Wie lange wurde die A77 gebaut?
#1
Hallo!

Bis vor kurzem war ich der Ansicht, Revox habe die Herstellung der A77 bei der Markteinführung der B77 anno 1977 eingestellt. Auch die Versionshistorie auf http://www.theimann.com/Analog/A77/Versionen.html besagt das.

Aber:

- In einer Preisliste aus einem 1981 in der "Audio" erschienenen Bandmaschinen-Vergleichstest taucht die A77 immer noch für 1.700 DM ohne und 1.900 DM mit Dolby auf.

- In einem unter http://www.theimann.com/Analog/A77/Audio/index.html zu lesenden, ebenfalls 1981 in der "Audio" erschienenen Vergleichstest zwischen A77 und B77 heißt es: "Seit kurzem wird sie nicht mehr produziert, und nur noch wenige Geräte stehen in den Lagern.", was für mich nicht so klingt, als sei die Produktion schon fast vier Jahre vorher ausgelaufen.

- Der Motor meiner Mk IV trägt den Aufdruck "1/80" was für mich nach Produktionsdatum aussieht.

[Bild: I7LmjxTWA23B.jpg]

Was stimmt denn nun?

Gruß,
Timo
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#2
1/80 ist definitiv das Produktionsdatum des Motors, ist auch bei den Studermaschinen immer so aufgedruckt. Die Produktion der A77 und B77 war damals "überlappend". Ähnlich verhielt es sich beim Übergang von der Studer B67 auf die 810, bzw. von der 810 auf die 807.
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#3
Das Interessante daran ist, dass offiziell mehrfach die Jahreszahlen 1977/78 für das Ende der Produktion zu lesen sind. An verschiedenen Stellen wird vorsichtig von 1981 gesprochen. Ist es denkbar, dass die A77 später nur noch auf Bestellung gefertigt wurde, die eigentliche Produktion aber 1978 endete?

Gruß
Niko
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#4
Hallo Niko und alle Mitleser,

in der Serienproduktion spricht man immer von Losgrössen. Wenn Du nur einige Dutzend bis hundert Geräte fertigst ist das (leider immer) eine zeitraubende aufwendige Handarbeit, die der durchgehenden Kontrolle und Prüfung einzelner Wissender (Vorabeiter, Meister, Ingenieure) bedarf. Ich garantiere Dir, der Anselm kann mit Sicherheit über diese Problematik ein Buch schreiben (unter hundert eins, das galt und gilt nicht nur für UHER). Das kann und will (oder wollte) niemand bezahlen (was heisst, Du erreicht nicht den kostendeckenden "Bandpurzelpreis", so wie es in die Verpackung heinpurzeln/springen soll). Akzepable Losgrössen liegen immer im Tausender-Bereich. Eine Planung für einen Produktzyklus von weniger als fünftausend Geräten ist nach meinem Wissen und meiner Erfahrung auf Sicht gesehen unretabel. Wenn ich als Hersteller Lagerbestände an Vormaterial (für die Serienproduktion) übrig behalte, dann habe ich zwei Möglichkeiten (früher vor der ISO 9600!) gehabt: Ich entsorge es (heute dank ISO 9600 immer = Profit Null) oder ich versuche auf einem Band (damals) in irgendeiner Leerzeit die Reste "zu verbraten" (ist meist bei den Grossen nie geschehen). Das elektronische Sonderangebots-"Zeug" bei Völkner und anderen (ARLT mit Filialen - heute bei Pollin und anderen) stammt meist aus solchen "überflüssigen" Lagerberständen.

Schau Dir die Preise an (nachdem HARMANN INTERNATONAL Studer/Revox übernommen/gekauft hatte), die für die B77 aufgerufen wurden. Vier- und fünftausend Mark waren angesagt, dank der "Kleinst-Produktion". Ein endloses Thema im den BWL-Vorlesungen in Sachen Betrachtung der Entwicklung der Wirtschaftsgeschichte.

Genug abgeschweift.

MFG
H A N N S -D.
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#5
Hallo Hanns,

sicher, das ist ein Punkt, der nicht unbeachtet bleiben sollte. Aber die Produktion der A77 dürfte zumindest auf Sparflamme gelaufen sein, nachdem die B77 "draußen" war, wenn nicht sogar stillgestanden haben, sofern sich nicht Großabnehmer angemeldet haben.

Gruß
Niko
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#6
Hallo,

die Wickelmotore meiner A77 ORF sind 4/80 gestempelt.

Guten Rutsch,

Uli
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#7
@ Hanns-D.

Kleine Korrektur, Harmann hat nur STUDER übernommen, REVOX hat eine eigene Eigentümerstruktur.

Die A 77 wurde zum Serienbeginn der B 77 noch "überlappend" gebaut, so wie das King Louis treffend schreibt. Könnte es vielleicht sein, dass es sich bei dem in Timo´s A 77 befindlichen Motor um ein getauschtes Exemplar handelt ?
Gruß
Dreizack
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#8
Zitat:Dreizack postete
Könnte es vielleicht sein, dass es sich bei dem in Timo´s A 77 befindlichen Motor um ein getauschtes Exemplar handelt ?
Ausschließen kann ich es nicht, aber es würde mich wundern. Die Maschine scheint noch nicht viele Betriebsstunden auf dem Buckel zu haben.
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#9
Klare Antwort auf die Frage, wie lange unser Willi die A 77 gebaut hat:

VIEL ZU KURZ !!!

Wenn es nach mir ginge, gäbe es diesen Klassiker noch heute zu kaufen.

Gut, ab und zu kann sie auch mal nerven, aber geärgert habe ich mich noch nie über das Maschinchen. Was ich von anderen Geräten aus meiner Sammlung nicht behaupten kann............

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#10
Zitat:grundig tk 240 postete
Wenn es nach mir ginge, gäbe es diesen Klassiker noch heute zu kaufen.
Würdest Du Dir auch noch mal eine neue kaufen - zu einem für heutige Verhältnisse realistischen Preis von 2.000 bis 2.500 €? :-)
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#11
Zitat:timo postete
Würdest Du Dir auch noch mal eine neue kaufen - zu einem für heutige Verhältnisse realistischen Preis von 2.000 bis 2.500 €? :-)
Eine sehr interessante Frage, wobei ich glaube, das in unserer heutigen Industriegesellschaft (ist aber ein anderes Thema), ein vergleichbares Gerät nicht für dieses Geld "Made in Germany" herzustellen wäre.
Immerhin kostete die PR 99 MK3, welche eigentlich kaum mehr oder andere Bauteile hat, schon Anfang der 90er an die DM 5000,--.
So würde ich bei der heutigen Kalkulationsstruktur in Produktion und Vertrieb eher von EUR 5000,-- ausgehen. Außerdem würde es sich um eine Kleinserie handeln, was den Preis vermutlich noch weiter in die Höhe treibt.Das sieht man ja auch im Edel-Verstärkerbereich, wobei hier oft edel einfach nur edel teuer ist.
In Anbetracht, der sich in dieser Preisregion ergebenden Gebraucht- Alternativen (Nagra T-audio VU, Studer A-820 VU oder gleich 2x Studer A807 VU, MK2 im Neuzustand ), würde ich mal behaupten, dass nur ein absoluter Revox-Freak, für den auch dann Geld absolut keine Rolle spielen sollte, sich nochmal eine solche Maschine neu zulegen würde. Er muß sie dann allerdings behalten und sollte sich darüber bewußt sein, dass die Maschine schlagartig an Wert verliert, sobald er nur ein Band drauf abgespielt hat.
Revox hatte ja in den späten 90ern nochmal die B77 kurzzeitig aufgelegt, offenbar mit wenig Erfolg, sonst würde man die Maschine ja heute noch bauen.
Im übrigen bekommt man ja noch neue Bandmaschinen von Otari (MX5050).
Allerdings dürfte sich bei einem Preis von EUR 5000,-- + jetzt 19% Mehrschmerz die Nachfrage wohl auch eher in Grenzen halten.
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#12
Zitat:King-Louis postete
Eine sehr interessante Frage, wobei ich glaube, das in unserer heutigen Industriegesellschaft (ist aber ein anderes Thema), ein vergleichbares Gerät nicht für dieses Geld "Made in Germany" herzustellen wäre.
Von "Made in Germany" wäre ich jetzt auch gar nicht mehr ausgegangen. Wenn die A77 heute tatsächlich noch gebaut würde, dann vermutlich in einem EU-Niedriglohnland wie Polen oder Ungarn. Thorens als anderer schweizerischer Hersteller mit langer Fertigungstradition in Deutschland ist ja inzwischen ebenfalls weitgehend nach Polen umgezogen.
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#13
Klar, vermutlich wird kein Mensch heute so eine Produktion in Deutschland wieder hochziehen. Aber ich glaube auch nicht in Osteuropa. Wenn überhaupt könnte man sowas wirtschaftlich und in großen Stückzahlen in Asien/ China produzieren.
Aber wollen wir das? Ein Plaste-Modell in der Machart wie z.Bsp. die Philips 7300, nur noch viel schlimmer?
Ich denke der Reiz von Tonbandmaschinen liegt doch eher darin, dass man sie nicht mehr so einfach "von der Stange" bekommt. Und vorallem in der Verarbeitungsqualität und Materialverschwendung, die sich heute kaum noch einer neu leisten könnte.
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#14
@timo:

Interessante Frage, die ich mir bislang noch nicht gestellt habe (ob ich mir die A 77 neu heute kaufen würde). Vermutlich nicht. Ich habe nämlich schon einige davon ;-)

Aber träumen darf ja wohl erlaubt sein, gelle ?

Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#15
King-Louis:

Das Versandhaus Manufactum hat vor etlichen Jahren, ich weiß nicht mit welchem Mut noch mit welchem Erfolg, ca. 1 Jahr lang die B 77 angeboten, Preis, soweit ich mich erinnere, ca. DM 5000. Tonbänder 26,5 cm von Maxell waren wohl im gleichen Katalog angeboten. - Könnte das mit der erwähnten "Nachkömmlingsserie" zusammenhängen?

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#16
Zitat:Friedrich Engel postete
Könnte das mit der erwähnten "Nachkömmlingsserie" zusammenhängen?
Im Moment stehe ich auf dem Schlauch. Was ist damit gemeint?
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#17
Hallo KL,
komm runter vom Schlauch: Friedrichs Erinnerungsvermögen hat keine Lücken, aber es geht ihm so wie mir, die zeitliche Zuordnung ist manchmal gestört. Wer hier:
http://www.manufaktum.de/track_flash/0/d...112.0.html

mal reinschaut, der hat eine kleine Vorstellung, was die Leute bei manufaktum meinen. Der Spruch: Es gibt sie noch, die guten alten Dinge, der ist ganz ohne Frage zuerst mit dem Begriff Qualität verbunden. Wer braucht heute schon einen Küchenradiowecker für 299 Euro? Vor mehr als zehn Jahre oder zwölf oder so, da bot man für DM 5.650 die Revox B 77 an, aus neuer Fertigung wohlgemerkt. Das würde sie, wenn sie denn im Jahr 2007 gefertigt würde, heute in Euro kosten müssen. Denn, und die meisten von uns haben es mitbekommen, Siemens hat sich zum Beispiel von der Handysparte nicht getrennt, weil man die Gewinne nur noch schaufeln konnte. Der Markt für Handies (ich hoffe der Plural stimmt hier; die Amerikaner kennen nur CELLULAR PHONES, kommt der Sache näher) ist trotz der (scheinbaren) Grösse ein Massenmarkt, bei dem ein "Bandpurzelpreis" von ex factory nur US-Dollar zehn das Überleben sichert. Bei Siemens war das ganze zwar schlau eingefädelt (sich von dieser Sparte zu trennen), aber leider viel zu spät, denn schon in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre hat ein Ericsson-Manager in einem Interview, sinngemäss genau dies gesagt - rationalisieren auf Teufel komm raus. Langer Rede kurzer Sinn, der Willi mit seinen Schweizer-
Drehspulen-Geräten hat in der besten Zeit so um die 2000 Leute beschäftigt, bei einem Jahresumsatz (als Hersteller!!!) von rund 200 Millionen Dollar Franken Demark oder was auch immer. Das hört sich für den Einzelnen nach unendlich viel Geld an, es zählt aber am Jahresende nur immer der steuerbereinigte Profit - nichts anderes. Beim Willi in der Schweiz hat der Verkauf von Studer an Motor-Columbus nicht die sich abzeichnende Pleite verhindern können. Harman International hat Studer von der Motor Columbus für ein Zehntel des Jahresumsatzes gekauft (üblich sind Kaufpreise vom einfachen bis zum Mehrfachen des Jahresumsatzes!) - und den Revox-Anteil (weil damit zuviel Geld verdient wurde?) SOFORT wieder weiterverkauft, denn eingekaufte Lasten, die einen Geld kosten, die braucht man wirklich nicht. Übrigens hat AKAI im Jahr 1985 das letzte Tonbandgerät hersgestellt!

MFG
H A N N S -D.
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#18
Dr. Willi Studer hat für rd. 31 Mio Schweizer Franken sein Unternehmen an Motor Columbus verkauft. Angebote von Sony, Philips und Siemens waren, so den Ausführungen in diversen Publikationen folgend, knapp dreimal so hoch. Sein Wille, das Unternehmen in Schweizer Händen zu wissen und seine Sorgen um die Mitarbeiter haben ihn auf einen Profit verzichten lassen. Von dem Erlös ging aufgrund seiner persönlichen Motivation rd. ein Drittel in die Pensionsrückstellungen.

Harman hat Revox nicht gekauft und anschließend weiterverkauft. Motor Columbus hatte hierfür die noch heute gültige Eigentümerstruktur unmittelbar als Käufer.
Gruß
Dreizack
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#19
... wobei ich zu manufactum noch anmerken möchte, dass hier nicht nur Dinge zu in erster Linie unverständlichen Preisen angeboten werden, sondern durchaus auch unbedingt preis-werte - will sagen, nicht billig, aber ihr Geld wert. Mehr zum Lobe des Hauses würde hier den Tatbestand der unerlaubten Werbung erfüllen.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#20
Das ist ein werbefreier ;-) Beitrag: ....Manufactum kann ich aus eigenen Erfahrungen nur loben!!
Gruß
Dreizack
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