissen nie mit eigenen kompletten Tonbandgeräten (Laufwerk plus Elektronik = Tonbandgerät). Die Garrard Tonband-Laufwerke sind auch im Amerika der sechziger Jahre verbreitet gewesen.

Damit kann Belgien (bis jetzt nach meinem Wissen) für sich in Anspruch nehmen drei Tonbandgeräte-Hersteller im eigenen Lande gehabt zu haben:

ACEC
CARAD
NOVAK.

[Bild: NOVAK_2631_TOP.jpg]

Die Philips-Produktionstätte in Hasselt war nicht eigenständig. Dort wurden auch die SIERA-Tonbandgeräte hergestellt. Eine von Philips, Eindhoven zugekaufte/übernomme Marke (bedarf noch der Aufarbeitung, Informationen fehlen mir noch).

MFG
H A N N S -D.
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#6
Hallo Leute,

da erreichte mich noch ein LINK, den ich hier direkt zur Betrachtung einstelle:
http://users.pandora.be/frank.ttt/

Mittlerweile ist mir aufgegangen, dass auch bei ACEC in Sachen Tonaufnahme eine umfangreiche Vorgeschichte existiert. Mit Beginn der Fünfziger Jahre war ACEC bereits ein halbes Jahrhundert alt und in den Jahren zwischen 1945 und 1950 muss als Ergänzung zur "Elektrischen Abteilung" eine zusätzliche "Elektronische Abteilung" gegründet worden sein. In einer Anzeige in einer belgischen Zeitung (Fachzeitschrift? für Radiohändler?) wird für ein Drahttonbandgerät geworben und in der Anzeige wird geschrieben:

Une Fabrication du Departement Electroniques des
ATELIERS DE CONTRUCTIONS ELECTRIQUES DE CHARLEROI

und von den Vorzügen des Aufnahmegerätes SONOFIL 301 geschrieben. Es gab nach meinem Wissen ein
SONOFIL 101
SONOFIL 201 und das hier vorgestellte
SONOFIL 301

alle drei sind Drahtaufnahmegeräte und wie meist üblich auch als Plattenspieler zu benutzen.

[Bild: SONFOFIL301_ADV.jpg]

Es verspricht eine interessante Geschichte zu werden, die nach über fünfzig Jahren aus einzelnen Teilen nicht ganz einfach zusammen gesetzt werden kann.

Bei dem belgischen Angebotsportal "kapaza.be" (etwa der Ebucht vergleichbar, jedoch nur Einstellung von Angeboten, für die der Interessent als möglicher Käufer dem Anbieter seinen Preis vorschlägt) kann man unter der Marke "ACEC" finden: Kühlschränke, Elektroöfen, Fernseher, Radios, Transistorradios, Elektromotoren und Notebooks. Der Anbieter ACEC war und ist demnach ein elektrischer und elektronischer "Gemischtwarenladen" den man bei uns in Deutschland mit Siemens vergleichen kann, auch von der Grösse her!

Mehr zu den Tonaufnahme-Geräten demnächst.

Bis in Kürze
H A N N S -D.


---edit: bild und text korrigiert
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#7
Hallo werte Forscher,

ist es Zufall, dass unter ACEC in Belgien auch Elektro-Lokomotiven gebaut
worden sind, oder ist das ein anderes Unternehmen gewesen?
Wenn`s der gleiche Laden ist, dann drängt sich wirkl. der Vergl. mit
dem Gemischtwarenladen a la Siemens auf.

Viel Spass beim weiteren Forschen.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#8
Hallo Leute, hallo Peter,

ich habe hier absichtlich aufgehört, weil, und da wird es richtig historisch, der Begründer von ACEC ein Edouard Empain ist. Der wegen seiner Verdienste um und durch den Bau der Pariser Untergrundbahn (Metro genannt) im ersten Weltkrieg als Verteidungsminister in Belgien zum General ernannt (?) den Titel eines Barons bekam (?), 1904 in Ägyten für seine Firma versuchte den Auftrag für die U-Bahn in Kairo zu bekommen, was ihm nicht gelang; der Auftrag ging an einen englischen Konzern. Empain blieb in Ägypten, hat für einen Preis von einem englischen Pfund je Acre eine Fläche 6000 Acres (etwa 24 Quadratkilometer) vom ägytischen Staat gekauft, ein Stück Wüste etwa 12 Kilometer von Kairos Zentrum entfernt und dort in nur drei Jahren einen Palast für sich bauen lassen (Palast Hindou) in dem bis in die fünfziger Jahre drei Genrationen der Familie Empain wohnten. Er hat dafür gesorgt, dass die mehr als zweitausend Jahre alte Stadt (=Heliopolis) wieder aufgebaut, erneuert, vergrössert wurde. Heute ist das ein nördlicher Vorort von Kairo.

Eine wahrhaft unendliche Geschichte, in die ich mich eigentlich nicht versenken möchte. Wie ich schon andeutete, dieser "Laden" ist eigentlich ein Eisenbahn-Unternehmen (Eisenbahnstrecken in Frankreich, Kongo, China und Russland) seit dem ersten Viertel des zwanzigsstens Jahrhunderts mit grosser elektrischer Abteilung (Stichworte Starkstrom/Motoren, Lokomotiven) mit einem sehr breit gefächerten Produktionsprogramm und vielen vielen Unternehmensbereichen; eben mit Siemens vergleichbar. Aber die Tonaufzeichnung spielt sich nur am Rande ab.

MFG
H A N N S -D.

edit: nachgetragen am 22.2.207
Nach reichlicher Recherche im Netz die Fakten über die Person Empain (1852-1929) zurecht gerückt. Wer Denver & Dallas und Co mag, der französischen Sprache mächtig ist, der kann unter Google.fr unter dem Stichwort: Baron Empain sich mehre Tage unterhalten lassen; er landet zuletzt bei dem Industriekonglomerat "Schneider-Empain/SPIE" (hier muss man Schneidähr sagen, und Empain ist der Enkel) und bei Thomson und Ducretet (Radio/Elektronik/TV). Wer dazu noch über den "Palast Hindou" in Helioplis was wissen will, stellt fest, das Bauwerk ist aus Beton (concrete) in indisch und kamodschanischem Stil in nur drei Jahren zwischen 1907 und 1910 entstanden und gehört heute dem ägyptischen Staat. Das ist alles reichlich "Off Topic", aber aus meiner sicht sehr interessant.
Wer sich für Architektur interessiert der kann hier schauen:
http://www.jpdzisiak.be/pages/egypte2001...empain.htm
http://www.egy.com/landmarks/97-05-01.shtml
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#9
Der belgische Oldie ACEC 152 - ein Tonbandgerät nach einem halben Jahrhundert

Das ACEC-Modell 152 erstaunt mich, hat denn ACEC nur Elektromotoren im Bereich von tausend Kilowatt und mehr für ihre Elektrolokomotiven hergestellt und musste den Kleinmotor von gerade mal 30 Watt über den grossen Teich nach Belgien bringen?

[Bild: ACEC_MOTOR_NEAR.jpg]

Auch die Kopfunterbringung mit einer Bakelit-Bandführung kann einen da nur verblüffen.

[Bild: ACEC_HEADS.jpg]

Die Unterbringung von Zwischenrädern, um die zwei Geschwingiskeiten zu verwirklichen, und das mit geringem Platzbedarf, das verblüfft mich geradezu. Wenn es mir (in den kommenden Tagen) gelingt die Deckplatte zu demontieren, dann wird sicher noch mehr Interessantes zu sehen sein. Wie werden die Wickelteller gebremst?

[Bild: ACEC_TWOSPEEDS.jpg]

Eine extra grosse Gummiandruckrolle die für einen Reibradantreib bei einem Plattenspieler verwendet werden könnte sorgt hier für den Bandvortrieb:

[Bild: ACEC_PINCH.jpg]

Wenn ich die Deckplatte entfernt habe, dann geht es weiter.

MFG
H A N N S - D.
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#10
...da scheint ja in dem Weltunternehmen ACEC wirklich mal jemand
eine "Spielwiese" namens Tonbandgeräte-Herstellung betreten zu haben.
Auf dieser fehlten die "Kleinmotorischen-Eigengewächse" augenscheinlich,
der Import beweist es ...

Faszinierend, was sich alles in unserer direkten Nachbarschaft so alles
abspielt (und abgespielt hat). Ja - die Wahrheit und das Leben hört nicht
auf der letzten Seite der "B-Zeitung" auf, liebe Mitbürger/innen Wink

Gruss
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#11
Bei ACEC muss ein Spassvogel für die Beschriftung zuständig gewesen sein, denn wie sonst soll man für die kleinere Geschwindigkeit die abgebildete Schildkröte erklären, während die grössere schnelle Geschwindigkeit einen Hasen zeigt. Vielleicht konnte er nicht schreiben? Oder man dachte international?

[Bild: VITESSE.jpg]

MFG
H A N N S -D.
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#12
Hallo Hanns-D.

...Ja - da tippst Du glaube ich richtig: man dachte sicher international!
Solch eine Symbolik habe ich schon einmal auf einem Rasentraktor gesehen.
Dort wurden exakt die gleichen "Icons" verwendet - Hase für "fast" und
Schildkröte für "slow". Der Traktor kam (wenn ich mich recht erinnere)
aus Australien, muss aber auch irgendwie seinen Weg zu uns gefunden
haben. Symbole sind m.E. besser als irgendwelche peinlichen Übersetzungen
(und billiger!) - für mich deutet das auf eine fortschrittliche Denke hin.
Wenn ich mir dagegen die "heimischen" Geräte der frühen 50er u. 60er
vergegenwärtige, bei denen die Frontplatten im besten Amtsdeutsch
beschriftet waren - welcher europäische Nachbar konnte damit was
anfangen.

Gruss
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#13
Moin, moin,

in Kontext von ACEC ist mir auch der Name Lugavox untergekommen.

[Bild: Lugavox.JPG]

[Bild: Lugavox_06.JPG]

Durchaus edel gemachte Bandgerät aus den Fünfzigern (?) deren Hersteller mit Clarel und eben ACEC angegeben wird.
http://pros.orange.fr/p.g.elec/Le%20magnetophone.htm

Vielleicht liegt hier (bei Clarel) die Herkunft der Kompetenz zum Bandmaschinenbau von ACEC, nach der Hanns-D. forscht.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#14
Moin, moin!

Sieh mal einer kuck:
http://users.skynet.be/radiocollection/u...UB_UK.html

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#15
@hanns-d.
falls Du noch Ersatzteile suchst, in der französischen E-Bucht ist gerade ein Teileträger im Angebot. Keine Typenbezeichnung, Motor sieht etwas anders aus, auch nicht ganz billig...
http://cgi.ebay.fr/mecanique-de-magnetop...dZViewItem

Gruss
TSF
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#16
Bis jetzt ist über ACEC und die Modelle an Bandmaschinen bei mir nicht viel bekannt. Ob es von dem Modell 152 Variationen gegeben hat? Wechsel des Motorlieferanten kommt sicher vor. Ein Chassis ohne jede Elektronik (Netzteil, Aufnahme-Wiedergabe-Verstärker) kommt bei mir einem Wert von Null sehr nah. Hier das Bild vom angebotenen Chassis, auf der Front ein sehr "grosses" ACEC-Logo aus Kunststoff, wie es am Anfang (?) vor das Lautsprechergitter in der Kofferversion gesetzt war.

[Bild: 152_RESTE.JPG]

Auch der Kopfträger erscheint geändert. Vielleicht wurde auch ein Chassis ohne Elektronik als Wiedergabegerät für den Musiktruhen-Einbau an Radiohersteller geliefert? Belgien hat auch Anfang der Fünziger Jahre viele Radiohersteller gehabt.


Wenn der Motor mit 110-Volt-Netzspannung betrieben wird, kann man so verfahren und spart Material und Trafo, wenn die galvanische Trennung für den Antriebsmotor über das Netzteil vom Radiohersteller möglich ist, dann macht das Sinn.

MFG
H A N N S -D.
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