Entmagnetisieren
#1
Hallo,

nachdem ich nun viel zum Thema gelesen, bleibt mir eine Frage übrig. Immer heisst es nur '...die Drossel nun langsam vom Kopf entfernen und ausschalten...'.
Da der Begriff 'langsam' nun wirklich einen enormen Interpretationsspielraum offen lässt, meine Frage: welcher Geschwindigkeit wählt Ihr ? Ist 1cm/s ok ? Der Abstand beim Ausschalten ist ja offenkundig von der Feldstärke abhängig, ich habe eine Kleine Drossel, ähnlich der Darklab-Drossel, ich denke, da reicht etwa ein halber Meter.

Viele Grüsse, Olle
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#2
Stell Dir vor, Du sitzest mit einem frisch gewaschenem Sonntagshemd auf dem neugekauften, weissen Plüschsofa Deines besten Freundes, und dessen Frau hat Dir gerade eine Tasse Kaffee vor die Nase gestellt. Sehr heiss und sehr gut bis fast zum Rand gefüllt.

Die Geschwindigkeit, mit der Du Kaffetasse konzentriert und vorsichtig zum Mund führst um nix zu verkleckern, die ist in etwa auch für die Drossel o.K. ;-)

Wieviel cm/sec das sind, daß weiss ich nicht.
Michael(F)
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#3
Michael Franz hat einen sehr guten Vergleich gebracht. Smile

Man kann da nicht viel falsch machen, höchstens auf den ersten cm. Bedenke, durch die Wechselspannung 50 Hz wird einhundertmal pro Sekunde ummagnetisiert. Die ersten paar cm etwas vorsichtig sein, danach ist das Magnetfeld von der Drossel verschwindend gering.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#4
Hallo,

na, dann wird's schon prima passen bei mir, bin eher im 'Mikado'- Tempo am entmagnetisieren.
Leider sind wir hier ja in einer Disziplin unterwegs, in der sich nicht für ein paar Euro ein Messergebnis in Zahlenform präsentiert oder visuelle Einblicke ergeben.

Vielen Dank und schöne Grüsse, Olle
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#5
Hallo

Hmmm... Der Hinweis auf die 50Hz war gut. Also denke ich, selbst wenn man die Drossel sehr schnell wegzieht ist es immer noch langsam genug. ;-)
Rein technisch würde ich dazu folgende Überlegung anstellen: Ist es nicht viel wichtiger den Phasennulldurchgang des Sinus zu erwischen, wenn man die Drossel entfernt (abschaltet), um richtig zu entmagnetisieren ? Sonst wird sicher etwas Restmagnetismus übrig bleiben ? Oder irre ich mich ??? Ich habe auch zwei Drosseln in meiner Sammlung aber irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass es sich hierbei um eine Armeleutevariante handelt, die sich lediglich einer 80/20 Lösung nähert. Wie sieht ein Entmagnetisierungsgerät in der Profiversion aus ??? Und wie kann man dann den Grad der (Ent)Magnetisierung genau messen ? Mit einem Kompass ??? Man müsste das Ergebnis sicher überprüfen können.

VG
Michael
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#6
Weil sich der Nulldurchgang nicht erwischen lässt, wird er durch das langsame entfernen der Drossel simuliert.
Wenn sich nennenswerte Unterschiede bei verschiedenen Varianten der Abstandsgewinnung erzielen ließen, wäre wohl schon ein Gerät zur Restremanenzanzeige entwickelt worden. Durch das nächste Ein- oder Ausschalten entsteht aber womöglich wieder eine leichte Aufmagnetisierung, so dass eventuelle Unterschiede seeehr schnell wieder "ausgeglichen" werden. Soll heißen: Wenn man nicht ganz schlimm patzt, also mit der Spitze des Entmagnetisieres über die Kopfoberfläche kratzt und dabei die Drossel ein- und ausschaltet, wird das Ergebnis in aller Regel ok sein.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#7
Zitat:GXNet postete

Ist es nicht viel wichtiger den Phasennulldurchgang des Sinus zu erwischen, wenn man die Drossel entfernt (abschaltet), um richtig zu entmagnetisieren ? Sonst wird sicher etwas Restmagnetismus übrig bleiben ?
Oder irre ich mich ???
Hallo Michael,

ja in diesem Punkt irrst Du Dich leider, denn eine Entmagnetisierungsdrossel stellt eine enorme Induktivität dar.
Nach dem Induktionsgesetz eilt die Spannung dem Strom bekanntlich um 90° voraus.
Schaltest Du die Drossel genau im Spannungsnull ab, hat der Strom gerade sein Maximum und damit auch das Magnetfeld.
Durch das zusammenbrechende Magnetfeld wird wiederum eine Spannung in der Spule induziert, deren Betrag sich zur Betriebsspannung hinzuaddiert.


Zitat:Wie sieht ein Entmagnetisierungsgerät in der Profiversion aus ???
[Bild: 01183556.degausser.jpg]

[Bild: DATA3012.degausser.JPG]

[Bild: Demagnetizer.1.jpg]

[Bild: DDS-1800.degausser.jpg]

[Bild: Mp-14.degausser.jpg]


Zitat:Und wie kann man dann den Grad der (Ent)Magnetisierung genau messen ? Mit einem Kompass ??? Man müsste das Ergebnis sicher überprüfen können.
VG
Michael
Die Entmagnetisierung kann man nicht messen, nur die Magnetisierung.
Dazu benötigt man aber wissenschaftliche Mess- Geräte und einen "neutralen" Messraum, was für diesen Zweck wohl etwas unrentabel wäre.

Die Idee mit dem Kompass ist für den Hausgebrauch nicht schlecht.
Es dürfen sich nur keinerlei anderer magnetischer Gegenstände im Raum befinden. Auch in unmittelbarer Nähe dürfen keine weiteren magnetisierbaren Gegenstände vorhanden sein (Influenz).
Wenn Du den Kompass kreisförmig um einen magnetisierten Gegenstand bewegst, sollte der Zeiger polarisationsabhängig immer in die Richtung des Gegenstandes zeigen.
Wurde die Magnetisierung beseitigt, reagiert der Zeiger nicht mehr, sondern nur noch auf das viel schwächere Erdmagnetfeld.
Hierbei ist der Einfluss der magnetischen Influenz zu berücksichtigen, also Mindestabstand einhalten.

Bernd
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#8
Hi Bernd

>>> Nach dem Induktionsgesetz eilt die Spannung dem Strom bekanntlich um 90° voraus <<<

Jetzt wo du es sagst, da war doch was (Blick ins Tabellenbuch) .... du hast recht ;-)


Die Bilder sind super. Sowas habe ich mal in einem anderen Thread angefragt. Allerdings ist das wohl nur was für Bänder. Wo bekommt man so ein Teil ????
Wie entmagnetisieren die Professionals ihre Bandmaschinen ???


>>> Die Entmagnetisierung kann man nicht messen, nur die Magnetisierung.<<<

Also wenn noch ein Rest da ist, müßte man ihn messen können. Beim Lesen deines Textes hatte ich da so eine Idee: Eine Spule an einen alten (NF)-Verstärkereingang (ich meine jetzt nicht den von der Anlage, sondern einen kleinen Bausatz o.ä.) anschließen. Wenn man die Spule dann über ein magnetisiertes Teil bewegt, müsste eine Spannung entstehen - die man messen kann. Ist keine Spannung messbar = keine Magnetisierung.

VG
Michael
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#9
Demnächst möchte ich ein, zwei Maschinen neu einmessen. Ich habe nur die "Conrad"-Drossel, die nicht ganz so viel Schub macht. Eigentlich möchte ich mir keine zweite Anschaffen (meine Frau wirkte etwas resigniert, als ich für 35€ ein Meßband gekauft habe). Die bisherigen Ausführen bezüglich Drosseln hinterlassen bei mir ein ja-aber-nein-Gefühl.
Reicht diese Billigdrossel, um mir das Meßband nicht zu ruinieren?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
Eigentlich sollte es mit der Billichdrossel auch gehn. Habe auch die vom Conradt und das Meßband lebt eigentlich immer noch.

Und hier noch die Eselsbrücken für Spannugn und Strom:

Am KondensaTOR eilt der Strom VOR!

An InduktiviTÄTEN tut sich der Strom verSPÄTEN!

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#11
Mal ne andere Frage:


Wie lange lasst ihr die Drosel an den zu entmagnetisierenden Teilen?

Und gleich noch eine:

Kann es sein, dass sich ein Tonkopf dermassen aufmagnetisiert, dass auch ohne eingelegtes Band ein deutliches Rauschen zu hören ist?

LG
R.
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#12
Zitat:Ritchie postete
Wie lange lasst ihr die Drosel an den zu entmagnetisierenden Teilen?
Ich habe lange nichts mehr entmagnetisiert (hat jemand noch einen Ausgangsübertrager eines Röhrenradios für mich über?). Früher so um die zehn Sekunden kreisend über den zu entmagnetisierenden Teilen. Danach entfernt, langsam, so bis einen Meter etwa und dann abgeschaltet.

Gruß Jens
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#13
Moin.

@ Niels + Zelluloid. Wie jetzt, Meßband und Drossel? Ihr habt doch wohl beim Entmagnetisieren kein Band drauf, oder?

Zum Vorgang.
Habt ihr schonmal eine Fernsehbildröhre entmagnetisiert? Da kann man beim Vorgang ja schön zugucken. Auch von den Bewegungen her. Dort macht man im Prinzip kreisende Bewegungen, da der Bildschirm ja flächig ist. Da sieht man aber auch, wenn der Kreis vollzogen ist. Man fängt mit einem großen an und wird mit der Entfernung kleiner, bis man auf dem "Punkt" ist. Dieser liegt bei einer 60er Röhre etwa 1 Meter entfernt. Band (Tapedeck) Drosseln sind aber viel schwächer.

Bei einem Kopfspalt würde ich immer quer zur Spaltrichtung pendelnde Bewegungen machen. Man zieht sozusagen am Feld hin und her und immer weiter weg, bis der Einfluß nicht mehr da ist. Sozusagen, wie an einem Kaugummi, der immer länger wird und sich durch das Pendeln seitlich dabei immer weiter löst. Mit der Vorstellung klappt es bei mir schon seit zig Jahren. Bei dicht nebeneinander sitzenden Köpfen und Bandführungen pendelt man dann über mehrere Teile.

Was die Drosseln betrifft, habe ich schon so einige benutzt. Unterschiede im Vorgang habe ich keine festgestellt. Nur im Komfort (On/Off-Schalter) und in der Form der Spitze. Ich habe mehrere verschiedene, so daß ich immer möglichst gut an die Stellen rankomme.
Übrigens haben die einfachen Drosseln oft eine "Spitze" und die von den Herstellern der Bandmaschinen für selbige meist eine "Gabel" analog zum Kopfspalt. Diese muß man auch parallel halten, (aber quer pendeln).
Bei einer von TEAC, die ich aber nicht mehr habe, war das sogar ausführlich beschrieben - mit Schreibmaschine auf braunem DIN A 5 Zettel in deutsch vom Importeur verfasst.
In Entmagnetisierungs Kassetten für Tapedecks ist eine Spule, breiter als der Kopf, die dann mit einem sich elektronisch abschwächendem Feld arbeitet. das passiert recht schnell (ca. 2-3sec).

Viel Erfolg, Arnulf.
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#14
Zitat:Araso postete
Moin.

@ Niels + Zelluloid. Wie jetzt, Meßband und Drossel? Ihr habt doch wohl beim Entmagnetisieren kein Band drauf, oder?
Doch, natürlich, warum denn nicht?

(Ist jetzt wem das Bier aus der Hand gefallen?)

Nein, ich trage meine Geräte sogar in ein anderes Zimmer, um ausreichenden Abstand zu gewährleisten. Meine Frage zielte darauf, ob die Köpfe und die Bandführung ausreichend entmagnetisiert sind, dass diese dem Meßband nicht mehr durch Remanenzen gefährlich werden können.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#15
Zitat:GXNet postete
Allerdings ist das wohl nur was für Bänder. Wo bekommt man so ein Teil ????
Hm, ohne eine definitive Quelle zu wissen: Aber ich habe die Geräte vor Jahren mal im MDR-Funkhaus gesehen, andere Häuser werden sie auch gehabt haben. Vielleicht mal jemanden in gestandenen ARD-Funkhäusern fragen...? Denn mit dem Aussterben des Bandes werden die Dinger ja bis auf Restbestände überflüssig.

Zitat:GXNet postete
Wie entmagnetisieren die Professionals ihre Bandmaschinen ???
Ich hab noch keinem zugeguckt, aber der Umstand, daß in den alten Werkzeugkästen für die Telefunken-Studiomaschinen diese dicken Drosseln drinwaren, würde für mich darauf hindeuten, daß die Profis es auch nur mit diesen selbigen machen, oder? :?

Michael
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#16
´
Die Telefunkendrossel hat auch eine Spitze und keine Gabel. Sie ist ein wenig größer als die Bernsteindrossel.

@ Ritchie: Eine Induktion entsteht, wenn sich ein Magnetfeld an einer Spule vorbeibewegt oder auch umgekehrt. Ein magnetischer Kopf rauscht nicht. Würde sich Deine Befürchtung bewahrheiten, müßten magnetische Tonabnehmer für Schallplatten auch rauschen, denn hier ist prinzipbedingt ein Dauermagnet vorhanden. Erst wenn der durch die modulierte Rille bewegt wird, entsteht durch Induktion eine Wechselspannung am Ausgang der Spule. Beim Moving Coil System ist es umgekehrt, da wird die Spule bewegt und der Magnet steht fest. Das Prinzip ist aber gleich.

Ein magnetischer Kopf oder ein anderes Teil im Bandpfad magnetisiert das Tonband, was bei der Wiedergabe als Rauschen hörbar wird. Zudem wird eine vorhandene Magnetisierung auf dem Band (Nutzsignal) angelöscht, was zu Pegelverlust, besonders im oberen Frequenzbereich, führt.

Solltest Du im Besitz einer Maschine mit Vollspurlöschkopf und einer Drossel sein, kannst Du ja mal einen Dauermagneten an ein Band halten und hören, wie es sich bemerkbar macht. Vollspurlöschkopf, damit nach dem Experiment auch der Rasen gelöscht wird. Noch besser ein Stück Restband nehmen, das weggeworfen werden kann.

Und danach das Gerät entmagnetisieren, denn ein so mißhandeltes Band hinterläßt durchaus Spuren am Bandpfad.

Die oben von Bernd gezeigten Geräte dienen zum Löschen von Bändern, haben mit Entmagnetisierungsdrosseln für den Bandpfad nichts zu tun.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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