BASF LGS Juni 1957 bis April 1960
#1
Sooo, zum Thema Erkenntnisse: Ich hatte ja schon einmal geschrieben, dass ich die Bändersammlung eines alten Herrn (Urgroßonkel), den ich persönlich nicht kennen gelernt habe, übernommen.. genauer gesagt, den Erben abgekauft habe.

Da offenbar von Eurer Seite Interesse besteht, „gefundene“ bzw. „geerbte“ Altbänder zeitlich einordnen zu können; und in der mir vorliegenden recht umfangreichen (>150 Stück) Sammlung vereinzelt Daten auftauchen, werde ich jetzt versuchen, das Ganze dahingehend auszuwerten, als dass ich die Einzelheiten zu den Bändern und Verpackungen „aufdrösele“ und in das zeitliche Umfeld stelle.

Eine erhebliche Schwachstelle bei diesem Versuch besteht naturgemäß darin, dass niemand weiß,
a.) wie lange die jeweiligen Bänder vor dem Kauf in den Läden lagen.
b.) wie lange die Bänder vor der Benutzung/Beschriftung bei meinem Urgroßonkel lagerten.
c.) ob die genannten Daten in jedem Falle Aufnahme-, oder Kaufdaten waren; oder ob es sich um Daten der jeweiligen Ereignisse (Beispiel: Salzburger Festspiele 1957) handelte, die vielleicht erst einige Zeit später im Radio gespielt und von dort aufgenommen wurden.

Unsicherheitsfaktor a.) ist m.A.n völlig unwägbar, niemand weiß heute mehr mit Sicherheit, wie ein Radio-/Fernseheinzelhändler zu der damaligen Zeit kalkulierte bzw. sein Lager umschlug. Da kann vielleicht ein Band auch *mal ein halbes oder dreiviertel Jahr im Verkaufsraum gelegen haben. Andererseits war die Kundschaft, die 1957 ein Tonbandgerät besaß, auch durchaus überschaubar, und so wird sich ein Händler nicht unbedingt die riesigen Vorräte an totem Kapital in Haus geholt, oder vielleicht sogar auch erst auf konkrete Bestellung besorgt haben.

Die Zeitspanne nach b.) ist sicherlich knapper einzuschätzen, denn bei dem seinerzeit hohen Preis der Bänder hat man sicherlich anders als heute nicht 10 oder 20 auf einmal gekauft und bis zur Verwendung zwischengelagert. Auch sind gerade die ersten 20 – 30 Bänder etwas unterschiedlich hins. Konfektionierung/Erscheinungsbild, daher denke ich, dass der alte Herr die Bänder zeitnah zu seinen Erfordernissen erworben hat.

Faktor c.) muss sich halt aus dem Zusammenhang ergeben, denn eines ist glücklicherweise der Fall: der alte Herr hat zumindest die ersten 70 Bänder nur einmal (!) bespielt... es ist immer das drauf, was auch wirklich teils handschriftlich/teils als ausgeschnittener Zeitungsschnipsel draufsteht.

„Spulenhygiene“ hat der alte Herr leider nicht betrieben, da geht es also quer durch den Garten, was dazu führte, dass in der Übergangszeit zwischen 60mm und 50mm Kerndurchmesser der 15er Spule auch Spulen völlig „überladen“ wurden.

Ganz eigenmächtig lege ich jetzt also jedem Datierungsversuch eine geschätzte Fehlerspanne von +- 1 Jahr zugrunde, was bei einem Alter der Tonträger von 40 – 50 Jahren einer Fehlerrate von +-2 bis 3% entsprechen würde, und somit in einen, denke ich, akzeptablen Bereich fällt.

Natürlich sind alle Leser ganz herzlich eingeladen, eigene Erkenntnisse (und/oder auch „bessere“ Daten) einzubringen und auf diesem Wege härtere Fakten zu schaffen. Darüber würde ich mich sehr freuen, denn es scheint, wie bereits erwähnt, ein Interesse zu bestehen, die offenbar immer noch zigtausendfach im Umlauf befindlichen LGS’ zu datieren.

In medias res:
- Der Karton K wird von mir zunächst (K1) immer so betrachtet, dass sich die Scharnierniete rechts unten befindet, sich also der Innenkarton nach rechts ausklappt.
- Die zweite Ansicht (K2) erfolgt dann so, dass der Niet links unten sitzt.
- „Rücken des Innenkartons“ abgekürzt RdI dürfte klar sein.
- „Rücken des Außenkartons“ RdA ebenso.
- „Oberseite des Innenkartons“ ist OdI.
- „Unterseite des Aussenkartons“ ist UdA.
- „Beschriftungsfeld des Innenkartons“ ist BdI


Nr. 1: 15er, datiert 7/1957,
K1: rot, 5 Spirallinien, Kern der Spirale: L A N G S P I E L B A N D LONG PLAYING TAPE in grün, Wappen in grün, 350 m 1200 feet in rot. Rechts unten 34mm ab Unterkante: TYP LGS (LGS kursiv)
K2: rot, 5 Spirallinien, Kern der Spirale: L A N G S P I E L B A N D LONG PLAYING TAPE in grün, Wappen in grün, 350 m 1200 feet in rot. Links unten 34mm ab Unterkante: TYP LGS (LGS kursiv)
Innenkarton gerade abgeschnittem
RdI: 95mm ab Unterkante grünes Feld 17mm hoch BASF, 34mm ab Unterkante grüner Kreis 8mm Durchm.
RdA: komplett grün, 141mm ab Unterkante schwarze Schrift „350 m Langspielband“, 86mm ab Unterkante weiße Schrift: 1200 feet Long Playing Tape
OdI: grün
UdA: grün, 122mm ab RdI schwarze Schrift: “ges. gesch. Gebrauchsmuster“
BdI: 6 Spalten, 12 beschreibbare Zeilen auf beiden Seiten, obendrüber sehr fett: „KASSETTE NR. SPOOL BOX NO. CASSETTE NO.”, unten: „Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG.“ in Schreibschrift, „L U D W I G S H A F E N A M R H E I N“ in Arial-ähnlich, gesperrt
Preisauszeichnung: „Langspielband 350 m DM 23.10“ lila Stempel
Vorspann: außen giftgrün, innen weißlich-grün, beschriftet: „B A S F VORSPANNBAND“
Schaltband: beschriftet: „0 9 8 M BASF“
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 7 0 4 1 8“


Nr. 2: 15er, nicht datiert, ca.1957,
K1: wie Nr. 1
K2: wie Nr.1
Innenkarton geschwungen zugeschnitten
RdI: 96mm ab Unterkante grünes Feld 17mm hoch BASF, 35mm ab Unterkante grüner Kreis 8mm Durchm.
RdA: komplett grün, 141mm ab Unterkante schwarze Schrift „350 m Langspielband“, 89mm ab Unterkante weiße Schrift: 1200 feet Long Playing Tape
OdI: grün, dunkler als 2
UdA: grün, 112mm ab RdI schwarze Schrift: “ges. gesch. Gebrauchsmuster“, winzige Schrift!
BdI: 6 Spalten, 12 beschreibbare Zeilen links, 10 rechts, rechts obendrüber sehr fett: „KASSETTE NR. SPOOL BOX NO. CASSETTE NO.”, unten: „Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG.“ in Schreibschrift, „L U D W I G S H A F E N A M R H E I N“ in Arial-ähnlich, gesperrt
Keine Preisauszeichnung
Kein Vorspann
Schaltband: beschriftet: „0 9 8 M BASF“
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 4 1 7 5 2“


Nr. 3, nicht datiert, ca. 1957
K1: wie Nr. 1, aber dunkleres rot, Spirallinien viel dünner: ca. 0,2 statt 1mm, Spiralkern fetter beschriftet, Wappen viel kleiner in größerem Punkt (21 statt 20mm), Scharnierniet weiter von Kartonecke weg: 20 statt 13 mm, Schrift „Magnetophonband“ kleiner, fetter, höher,
Innenkarton geschwungen zugeschnitten
RdI: 96mm ab Unterkante grünes Feld 17mm hoch BASF, 40mm ab Unterkante grüner Kreis 10mm Durchm. Kreis deutlich dickerer Druck 1mm statt 0,3
RdA: komplett grün, 145mm ab Unterkante schwarze Schrift „350 m Langspielband“, 86mm ab Unterkante weiße Schrift: 1200 feet Long Playing Tape
OdI: grün
UdA: wie Nr.1
BdI: 6 Spalten, 12 beschreibbare Zeilen links, 10 rechts, rechts obendrüber nicht so fett: „KASSETTE NR. SPOOL BOX NO. CASSETTE NO.”, unten: „Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG.“ in Schreibschrift, „L U D W I G S H A F E N A M R H E I N“ in Arial-ähnlich, gesperrt
Preisauszeichnung: „Langspielband 350 m DM 23.10“ lila Stempel
Vorspann: außen giftgrün, innen weißlich-grün, beschriftet: „B A S F VORSPANNBAND“
Schaltband: beschriftet: „0 9 8 M BASF“
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 4 1 1 8 1“


Nr. 4: 15er, datiert 8.12.1957,
wie Nr.2 aber
RdI: 40mm ab Unterkante grüner Kreis 8mm Durchm. dünner Druck
RdA: komplett grün, 138mm ab Unterkante schwarze Schrift „350 m Langspielband“, 77mm ab Unterkante weiße Schrift: 1200 feet Long Playing Tape
BdI: 6 Spalten, 12 beschreibbare Zeilen links, 10 rechts, rechts obendrüber sehr fett: „KASSETTE NR. SPOOL BOX NO. CASSETTE NO.”, unten: „Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG.“ in Schreibschrift, „L U D W I G S H A F E N A M R H E I N“ in Arial-ähnlich, gesperrt
Keine Preisauszeichnung
Vorspann: außen giftgrün, innen weißlich-grün, beschriftet: „B A S F VORSPANNBAND“
Schaltband: beschriftet: „0 9 8 M BASF“
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 4 1 7 5 2“ (gleiche Charge wie Nr.2)


Nr. 5 wie Nr. 3, nicht datiert ca. 1957/1958, aber
RdI: 91mm ab Unterkante grünes Feld 17mm hoch BASF, 35mm ab Unterkante grüner Kreis 10mm Durchm. Kreis deutlich dickerer Druck 1mm statt 0,3
UdA: grün, Keine Beschriftung!!
Preisauszeichnung: „23.10 DM“ lila Stempel UdA unter Scharnierniet
Vorspann: außen giftgrün, innen weißlich-grün, beschriftet: „B A S F VORSPANNBAND“
Schaltband: beschriftet: „0 9 8 1 BASF“
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 4 2 5 8 8“


Nr.6, wie Nr. 4, nicht datiert, Zettel drin: “Testband für TK 8“ ca. 1957/1958, voller Kerzenwachs: Weihnachten *57?
Schaltband: beschriftet: „0 9 8 BASF“
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 7 0 4 1 8“


Nr. 7, wie Nr.5, nicht datiert, ca. 1958
Schaltband: beschriftet: „0 9 8 M BASF“
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 4 1 7 5 2“ (gleiche Charge wie Nr. 2 u. 4)

Nun scheint das über das Jahr 1958 so weiter gegangen zu sein bis Band Nr. 20. Hier erfolgt der Übergang auf 360m Bandlänge. Immer noch verwendet der alte Herr ausschließlich LP.

Nr. 20, nicht datierbar, ca. 1959
K1: wieder etwas helleres rot, Spirallinien dick: > 1mm, Spiralkern fett beschriftet, Wappen klein in größerem Punkt (21 mm), Scharnierniet wieder dichter an Kartonecke: 14 mm, rechts unten „T Y P L G S“ größer, gesperrt, L G S kursiv
K2: gegenüber vorherigen Bändern spiegelverkehrt, 6 Spirallinien, „T Y P L G S“ jetzt rechts unten 32mm ab Unterkante
Innenkarton geschwungen zugeschnitten
RdI: grünes Feld und Kreis nunmehr deutlich tiefer: 85mm ab Unterkante grünes Feld 18mm hoch BASF, 20mm ab Unterkante grüner Kreis 11mm Durchm. Kreis dünner Druck: 0,3mm
RdA: komplett grün, 142mm ab Unterkante schwarze Schrift „350 m Langspielband“, 80mm ab Unterkante weiße Schrift: 1200 feet Long Playing Tape
OdI: grün
UdA: grün, jetzt schwarze Schrift: „Made in W. Germany“
BdI: 6 Spalten, 12 beschreibbare Zeilen links, 10 rechts, rechts obendrüber nicht so fett: „KASSETTE NR. SPOOL BOX NO. CASSETTE NO.”, unten: „Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG.“ in Schreibschrift, „L U D W I G S H A F E N A M R H E I N“ in Arial-ähnlich, gesperrt
Keine Preisauszeichnung
Vorspann: außen giftgrün, innen weißlich-grün, beschriftet: „B A S F VORSPANNBAND“
Schaltband: beschriftet: „x x 73 BASF“ schlecht lesbar
Band: hellbraun, beschriftet: „B A S F LANGSPIELBAND L G S 6 1 4 6 1“

bis Nr. 25 gleicher Karton, ab Nr. 26 wurde wieder der alte Karton nach Nr. 1 benutzt, allerdings mit übergeklebtem Spiralkern 360m statt 350m, auch RdA ist übergeklebt: 360m Langspielband, „360“ in modernerer breiterer Schrifttype. Anscheinend wurden hier Altkartons durch Überkleben weiterverwendet.


Nr. 27, 15er, datiert insofern, als dass Bezug genommen wird auf den Tod eines „Eduard van Beinum“, Gedenksendung an den Tod des E.v.B. am 13.04.1959, Die Sendung kann natürlich ein Jahr oder einen Monat oder eine Woche nach dem Ereignis ausgestrahlt und aufgenommen worden sein.
Erstes Doppelspielband der Sammlung
K1: rot, 5 Spirallinien, fett, Kern der Spirale: DOPPELSPIELBAND DOUBLE PLAYING TAPE in blau, Wappen klein in blau, 480 m 1600 feet in rot. Rechts unten 34mm ab Unterkante: Typ LGS 26 (in Engschrift)
K2: rot, 6 Spirallinien, fett, Kern der Spirale: DOPPELSPIELBAND DOUBLE PLAYING TAPE in blau, Wappen klein in blau, 480 m 1600 feet in rot. Rechts unten 34mm ab Unterkante: Typ LGS 26 (in Engschrift)
Innenkarton geschwungen abgeschnittem
RdI: 92mm ab Unterkante blaues Feld 18mm hoch BASF, 18mm ab Unterkante blauer Kreis 11mm Durchm.
RdA: komplett blau, 135mm ab Unterkante schwarze Schrift „480 m Doppelspielband“, 68mm ab Unterkante weiße Schrift: 1600 feet Double Playing Tape
OdI: blau
UdA: blau, 95mm ab RdI schwarze Schrift: “Made in W. Germany“
BdI: 6 Spalten, 12 beschreibbare Zeilen links, 10 rechts, obendrüber nicht fett: „KASSETTE NR. SPOOL BOX NO. CASSETTE NO.”, unten: „Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG.“ in Schreibschrift, „L U D W I G S H A F E N A M R H E I N“ in Arial-ähnlich, gesperrt
Keine Preisauszeichnung
Vorspann: außen giftgrün, innen weißlich-grün, beschriftet: „B A S F VORSPANNBAND“
Schaltband: beschriftet: „BASF 287 J 58“
Band: hellbraune Schichtseite, Trägerfolie deutlich rötlicher als bei LP, beschriftet: „B A S F L G S 2 6 6 3 6 4 3“


Nr. 28, wie 27,
Schaltband: beschriftet: „BASF 6 1 2 0“
Band: hellbraune Schichtseite, Trägerfolie deutlich rötlicher als bei LP, beschriftet: „B A S F L G S 2 6 5 3 2 0 7“


Nr 29 und 30 sind wieder umgeklebte LGS 360m.
Nr. 30 hat einen sehr schönen Datierungshinweis: Ein Zeitungsschnipsel zeigt den Mitschnitt einer Sendung zum VI. Int. Chopin-Wettbewerb in Warschau an. Dieser fand 1960 statt. Nun könnte die Sendung auch irgendwann später gelaufen sein, aber die Rückseite des Schnipsels zeigt eine Sendung zum 5. Todestag eines Herrn Polgar an. Hierbei handelt es sich bestimmt um Alfred Polgar, eigentlich Alfred Polak, (* 17. Oktober 1873 in Wien; † 24. April 1955 in Zürich). Mithin stammt die Aufnahme also vom 24.04.1960.
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#2
Hi!

Danke für Deine Mühe!
Wahrscheinlich sind noch einige andere an solch genauen Daten interessiert. Ich erstelle von allen Daten eine Tabelle. Vielleicht kommt die Erkenntnis irgendwann. Ich selbst bekomme bald ein Dutzend weitere LGS...


Gruß

Thommy
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#3
@frank 1961:

Super !!

Alle Achtung, da hast du dir aber richtig Arbeit gemacht, ich finde diese Aufstellung sehr aufschlussreich, da ich selbst auch einige alte LGS besitze und an solcher "Archäologie" immer interessiert bin. Da komme ich schon ein ganzes Stück weiter.

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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