Wie werden MC Bänder repariert...
#1
Hallo Zusammen,

ich bin ein Neuling in Sachen Tonband und schon habe ich ein Problem. Da ich mir ein Sony Elcaset EL 7 zu gelegt habe und mir ein Band gerissen ist, wollte ich wissen ob man so etwas wieder reparieren kann. Ich habe einmal vor langer Zeit gelesen, es würde mit Tesaband gehen. Wer kann mir Tipps mitteilen und sagen wie man es macht.

Gruß
Harald
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#2
Da es sich bei Elcaset-Band meines Wissens um die gleiche Breite wie Spulensenkel handelt, sollte mit hier erhältlichem Kleband eine Reperatur möglich sein. Tesafilm geht zur Not (!) auch. Dies hat aber Nachteile: Es ist zu breit und muss zurechtgestutzt werden, was selten ohne Beschädigung des Bandes klappt. Kleber kann unter Druck austreten und den Wickel verkleben. Tesaband dehnt sich unter Zug, Folge sind Drop-outs und die Gefahr sich Kleber auf die Köpfe und sonstige Bandführungen zu schmieren.

niels

Edit: Link korrigiert
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#3
Ich vermute, dass bei Elcaset-Bändern auch eine gut ausgeführte Klebestelle hörbar sein wird: m.W. sind die Bänder ca. 18 µm stark, die Klebebänder für den professionellen Bereich ca. 35 µm, das Band "versteift" also, und ob das für dropout-freie Wiedergabe, geschweige denn Aufnahme, ausreicht, muss man ausprobieren. Also: Enttäuschungen einkalkulieren!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#4
Wenn das Band nicht gerade in der Mitte des Wickels gerissen ist, würde ich es aus den von Friedrich genannten Gründen um die abgerissene Länge kürzen und am Vorspann neu ankleben, dort macht sich die Klebestelle dann nicht akustisch bemerkbar.

Es gab auch mal Reparatursets für Cassettenband, ich denke das Klebeband war entsprechend dünner, aber nur 3,7mm breit.

Wie wäre es, wenn Du das Cassettengehäuse einfach mit "neuem" Band der entsprechenden Sorte füllst?

Gruß

Bernd
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#5
Hallo Harald,

wie schnell man missverstanden wird, das ist immer wieder erstaunlich. Du meinst natürlich keine "MUSICASSETTE", die eine industriell mit Musik oder Sprache bespielte Compact-Cassette darstellt. Der holländische PHILIPS-Konzern hat diese Bezeichnung 1965 eingeführt. Die von Dir benutzte und defekte ELCASET ist etwa dreimal so gross und ist, wie schon dargestellt, mit Viertel-Zoll-Band konventioneller Art bestückt. Sony hat diese "Erfindung" leider viel zu spät erdacht (viel zu gross wurde sie auch), da war es schon 1976 geworden.

Aus der Erfahrung von hunderten eigenen Bändern, die von mir angeschafft bis in das Ende der fünfziger Jahre zurück reichen, muss ich heute leider sagen, selbstklebende klare Folie vom deutschen Hersteller Beiersdorf, allgemein TESA genannt (auch wenn es nicht immer welches ist, das Beiersdorf hergestellt hat), ist für das Kleben von Tonbändern ABSOLUT UNGEEIGNET. Die Langzeitstabilität liegt nach meiner Erfahrung zwischen fünf und zehn Jahren. Wenn man nichts anderes hat, dann mag es angehen, sich so zu behelfen. Das erste Problem, das nach kurzer Zeit auftritt, ist das Austreten des Klebers in die davor und dahinter liegenden Tonbandwindungen. Wie Friedrich schon anmerkte, bei 9,5 cm/sec und Viertelspur (und das hast Du bei der ELCASET) ist ein unüberhörbarer Aussetzer dann der Regelfall.

Meine Empfehlungen:
1) auf zu Frank (http://www.darklab-magnetics.de/darklab_.../index.htm), hier gibt es das "echte" Tonband-Klebe-Band, das auch dauerhaft hält
2) wenn Du der "alten und historischen" Reparatur (passend zum Alter Deiner ELCASET) verbunden bist, dann auf zur "BUCHT", dort kann man unter AGFA- und/oder BASF-Klebeband manchmal noch alte Schätze finden, deren Klebkraft noch nicht dahin ist. Wie vieles bei der "Bucht" ist das immer ein Kauf, bei dem Du von der Glücksfee geküsst sein musst. Wenn das erworbene Klebeband nicht mehr seine Aufgabe erfüllen will, dann hat es vierzig und mehr Jahre auf der Klebeschicht (auch solche Teile sind mir schon in die Finger gekommen).

Hier ein Bildchen aus meiner Sammlung, irgendwo muss auch der AGFA-Cutterset rumliegen, aus Anfang der sechziger Jahre - bei dem klebt nichts mehr (obwohl ich AGFA und BASF in der Nachfülldose habe, die auch heute teilweise noch gut kleben).
[Bild: CUTTER_TWO.jpg]

MFG
H A N N S -D.
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#6
Hallo Harald,

ich selbst habe seit den 80er Jahren eine EL-7, und reichlich Erfahrung damit. Ausser dem obligatorisch ausgeleierten Antriebsriemen und verhaerteten Andruckrollen hat sie noch nie Probleme gemacht. Ich liebe die Audioeigenschaften dieses Teils, es schlaegt sich wirklich wacker mit meiner A77 MkIV

Ein gerissenes Band ist immer ein Zeichen, dass die Kerne (Naben) am Gehaeuse kleben. Die Kerne haben duenne aufgeklebte Teflonscheiben, die die Reibung am Gehaeuse veringern. Der Kleber tritt nach 20+ Jahren am auesseren Rand aus, und verschmiert sowohl die Teflonscheiben, wie auch die Gehaeusehalbschalen. Die Reibung nimmt dann irgendwann dermassen zu, dass der rechte Wickelmotor das Band nicht mehr wickelt. Das Band bildet dann zwischen den beiden Capstan eine Schlaufe, und wickelt sich dann meistens um die rechte Capstanwelle; es reisst dann in Konsequenz.

Was Du tun musst ist folgendes...
- Das Band kann mit einem BASF Cutterset wunderbar geklebt werden. Da es nur 35y dick ist, ist es ein bischen trickreich mit der Handhabung. Verwende nur richtiges Klebeband, kein Tesafilm, das klappt nicht!

- Reinige die die Kerne und Gehaeuse mit Feuerzeugbenzin. Benzin greift Plastik nicht an, entfernt aber die Klebepampe hervorragend. Keinesfalls irgendwelche Loesungsmittel verwenden, die verwandeln die Plastikteile in tolle "Kunstwerke"!

Ich habe die Reibflaechen zusaetzlich sehr duenn mit einem Silikonoel-benetzten Wildlederreiniger - die Dinger mit denen man normalerweise die Koepfe reiningt - bestrichen, um die Reibung auf ein Minimum zu reduzieren. Niemals mehr haben dermassen behandelte Cassetten irgendwelche mechanischen Problem gezeigt.

Diese Prozedur habe ich uebrigens meinen 100+ Cassetten angedeien lassen. Selbst originalverpackte Cassetten, zeigten das Schmierphaenomen!
Wenn man das ruhig angehen laesst, ist man damit in 1-2 Monaten durch, und hat nacher fuer immer Ruhe... ;-)

Viel Glueck,

Dieter
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#7
Hallo Zusammen,

besten Dank für Euere Antworten und Erörterungen.:winker:



Hallo Dieter,

wie soll ich das verstehen........



Zitat:valvesr4me postete

- Reinige die die Kerne und Gehaeuse mit Feuerzeugbenzin. Benzin greift Plastik nicht an, entfernt aber die Klebepampe hervorragend. Keinesfalls irgendwelche Loesungsmittel verwenden, die verwandeln die Plastikteile in tolle "Kunstwerke"!

Ich habe die Reibflaechen zusaetzlich sehr duenn mit einem Silikonoel-benetzten Wildlederreiniger - die Dinger mit denen man normalerweise die Koepfe reiningt - bestrichen, um die Reibung auf ein Minimum zu reduzieren. Niemals mehr haben dermassen behandelte Cassetten irgendwelche mechanischen Problem gezeigt.


Dieter
Du meinst doch bestimmt die Cassetten sollen so behandelt werden, dass habe ich aber nicht begriffen. Bedenke, Bänder sind für mich Neuland, aber da mir das EL 7 so sehr gefallen hat habe ich zugeschlagen und will es jetzt auch nutzen. Bitte gib doch eine für mich verständliche Erklärung, Du hast übrigens Recht die Bänder haben sich auf der Rechten Seite um die Capstanwelle gewickelt.

Gruß
Harald
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#8
Harald, wenn Du die Cassette aufschraubst - was Du sowieso tun musst, um das Band zu kleben -, siehst Du was ich meine. Die Flaechen, wo die weissen Spulenkerne am inneren der Gehaeusehaleften reibt, ist mit dem ausgetretenen Kleber der auf den Kernen geklebten Teflonscheiben verschmiert. Dieser Kleber blockiert die Kerne, wodurch der rechte Wickelmotor blockiert wird. Ergo Schlaufenbildung, sodass der rechte Capstan das Band geift und aufwickelt.

Gruss Dieter
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#9
Zitat:valvesr4me postete
Diese Prozedur habe ich uebrigens meinen 100+ Cassetten angedeien lassen. Selbst originalverpackte Cassetten, zeigten das Schmierphaenomen!
Wenn man das ruhig angehen laesst, ist man damit in 1-2 Monaten durch, und hat nacher fuer immer Ruhe... ;-)
Hi Dieter,

jetzt ist der "Groschen" gefallen und verstehe Deine Aussage Confusedhocked:


Gruß
Harald
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#10
Zitat:valvesr4me postete
Ich habe die Reibflaechen zusaetzlich sehr duenn mit einem Silikonoel-benetzten Wildlederreiniger - die Dinger mit denen man normalerweise die Koepfe reiningt
Für die Tonköpfe nimmst Du Silikonoel? Ich habe meine sehr vorsichtig mit Isopropanol gereinigt.

Ach ja, morgen werde ich mal versuchen eine Cassette aufzuschrauben.


Viele Grüße und Danke

Harald
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#11
Huch, Nein! Nicht die Koepfe, die Reibflaechen werden mit Silikonoel bestrichen! Ich sagte, dass ich dazu einen Wildlederreiniger - das ist ein so ein Holzspatel - aehnlich den "Sag Ahh" Dingern, die einem der Arzt in den Rachen rammt - der mit einem duennen Wildleder beklebt ist. Diese Reiniger sind hervorragend zum reinigen der Koepfe geeignet - werden dann ueblicherweise aber mit Isopropylalkohol benetzt. Sie eignen sich eben auch zu anderen Aufgaben... ;-)

Gruss Dieter
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#12
Jau, auch verstanden, werde mich wieder melden wenn es bei mir gelungen ist oder ich aber versagt habe.:winker:

Harald
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#13
Hallo Dieter,

ich habe nun die Cassetten aufgeschraubt und wie beschrieben mit Alkasil behandelt. Schau Dir einmal die Bilder an, da kannst Du erkennen wo ich tätig wurde. Mir wäre es lieber gewesen ich hätte auch Kleberückstände entdeckt, aber ich konnte nichts erkennen Sad. Hoffe aber das ich damit den Fehler beseitigt habe. Da ich die Tonköpfe entmagnetieseren will und das auch noch nie gemacht habe, kannst Du mir vielleicht sagen ob man eine Entmagnetisier-Drossel lieber mit 220V oder auch so ein batteriebetriebenes Gerät benutzen kann. Habe in der Bucht verschiedene Geräte gesehen.

[Bild: Elcaset1.jpg]

[Bild: Elcaset2.jpg]



Gruß
Harald
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#14
Harald,

hast Du mal die der Verzahnung gegenueberliegende Seite angesehen? Die Klebepampe tritt vornehmlich dort aus. Es kann natuerlich sein, dass das Band einfach nur auf Grund des sichtbar ungelichmaessigen Wickels schwergaengig ist, und deshalb die Schlaufe zwischen den beiden Capstanwellen gebildet hat. Wie gesagt, meine Baender haben fast ausnahmslos unter dem Kleberproblem gelitten.

Gruss Dieter
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